"Einerseits muss man marginalisierte Kulturen gegen ausbeuterische Kulturen verteidigen, also immer dann, wenn Aneignung in Enteignung umschlägt. Dagegen vorzugehen, finde ich absolut richtig und verteidigenswert."
Das finde ich ein ganz wichtiges Zitat aus dem von beth verlinkten Text. Denn meines Wissens ging es ja zu Beginn genau darum, wenn "kulturelle Aneignung" beklagt wurde: Elemente von Stil, Kunst, etc. marginalisierter Gruppen, für die diese Gruppen selbst verurteilt oder die ihnen gar verboten werden, werden von Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft aufgegriffen und gelten plötzlich als schick und toll. Das ist halt meines Erachtens weit weg von "Dieser Weiße da trägt Dreads, das darf der doch wohl nicht!!"
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Das mit den Dreads ist aber doch genau so ein Fall, oder?
Ein eindeutigeres Beispiel ist für mich, wenn jetzt weiße Deutsche entscheiden, ein vietnamesisches Restaurant aufzumachen und damit in Konkurrenz zu vietnamesischstämmigen Restaurantbetreiber*innen treten, die nebenan auch eins betreiben. Denn da geht es tatsächlich um die geschäftliche Ausbeutung des „kulturellen Kapitals“ einer marginalisierten Gruppe.
Was ist denn mit einem Restaurant, das Sushi anbietet und von Chinesen betrieben wird? (Realer Fall bei uns in der Gegend.) Ist das kulturelle Aneignung?
...oder den ganzen Libanesen und Türken, die bei uns Pizzerien eröffnen...
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Ich empfehle exakt zu dem Thema die Folge "White Fashion" von Atlanta (sowieso eine Serie, die für viele dieser Themen sehr gut sensibilisiert). Kann man auch losgelöst vom Plot der Show sehen. Die B-Story hat genau das zum Thema.
Der Kontext ist ja entscheidend. Wenn z.B. Einwanderern eine Einnahmequelle durch Weiße gestohlen und ihre Kultur verwässert und für das Erlebnis der Weißen exotisiert wird, spielt da ja immer etwas mehr rein.
Zitat von Quork im Beitrag #202Das mit den Dreads ist aber doch genau so ein Fall, oder?
Ein eindeutigeres Beispiel ist für mich, wenn jetzt weiße Deutsche entscheiden, ein vietnamesisches Restaurant aufzumachen und damit in Konkurrenz zu vietnamesischstämmigen Restaurantbetreiber*innen treten, die nebenan auch eins betreiben. Denn da geht es tatsächlich um die geschäftliche Ausbeutung des „kulturellen Kapitals“ einer marginalisierten Gruppe.
Um bei dem Beispiel zu bleiben: Inwiefern hätten die Deutschen in dieser Konstellation einen Vorteil, den sie auf Kosten ihrer vietnamesischen Nachbarn erlangt hätten? Ich, als Kunde, würde nämlich letztere wählen, weil ich denen mehr Kompetenz zutraue.
Ich finde Aneignung vor allem da problematisch, wo Kulturgüter anderer Länder im Sinne eines Exotismus banalisiert werden, wie z.B. der Federschmuck der amerikanischen UreinwohnerInnen als Faschingskostüm oder Madonna, die für ihr Video von „Frozen“ sich Gesten des indischen Tanztheaters angeeignet hat, vermutlich ohne zu wissen und ohne sich dafür zu interessieren, dass jede einzelne dieser Fingergesten eine Bedeutung hat. In der Nachahmung sehe ich noch kein Problem, aber die Respektlosigkeit stört mich.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Quork im Beitrag #202Das mit den Dreads ist aber doch genau so ein Fall, oder?
Ein eindeutigeres Beispiel ist für mich, wenn jetzt weiße Deutsche entscheiden, ein vietnamesisches Restaurant aufzumachen und damit in Konkurrenz zu vietnamesischstämmigen Restaurantbetreiber*innen treten, die nebenan auch eins betreiben. Denn da geht es tatsächlich um die geschäftliche Ausbeutung des „kulturellen Kapitals“ einer marginalisierten Gruppe.
Um bei dem Beispiel zu bleiben: Inwiefern hätten die Deutschen in dieser Konstellation einen Vorteil, den sie auf Kosten ihrer vietnamesischen Nachbarn erlangt hätten? Ich, als Kunde, würde nämlich letztere wählen, weil ich denen mehr Kompetenz zutraue.
Da gibts auch Beispiele, wo sowas schön verschleiert wird. Die Kette L'Osteria: "In der L’Osteria geht die Türe auf und schon fühlt man sich wie in einer typisch italienischen Osteria" Das Ganze ist meines Wissens nach ein komplett deutsches Unternehmen, was vermutlich den wenigsten Besuchern bewusst ist