Also seine Antrittsrede war ja ein schwülstiger Mist, unglaublich. Mit “das Volk hat die Macht übernommen“ hat auch bisher jede Diktatur ihr Wirken eingeleitet, Gaddafi damals sogar beinahe im gleichen Wortlaut. Ist doch ein Elend, links nur Realitätsverweigerung, Meinungsmache, Bevormundung und der Wunsch irgendwann doch noch Nationalstaat und Kapitalismus zu überwinden, rechts dann dieser Pathos und übersteigerter Nationalismus mit populistischem Protektionismus. Kann mal wieder diesseits und jenseits des Atlantiks jemand die konservative Mitte besetzen?
Die Mitte? Die Mitte leidet unter dem Ruch des Mittelmaßes, der Unentschlossenheit, des Biederen, dabei ist sie der gefährlichste Standpunkt, nimmt man dort doch automatisch einen Zweifrontenkrieg äußerster Angriffsfläche in Kauf. (Hier Petri, dort Wagenknecht. Hier Hitler, dort Stalin.)
warum ist die mitte überhaupt konservativ? und warum ist die mitte, also das fehlen einer klar definierbaren position, überhaupt erstrebenswert? das streben nach der mitte ist doch nichts weiter als der versuch, möglichst viele stimmen von verschiedenen lagern für sich zu gewinnen, anstatt für positionen einzustehen, die die einen überzeugen und die anderen eben nicht. das ergebnis sind parteien, die sich kaum unterscheiden.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #905warum ist die mitte überhaupt konservativ? und warum ist die mitte, also das fehlen einer klar definierbaren position, überhaupt erstrebenswert?
Weil es erschöpfend ist, permanent in einer Krisenwelt zu sein. Was nützt es nachzudenken, wenn die Dinge (die Traditionen, die Werte), über die wir nachdenken, sich im Verfall befinden. Ich weiß nicht, ob ich konservativ bin, aber ich glaube nicht, dass der Mensch - ebenso wie jedes andere Tier - dafür gemacht ist, in einer sich ständig wandelnden Welt zu leben. Die Abwesenheit von Gleichgewicht, von Streben nach Gleichgewicht ist an sich unerträglich. Der permanente Wandel macht das Leben unmöglich.
Zitat von Lumich im Beitrag #905warum ist die mitte überhaupt konservativ?
Es gehört zum Selbstverständnis und Anspruch des bürgerlichen Konservatismus, die politische Mitte zu bilden, was auch eine Abgrenzung gegen "Rechts" mit totalitären, rassistischen und antidemokratischen Strömungen beinhaltet. Letztlich bleibt das aber subjektiv, auch die Sozialdemokratie nimmt für sich ja häufig die Abbildung der Mitte in Anspruch, ich verorte sie allerdings links.
Zitat von Lumich im Beitrag #905und warum ist die mitte, also das fehlen einer klar definierbaren position, überhaupt erstrebenswert?
Das ist schon wieder genau die Art von Blödsinn, die mir das politsche Diskutieren hier immer direkt wieder madig macht. Konservativ bzw. bürgerlich-konservativ zu sein und für sich die Mitte des politischen Spektrums zu reklamieren, bedeutet doch nicht, dasss man keine klar definierte Position hat. Ähnlich abwegig wie der Vorwurf, Konservative wären immer für die Beibehaltung des Status Quo und würden aus Prinzip jegliche Veränderung ablehnen. Auch ein Zeichen dafür, dass es ein Problem der Selbstpositionierung und -darstellung im medial schlecht vernetzten bürgerlichen Spektrum gibt.
Zitat von Lumich im Beitrag #905 das streben nach der mitte ist doch nichts weiter als der versuch, möglichst viele stimmen von verschiedenen lagern für sich zu gewinnen, anstatt für positionen einzustehen, die die einen überzeugen und die anderen eben nicht.
Hier verwechselst du politische Positionen mit dem Versuch der Parteien, diese als Wähler zu gewinnen.
Zitat von Lumich im Beitrag #905 das ergebnis sind parteien, die sich kaum unterscheiden.
