herbie hancock ist ein sehr liebenswerter mensch. er wirkt begeisterungsfähig, unfassbar lebendig für sein alter (ich wünschte ich wäre dieser tage so fit, wie er auf der bühne wirkt - auch wenn er von der haltung her etwas wie prof farnsworth aussieht, wenn er die keytar um den hals trägt.) und trägt sehr toll bunte socken zu einem geschmackvollen schwarzen anzug. er spielt sich durch sein unendlich großes ouevre und im ersten song verarbeitet er verschiedene schaffensphasen. begleitet von der ansage, dass er in seinem leben sehr viel gemacht hat und er das jetzt etwas zusammenfassen möchte, da, so versichert er, niemand wirklich allles hören möchte, was er so komponiert hat. man weiß natürlich, wie nah am puls der zeit er immer gewesen ist und wie aufgeschlossen er neuer technologie gegenüber stand, aber gleichzeitig ist auch klar, dass es an diesem abend keine revolution mehr zu hören gibt - ja, der vocoder ist keine zukunftstechnologie (und es ist herzerwärmend, mit welcher staunenden begeisterung er ihn erklärt... 50 jahre nachdem er den song geschrieben hat). und, naklar, das will das publikum auch nicht, was spätestens klar wird, als gegen ende cantaloupe island angespielt wird... die zeit ist an ihm (vielleicht auch an jazz, ich hab zu wenig neues verfolgt) vorbei gezogen, sein drummer hat immerhin schon mit kamasi washington und thundercat gespielt, denen er ein shout out gibt. er hört also weiterhin genau hin. sein trompeter für die erste hälfte der europatour ist terence blanchard, der wohl momentan das alphatier im trompetengame ist (macht die soundtracks für spike lee) und dementsprechend als zulieferer für mich etwas deplaziert wirkt. das klingt beim nochmaligen lesen vielleicht etwas negativ gefärbt. das soll es gar nicht. denn nichtsdestotrotz ist es einfach beeindruckend dieser absoluten exzellenz beizuwohnen. mühelos werden die stücke seziert, gejammt und wieder zurückgekehrt. alles wirkt so verdammt ökonomisch auch wenn so wahnsinnig viel passiert. das quintett hat zum tourauftakt spielfreude mitgebracht und schafft es die begeisterung aufs publikum überspringen zu lassen.