Zitat von beth im Beitrag #15Die Überschrift des Threads finde ich übrigens grauenhaft. Was zur Hölle ist „sexuelles Fehlverhalten“?
nur zur erklärung: der threadtitel ist die übersetzung des englischen titels des verlinkten und zitierten textes (stichwort: sexual misconduct). da es sich um 120 unterschiedliche beschuldigte handelt, denen teilweise jeweils mehrere taten angelastet werden, lässt sich schwer ein treffender, gemeinsamer kleinster nenner finden. nun kann man somit auch die aufzählung als solche kritisieren, somit auch die #metoo-bewegung. ich halte allerdings die auflistung, sowie die #metoo-debatte für sinnvoll, da ich es besonders wichtig finde, die systemische komponente zu unterstreichen.
wie dem auch sei: ich hänge nicht an dem titel - meinetwegen kann der auch abgeändert werden. mir ging es in erster linie um eine übersicht, verbunden mit der hoffnung, um eine erhellende debatte. mit deinem beitrag ist letztere hoffnung bereits mehr als erfüllt. die unterscheidung zwischen missbrauch und sexueller/ sexualisierter gewalt war mir bis dahin nicht geläufig, und ich habe diese mit interesse gelesen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Eine personale Liste ist notwendig um den Systemcharakter zu unterstreichen?
________________________________
Als "Material" zu einem Teil von beth' Ausführungen, hier ein Artikel von Jenny Lumet mit dem Titel Russell Simmons Sexually Violated Me inklusive einem Statement von Russel Simmons: https://www.hollywoodreporter.com/news/w...-column-1062934
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von Mirabello im Beitrag #17Eine personale Liste ist notwendig um den Systemcharakter zu unterstreichen?
ist das ernst gemeint? was schlägst du vor? eine unverbindliche erwähnung, dass irgendjemand irgendwas gemacht haben soll?
Meine Frage ist natürlich ernst gemeint. Für mich ist das ein Widerspruch. Eine Liste mit Schuldigen lenkt von der "systemischen Komponente" ab oder stellt sie in Frage. Sie sagt: Das sind die, die etwas falsch gemacht haben. Das liegt an den Personen. Nicht am System bzw. an den Verhältnissen.
Wozu ist denn eine solche Liste gut? Zumal das wohl alles nur US-Amerikaner sind, die auf der Liste stehen. (Ich habe die gerade mal überflogen, ich kenne da höchstens 10% von.
Was soll denn "eine unverbindliche erwähnung, dass irgendjemand irgendwas gemacht haben soll" sein?
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
auch wenn ich es eigentlich für selbsterklärend halte, möchte ich mal antworten: zum einen ist "consequence of sound" ein magazin aus chicago, somit ist deren liste natürlich nicht auf deine bedürfnisse zugeschnitten. ich bspw. kenne vielleicht 10% auf dieser liste nicht. zum weiteren startete #metoo mit den öffentlich gemachten vorwürfen einer frau gegen harvey weinstein. was darauf folgte war eine lawine von ähnlichen schilderungen. dadurch wurde schnell für jede/n, der/ die es wissen wollte, dass es sich hier um ein gesellschaftliches problem handeln muss, anstatt einer willkürlichen sammlung von privaten problemen und problemchen. die muster gleichen sich nämlich. es geht jedes mal um machtstrukuren, die dazu genutzt werden, um andere sexuell gefügig zu machen oder schlichtweg zu demütigen, ohne, dass diese sich adäquat hätten wehren können. das wesentliche an dieser liste sind weniger die namen, wobei es auch notwendig war und ist, diese zu nennen, um einem gleichgewicht der mächte (institutionelle macht vs. macht der öffentlichen meinung) zumindest näher zu kommen. ein harvey weinstein bspw. war ohne weiteres in der lage, eine karriere zu beenden, wenn sich jemand seinem willen nicht fügte. das blatt hätte sich nie gewendet, ohne eine öffentliche blossstellung, die ich in den allermeisten fällen sonst abgelehnt hätte. hier muss man einfach sehen, dass ein vorstoss in richtung einer öffentlichen bewusstseinsänderung anders nicht möglich gewesen wäre. menschen in machtpositionen (fast immer männer) müssen von jetzt an wissen, dass die gewalt, die von ihnen ausgeht, irgendwann böse auf sie zurück fallen kann.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Das mag ja alles sein, aber dafür braucht es keine solche Liste. Die "Lawine" bekommt auch so jeder mit, sonst wäre sie gar keine, und die #metoo Statements verhallen auch nicht ungehört (zudem gehen sie der Liste voraus).
