Zitat von Merseburg im Beitrag #15Der aufkommenden Mode seiner Zeit jedenfalls, Musik zum Ausdruck der eigenen Empfindungen zu nutzen widersetzte er sich
Diese Behauptung beantwortet die Frage doch.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Zitat von Merseburg im Beitrag #15Man weiß es nicht.
oder verarbeitete bach im choral seiner q-moll-messe (auch als "piräus-passion" bekannt) den qualvollen tod seines geliebten peridural-anästhesisten? zeitgenossen ergehen sich in andeutungen, die aber niemand genau einzuordnen weiß. bach selbst widersetzte sich standhaft der veröffentlichung enthüllender fotos, was in damaligen sozialen netzwerken zumeist mit "wtf?!" kommentiert wurde; möglicherweise ein grund für seine weitgehende unbekanntheit unter palestrinas zeitgenossen?! vorwürfen, er thematisiere mit dem choral "herr, du bist bei mir in sturm und in wind" nur die gleichgeschlechtliche sodomie, begegnete bach bekanntlich in der dazugehörigen fuge mit dem berühmten, kongenial in den krebs des kontrapunktes einkomponierten "F-U-C-K".
Was ich damit sagen wollte: Bachs musikalische Kreativität lässt sich nicht psychologisch aus seiner Persönlichkeit heraus erklären. Künstlerische Ich-Bezogenheit war ihm fremd. In Bachs Musik geht die eigene Welterfahrung und das Erleben auf in der ewig währenden göttlichen Weltordnung. Bach ist darin der vielleicht letzte Mensch vor dem Aufbruch neuzeitlicher Subjektivität in Aufklärung und Romantik.
Beispiel: Das Wohltemperierte Klavier
Das Wohltemperierte Klavier ist reine mathematische Notwendigkeit. Ein riesiger aus 48 Kubi zusammengesetzter marmorner Kubus. Die Schönheit ist hier die Erfindung eines technischen Maniaks, der, wir wissen es, damit Musikgeschichte machte und dafür sorgte, dass wir die Ehrfurcht, die er Gott in Kathedralen aus Zahlen zollte, nun ihm entgegenbringen.
PS: Das Wohltemperierte Klavier ist im Gegensatz zur Matthäuspassion auch nach seinem Tod nicht in Vergessenheit geraten. Mozart z.B. richtete Fugen aus dem Wohltemperierten Klavier für Streichtrio und Streichquartett ein.
In Mozarts letzten Stücken häufen sich die einzigartigen Passagen, die mit ihrer unfassbaren Leichtigkeit die ebenfalls hörbare Traurigkeit des Daseins hinter sich lassen. Berühmt ist dafür das Adagio aus dem Klarinettenkonzert (KV 622).
Die Frage, was Mozart mit seiner Musik wollte, führt in die Irre. Mozart wollte vollendet schöne Musik komponieren. Programme und Weltanschauungen zu vertonen war ihm fremd. Darum sind die Versuche einer biographischen oder psychologischen Erklärung des Besonderen seiner Musik vergeblich. Beethoven wollte im Gegensatz zu Mozart etwas von seinen Hörern. Insbesondere das Spätwerk gleicht einem eindringlichen Appell an seine Hörer.
Schumann besingt eine untergegangene Welt. Was einmal war, ist verloren, was die Musik aber bewahren kann, ist die"Art des Erlebens, die mit diesen Ort verbunden ist". Mit dieser Aufwertung des subjektiven Weltzugangs stand Schumann in bester romantischer Tradition.
Ich singe beim Wehnachtsoratorium vom J.S.Bach mit und suche zum "Stimme- Raushören" eine CD, bei der deutsch gesungen wird. Bei der Internetsuche waren mir zu viele englische Versionen erschienen. Berthold Heisterkamp: Von Dir kenne ich die Gardiner-Version. Gibt es da auch unterschiedliche Sachen, auf die ich achten muss?
Mir geht es bei der Suche ganz profan eher um deutlichen Gesang als um tolle Pauken und Oboen.
