Huch, es gibt keinen Iggy- Pop- Thread. Und das mit mir. Da wird es mal schleunigst Zeit.
Ich habe für das OX mal eine Retrospektive gemacht und alle Alben einzeln bewertet.
(Zur besseren Einordnung der Alben hier noch die Wertungsskala des Magazins:
10 (1,0) Ein (zukünftiger) Klassiker 9 (1-2) Eine „Platte des Jahres“ 8 (2,0) Überdurchschnittlich gut 7 (2-3) Rundum gelungen 6 (3,0) okay, ohne Höhen und Tiefen 5 (3-4) einfach durchschnittlich 4 (4,0) kann man gerade noch durchgehen lassen 3 (4-5) rundum schwach 2 (5,0) wirklich schlecht 1 (6,0) Schrott der allerübelsten Sorte!)
Und nun der Einfachheit halber der komplette Riemen... erscheint zwar noch in meinem Buch, stand aber eh schon im OX:
THE STOOGES „s/t“ (Elektra, 1969)
Natürlich ist das ein Meilenstein, zählt aber trotzdem nicht zu meinen Favoriten. Gründe dafür gibt es einige: die Produktion ist doch eher lau, auch wenn John Cale von VELVET UNDERGROUND dafür verantwortlich war; die Band klingt über weite Strecken dröge und das Material teilweise skizzenhaft. Was kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass „Not Right“, „Real Cool Time“ und „Little Doll“ erst eine Nacht vor den Aufnahmen entstanden, da der Plattenfirma das vorhandene Material nicht ausreichte. Nichtsdestotrotz gibt es natürlich mit „1969“ dem unzählige Male gecoverten „I Wanna Be Your Dog“ und „No Fun“ (Jahre später von Johnny Rotten zur Parole „No Future“ abgeändert) drei ewige Klassiker und dem zehnminütigen „We Will Fall“ mit Beteiligung von John Cale einen hippiesken Ausreißer, den man entweder atmosphärisch dicht oder stinklangweilig finden kann. (7) THE STOOGES „Fun House“ (Elektra, 1970)
Dieses Album beinhaltet einfach alles, was gute Rockmusik ausmacht: einen auch heute noch harten, aggressiven Sound, gespielt von einer Bande von Außenseitern, und dazu ein grandioses Artwork. Müßte ich einem gerade gelandeten Außerirdischen das Wort „Coolness“ erklären, würde ich ihm einfach das aufgeklappte Gatefold vors Gesicht halten. Der Sound, für den diesmal Don Gallucci verantwortlich war, ist deutlich druckvoller, und auch die STOOGES selbst agieren in ihren Songs deutlich zielgerichteter und treibender. Dazu kommt Iggys erweiterte Vokalakrobatik, die diesmal auch spitze Schreie und hysterisches Gekreische umfaßt. Allein für die drei Eröffnungssongs „Down On The Street“, „Loose“ und „T.V. Eye“ würden heutige Garagenbands noch töten. Dazu kommen „Dirt“, ein langsamer Song mit einem selbstquälerischen Text, „1970“, quasi die thematische Fortsetzung des Debüt- Openers „1969“ und das hervorragende Titelstück mit Dave Mackay am Saxophon. Ihm zufolge waren bei den Aufnahmen hierzu alle dermaßen auf Heroin, daß er seinen Part auf dem Boden liegend einspielte, was man den fiebrigen, manischen acht Minuten auch anhört. Mit dem kakophonischen Lärmklumpen „L.A. Blues“ endet das Album. Wenn ich ein absolutes Lieblingsalbum nennen müßte, wäre es dieses hier. Die Platte für die einsame Insel. (10)
IGGY AND THE STOOGES „Raw Power“ (Columbia, 1973)
Die Namensänderung ergab sich daraus, daß Bassist Dave Alexander seiner zunehmenden Alkohol- und Drogensucht Tribut zollen mußte, sich deshalb laut Iggy keinen Song mehr merken konnte und demzufolge aus der Band geworfen wurde. Alexander starb bereits 1975 und seine Urne kann man im STOOGES- Museum in Detroit bestaunen, wenn es einen nach einer Runde Andacht gelüstet. Für ihn wechselte Ron Asheton an den Baß, und mit James Williamson erschien ein neuer Gitarrist auf der Bildfläche. Das Album ist musikalisch absolut großartig. Auf Wunsch der Plattenfirma mußte zwar immer ein langsamer Song auf einen schnellen folgen, aber es gibt dennoch keinen Ausfall auf der Platte. „Search And Destroy“ dürfte allgemein bekannt sein. Daß der Track Henry Rollins zu seiner Rückentätowierung animierte, erscheint wie ein unwichtiges Detail, dem aber im Verlauf der Geschichte des Albums noch immense Wichtigkeit zukommt. Aber auch die langsamen Stücke wie das bluesige „I Need Somebody“ langweilen keine Sekunde. Und man könnte jeden einzelnen Song würdigen– den kaputten Titeltrack mit seinem Boogie-Klavier, das zynische „Hard To Beat“, das ursprünglich „Your Pretty Face Is Goin’ To Hell“ hieß, das hart groovende „Shake Appeal“ – und sich vor einem wahren Meisterwerk verneigen, gäbe es nicht ein Manko: den Sound. Zahm, zahnlos und flachbrüstig treibt er einem angesichts verpaßter Möglichkeiten fast die Tränen in die Augen und