Diese Ballung nehme ich auch wahr, allerdings seit dem Linksschwenk der CDU unter Merkel und dem Bedeutungsverlust der FDP deutlich links der politischen Mitte, wie gesagt unter der Prämisse, das für mich der bürgerliche Konservatismus die Mitte bildet bzw. abdeckt.
Zitat von LFB im Beitrag #907Es gehört zum Selbstverständnis und Anspruch des bürgerlichen Konservatismus, die politische Mitte zu bilden, was auch eine Abgrenzung gegen "Rechts" mit totalitären, rassistischen und antidemokratischen Strömungen beinhaltet. Letztlich bleibt das aber subjektiv, auch die Sozialdemokratie nimmt für sich ja häufig die Abbildung der Mitte in Anspruch, ich verorte sie allerdings links.
diese abgrenzung hat es im konservativen lager nie gegeben. insbesondere wenn es gegen minderheiten wie zuwanderer oder homosexuelle geht, unterschieden sich die etablierten rechts-konservativen nur im tonfall von den rechtsextremen, wenn überhaupt. allerdings sind die spektren, die von den (ehemaligen) volksparteien abgedeckt werden natürlich grösser als bei den kleinen extremistischen.
Zitat von LFB im Beitrag #907Das ist schon wieder genau die Art von Blödsinn, die mir das politsche Diskutieren hier immer direkt wieder madig macht. Konservativ bzw. bürgerlich-konservativ zu sein und für sich die Mitte des politischen Spektrums zu reklamieren, bedeutet doch nicht, dasss man keine klar definierte Position hat. Ähnlich abwegig wie der Vorwurf, Konservative wären immer für die Beibehaltung des Status Quo und würden aus Prinzip jegliche Veränderung ablehnen. Auch ein Zeichen dafür, dass es ein Problem der Selbstpositionierung und -darstellung im medial schlecht vernetzten bürgerlichen Spektrum gibt.
eine mitte, sofern es sie überhaupt gibt, ist etwas dynamisches, welches sich laufend woanders verortet, je nach dem wie die gesellschaft sich mehrheitlich positioniert. so zu tun, als ob das eine position wäre, die man dauerhaft für sich reklamieren kann, ist zum einen unsinnig und zum anderen führt es auf dauer zu beliebigkeit. das ergebnis konnte jeder beobachten: rot-grün machte in weiten teilen die politik von schwarz-gelb und danach ging es mit schwarz-gelb umgekehrt weiter.
Zitat von Lumich im Beitrag #905 das streben nach der mitte ist doch nichts weiter als der versuch, möglichst viele stimmen von verschiedenen lagern für sich zu gewinnen, anstatt für positionen einzustehen, die die einen überzeugen und die anderen eben nicht.
Hier verwechselst du politische Positionen mit dem Versuch der Parteien, diese als Wähler zu gewinnen.
das verwechsle ich nicht. es ist nur leider so, dass sich politische parteien heutzutage kaum mit politischen positionen in verbindung bringen lassen. es geht mir hier nicht nur um wahlkämpfe.
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Zitat von faxefaxe im Beitrag #897Die Frage ist zB, wie Trump reagiert, wenn in Staat Xy die US-Botschaft in die Luft fliegt. Du weißt das aufgrund Deiner überlegenen Lebenserfahrung, der Rest der Welt kann nur spekulieren.
Klar, ich kann mit meiner Lebenserfahrung auch über Wasser geh'n. Ob du dich allerdings immer noch hinter Sarkasmus verstecken kannst, wenn Trump wirklich mal reagiert, das weiß ich nun wirklich nicht. Ob es dann noch reicht, eine rhetorische Frage nach der anderen abzufeuern, anstatt sich auf einen Diskurs mit dem Gegenüber einzulassen, weiß ich ebenso wenig.
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
Was das ist, hast du ja im Gespräch mit Lumich beantwortet. Nur: Wenn du von einer konservativen Mitte sprichst, gibt es dann in deinen Augen so was wie eine nicht-konservative Mitte? Und wie könnte die aussehen?
