Ich habe sie bis zu "Brighter Than A Thousand Suns" verfolgt. Diese hat mir gar nicht mehr gefallen und im Anschluss habe ich keinen Ton mehr von Killing Joke bewusst wahrgenommen. Die ersten Alben gefielen mir schon gut, wenn sie auch noch nie eine meiner großen Lieblingsbands waren.
Das Cover ist schon extrem 80er und erinnert an die damals gängige Praxis, alternative Flyer und Plakate in genau dieser Collagentechnik zu gestalten. Wenn es dazu irgendein Archiv gibt, dürfte das so groß sein wie der Kölner Dom. Musikalisch steht das Album dem Debüt in nichts nach, nur daß hier etwas mehr wert auf Tanzbarkeit gelegt wird. Vor allem die Drums haben einen starken Tribaleinfluß, was spätere Ethnoeinflüsse vorwegnimmt. Die Hitdichte ist hier sogar noch höher als beim Debüt, allein "Follow The Leaders" (was für eine Granate) lohnt die Anschaffung, doch auch "Unspeakable" hat sich dank Heavy Rotation der "Best of" unlöschbar ins Gehirn gedübelt. Will heißen: wer des Debüts nicht habhaft wird, ist damit zum Einstieg keinen Deut schlechter bedient.
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We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Das Album ist unwesentlich schwächer als seine Vorgänger, da es einige Längen hat und Jaz Colemans Vorliebe für messianisches Pathos sich passagenweise öfter mal Bahn bricht, die auch die Ausflüge in den Düsterpop auf künftigen Alben extrem dominieren wird. Aufgenommen wurde das Album in Köln und produziert vom legendären und wenige Jahre später verstorbenen Conny Plank. Als Einstiegsalbum würde ich es nicht unbedingt empfehlen, da es wegen oben erwähnter Defizite und geringerer Hitdichte ("Empire Song" ragt hier heraus) etwas anstrengender ist, vor allem das letzte Stück "Dregs" erfordert etwas Geduld. Dennoch ein sehr gutes, abwechslungsreiches Album, das den späteren Bandsound der 80er vorwegnimmt, ohne deswegen ähnlich käsig zu sein wie Teile von "Brighter Than A Thousand Suns".
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We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Ohne vorher jemandem Bescheid zu sagen, flüchtete Jaz Coleman mal kurz nach Island, um der nuklearen Apokalypse zu entgehen. Bei solch einer nachvollziehbaren Aktion ist es kein Wunder, daß Bassist Youth entnervt ausstieg und durch Paul Raven ersetzt wurde. Die Platte warf zwar keine bekannte Single ab (und wurde als einzige nicht auf der Compilation "Laugh? I Nearly Bought One!" berücksichtigt), erhielt aber sehr gute Kritiken. Und das zurecht: der Sound und die Produktion sind zwar sehr Achtziger (vor allem die Gitarren, die manchmal an Billy Idols Steve Stevens gemahnen) und der Schritt zu den eher poppigen Nachfolgern somit leichter zu verstehen, aber musikalisch ist das immer noch kein Mainstream. Die Drums sind teilweise Tribal- angehaucht, und die meisten Songs sind ungeheuer treibend und tanzbar (man höre das vertrackt stampfende "Dominator") und immer noch entfernt vom ganz großen Pathos der Nachfolgealben (und des Vorgängers, fällt mir gerade ein). Kann man sich bedenkenlos zulegen.
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We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Hier nun also das erste Album ihrer poppigsten Phase, und dazu ihr bestes daraus. Natürlich ist es um einiges glatter und zugänglicher als ihre Frühphase, aber dafür ist es erstaunlich gut, denn Hits sind nunmal Hits. Und "Love Like Blood" ist nun einmal einer für die Ewigkeit (interessanterweise tauchen Motive daraus auch in zwei anderen Songs auf: der Rhythmus in "Multitudes", das somit wie eine besser gelaunte Version davon klingt, und der Gitarrensound auf "Europe"). Dazu kommen "Darkness Before Dawn" und das wuchtige "Eighties", wozu ich die Geschichte um "Come As You Are" von Nirvana mittlerweile oft genug gepostet habe. Und ja, "Eighties" gewinnt das Duell mit ca. 4:0. Die Texte pendeln mittlerweile zwischen enigmatisch- pathetischem Geschwurbel ("Love Like Blood" ist da ein schönes Beispiel) und Wut ("Eighties", der "Punksong" der Platte). Trotzdem läßt sich das erstaunlich gut weghören und ist die KJ- Platte für alle, denen die späteren Sachen zu düster und hart sind. Nur sollte es musikalisch nicht noch käsiger werden. Wurde es aber leider doch.
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We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Die Überzeugung, Killing Joke hätten sich überzeugend in poppigere Gefilde gerettet, war spätestens mit diesem Album Geschichte. Jaz Coleman wurde zwar immer egozentrischer (der Legende nach ging das Coverartwork mit den Porträtphotographien auf ihn zurück, damit er seine Fresse alleine auf dem Frontcover bewundern konnte), trotzdem herrscht hier vor allem gepflegte Langeweile vor. Klebrige Keyboardwände kleistern sogar nette Ideen gnadenlos zu (etwas den hübschen Baßlauf auf "Love Of The Masses") bzw. werden unerträglich dominant wie auf dem Totalausfall "A Southern Sky", das unangenehm Richtung 08/15 - Bombast - Pop schielt, die Produktion ist ermüdend gleichförmig und der einzige memorable Song ("Wintergardens") verdankt seinen Erinnerungswert allein der Tatsache, daß er auf der häufig gehörten Compilation vertreten ist und deswegen oft genug durchlief. Das erste verzichtbare Album. Gerade noch
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We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Zusatz: bei meinen Lieblingsbands, und KJ ist definitiv eine davon. Bei anderen Bands reicht mir eine Platte völlig, selbst wenn sie 8 gemacht haben.