läßt das Album klingen, als würde man es auf einem Radiowecker hören. Den Schwarzen Peter für diese Verhunzung bekam David Bowie zugeschoben, der seinerzeit für die Endabmischung verantwortlich war. Jahrelang versuchten ambitionierte Liebhaber der Platte, diesen Fehler auszubügeln. So veröffentlichte Bomp! Records 1995 die Originalmixe unter dem Titel „Rough Power“, was aber wohl auch keine Offenbarung war, bis schließlich Henry Rollins (siehe oben) Iggy überredete, „Raw Power“ endlich vernünftig zu remixen. Man kann davon halten, was man will; der Angesprochene war wohl auch nicht überzeugt davon, an Aufnahmen aus der Vergangenheit herumzupfuschen, dennoch überspielte er die Songs noch einmal (laut Zitat „alle Regler auf rot gedreht“). Das Ergebnis erschien 1997 zusammen mit einem dicken Booklet (mit Linernotes und unveröffentlichten Fotos) als CD in der „Columbia Legacy“-Edition. Natürlich wurde das Ergebnis kontrovers aufgenommen, aber ich möchte hier nicht den ganzen Disput aufwärmen, sondern nur meine Meinung kundtun: das Ergebnis ist ein absolutes Brett! Exakt die gnadenlos laute, verzerrte Walze, die dieses Album wohl schon immer sein sollte. Keine Leichenfledderei, sondern eine Wiedergeburt. Punkt. (Original: 6/Remix: 10)
IGGY AND THE STOOGES „Metallic KO“ (Skydog, 1976)
Das Abschiedsdokument einer mittlerweile durch Alkohol, Drogen und Egotrips zermürbten Band. Als „semilegales Bootleg“ gelistet, konserviert diese Doppel- LP die letzte STOOGES- Show am 9. Februar 1974 im Michigan Palace in Detroit und galt jahrelang als eines der härtesten und unhörbarsten Live-Dokumente überhaupt: der Sound ist komplett Lo- Fi und teilweise übersteuert, die Band ist jenseits von Gut und Böse und ein entfesseltes Publikum bombardiert die STOOGES mit Wurfgeschossen (laut Linernotes „die einzige Platte, auf der man Bierflaschen an der Gitarre zerbrechen hört“). Heutzutage und mit durch Garage-Rock und Lo- Fi veränderten Hörgewohnheiten erscheint einem das weniger schockierend als vielmehr mit zunehmender Spieldauer ermüdend und mit einigen Längen – wobei es natürlich auch Höhepunkte gibt wie „Cock In My Pocket“. Kann man natürlich haben (als Komplettist sowieso), aber zum Einstieg ist die Scheibe denkbar ungeeignet. Am 11. Oktober 1974 kam es übrigens in Rodney Bingenheimers English Disco in L.A. zum wohl bizarrsten Iggy-Auftritt aller Zeiten: Unter dem Motto „The Death Murder of a Virgin“ ließ er sich bei seinem ersten offiziellen Soloauftritt, bei dem er improvisiertes Material darbot, von einem in eine SA-Uniform samt Hakenkreuzarmbinde gewandeten Ron Asheton (der sich widerwillig dazu bereiterklärt hatte) verprügeln, würgen und auspeitschen. Anschließend verletzte er sich noch selbst mit einem rostigen Messer und verließ die Bühne blutüberströmt. (6)
The Idiot (RCA, 1977)
Zum eigentlichen Start von Iggys Solokarriere tat er sich erneut mit David Bowie und Tony Visconti zusammen und verbrachte einige Zeit in West-Berlin, wie viele Künstler damals, auf die die geteilte Stadt mit ihrer Mauer und den Wachtürmen eine morbide Faszination ausübte. Diesmal war die Zusammenarbeit mit Bowie für Iggy fruchtbarer, da er sich vom nihilistischen Rock der STOOGES ausgerechnet in diesem Jahr mehr in Richtung Mainstream öffnete, ohne jedoch richtig massenkompatibel zu sein. Seine Meriten als „Godfather of Punk“ hatte er da sowieso bereits eingefahren. Auch hier versammeln sich wieder einige großartige Stücke, die später als Coverversionen erfolgreich waren: „Nightclubbing“ (Grace Jones), „Funtime“ (Boy George, ähm) und natürlich „China Girl“, das 1983 in der Version von David Bowie zum Welthit wurde und bis heute fälschlich diesem zugeschrieben wird. Zu Bowies Ehrenrettung sei erwähnt, daß er in den folgenden Jahren immer mal wieder Iggy-Songs coverte, um seinen damals darbenden Freund mit Tantiemen über Wasser zu halten. Der erste Teil der Aufnahmen entstand bereits 1976 im französischen Hérouville. „China Girl“, das Iggy der bereits liierten Franko- Vietnamesin Kuelan Nguyen widmete, mit der er während des Aufenthaltes eine seltsame Affäre hatte (seltsam, da sie ungefähr so gut englisch sprach wie Iggy französisch oder gar vietnamesisch), ist auch einer der Höhepunkte der Platte. Der Sound ist noch sehr monoton- gepreßt, und so wirkt „The Idiot“ (übrigens eine Anspielung auf Dostojewski) über weite Strecken sehr urban- steril und New- Wavig. Musikalisch ist das ziemlich am damaligen Bowie-Sound orientiert, und wer Gitarrenrock sucht, wird mit dieser Platte wahrscheinlich nicht sonderlich glücklich – auch wenn mit „Dum Dum Boys“ eine Hommage an die STOOGES enthalten ist. (8)
