Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #2501Weiter geht es mit Clemens Meyers „Die Projektoren“, in der Erwartung, nicht nur vom Umfang her auf ein anderes Format zu treffen.
€: Hat das eigentlich irgendjemand hier gelesen? @faxefaxe vielleicht?
in der tat schreckt mich der umfang ab, nach dem "zauberberg" brauche ich zeit, bevor es an den nächsten okulyten geht. sag mal zu gegebener zeit, wie es war...
(K)ein Liebesroman! Was ein Buch, was ein Schreibstil, welch geistvolle Ironie und herrlich bissiger Humor. Und es bleibt doch jedes Grinsen und Lachen im Halse stecken. Ich habe das Buch verschlungen. So vieles selbst erlebt, selbst gedacht, selbst nicht getan, hier nun gelesen und nicht fassen können, daß Menschen so zu- und dann noch miteinander sein können. Ganz großes Lesefest.
1) Gegenstand, dessen Eigenschaften nicht näher bezeichnet sind [Gebrauch: Militärjargon, abwertend] 2) großer, undefinierter Gegenstand 3) weibliche Brüste
Kann man sich da was raussuchen?
Bestimmt ein tolles Kompliment: "Baby, deine Okulyten sind wie der Zauberberg!"
Keine erfreuliche Antwort: "Und dein Okulyt ist wie ein Reclamheft".
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Mir fehlen gerade die mentalen Kapazitäten für eine eigene Zusammenfassung, deshalb "leihe" ich mir mal den Verlagstext:
Zitat»Alleinstehend. Mit Hamster«, so beschreibt sie sich selbst. Suzu lebt in einer japanischen Großstadt. Unscheinbar. Durchscheinend fast. Der neue Job aber verändert alles. Ein umwerfender Roman über Nachsicht, Umsicht und gegenseitige Achtung.
Herr Ono ist unbemerkt verstorben. Allein. Es gibt viele wie ihn, immer mehr. Erst wenn es wärmer wird, rufen die Nachbarn die Polizei. Und dann Herrn Sakai mit dem Putztrupp, zu dem Suzu nun gehört. [...]
Suzu lernt schnell. Und sie lernt schnell Menschen kennen. Tote wie Lebendige, mit ganz unterschiedlichen Daseinswegen. Sie sieht Fassaden bröckeln und ihre eigene porös werden. Und obwohl ihr Goldhamster sich neuerdings vor ihr versteckt, ist sie mit einem Mal viel weniger allein.
Wollte das Buch mit diesem Beitrag nur mal schnell allen hier ans Herz legen, denn es ist richtig gut.
liebenswürdige geschichte behutsam erzählt, aber mir dann noch teilweise zu bemüht und an manchen stellen kurz vor kitsch.
bitte erspart euch das, das buch ist nicht schlecht, aber eben auch meilenweit entfernt von "gut" (disclaimer: natürlich nur meiner persönlichen einschätzung nach). die geschichte dreier junger menschen, die sich am vorabend des ersten weltkrieges in wien über den weg laufen und einen abend/eine nacht verbringen, aus der sie als eine art freunde wieder herauskommen. dazwischen liegen genau die bausteine, die man erwarten darf: ein wenig psycholanalyse, ein quentchen esoterik, schummrige kellerbars in der kanalisation, heroin, morphium, homosexualität), und nicht nur die unterbringung all dieser theman wirkt bemüht, die sprache tut es auch. zäh, fad und langwierig, bei aller liebe frage ich mich, wie niedrig die schwelle zur longlist des deutschen buchpreises mittlerweile liegt.
In meiner Strunk-Phase das nächste Werk verschlungen. Inzwischen mit etwas mehr innerer Distanz aufgrund seiner nicht immer freundlichen Beobachtungen und von mir als unfair empfundenen Kategorisierung der eher einfach strukturierten Menschen. Manches wirkt wie rein zoologisches Interesse und ich schäme mich teilweise für seine Formulierungen. Gleichzeitig sind es scheinbar beißend echte Beobachtungen und Spiegelungen der Gesellschaft und es mangelt nicht an realistischem Zynismus, der mal amüsant ist aber auch traurig macht.
Zur Handlung: Ein sehr gut situierter Mann reist mit großen Plänen für einen Sommer nach Niendorf. Er ist dort umgeben von Menschen, die er als abstoßend und gleichzeitig als faszinierend bzw anziehend empfindet. Er verliert über die Wochen sein Ziel, ein Buch zu verfassen, aus den Augen und erlebtbis zum Ende des Sommes eine drastische Metamorphose. Keine vorteilhafte. Wahrlich nicht.
Spannend, fesselnd geschrieben, interessante Charaktere, realistische Bezüge zum Ort, zur Klientel im Ort.
Ich denke jedoch, dass er sich in Niendorf keine Freunde gemacht haben wird. Insbesondere auch in der Gastronomieszene. Die regelmäßigen Besuche in real existierenden Lokalen und die teilweise sehr schlechten Bewertungen der Karte, des Service etc dürften dies untermauern.
Empfehlenswert für Fans, für Leser des besonderen Stoffes und für Freunde von unerwarten Wendungen.
Nun folgt noch der Zauberberg 2, dann ist erst einmal Strunkpause bei mir.
das war nichts, tut mir leid. auf arno frank bin ich gekommen, weil sein "ginsterburg" in der 3sat-kulturzeit empfohlen wurde, aus gründen kann ich das aber erst jetzt in meiner urlaubswoche lesen. "so, und jetzt kommst du..." habe ich ja bereits vorgestellt, "seemann vom siebener" war nun das zweite in der reihe. spielort ist ein freibad irgendwo in der provinz, erzählt werden die geschichten der besucher, deren verknüpfungen, erzählt wird von wegzug und rückkehr, von träumen und tod. leider aber trägt das alles nicht, ist in seiner darstellung kaum mehr als durchschnittlich und reicht an die beiden anderen romane von frank nicht heran. kann man lesen, man verpasst aber auch nichts, wenn man es nicht tut.
und nun auch abschliessend hierzu: in "ginsterburg" beleuchtet arno frank das leben in einer fiktiven deutschen kleinstadt zur zeit des dritten reiches, und zwar punktgenau und ohne zwischenschritte in den jahren 1935, 1940 und 1945. ein ganzes panoptikum an charakteren wird aufgefahren, und alle dürfen mitspielen: überzeugte nazis, mitläuferund gegner des systems. historisch ist das alles sicherlich belegt, und man bekommt lust, sich hier und da einmal zu googeln - wie sah ein silberpfeil-rennen auf dem nürburgring aus? wer war dieser testpilot und kampfflieger namens lothar? hat ernst barlach tatsächlich den wohnwagen erfunden? das macht schon spaß, aber natürlich steht das gesellschaftliche im mittelpunkt der erzählung, all das in einem stil geschrieben, der recht gut ins gehirn geht, ohne allzu verklausuliert zu sein. ich kann das buch nur empfehlen und erwarte es mindestens mal auf der shortlist des nächsten deutschen buchpreises.
anscheinend habe ich gerade einen hang zu eckigen österreichischen dorfromanen. "doppler" dreht sich um einen neun- oder zehnjährigen, der nach einem autounfall seiner eltern bei der verwandschaft "geparkt" wird, weinbauern irgendwo in österreich. die sprache in "doppler" ist ebenso knorrig wie die charaktere ("die enthusiastischen cousins", die eine echte saubande sind beispielsweise), und das ganze macht ein riesenvergnügen. tolles buch.