Zitat von Lumich im Beitrag #55consequence of sound hat seine liste erweitert. u.a. sind jetzt auch stan lee, james franco und dieter wedel mitaufgelistet.
Was genau bringt diese Liste eigentlich?
siehe #15ff
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von CobraBora im Beitrag #60 Und es wird auch kein Unterschied gemacht zwischen Leuten, die anzügliche Sprüche machen, und richtigen Vergewaltigern.
Die Aktion mag gut gemeint gewesen sein, aber für mich läuft die ganze Sache inzwischen komplett aus dem Ruder. Ich befürchte dass einer berechtigten Sache so ein Bärendienst erwiesen wird.
So sehr ich die Sache auch unterstütze, ist die fehlende Abstufung auch das, was mir Unbehagen bereitet. Louis CK ist genauso erledigt wie Weinstein. Weinstein ist ein Massenvergewaltiger, Louis CK hat seine Machtposition ebenfalls ausgenutzt aber wohl nie eine Straftat begangen. Da sehe ich doch einen bedeutenden Unterschied, der aber in der gesamten Diskussion untergeht.
Zitat von CobraBora im Beitrag #60Ich fühle mich bei dieser Art digitalem Pranger sehr sehr unbehaglich. Klar steht da drüber, dass die Leute nur "wegen sexuellem Fehlverhalten beschuldigt" werden, aber sie stehen da in einer Liste mit Weinstein und ein paar anderen, bei denen es wohl kaum mehr Zweifel gibt, dass die Anschuldigungen auch stimmen. Und es wird auch kein Unterschied gemacht zwischen Leuten, die anzügliche Sprüche machen, und richtigen Vergewaltigern.
Die Aktion mag gut gemeint gewesen sein, aber für mich läuft die ganze Sache inzwischen komplett aus dem Ruder. Ich befürchte dass einer berechtigten Sache so ein Bärendienst erwiesen wird.
ich bin mir nicht sicher, ob es sich hierbei wirklich um eine aktion handelt oder ob da nicht einfach menschen, die sich vorher machtlos gefühlt haben (es womöglich sogar waren), einen weg der gegenwehr gefunden haben.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von CobraBora im Beitrag #60Ich fühle mich bei dieser Art digitalem Pranger sehr sehr unbehaglich. Klar steht da drüber, dass die Leute nur "wegen sexuellem Fehlverhalten beschuldigt" werden, aber sie stehen da in einer Liste mit Weinstein und ein paar anderen, bei denen es wohl kaum mehr Zweifel gibt, dass die Anschuldigungen auch stimmen. Und es wird auch kein Unterschied gemacht zwischen Leuten, die anzügliche Sprüche machen, und richtigen Vergewaltigern.
Die Aktion mag gut gemeint gewesen sein, aber für mich läuft die ganze Sache inzwischen komplett aus dem Ruder. Ich befürchte dass einer berechtigten Sache so ein Bärendienst erwiesen wird.
ich bin mir nicht sicher, ob es sich hierbei wirklich um eine aktion handelt oder ob da nicht einfach menschen, die sich vorher machtlos gefühlt haben (es womöglich sogar waren), einen weg der gegenwehr gefunden haben.
Ja klar, das kann durchaus sein. Aber auch wenn du den Satz vor dem Komma damit ersetzt, bleibt der Rest leider genauso gültig.
ich verstehe nicht ganz, was die konsequenz sein soll. natürlich sind die fälle sehr unterschiedlich, aber sollen jetzt opfer, die belästigt wurden die füsse still halten, weil sie ja nicht vergewaltigt wurden?