Lust For Life (RCA, 1977)
Das zweite Album aus Iggys Berlin-Phase – wieder in Kollaboration mit Bowie – kommt um einiges lebendiger daher als der etwas zähe Vorgänger. Der Sound ist manchmal seltsam blechern, vor allem was die Backgroundchöre und die Drums angeht, und wirkt um einiges ungestümer und entschlackter, was die Platte sehr dynamisch erscheinen läßt und auch für „Rock- Fans“ wieder interessant macht. Neben dem jüngeren Semestern aus dem Soundtrack von „Trainspotting“ bekannten Titelstück, räudigen Rockern wie „Sweet Sixteen“ und einem verzweifelten Neo-Blues („Turn Blue“) enthält sie mit dem textlich wie musikalisch formidablen „The Passenger“ noch dazu mein ewiges Lieblingslied, das auch Tausende auf der Tanzfläche „La la la“ blökende Vollpfosten niemals kaputtkriegen werden. Unterschätzt ist in diesem Kontext gerne das ebenfalls von Bowie gecoverte „Neighborhood Threat“ mit seiner unwiderstehlichen Hookline, aber eigentlich kann man jeden der Songs empfehlen. Eine Platte ohne Ausfall und somit in dieser Auflistung hier bereits die dritte Platte für die einsame Insel. (10)
„Kill City“ wurde schon 1975 nach dem Ende der STOOGES veröffentlicht und diente eigentlich als Demo, um es als Bewerbung für einen neuen Vertrag an Plattenlabels zu schicken. Zu dieser Zeit befand sich Iggy in einer psychiatrischen Anstalt, um seine Heroinsucht in den Griff zu bekommen. Im Zuge des Erfolgs seiner Soloalben entschloß sich Bomp!, diese Demoaufnahmen in überarbeiteter Form doch noch zu veröffentlichen. Erstaunlicherweise handelt sich hier jedoch nicht um Ausschußware, sondern um ein phasenweise großartiges Album, dessen Überarbeitung sich soundtechnisch an „The Idiot“ orientiert. Will heißen: sehr steril, ein gehäuftes Auftreten unkitschiger Saxophonklänge und eine Gesamtatmosphäre, die man mit stark befahrenen nächtlichen Großstadtstraßen und U-Bahnstationen assoziiert. Inhaltlich rechnet Iggy im Titelstück mit seiner Junkie-Vergangenheit ab, und auch die anderen Stücke verströmen noch eine ziemliche Outlaw-Atmosphäre. Mein Favorit auf der Platte ist das saxophonlastige „Beyond The Law“ („Some people say we’re negative / They say we take and never give / They say our lives are a mistake / But the truth is in the sound we make“). Das Album ist recht schwer erhältlich, neuerdings gibt es das auch als eine Remixversion auf CD, die aber im Gegensatz zu „Raw Power“ wirklich keiner braucht. Also besser mal auf dem Flohmarkt die Augen offenhalten. Noch ein Release auf Bomp! Records aus diesem Jahr war übrigens die „I’m Sick Of You“-EP, die auch eher unter „semilegal“ läuft. Lohnend ist die Anschaffung wegen der nicht auf anderen Alben enthaltenen Songs „I’m Sick Of You“ und „Scene Of The Crime“ (welcher eigentlich allein schon die Anschaffung lohnt). Der Rest ist eher verzichtbar, da entweder auf „Kill City“ enthalten oder wie das großartige „I Got A Right“ sinnlos ausgefadet. Für Sammler und Fans ein Muß, für den Rest der Menschheit nicht. (8)
TV Eye Live 1977 (RCA, 1978)
Im Grunde genommen war das schon ein dreister, aber amüsanter Schachzug: Iggy hatte einen Vertrag zu erfüllen und brauchte Geld. Also kassierte er für dieses Album einen Vorschuss von 90.000 Dollar, produzierte es für 5.000 und steckte die Differenz ein. Kollege Albert Koch hält das in Hinblick auf die Plattenfirma, die sich zu Recht verschaukelt vorkam, für „Punkrock“, was man durchaus so sehen kann. Doch stellt man, wenn man zu Ende gelacht hat, leider fest, daß Iggy sich damit einen Bärendienst erwiesen hat, denn die Platte ist saumäßig. Ein aus drei verschiedenen Gigs lieblos zusammengeschustertes Live-Album in bescheidener Soundqualität, dessen vorherrschendes Merkmal seine völlige Überflüssigkeit ist. Hat man die Opener „TV Eye“ (in einer gargantuesk aufgeblasenen Version samt Background-Chor aus der Musicalhölle und einem uninspiriert am Keyboard herumdaddelnden David Bowie) und „Funtime“ (klingt wie eingeschlafene Füße) überstanden, möchte man die Platte bereits zurück ins Regal stellen und nie wieder anfassen, obwohl Teile des Rests zumindest manchmal noch Halbspaß machen. Aber das muß dann auch nicht mehr sein. (2)
New Values (Arista, 1979)
