Zitat von Quork im Beitrag #1Weil hier so viele Leute ihn nicht mögen und er trotzdem einer meiner Lieblingsmusiker ist, mache ich jetzt mal einen Thread für den alten Knarzmeister Bob Dylan auf.
Ich bin weit davon entfernt, Dylan-Komplettist zu sein und kenne nicht mal alles, was der Mann veröffentlicht hat (besonders zwischen 1973 und 2006 klafft eine riesige Lücke in meiner Sammlung), aber was ich habe, liebe ich bis auf wenige Ausnahmen sehr.
Nach einem Konzert 2011 war ich eine Weile lang etwas abgeschreckt von dem grauligen alten Hustenonkel, der aus ihm geworden zu sein schien, inzwischen habe ich mich aber an diese neue Stimme auch gewöhnt, und höre auch neuere Sachen sehr gerne ("Duquesne Whistle" zum Beispiel ist ganz großartig, oder auch sein neustes Sinatra-Album). Kürzlich war ein nicht minder enttäuschter Freund allerdings auch wieder auf einem Konzert und erzählte, wie gut das inzwischen wieder gewesen sei. Mit perfekt eingespielter Band und tatsächlich gut gesungenen Songs. Das war 2011 noch anders. Da brauchte es drei Strophen, ehe ich "Blowin' in the wind" überhaupt erkannte. Vielleicht also mal wieder einen Versuch wert. Allein vor der Bühne vor diesem Mann zu stehen war allerdings schon ein Gänsehauterlebnis.
Meine persönliche Top 15 (für die Hardcore-Dylanologen: Mehr kenne ich ehrlich gesagt auch gar nicht so richtig gut, was die Qualität natürlich nicht schmälern muss).
1. Blonde on Blonde (1966) 2. The Freewheelin' Bob Dylan (1963) 3. The Times They Are a-Changin' (1964) 4. Bringing It All Back Home (1965) 5. Nashville Skyline (1969) 6. Desire (1976) 7. Bob Dylan (1962) 8. Highway 61 Revisited (1965) 9. New Morning (1970) 10. Pat Garrett & Billy the Kid (1973) 11. Blood on the Tracks (1975) 12. Another Side of Bob Dylan (1964) 13. Shadows in the Night (2015) 14. John Wesley Harding (1967) 15. The Basement Tapes (1975)
Ein bisschen außer Konkurrenz läuft dabei das Weihnachtsalbum "Christmas in the Heart" (2009), das ich sehr liebe, jedes Jahr auflege und doch nicht ernst nehmen kann.
Eine Liste mit den schönsten Songs müsste ich mit mehr Zeit angehen. Und die Topposition ändert sich sowieso alle paar Monate. Derzeit wird sie belegt von "Girl From the North Country", wahlweise von der Freewheelin' oder der Nashville Skyline. Beide wunderschön.
(und nein, ich mag das nicht nur, weil ich diesen Look versuche zu kopieren )
"Girl From The North Country" ist ein ganz wundervolles Lied. Mit Dylans Stimme und seiner Mundharmonika kann ich nur wenig anfangen. Viele seiner Texte finde ich außergewöhnlich gut. "Tomorrow Is A Long Time" beispielsweise. Wenn man am Morgen aufsteht, ins Wohnzimmer tapst, der Freund das Frühstück bereitgestellt hat und am Klavier "Make You Feel My Love" spielt... Da hatte ich Tränen in den Augen.
Von "Make You Feel My Love" gibt es ja zig Coverversionen. Hier mag ich allerdings das Original am liebsten. Dylan am Klavier. Schön. Gänsehautfaktor. Ich habe leider kein besseres Video gefunden. Aber: Charlie Chaplin mag ich. https://www.youtube.com/watch?v=AdRGMabR_t8
Ich hatte mich ja auf die Box mit den Alben der Bootleg Series Vol. 1-11 gefreut. Die gibt es dann wohl nächste Weihnachten...
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Die Musealisierung schreitet kräftig voran. Der Pop nimmt Abschied von der Idee der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten zu neuen Schöpfungen von Weltbedeutung. So wie ich das sehe ist das Zeitalter der Innovationen lange vorbei und das Zeitalter der Bootleg-Serien und Wiederveröffentlichungen angebrochen.
Guten Morgen Merseburg. Die Bootleg Series ist bereits bei Folge 12, die Musealisierung also fast abgeschlossen. Obwohl, mal schauen, wie kreativ der Herr Zimmermann dabei noch ist.
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Es bleibt dann noch immer Sache des Musikers, uns eine wunderbare Wiederveröffentlichung eines alten Meisterwerkes zu bieten oder das ganze zu verpfuschen. Yup - that's right.
Zitat von Merseburg im Beitrag #65Die Musealisierung schreitet kräftig voran. Der Pop nimmt Abschied von der Idee der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten zu neuen Schöpfungen von Weltbedeutung. So wie ich das sehe ist das Zeitalter der Innovationen lange vorbei und das Zeitalter Bootleg-Serien und Wiederveröffentlichungen angebrochen.