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #897Die Frage ist zB, wie Trump reagiert, wenn in Staat Xy die US-Botschaft in die Luft fliegt. Du weißt das aufgrund Deiner überlegenen Lebenserfahrung, der Rest der Welt kann nur spekulieren.
Klar, ich kann mit meiner Lebenserfahrung auch über Wasser geh'n. Ob du dich allerdings immer noch hinter Sarkasmus verstecken kannst, wenn Trump wirklich mal reagiert, das weiß ich nun wirklich nicht. Ob es dann noch reicht, eine rhetorische Frage nach der anderen abzufeuern, anstatt sich auf einen Diskurs mit dem Gegenüber einzulassen, weiß ich ebenso wenig.
Entschuldigung für den Sarkasmus.
Aber meine Frage (wie reagiert er in einer außenpolitischen Krise?) war überhaupt nicht rhetorisch gemeint. Da habe ich wirklich keine Vorstellung von.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #897Die Frage ist zB, wie Trump reagiert, wenn in Staat Xy die US-Botschaft in die Luft fliegt. Du weißt das aufgrund Deiner überlegenen Lebenserfahrung, der Rest der Welt kann nur spekulieren.
Klar, ich kann mit meiner Lebenserfahrung auch über Wasser geh'n. Ob du dich allerdings immer noch hinter Sarkasmus verstecken kannst, wenn Trump wirklich mal reagiert, das weiß ich nun wirklich nicht. Ob es dann noch reicht, eine rhetorische Frage nach der anderen abzufeuern, anstatt sich auf einen Diskurs mit dem Gegenüber einzulassen, weiß ich ebenso wenig.
Entschuldigung für den Sarkasmus.
Aber meine Frage (wie reagiert er in einer außenpolitischen Krise?) war überhaupt nicht rhetorisch gemeint. Da habe ich wirklich keine Vorstellung von.
Angenommen. Ich glaube, keiner hat davon momentan eine Vorstellung, und das schließt Trump mit ein. Bisher war der ja nur ein König Großmaul ohne einschlägige Erfahrung. Das macht mir auch viel mehr Sorge als die Tatsache, dass der Mann ein Arschloch ist. Wie gesagt, man kann da natürlich das Schlimmste befürchten. Ich bin aber eher dafür zu beobachten, wie sich die Lage in den nächsten Monaten entwickelt und dann zu beurteilen. Und egal, wie sehr ich recht hab, oder wie sehr ich mich irre: Ändern können Leute wie ich eh nichts. Wat kütt, dat kütt, wie man bei uns sagt.
Abgesehen davon bleibe ich bei der Prognose, dass der innenpolitische Schaden, den der Mann anrichten kann, viel größer ist als der, den er außenpolitisch anrichten kann. Weil er den innenpolitischen Schaden viel leichter anrichten kann. Das ist nichts anderes als zu sagen "10 ist größer als 1".
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
1. Das Wort Konservatismus kommt vom lateinischen conservare (bewahren, erhalten) , und hat nichts mit Beliebigkeit oder Flatterhaftigkeit zu tun. Im Gegenteil.
2. Konservativ sein ist nicht schlimm, in dem Sinne, dass es unglücklich macht. Und er (der Konservatismus) ist eine Frage des Alters, nicht des Milieus. Bis zu einem gewissen Alter kann das Flatterhafte ablenken, die Abwechslung. Dann kommt Müdigkeit auf, zusammen mit der Reduzierung der Möglichkeiten, die man im Leben hat. Man wird konservativ.
Was das ist, hast du ja im Gespräch mit Lumich beantwortet. Nur: Wenn du von einer konservativen Mitte sprichst, gibt es dann in deinen Augen so was wie eine nicht-konservative Mitte?
Links/ Mitte/Rechts
Ich habe Politik nie mit dem Begriff der Radikalität verbunden. Radikalität ermöglicht Ausbrüche aus der Konvention. Als Konservativer empfand ich mich daher stets als verlorengegangene Mitte einer z.T. aus dem Gleichgewicht geratenen, an die Ränder getriebenen Gesellschaft. Als Gleichgewicht, das zwischen zu eroberndem Neuland und gesellschaftlicher Relevanz herrschen muss.