Nach dieser Story war der erneute Labelwechsel demnach keine sonderliche Überraschung. „New Values“ ist meiner Meinung nach eine von Iggys meistunterschätzten Platten und wird im Vergleich zu seinen beiden Berlin-Alben immer recht stiefmütterlich behandelt. Dabei ist das eine recht gelungene Mixtur aus „The Idiot“ und einigen STOOGES-Versatzstücken, wohl auch, weil James Williamson mit am Entstehungsprozess beteiligt war. Es gibt einige Hits: das treibende „Five Foot One“ mit prägnantem Saxophon, „I’m Bored“, das langsame „The Endless Sea“, das sich zum Ende hin kontinuierlich steigert und mehrere Hördurchgänge braucht, um sich zu erschließen, und einige fesselnde Gitarren- und Bassläufe, die den Songs hohen Wiedererkennungswert verleihen. Sogar dem albernen Stück „African Man“ mit seinem grunzdummen Text traue ich zu, ab einer gewissen Promillezahl Partyqualitäten zu entfalten. Auf jeden Fall ist es Iggys letzte richtig gute Platte für eine relativ lange Zeit, und das Porträt auf der Coverrückseite verdiente es, eingerahmt zu werden. (8)
Soldier (Arista, 1980)
Der erste Schritt in die völlige Belanglosigkeit war dieser Schnellschuß, dem ein Bruch mit James Williamson vorausgegangen war. Stattdessen wurde Ex-SEX PISTOLS-Bassist Glen Matlock ins Boot geholt, was man diesem mediokren Machwerk aber nicht unbedingt anmerkt – zumal in der Endabmischung die Gitarren mysteriöserweise weitgehend verloren gingen. Hat man den grausigen Opener „Loco Mosquito“ (der in seiner Frühachtziger-Schunkelseligkeit ungefähr klingt, als hätte ihn Bernd das Brot mit einer beliebigen Kommerz- NDW- Pfeifentruppe aufgenommen) überstanden, läßt sich aus diesem Konglomerat halbgarer Ideen mit viel gutem Willen noch der eine oder andere brauchbare Song („Knocking ’em Down [In The City]“, „Mr. Dynamite“) herauspicken, aber ansonsten ist da wenig Erinnernswertes. Das zeigt sich schon daran, daß auch nach wiederholtem Hören kaum etwas von „Soldier“ bei mir hängengeblieben ist, auch wenn ich das Album weitaus schlechter in Erinnerung hatte. (5)
Party (Arista, 1981)
Schlimmer geht es immer. Laut seiner Plattenfirma wollte man Iggys Mainstream- Appeal erhöhen, und heraus kam eine Grützwurst von einem Album, seicht und glattpoliert, das sogar der Verursacher selbst mittlerweile als „piece of shit“ abtut. Es gibt zwei gute Songs auf der Platte (das tolle, tanzbare „Eggs On Plate“ und „Bang Bang“, das von Bowie gecovert wurde – bezeichnenderweise auf dessen Karrieretiefpunkt „Never Let Me Down“), der Rest changiert zwischen Durchschnitt („Pumpin’ For Jill“) und völligem Schrott. Spätestens bei dem im Fahrwasser der GOOMBAY DANCE BAND schwimmenden Disco-Reggae „Happy Man“ fragt sich der ansonsten geneigte Hörer: will der mich jetzt verarschen? Oder meint er das tatsächlich ernst? Klippmüll für alle Ü30-Partys der Republik. (3)
Zombie Birdhouse (Animal, 1982)
Mit Sicherheit eine der am wenigsten bekannten Iggy- Platten – zum Glück ist diese wieder erträglich, wenn auch nur zu einem Teil. Chris Stein von BLONDIE, auf dessen Label „Zombie Birdhouse“ erschien, tritt hier auch als Gitarrist in Erscheinung. Der Opener „Run Like A Villain“ mit seinem blechernen Computerbeat und lauten Gitarren prescht auch gleich recht ungestüm nach vorne. Und es gibt auch noch andere gute Songs auf der Platte: das hymnische „The Villagers“ etwa oder meinen persönlichen Favoriten „Life Of Work“, ein surreal dahinfließendes Stück, dessen Rhythmus tatsächlich an eine marschierende Arbeiterkolonne erinnert und eine ziemliche Sogwirkung entfaltet. Auf der Minus-Seite stehen aber leider Iggys stellenweise penetrant schiefer Gesang, sowie Ausfälle vom Kaliber der versoffenen Cowboyballade „Cookie McBride“. Dazu kommt vor allem gegen Ende hin nervtötend uninspirierter Quatsch wie „Street Crazies“. Eine zwiespältige Angelegenheit. (6)
Blah Blah Blah (A&M, 1986)
Es ist Iggys bislang kommerziell erfolgreichstes Album (nach vier Jahren Pause), was man diesem auch anhört, denn: mehr Achtziger geht kaum. Ein typisches Produkt dieses Jahrzehnts mit Unmengen Keyboardkleister, Hall auf den Drums und dermaßen glatt, daß Formatradiomacher nicht mal irritiert eine Augenbraue heben würden. Was die Musik relativ austauschbar macht: rein instrumental würde es einem schwerfallen, „Blah Blah Blah“ in einer Auswahl von 25 Achtziger-Jahre-Mainstream-Platten dem richtigen Interpreten zuzuordnen. Produziert wurde das Ganze von David Bowie, während, man glaubt es kaum, Ex- Sex Pistol Steve Jones als Co-Autor drei Songs mitverantwortete.