Englische Versionen? Mir war gar nicht bewusst, dass es sowas gibt. Von den Aufnahmen, die ich kenne, ist Gardiner, was die Textverständlichkeit angeht, schon weit vorne. Eine Alternative mit extrem gut verständlichem Text und sehr transparentem, eher klein besetztem Orchester, wäre die Aufnahme von René Jacobs: http://www.amazon.de/Weihnachts-Oratoriu...ratorium+jacobs
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Doch, doch - die Chor-fundierten Briten lieben Bach und Händel! Einen Lachanfall bekam ich durch die bevorstehende BWV 248-Veröffentlichung von einer John Neumeier- Ballett- Version.
Der Höhepunkt der Musik zur führenden Kunstform wurde mit Richard Wagner erreicht. Mit seiner Idee, das Musikdrama als vollendetes Gesamtkunstwerk zu konzipieren, erhob er den höchsten künstlerischen Anspruch und machte die Musik zugleich zu einer Ersatzreligion. Musik musste jetzt dauerhaft von ihren Hörern etwas wollen und an ihnen etwas vollbringen.
Um die Wende zum 20. Jahrhundert setzte mit der"Neuen Musik" Arnold Schönbergs und seiner Nachfolger eine epochale Wende in der Geschichte der Musik ein. Erschöpft war die Musik von dem großen Anspruch Religion zu treiben, übersättigt war sie von der "herrischen Subjektivität". Die atonale Musik ist die reine Besinnung der Musik auf sich selbst, auf Klangmöglichkeiten und Tonfolgen. Autonomie der Musik und Entlastung von dem Anspruch, mit Musik etwas anderes als Musik auszudrücken.
Albert Schweitzer meinte, Bachs ganzes Denken sei "von einem wunderbaren, heiteren Todessehnen" verklärt", und verwies auf die Arien "Schlummert ein, ihr matten Augen" aus der Kantate "Ich habe genug" oder "Ach schlage doch bald, selge Stunde" aus der Kantate "Christus, der ist mein Leben".
1. Aria: Ich habe genug 2. Recitativo: Ich habe genug 3. Aria: Schlummert ein, ihr matten Augen 4. Recitativo: Mein Gott! wenn kömmt das schöne: Nun! 5. Aria: Ich freue mich auf meinen Tod
"Ohne Bach wäre Gott beeinträchtigt. Ohne Bach wäre Gott ein Kerl dritten Grades. Bach ist das einzige, was uns den Eindruck vermittelt, das Universum sei nicht missraten. Alles ist bei ihm tief, real, ohne Theater. Nach Bach kann man Liszt nicht ertragen. Wenn es ein Absolutes gibt, dann Bach, (...) Ohne Bach wäre ich ein absoluter Nihilist." (E.M. Cioran)
"In dem Benedictus und Agnus tritt der Unterschied zwischen der Bachschen und der Beethovenschen Auffassung der Messe fast am klarsten zutage. Für Beethoven, den Symphoniker, sind diese beiden Stücke der Höhepunkt des Messdramas, wie er es sich vorstellt; für Bach, der kirchlich empfindet, sind sie das ruhige Ausklingen des Ganzen. In dem Beethovenschen Agnus dei kommt das Schreien der geängstigten Kreatur um Erlösung fast grausig zum Ausdruck; das Bachsche ist der Gesang einer erlösten Seele". (Albert Schweitzer)
"Erst seit Beethoven wendet die Musik sich an die Menschen: vor ihm hielt sie nur mit Gott Zwiesprache. Bei Bach und den grossen italienischen Meistern gab es jenes Abgleiten ins Menschliche keineswegs und ebensowenig jenes falsche Titanentum, das seit dem Tauben die reinste der Künste alteriert. An die Stelle des Anmutigen trat ein krampfhaftes Wollen; an die naiven Regungen der Widerstreit der Gefühle ; an die verhaltenen Seufzer das Hingerissensein: der Himmel war aus der Musik geschwunden, und der Mensch hatte sich in ihr angesiedelt". (E.M. Cioran)