Was der Mehrwert dieser Liste sein soll, erschließt sich mir nicht. Daher halte ich sie aus genannten Gründen eher für kontraproduktiv. Aus ihr geht auch nicht hervor, dass alle Taten ("sexuelles Fehlverhalten") der Gelisteten auf den gleichen Strukturen beruhen (stimmt das überhaupt?). Die Liste ist einfach nur eine Liste mit Tätern, den "Bösen".
Gut, die Amis sind da vielleicht besser auf dem Laufenden, was die Hintergründe und Details jedes Falles angeht - aber dann brauchen sie erst recht keine Liste mit Namen. *achselzucksmilie*
(Und lass meine Bedürfnisse aus dem Spiel, die spielen überhaupt keine Rolle, mal davon abgesehen, das Du die gar nicht kennst. Dass ich nur 10% auf der Liste kenne, habe ich nur als "voreilende" Begründung angeführt, falls auf der Liste doch nicht nur US-Amerikaner sind.)
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von faxefaxe im Beitrag #9Zumal alle Statistiken sagen: Falschbeschuldigungen sind selten, dafür die Zahl nicht gemeldeter Fälle viel höher.
Da würde mich ja immer interessieren, worauf solche Statistiken beruhen. Woher weiß man, wie viele nicht gemeldete Fälle es gibt? Fließen auch solche Fälle ein, wo Leute mit der Drohung von Falschbeschuldigung erpresst wurden?
Zitat von faxefaxe im Beitrag #9Zumal alle Statistiken sagen: Falschbeschuldigungen sind selten, dafür die Zahl nicht gemeldeter Fälle viel höher.
Da würde mich ja immer interessieren, worauf solche Statistiken beruhen. Woher weiß man, wie viele nicht gemeldete Fälle es gibt?
Das kann man aber ganz leicht selber ergoogeln. Die Wissenschaft hat zum Beispiel herausgefunden (in einer EU-weiten Studie 2014) das in Deutschland 35% aller Frauen ab dem 15. Lebensjahr schon mindestens einmal sexuelle oder körperliche Gewalt erlebt haben und das eine von 20 Frauen vergewaltigt wurde. Das vergleicht man nun einfach mit den Zahlen der angezeigten Fälle - und voila!
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von CobraBora im Beitrag #22nicht gemeldete Fälle es gibt?
ein nicht gemeldeter fall ist, so wie ich es hier verstehe, ein fall, der nicht zur anzeige gebracht wurde. das bedeutet nicht, dass der fall nicht einer vertrauensperson (ärtzin, lehrerin, sozialpädagogin, therapeutin etc.) bekannt war. #ichhabenichtangezeigt
nur zur erklärung: der threadtitel ist die übersetzung des englischen titels des verlinkten und zitierten textes (stichwort: sexual misconduct).
ah, ok. das hatte ich nicht auf dem schirm.
grundsätzlich denke ich schon, dass es zu beginn von #metoo die namen brauchte, bis auch dem letzten klar war, dass da auf systemischer ebene was schief läuft. inzwischen empfinde ich es allerdings fast schon eher als schädlich, weil es, wie mirabello schreibt, davon ablenkt, dass es um ein system geht. und es ermüdet, immer neue namen zu lesen. das bedeutet allerdings nicht, dass aufgehört werden soll, einzelne täter zu benennen, aber ich denke, dass das zwei ebenen sind. einerseits der einzelne täter: hier müssen die gerichte prüfen und angebote für therpaie bereit gestellt werden, alles abseits der öffentlichkeit. andererseits systemisch: hier müssen wir gesamtgesellschaftlich ran. mir würde es - auch im sinne von opfer- und (ja, auch) täterschutz - sinnvoller erscheinen, wenn wir in der debatte weg von den einzelnen personen hin zum system kommen würden.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von Mirabello im Beitrag #21Was der Mehrwert dieser Liste sein soll, erschließt sich mir nicht. Daher halte ich sie aus genannten Gründen eher für kontraproduktiv. Aus ihr geht auch nicht hervor, dass alle Taten ("sexuelles Fehlverhalten") der Gelisteten auf den gleichen Strukturen beruhen (stimmt das überhaupt?). Die Liste ist einfach nur eine Liste mit Tätern, den "Bösen".
wie schon erwähnt: auf der seite gibt es zu jedem namen einen link. was wie zusammengehört, und ob überhaupt alle in diese liste gehören, kann jeder für sich entscheiden. ich glaube auch, dass das nennen der namen weiterhin seine berechtigung hat, und sei es nur, um nicht die debatte mit einem "die sind doch alle irgendwie…" zu beenden. betreffende müssen sich zu den vorwürfen äussern. das ist m.e. das mindeste.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
u.a. wird angesprochen, dass männer gewalt und gefahrensituationen als "weniger schlimm/bedrohlich/gefährlich" empfinden als frauen, dass männer horden und frauen netzwerke bilden und männer ihren selbstwert ausschließlich über andere männer gewinnen, frauen hingegen über andere menschen.