Richtig schlecht ist es trotzdem nicht. Natürlich muß man allgemein mit dem speziellen Sound dieser Dekade etwas anfangen können, dann findet man auch unter der ganzen Glasur noch einige brauchbare Songs: das sattsam bekannte „Real Wild Child“ etwa (übrigens eine Coverversion eines Songs von „Ivan“ [Johnny O’Keefe] aus dem Jahr 1958), das langsame „Isolation“ mit seiner einprägsamen Gesangsmelodie oder das wuchtige „Winners & Losers“. Allerdings gibt es hier auch ganz schlimme Momente: „Fire Girl“ und „Hideaway“ beispielsweise stehen knietief im Schlagerschleim, ein Eindruck, der sich erschreckend verstärkt, wenn man sich beides auf Deutsch gesungen vorstellt. Für Iggy war diese Platte mit Sicherheit sehr wichtig, um endlich einmal wieder finanziell die Oberhand über sein Leben zu gewinnen. Es sei ihm vergönnt. Wirklich empfehlen kann man sie nur bedingt. (6)
Instinct (A&M, 1988)
Und aus dem Nichts erfand sich Iggy plötzlich als langhaariger Hardrocker neu und unterlief die kommerziellen Erwartungen nach seinem erfolgreichen Vorgänger komplett. Dagegen wäre erst einmal nichts einzuwenden. Leider tat er das mit einem drögen, altbackenen Hardrock-Album, das bereits 1988 schwer nach Mottenkiste müffelte. „Instinct“ wurde von Bill Laswell produziert und präsentierte leider nicht nur Steve Jones an der Gitarre, sondern mit dem scheintoten Paul Garisto auch einen der schlechtesten Rockdrummer der Menschheitsgeschichte, dessen stumpfes „Bumm-tschack“ samt den schon Sekunden im voraus erahnbaren Whirls selbst Meg White nicht schlechter hinbekommen hätte. Ansonsten gibt es hier reichlich lahmen Riffrock der AC/DC-Schule mit zwei, drei prägnanten Songs („Cold Metal“, „Easy Rider“), der ansonsten niemanden wirklich hinter dem Ofen hervorlockt. Die Bewertung fällt auch nur aus Nostalgie noch halbwegs passabel aus, denn mit 17, in meiner Prä- Punk- Zeit, mochte ich das Album und hörte es ständig in meinem Walkman. Aber der Zahn der Zeit… (6) Live At The Channel, Boston M.A. 1988 (1988)
Ein obskurer Live-Mitschnitt, der semilegal mit unterschiedlichem Tracklisting auf diversen Labels erschien, in meinem Fall hier auf Revenge Records, die in Paris ansässig sind oder waren. Erwähnt werden soll er trotzdem, denn zum einen ist die Platte anscheinend noch erhältlich, und zum anderen ist sie gut, teilweise sogar sehr gut. Die Tonqualität ist recht ordentlich, die Band spielt sich dynamisch durch das Material von „Instinct“, einige STOOGES-Klassiker und „Five Foot One“, und das Ganze wirkt erstaunlich frisch und läßt sich in einem Rutsch mit sehr viel Spaß durchhören. Und sogar der unsägliche Paul Garisto scheint stellenweise wirklich Schlagzeug spielen zu können. (8) Brick By Brick (Virgin, 1990) Da kann ich ja glücklicherweise auf das letzte Drittel dieses Buches verweisen, um mich nicht zu wiederholen. Ist noch als separater Essay ("15 Platten") angefügt. Musikalischer Wert: (8), persönlicher Wert: (10)
American Caesar (Virgin, 1993)
Der Titel wurde zum Synonym für eine triumphale Rückkehr: Die Kritiker überschlugen sich (als Beispiel sei nur die SPEX zu dieser Zeit genannt), als wäre dies eines der besten Iggy Pop-Alben aller Zeiten. Etwas, das ich, ehrlich gesagt, bis heute nicht nachvollziehen kann, denn die Platte hat mich nie richtig erreicht. Das mag an der knochentrockenen Produktion von Malcolm Burns liegen, die die Songs merkwürdig steril klingen läßt. Oder an dem Umstand, daß man bei manchen Stücken – wie etwa dem als Single veröffentlichten Opener, dem alternativ angehauchten Rocker „Wild America“ – das Gefühl hat, es hätte nichts geschadet, wenn man sie um eine halbe Minute gekürzt hätte, bevor sie gefühlt zehn Minuten vor sich hinplätschern. Dazu kommen textliche Pretiosen wie „She laughed and said, ,Iggy, you have got a biggy‘“, deren Pennälerhumor kaum zu ertragen ist. Hörbar ist ein Großteil der Platte trotzdem; sehr gitarrenlastig, aber anders als etwa „Instinct“ durchaus auf der Höhe der Zeit, und ruhigere Stücke wie „Mixin’ The Colors“ (das auch auf „Brick By Brick“ nicht fehl am Platz gewesen wäre) oder „Fucking Alone“ entwickeln sich nach einiger Zeit zu ganz netten Ohrwürmern. Was mir allerdings das siebenminütige, avantgardistische „Caesar“ sagen will, in dem sich Iggy in der Rolle des Namensgebers in einer Art improvisiertem Hörspiel über Christen lustig macht und befiehlt, sie den Löwen vorzuwerfen, verstehe ich nicht. Zum einen klingt das Stück eher wie eine Verteidigung des Christentums („They say: turn the other cheek, hah hah hah“ spricht Iggy sarkasmustriefend und man bemerkt, daß dies die Rolle, die er verkörpert, in ein negatives Licht rücken soll), zum anderen war der gute Gaius Julius bei Christi Geburt bereits seit 44 Jahren mausetot. Ansonsten: unspektakulär, aber hörbar. (7) Naughty Little Doggie (Virgin, 1996)
Diese Platte hingegen fiel bei der Kritik glatt durch (war aber im März 1996 „Platte des Monats“ im MUSIKEXPRESS, warum auch immer- Anm. d. Verf.), für mich genauso unerklärlich wie der Hype um „American Caesar“. Nun gut, „Naughty Little Doggie“ hat keine richtigen Höhepunkte. Musikalisch ist sie größtenteils recht biederes, aber solides Handwerk und wurde von Iggy selbst im Verbund mit Thom Wilson produziert. Zwar parkt sie musikgeographisch mit einer Mischung aus geriatrischem Hard- und mainstreamigem Collegerock verdächtig nah an Gegenden, wo langweilige alte Männer wohnen, die auf „ehrliche, handgemachte Musik“ stehen, aber richtig schlecht ist sie deswegen nicht. Sie läuft durch, ohne wehzutun, und man kann sie hören, wenn einem sonst nichts Besseres einfällt. Dummerweise fällt mir auch sonst zu der Platte nichts Besseres ein. Vielleicht noch der beste Song? „Keep On Believing“, schätze ich mal. Aber eigentlich ist das auch egal. (6) Avenue B (Virgin, 1999)