Das Zeitalter der Innovationen hat es im musikalischen Sinne gar nicht gegeben, weil Musik immer Referenz älterer Musik ist. Warum die Vermarktung von Outtakes von längst veröffentlichter Musik (egal ob Dylan, Young, Led Zeppelin, Grateful Dead) irgendeinen Einfluß auf die aktuelle Popmusik haben soll, ist mir ein Rätsel.
Zitat von Merseburg im Beitrag #65Die Musealisierung schreitet kräftig voran. Der Pop nimmt Abschied von der Idee der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten zu neuen Schöpfungen von Weltbedeutung. So wie ich das sehe ist das Zeitalter der Innovationen lange vorbei und das Zeitalter Bootleg-Serien und Wiederveröffentlichungen angebrochen.
Das Zeitalter der Innovationen hat es im musikalischen Sinne gar nicht gegeben, weil Musik immer Referenz älterer Musik ist. Warum die Vermarktung von Outtakes von längst veröffentlichter Musik (egal ob Dylan, Young, Led Zeppelin, Grateful Dead) irgendeinen Einfluß auf die aktuelle Popmusik haben soll, ist mir ein Rätsel.
Einfluss auf die aktuelle Musik natürlich nicht (direkt). Nur Einfluss auf die Hörer. Wer 18-CD-Boxen mit alter Musik um die Ohren geworfen bekommt, muss sich nicht mit neuer Musik beschäftigen (das war noch anders zu den Zeiten, als die Musik auf den 18-CD-Boxen neue Musik war).
Manchmal bin ich mir auch nicht mehr so sicher, ob sich das kreative „Treiben“ der heutigen Jugendbewegung auf noch verkauften Tonträgern widerspiegelt. Den meisten Kram kaufen derweil vermutlich eh die, die von der Musik her überwiegend „Rückblick“ halten… da braucht es dann auch Outtakes und alte Liveaufnahmen etc. Auch manche Musikzeitschriften lassen eher vermuten, dass es für „Rückbesinnungen“ derweil doch reichlich Interessenten gibt.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Alles ist beeinflusst von etwas, alles wird etwas beeinflussen. Man muss sich in Richtung Zukunft vorarbeiten (= Innovation), man muss sich genauso in die Vergangenheit vorarbeiten (= Tradition).
Zitat von Albert Koch im Beitrag #69Einfluss auf die aktuelle Musik natürlich nicht (direkt). Nur Einfluss auf die Hörer. Wer 18-CD-Boxen mit alter Musik um die Ohren geworfen bekommt, muss sich nicht mit neuer Musik beschäftigen (das war noch anders zu den Zeiten, als die Musik auf den 18-CD-Boxen neue Musik war).
Deswegen lasse ich das auch mit dieser 18-CD-Box. Es ist eh unrealistisch, dass ich alle 18 CDs anhören würde. Ich frage mich immer, inwieweit der Musiker wirklich der Treiber hinter solchen Projekten ist. Dylan wird sich doch bereits 1965 Gedanken darüber gemacht haben, welche Songs er in welchen Versionen veröffentlicht. Und die Hörer haben diese Songs genauso schätzen und lieben gelernt. Warum sollten die sich jetzt mit dem Entstehungsprozess beschäftigen? Falls Sie in unserer schnelllebigen Zeit überhaupt Zeit dafür haben.
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Zitat von Albert Koch im Beitrag #69 Einfluss auf die aktuelle Musik natürlich nicht (direkt). Nur Einfluss auf die Hörer. Wer 18-CD-Boxen mit alter Musik um die Ohren geworfen bekommt, muss sich nicht mit neuer Musik beschäftigen (das war noch anders zu den Zeiten, als die Musik auf den 18-CD-Boxen neue Musik war).
Soviel 18 CD Boxen mit Nachlaß gib's ja kaum und die muß man sich erst mal leisten können*. Sich mit neuer Musik zu beschäftigen ist doch eine grundsätzliche Einstellung und wird woh kaum von der Nachlaßverwaltung meiner alten Helden beeinflußt. Ich glaub da eher nicht an eine "Entweder/Oder Entscheidung"
* sicherlich kann man die Dylan Outtakes bald auf YouTube anhören; ob man das unbedingt besitzen muß, ist fraglich. So wäre das finanzielle Budget für Neuanschaffungen unangetastet.
Zitat von Johnny Ryall im Beitrag #72Und die Hörer haben diese Songs genauso schätzen und lieben gelernt. Warum sollten die sich jetzt mit dem Entstehungsprozess beschäftigen? Falls Sie in unserer schnelllebigen Zeit überhaupt Zeit dafür haben.
Die Dylanologen sind schon speziell. Wenn man sieht mit was die sich alles beschäftigen (Tausende von Liveaufnahmen), dann ist so eine 18 CD-Box schon ein Klacks.
Das stimmt vermutlich. Die hören dann auch nichts anderes. Und das schon immer. Ich darf aber eigentlich nichts sagen, neben Lee Perry und Neil Young ist Bob Dylan sicher der meistrepräsentierte Künstler in meinem Platten-/CD-Regal.
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