Die Idee ist schön, wobei man so viele Bücher antiquarisch auch online so billig bekommt, dass ich mich über die angebliche Preisschwelle wundere. Mein Haupteinwand: Ein eBook-Reader kostet 100€, die Bücher sind kaum billiger und man kann sie später weder verkaufen, noch verschenken oder damit heizen. Ich sehe ehrlich gesagt derzeit überhaupt keine Ersparnis und damit Demokratisierung. Abgesehen davon halte ich die Anzahl der Leute, die nicht lesen, weil sie sich keine Bücher leisten können, für extrem niedrig. Ein aktuelles Konsolenspiel entspricht dem Gegenwert von ca. acht Taschenbüchern - oft ist es eben eine bewusste Konsumentscheidung gegen das Buch.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Lesen hat für mich wie Musikhören etwas mit Genuss zu tun. Ich greife bewusst zu einem Buch und setze mich gemütlich hin um nur zu lesen. Meine Frau kennt das - ich höre dann nichts ringsherum und bin praktisch nicht ansprechbar. Mit dem Reader ist es doch in etwa wie mit dem Mp3-Player - ständig und überall ist das Ding in Betrieb und jede freie Sekunde hängt man dann dran, um ja keine Zeit ungenutzt verstreichen zu lassen. Selbst auf langen Bahn- oder Busfahrten habe ich weder das eine noch das andere dabei. Ich schaue aus dem Fenster, ziehe mich in mich ein bisschen zurück und hänge meinen Gedanken nach.
Bücher gibt es doch in allen Preislagen und es gibt tatsächlich auch noch Bibliotheken. Ja, nur mal so. Ich gestehe aber wirklich jedem seine Entscheidung zu, wie und wann und wie intensiv er liest. Der Reader ist sicher praktisch, ohne Frage.
Diese "ein Buch ist mehr wert, wenn es in einer schönen Hülle ist"-Diskussion wollte ich hier gar nicht führen (für die meisten Vielleser, die ich kenne, auch nicht das große Thema. Manche mögen die Haptik, manche das blinde Aufschlagen des Readers). Aber genau die Reaktion ist mit bissl elitär in dem Artikel gemeint. Dass man sich was drauf einbildet, etwas besonders sinnvolles und werthaltiges zu tun (ich zitiere hier nur frei). Während andere auf der Rolltreppe blind konsumieren. (Ich meine das nicht, Mister, ich habe Dein "für mich!" Gelesen!)
Viel lesen, Bertl, ist schon relativ teuer (gerade, wenn man auch aktuelles lesen will). In Antiquariate gehen ist schon eine Hürde, die für bildungsferne Schichten nicht ganz einfach zu überwinden ist. Ihr geht es vor allem um diese. Und da sind selbstpublizierte EBooks (ihr geht es vor allem um die Verlage, die die Preise künstlich hochhielten) preislich schon eine ganz andere Nummer und manche Leute kaufen viel eher ein Buch für drei Euro als für 20. (und sie gehört eher zu den Leuten, die meinen, dass auch SMs lesen Lesen ist, und eben die Unterscheidung in sinnvolle und sinnfreie Lektüre borniert ist).
Ich mache mir nix zu eigen, weil ich ja ein großer Fan von der Leistung von Verlagen und von "richtiger Literatur" bin.
Gut, für den Selbstverlag mag das zutreffen (da sehe ich zum Beispiel auch das größere demokratisierende Element: auf Seiten der Autoren), meine Erfahrungen bezüglich der Preise sind auf für mich interessante Bücher beschränkt, da war offensichtlich nicht viel Selbstverlegtes im Blickfeld. Das war nicht als Qualitätsurteil gedacht. Generell darf jeder lesen, wie er mag, und wenn eBook-Reader dazu führen, dass mehr gelesen wird, finde ich das grundsätzlich auch begrüßenswert.
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Zitat von faxefaxe im Beitrag #15...Die These ist, dass Bücher zu teuer sind und nur was für das elitäre Bildungsbürgertums und das Lesen jetzt durch EBooks demokratisiert werde. Gedruckte Hardcover seien bald sowas wie Vinyl heute.
Das habe ich fast wortwörtlich Anfang der Siebziger gelesen als die Taschenbücher sich allmählich etablierten.
------------------------------ "Be good to your neighbor, and you have better neighbors." (Ernest Tubb)
Ich denke, die Leute sollten nicht immer in Extreme verfallen - eBooks sind eine wunderbare Ergänzung zu gedruckten Büchern. Sie sollen, wollen und werden gedruckte Werke nicht ablösen. Beides hat Vor- und Nachteile. Mal ganz davon abgesehen, dass man wirklich schöne und guterhaltene Bücher als gebrauchte Exemplare erstehen kann - ein Buch muss also nicht teuer sein. Und "demokratisiert" wurde das Lesen meines Erachtens mit der Eröffnung der ersten Bibliothek. Eine Einrichtung, die es glücklicherweise immer noch in jedem piefigen Stadtteil nahezu jeder Stadt gibt. Das nur mal kurz und spontan, denn solche Diskussionen sind eigentlich immer interessant.
Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #19und wenn eBook-Reader dazu führen, dass mehr gelesen wird, finde ich das grundsätzlich auch begrüßenswert.
Unter dem üblichen "Kindle-Deal-der-Woche"-Schund ist heute seltsamerweise auch "Das achte Leben". Für 11,99 ein echtes Schnäppchen für den Kindle. Manchen ist es ein bissl zu seifenopermäßig, ich habe es letztes Jahr sehr gern gelesen (etwa 100 Jahre georgische Geschichte an den Frauen einer Familie entlang erzählt).
Die Longlist für den Buchpreis ist draussen. Ich kenne bislang nur Risiko, das ich gern gelesen habe. Hier eine gute Übersicht der 20 Bücher. http://tinyurl.com/prgwxhs