Dieses ziemlich balladeske Album hat etwas von Midlife Crisis. Iggy wendet sich seinem Innenleben zu: gescheiterten Frauengeschichten, dem Gefühl der Einsamkeit und des Älterwerdens, manchmal bis an die Grenze zum Selbstmitleid. Das klingt als Einleitung abschreckend, ich weiß. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß die Platte in Iggys Spätwerk einen absoluten Höhepunkt darstellt. Nicht nur sind die getragenen, reduzierten Stücke wie „Nazi Girlfriend“ (ähm ...) oder „Miss Argentina“ durchaus anheimelnd in ihrer Akustikgitarrenlastigkeit, während im Hintergrund Hammondorgel und Keyboard einen angenehmen Soundteppich verlegen, auch ist auf dem Album Raum für Experimente und verhaltene Rock-Stücke, die ebenfalls ausnahmslos funktionieren, auch wenn hier alles spartanisch instrumentiert und somit reguliert wirkt. „Corruption“ hat eine Siebziger-Rock-Kante, während „I Felt The Luxury“ eine Art „Talkin’ Jazz“ ist, was wiederum vage an Künstler wie Steven J. Bernstein erinnert. Dazu gibt es eine fiebrige, spukige Version von Johnny Kidds „Shakin’ All Over“. Produziert wurde das Ganze wieder von Don Was, dessen weicher Sound zu dieser ruhigen Platte auf jeden Fall besser passt als zu „Brick By Brick“. (9)
Nuggets (SPV, 1999)
Keine reguläre Veröffentlichung, darum läuft diese Doppel- CD hier außer Konkurrenz mit. Die Soundqualität ist zwar relativ bescheiden, wofür sich im Booklet auch pflichtbewußt entschuldigt wird, aber dafür ist „Nuggets“ auch zu einem fairen Preis zu haben; ich erinnere mich, dafür einst neun oder zehn Euro bezahlt zu haben. Für das Geld ist auch einiges geboten; neben den beiden nicht auf LP erhältlichen STOOGES-Klassikern „I got A Right“ und „Gimme Some Skin“ gibt es noch Demoversionen dreier unveröffentlichter Tracks von „Blah Blah Blah“ („Fire Engine“, „Warrior Tribe“ und „Old Mule Skinner“) und diverse Live-Aufnahmen, die wiederum meistens Coverversionen sind. Darunter befindet sich eine schöne Interpretation von „Family Affair“, im Original von SLY AND THE FAMILY STONE. Ein anderes Highlight ist ein Ausflug Iggys ins Croonerfach, als er versucht, vor einem offensichtlich recht unwilligen Publikum „One For My Baby“ von Johnny Mercer zum Besten zu geben ... und das auch bravourös tut, nachdem er den Song dreimal abgebrochen und sich mit dem Publikum verbal beharkt hat. Natürlich ist das in erster Linie für Fans interessant, trotzdem kann man mit 25 Tracks (von denen lediglich vier oder fünf komplett verzichtbar sind) zu diesem Preis allgemein nicht viel verkehrt machen – wenn man nicht gerade audiophile Aufnahmen sucht. (7)
Beat ’Em Up (Virgin, 2001)
Ein NuMetal-Album. Iggy Pop kommt auf keine bescheuertere Idee, als 2001 noch auf diesen Zug aufspringen zu wollen. Dazu gründete er seine neue Band THE TROLLS, die von Anfang an jegliches Ungemach auf sich zog: kurz vor Veröffentlichung wurde der von den unsäglichen BODY COUNT rekrutierte Lloyd „Mooseman“ Roberts Zufallsopfer eines Drive-by-Shootings, 2011 starb dann Drummer Alex Kirst bei einem Unfall mit Fahrerflucht. Leider macht alles Mitleid die Platte trotzdem nicht besser, denn schon im Veröffentlichungsjahr hing dem größten Teil der Menschheit diese Art von Musik, die ihr Mindesthaltbarkeitsdatum deutlich überschritten hatte, längst zu allen Körperöffnungen heraus. Man kann zwar die von Iggy im Alleingang besorgte druckvolle Produktion loben sowie den einen oder anderen gelungenen Track („Go For The Throat“, beispielsweise), andererseits muß ich aber auch die Feststellung machen, daß ich diese verspätete Anbiederung an den Massengeschmack reichlich peinlich finde und mir das Album auch nicht am Stück anhören kann, da mir diese KORN-LIMP BIZKIT- Kacke spätestens nach der Hälfte komplett auf den Sack geht. Dazu hat der nahezu unterirdische Titeltrack die zweifelhafte Ehre, bei mir als einer der schlechtesten Iggy-Songs aller Zeiten abgespeichert zu sein, und das will bei Gurken vom Kaliber eines „Happy Man“ schon was heißen. (5)
Skull Ring (Virgin, 2003)
Vermeintlich große Dinge warfen ihren Schatten voraus: Nach ersten Live- Reunion-Auftritten waren hier zum ersten Mal drei neue Studio-Songs mit den Gebrüdern Asheton unter dem Namen STOOGES am Start, nämlich „Electric Chair“ (das mit seinen prägnanten Handclaps am ehesten an alte Zeiten erinnert), „Skull Ring“ und „Dead Rock Star“, allesamt recht solide. Sowieso ist dieses Album, das mit einer recht prominenten Gästeliste aufwartet, meiner Meinung nach besser als sein Ruf, denn die Kritiken waren wieder einmal relativ vernichtend. Dabei bietet es einige Abwechslung: „Private Hell“ klingt tatsächlich wie ein guter GREEN DAY- Song in der Art von „When I Come Around“, während SUM 41 „Little Know It All“ ihren musikalischen Stempel aufdrücken. Der Song war die erste Single des Albums und ist ein recht netter Pop-Punk-Ohrwurm, während die beiden Elektropunk-Stücke mit Peaches („Rock Show“ und „Motor Inn“) mit ihren peitschenden Beats und der hysterischen Stimmung für mich die Highlights der Platte sind. „Skull Ring“ kommt ohne größere Ausfälle über die Runden, da selbst die schwächeren Songs nach mehreren Durchläufen im Gedächtnis hängenbleiben und nicht weiter stören. Definitiv Iggy Pops punkigstes Album in dieser Runde, auch wegen der ständigen Abrechnung mit der Unterhaltungsindustrie, obwohl er schon längst ein fester Bestandteil davon war (egal, ob es seine mittlerweile ständige Werbepräsenz oder die Entscheidung für das Virgin-Label war, das dem Album auch flugs einen Kopierschutz verpaßte). (8)