Das schließt Livealben nicht unbedingt mit ein. War nie ein Fan von Liveaufnahmen, deswegen stehen die auf meiner Prioritätenliste ganz am Ende. Habe glaube ich höchstens zehn Livealben, von denen ich auch nur drei oder vier regelmäßig höre... und von KJ gar keins.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Night Time finde ich auch sehr geil -- kannte sie bis heute nicht (außer natürlich "Love Like Blood", das auf schwarzen Partys rauf und runtergespielt wird). Endlich eine Lücke gefüllt ;-)
Ich finde "Brighter Than A Thousand Suns" nach wie vor sehr gut, das klingt wie eine kraftvollere Version der Simple Minds. Die Texte sind allerdings sehr sehr schräg, z.B. bei "Adorations" frage ich mich schon, was das soll. Macht aber nichts. Wie beurteilst du denn das Re-Release von 2007 mit den alternativen Abmischungen im Vergleich zum Original?
Eines vorneweg: würde man Killing Joke mit Anthrax vergleichen, wäre das hier wie "Fistful Of Metal": eine völlig ernstgemeinte Platte, die dermaßen unfreiwillig komisch ist, daß man sie sich mit Freunden in bierseliger Laune gerne mal anhören kann, um sich über die schlimmsten Momente zu beömmeln. Der absolute künstlerische Nadir. Aber immerhin so mißraten, daß sie schon wieder gut ist. Man kann sie als Killing - Joke - Platte wirklich niemandem empfehlen, der halbwegs geschmackssicher ist. Eine aufgeblasene "wir haben den Längsten" - Produktion, Keyboards, die teilweise klingen, wie aus "Jump" von Van Halen geborgt, Queen- Bombast, musicalhaft überkandidelter Gesang, und der Versuch, "funky" zu sein. Ja, funky. Ich wiederhole: F - U - N - K - Y. Dabei kommt dann ein 1a - Autoscooterstück wie "Stay One Jump Ahead" heraus, das auch auf den Soundtrack von "Beverly Hills Cop" passen würde und lustigerweise noch eines der erträglichsten ist. Wäre das irgendeine 80er- Pfeifentruppe, ginge die Platte sogar noch halbwegs durch, aber für eine Band, die Meilensteine wie "Eighties" hervorgebracht hat, ist das nahezu sensationell schlecht. Immerhin: ich habe viel gelacht, während Mory hier ernsthaft leidet.
Musik:
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Unterhaltungswert:
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Oh ja. Ich unterschreibe jedes Wort dieses Verrisses, auch die, die ich nicht kenne. Diese Platte ist kolossal mies und ich will sie bitte nie wieder hören müssen.
Extremities, Dirt And Various Repressed Emotions (1990)
Bemühen wir zunächst einmal Wikipedia:
The eyes on the cover of the album belong to actor Conrad Veidt as featured in the film The Cabinet of Dr. Caligari. The top pair is original,the other three are upside down, and the cover for the cassette version shows all four pairs original. The back of the CD bears two Latin phrases: the first, "hoc volo, sic iubeo, sit pro ratione voluntas", means: "I wish it, I command it. Let my will take the place of a reason", and was quoted from Roman poet Juvenal; the second, "semper imitatum nunquam idem", means: "always imitated, never replicated".
Letzteres scheint auch die Band schwer genervt zu haben, gab es doch Anfang der Neunziger etliche Bands, die sich gerne an Versatzstücken aus dem Backkatalog bedienten. Drummer Paul Ferguson stieg aus und wurde zunächst (für ein Album) durch Martin Atkins (Ex- P.I.L.) ersetzt, und auch ansonsten zog man einen radikalen Schlußstrich uner den letzten Abschnitt der Bandgeschichte. Dies führte dazu, daß Killing Joke einen furiosen Neustart hinlegten, den ihnen nach einer Grützwurst wie "Outside The Gate" wohl niemand mehr zugetraut hätte. Der Bombastpop und die Keyboardflächen wichen einem rhythmisch stampfenden, monotonen Sound mit dominanten Gitarrenriffs, der in Früh- Neunziger- Alternativeclubs zwischen den Nine Inch Nails und Nitzer Ebb gut aufgehoben war, und ein mächtiges Haßbrett wie "Age Of Greed" (einer der besten KJ- Songs überhaupt) zeigte Jaz Coleman als Texter und Sänger wieder in absoluter Bestform... als wären die letzten beiden Alben niemals erschienen. Man kann mokieren, daß das Album einige Längen hat (fast alle der 11 Songs haben eine Laufzeit zwischen fünf und acht Minuten) , die es mir lange unmöglich gemacht haben, es am Stück zu hören. Daß ich das heute kann, erforderte einiges an Geduld und fast schon Arbeit. Dennoch kommt es ohne nennenswerten Ausfall aus und ist die gelungene Rückkehr einer fast schon abgehalfterten Band.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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