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich bezog mich ja auf den digitalen Pranger, auf dem jeder landet der beschuldigt wird, ohne sich wehren zu können, und egal ob schuldig oder unschuldig oder ein Vergewaltiger oder ein Sprüchemacher. Das finde ich irgendwo unmenschlich und hat was von Selbstjustiz. Und ein Punkt ist auch, dass niemand beurteilen kann wer wirklich gelitten hat, wer das Spiel mitgespielt hat, wer Trittbrettfahrer ist oder wer einfach nur billige Rache übt. Die werden nämlich auch die echten Opfer in Misskredit bringen, und deswegen spreche ich auch von einem Bärendienst.
digitale pranger sind wirlich schlimm, die unschuldsvermutung kann man nicht hoch genug halten - so weit gebe ich dir völlig recht. dass die blosse erwähnung in diesem zusammenhang gleich das karriereende bedeutet, sehe ich nicht. auch ein woody allen oder ein roman polanski sind bis heute höchst angesehene filmschaffende. bei letzterem steht die schwere schuld sogar ausser frage, und eine angemessene juristische aufarbeitung fand nie statt. ich denke, es hängt immernoch viel davon ab, was genau vorgeworfen wird, wie der beschuldigte darauf reagiert, und wie glaubwürdig welche partei sich artikuliert. dass über diese fälle gesprochen wird, halte ich am ehesten für heilsam, auch wenn rufmord in einzelfällen nicht ausgeschlossen werden kann. aber gerade weil hier gesellschaftlich etwas ins wanken geraten ist, sehe ich in #metoo eben als mehr, als einen blossen pranger.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von CobraBora im Beitrag #66Und ein Punkt ist auch, dass niemand beurteilen kann wer wirklich gelitten hat, wer das Spiel mitgespielt hat, wer Trittbrettfahrer ist oder wer einfach nur billige Rache übt.
ZitatDer Grande Dame des französischen Films, Cathérine Deneuve, und 99 weiteren Frauen reicht es - in Anbetracht der #metoo-Debatte warnen sie vor einem Klima der Denunziation und werben für eine "Freiheit zu belästigen". Dabei nehmen sie die Falschen in Schutz.
einen treffenden kommentar dazu gibt es auf tagesschau.de:
ZitatWas die 100 Frauen komplett ignorieren, ist, dass es bei Kampagnen wie #metoo eben nicht um Sexualität, also um Anmache, Flirt oder Galanterie geht, sondern schlicht um Macht und den Missbrauch dieser Macht. Von Mächtigen - meist Männern - gegenüber Abhängigen, Ohnmächtigen - meist Frauen.
und falls sich noch jemand ernsthaft fragt, wie notwendig ein umdenken (jenseits aller berechtigten überlegungen zu internet-prangern und ähnlichem) in diesem sektor wirklich ist:
Zitat von Lumich im Beitrag #67dass die blosse erwähnung in diesem zusammenhang gleich das karriereende bedeutet, sehe ich nicht. auch ein woody allen oder ein roman polanski sind bis heute höchst angesehene filmschaffende. bei letzterem steht die schwere schuld sogar ausser frage, und eine angemessene juristische aufarbeitung fand nie statt.
Weil beide Vorfälle in einer anderen Zeit stattgefunden haben und vor allem: zu einer anderen Zeit bekannt wurden. Wären ihre Taten jetzt im Moment herausgekommen, würde es für beide ganz sicher das Karriereende bedeuten. (Sicherheitshalber füge ich hinzu, dass ich nichts beschönigen möchte.)
Ich hab mich bisher nicht hierzu geäußert, aber dem mulmigen Bauchgefühl, was diese Liste angeht, kann ich mich nur anschließen. Und ebenfalls wegen der fehlenden Differenzierung.
die fälle polanski und allen sind bis heute im bewusstsein der öffentlichkeit. polanski's fall wurde vor ein paar jahren neu aufgerollt, und es entstand eine neue diskussion. dazu kamen weitere enthüllungen. bei woody allen sind ebenfalls in den letzten jahren missbrauchsvorwürfe in die öffentlichkeit getragen worden, insofern zieht das argument nicht, dass die fälle zu lange her wären.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Olsen im Beitrag #74Warum bedeutet es denn für manche das Ende der Karriere, für andere nicht?
Zitat von Lumich im Beitrag #67ich denke, es hängt immernoch viel davon ab, was genau vorgeworfen wird, wie der beschuldigte darauf reagiert, und wie glaubwürdig welche partei sich artikuliert.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.