THE STOOGES „The Weirdness“ (Virgin, 2007)
Ein neues STOOGES-Album also, noch dazu produziert von Steve Albini, einem weiteren musikalischen Helden. Selten in den letzten zehn Jahren hatte ich ein Album dermaßen gespannt erwartet. 2006 war ich allein nach Bonn gefahren, um die Band live zu sehen. Lustigerweise war ich nicht wegen Iggy, sondern in erster Linie wegen Ron Asheton dort, bis zum heutigen Tag mein liebster Stooge. War es eine Vorahnung? Auf jeden Fall wäre ich sogar hingelaufen, um die Jungs noch mal zu sehen, denn bei diesem Lebensstil war es ein Wunder, daß sie überhaupt so alt geworden waren ... und als ich am Neujahrstag 2009 im Internet die Nachricht von Ron Ashetons Tod las, hätte ich- wäre ich religiös- einer Gottheit am liebsten täglich ein Huhn geopfert, um ihr dafür zu danken, daß ich dieses Konzert noch erleben durfte. Aber so weit sind wir noch nicht. 2007 war Ron noch quicklebendig an der Gitarre zugange, während Mike Watt (ex-MINUTEMEN) den Platz des nach wie vor toten Dave Alexander eingenommen hatte. Es zeigte sich, daß ein mäßiges Iggy Pop-Album unter dem Etikett STOOGES leider nicht besser wurde, eher im Gegenteil. Was die Band in den Siebzigern ausgemacht hatte, waren ihr Nihilismus und ihre Selbstzerstörung. Das hier klang wie ein Haufen beschwingter Rentner, die es noch mal wissen wollten, ohne aber inhaltlich ihre frühere Intensität auch nur annähernd zu erreichen (wie auch?). Stattdessen gab es stumpfen, eintönigen Altherrenhardrock mit Texten, bei denen man vor Fremdscham schreien wollte („My dick is turning into a tree“ im Opener „Trollin“ etwa), der niemandem wehtat, von dem man aber genau das erwartet hatte. Das Einzige, was den Hörer letztendlich vor der kompletten Langeweile rettete, waren die letzten drei Songs: „Mexican Guy“, dessen Rhythmus etwas aus diesem Stampfrahmen fiel, sowie „Passing Cloud“ und „I’m Fried“, bei denen Dave Mackay mit seinem Saxophon markante Akzente setzen durfte. Der Rest rauscht bis heute weitgehend durch. (6)
Préliminaires (Astralweeks/Virgin, 2009)
Und er schaffte es dann doch noch mal, mich zu überraschen: mit einem – laut eigener Aussage – von Michel Houellebecq und seinem Roman „Die Möglichkeit einer Insel“ beeinflußten Album, auf dem alles nach Kunst roch. Angefangen bei der Auswahl der Coverversionen (dem französischen Jazzstandard „Les feuilles mortes“ etwa, ungeachtet Iggys grauenhafter Aussprache auch mit gesungenem Originaltext) über die literarischen Bezüge und die Covergestaltung durch Marjane Satrapi („Persepolis“). Verkauft wurde die Platte unter der Genrebezeichnung „Chansons/Jazz Fusion“, und erstaunlicherweise funktioniert das prächtig. Zaghafte elektronische Beats treffen auf Streicher, die ein Isaac Hayes-Sample sein könnten („Spanish Coast“) und „King Of The Dogs“ klingt mit seinem New Orleans-Gebläse verdächtig nach Tom Waits. Auch daß Iggy die besten Ideen aus dem famosen Duett mit Lucie Aimé („Je Sais Que Tu Sais“) gleich mehrfach verwurstet (das Gitarrenlick in „He’s Dead/She’s Alive“ und den Beat in „She’s A Business“), läßt man ihm durchgehen. Ein wunderbar entspanntes Album für kalte Wintertage, nicht so intensiv wie „Avenue B“, aber origineller und eine ähnliche Stimmung verbreitend. (8) Après (Virgin, 2012)
... und so sollte es auch weitergehen, nämlich mit einer ähnlichen Platte voller Coverversionen von Serge Gainsbourg, Edith Piaf, Joe Dassin, klassischen Croonern wie Frank Sinatra und Rockstandards wie von den BEATLES. Nun muss ich mich outen: es ist die einzige Iggy-Platte, die ich mir nach einem Probehören beim Onlinehändler bis heute nicht gekauft habe. Ein Iggy Pop-Lied auf Französisch mag noch funktionieren, mehrere davon treiben jemandem wie mir, der dieser Sprache halbwegs mächtig ist, die Tränen in die Augen. So mag es klingen, wenn Jacques Dutronc auf seine alten Tage beschließt, mit einer lebenden Wühlmaus im Mund aufzutreten, und es ist genauso grauenhaft wie der Rest käsig. Aber: man soll niemals „nie“ sagen. Oder so. (-) IGGY AND THE STOOGES „Ready To Die“ (Fat Possum, 2013)
Mehr noch als die Wahl des Labels überraschte die Mitteilung, daß James Williamson den Platz des verstorbenen Ron Asheton einnehmen sollte. Der Gitarrist hatte noch in Paul Trynkas Iggy Pop- Biografie 2009, in dem seine damalige Existenz als erfolgreicher Geschäftsmann geschildert wurde, eine Rückkehr auf die Bühne kategorisch ausgeschlossen. Zudem waren ungeklärte Rechte wohl auch der Grund dafür, daß Songs aus der „Raw Power“-Phase beim Comeback nicht live gespielt wurden und sich das dargebotene Material auf die ersten beiden Alben erstreckte. Was auch immer der Grund für den Sinneswandel gewesen sein mochte: Da war er wieder, und konsequenterweise wurde die Band wieder wie 1973 in IGGY AND THE STOOGES umbenannt. Leider ist das Ergebnis auch nicht spektakulärer ausgefallen als „The Weirdness“: Altherrenrock mit tendenziell langweiligem Gitarrengegniedel, dem jegliche Frische abgeht. Da klingt das „I Wanna Be Your Dog“-Zitat im letzten Song der Platte, „The Departed“, fast schon wie ein Grabgesang. Nicht daß das Album richtig schlecht wäre, aber als Fan erwartet man einfach mehr als ein paar alte Herren, die es noch mal richtig krachen lassen ... und sich leider auch anhören wie alte Herren, die der Meinung sind, sie ließen es noch mal richtig krachen. Zudem man mittlerweile recht dankbar wäre, wenn Iggy künftig sein Hemd anließe. Klingt das unbeabsichtigt sarkastisch? Mag sein, aber auch guter Wille rettet diese öde Rockscheibe kaum noch. (5)
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Schön, ein Iggy Thread (und Bowie auch seit heut) ... die alten Freunde sind wieder da.
