http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Seltsame Ironie, dass ich das heute nicht schauen kann. Immerhin hatte ich dereinst - ein Jahr vor der Theaterpremiere- das Skript lesen dürfen, auch weil dort quasi meinereiner als Zeuge geladen war (im Film auch?).
Mich haben die Vorberichterstattungen und Vorschauen abgeschreckt. Danach habe ich den Eindruck, dass in drei Minuten alles gesagt ist. Im Grundkurs Strafrecht wird der Thematik auch etwa diese Zeit gewidmet. Auf Spielfilmlänge aufgeblasen stelle ich es mir zäh vor.
Es war unwahrscheinlich interessant und sehr gut gespielt. Das Abstimmungsergebnis erschreckt mich ein wenig... Haben wir hier Juristen? Warum ist niemand auf die klassischen Mordmerkmale eingegangen, die doch eigentlich nicht gegeben waren? Hätte der Soldat nicht eigentlich wegen Totschlags verurteilt werden müssen? Eine solche Unterscheidung gibt es doch, oder ist das gefährliche Fehlinformation aus US-Gerichtsserien?
Faktisch ist der Mann schuldig - er hat wissentlich gehandelt, in deutlicher Ablehnung einer Entscheidung des Bundesverfassungserichts, er würde es wieder tun. Er argumentiert mit der Kürze der Zeit, in der die Entscheidung treffen musste, vergisst dabei aber meines Erachtens, dass genau deshalb ja Gesetze und daraus abgeleitete Richtlinien da sind: Um Entscheidungen, die in Ruhe und nach sorgfältiger Abwägung getroffen worden sind, festzuschreiben und denen an die Hand zu geben, die dann danach handeln müssen. Dass das im beschriebenen Fall hart ist und sich für den Betroffenen beschissen anfühlt, steht auf einem anderen Blatt - schuldig ist der Mann dennoch und muss nun mit den Konsequenzen leben.
Eine Änderung der Gesetze würde so etwas lösen, und das ist vermutlich die spannendste Frage: Ist eine rechtlich legitimierte Abwägung "Viele retten, Wenige opfern" erstrebenswert?
Das entsprechende Gesetz sagt: "(2) Mörder ist, wer aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen,heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, einen Menschen tötet."
"Niedere Beweggründe" liegen ja eher nicht vor. Im Gegenteil nimmt der Soldat ja die moralisch überlegene Position des "Ich musste doch diese Leute retten!" ein.
Heimtücke, Grausamkeit fallen meines Erachtens auch weg, das allerdings ausgehend von meinem laienhaften Verständnis dieser beiden Begriffe und aufgrund des meiner Meinung nach fehlenden Vorsatzes, die Tat besonders heimtückisch oder grausam zu vollziehen. Auch hier gilt wieder: Er wollte niemanden töten, nur um zu töten, er wollte töten, um andere Leben zu retten.
"Gemeingefährliche Mittel": Da er einen Kampfjet flog und eine Rakete benutzte, könnte das greifen? Auch hier weiß ich als Nicht-Juristin schlicht nicht, was der Gesetzgeber unter "gemeingefährlichen Mitteln" versteht.
Verdeckung oder Ermöglichung anderer Straftaten fällt raus, da bin ich sicher.