Slash - We're All Gonna Die (Feat. Iggy Pop)
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist
Ja, sehr schön. Ich bin übrigens auch einer derer, die "American Caesar" großartig finden. Von den späten Veröffentlichungen kenne ich fast nichts mehr
Zitat von Von Krolock im Beitrag #4Ja, sehr schön. Ich bin übrigens auch einer derer, die "American Caesar" großartig finden. Von den späten Veröffentlichungen kenne ich fast nichts mehr
same here
und danke für die erinnerung, endlich mal eine vernünftige fassung von "raw power" zu kaufen. die höre ich wirklich kaum.
"American Caesar" habe ich vor einigen Jahren gelangweilt in einen Second-Hand-Laden gegeben. Vielleicht war ich damals auch noch nicht dafür bereit, fand das aber eine enttäuschende Platte, auf der mir eigentlich nur "Louie Louie" ganz gut gefiel. Vielleicht sollte ich sie mal wieder irgendwo anhören.
Zitat von Von Krolock im Beitrag #4Ja, sehr schön. Ich bin übrigens auch einer derer, die "American Caesar" großartig finden. Von den späten Veröffentlichungen kenne ich fast nichts mehr
same here
und danke für die erinnerung, endlich mal eine vernünftige fassung von "raw power" zu kaufen. die höre ich wirklich kaum.
Die gibt es als Doppel- LP (mit beiden Versionen auf rotem Vinyl) und als "Columbia Legacy Edition" auf CD. Mit feistem Booklet, guten Liner Notes und 9. 99 Euro. In dem Fall rate ich ausnahmsweise zur CD.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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und danke für die erinnerung, endlich mal eine vernünftige fassung von "raw power" zu kaufen. die höre ich wirklich kaum.
Zum Thema Iggy Mix / Bowie Remix / Iggy ReRemix Mr. Pop 1997: Back sleeve quotes Iggy Pop: "People kept asking me - musicians, kids I would see, 'Have you ever thought about remixing Raw Power?'" "Everything's still in the red, it's a very violent mix. The proof's in the pudding."
Die Rough Power Version 1994 veröffentlicht hat auch ihrer Reiz: Previously-unreleased original versions of songs from Raw Power-as the band meant them to sound! Guaranteed Bowie-free!!
Zitat von Quork im Beitrag #6"American Caesar" habe ich vor einigen Jahren gelangweilt in einen Second-Hand-Laden gegeben.
Geht mir mit dem Album leider ebenso. Versuche es zwar immer mal wieder, und es hat in meinen Ohren auch ein paar gute, eher untypische Iggy Songs wie Fuckin' Alone und Social Life oder auch Caesar, aber insgesamt bin ich davon enttäuscht.
Wie erwähnt, habe ich den Hype um ausgerechnet dieses Album nie verstanden. Genausowenig, warum "Skull Ring" allgemein so abgewatscht wurde, auch von Albert.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #10Wie erwähnt, habe ich den Hype um ausgerechnet dieses Album nie verstanden. Genausowenig, warum "Skull Ring" allgemein so abgewatscht wurde, auch von Albert.
dafür hast du mich auf New Values wieder heiß gemacht, da muß ich endlich mal aktiv werden.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #7In dem Fall rate ich ausnahmsweise zur CD.
Wer an Vinyl, also dem Debüt und Fun House noch Bedarf hat, dem kann ich die US Rhino Reissues von 2010 empfehlen: "LP's cut from the original analog masters Packages replicated to the finest detail Manufactured with more care than ever" also wirklich tadellos, und nicht überteuert.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #7In dem Fall rate ich ausnahmsweise zur CD.
Wer an Vinyl, also dem Debüt und Fun House noch Bedarf hat, dem kann ich die US Rhino Reissues von 2010 empfehlen: "LP's cut from the original analog masters Packages replicated to the finest detail Manufactured with more care than ever" also wirklich tadellos, und nicht überteuert.
Hab die Funhouse als sehr gutes Reissue im Gatefold (und das Debüt als Picture- Disc). Erstand ich vor ca. 16 oder 17 Jahren mal in Heidelberg... zu einem unverschämten Preis. Aber egal.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Es ist auch schon wieder eine Weile her: Iggy war einer von vielen Gästen auf dem chaotischen "Soft Machine" der schwedischen Teddybären.
TEDDYBEARS feat. Iggy Pop - Punkrocker (2006)
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