Klar, das Presseteam und ein Wahlkampfmanagementteam sind fix. Aber der Wahlkampf funktioniert doch vor allem über die Basisarbeit der freiwilligen lokalen Unterstützer.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Trotzdem wage ich mal die These, dass die bezahlten Wahlhelfer eine ziemlich grosse Truppe sind. Ob es die Unbezahlten sind, die das Internet manipulieren, werden wir in diesem Leben wohl nicht mehr erfahren.
Es ist ja in den USA auch so, dass viel Geld und damit bezahlte Wahlkämpfer von Super-PACs gesteuert werden, die zumindest nicht offiziell mit den kandidaten selbst kooperieren dürfen (was aber lächerlich ist, ich empfehle die videos von jon stewart und stephen colbert zum thema). Da lässt sich überhaupt nicht mehr übersehen, von wem und in wessem namen oder mit wessen geld da wahlkampf getrieben wird.
Bei einer US-Wahlkampagne sind pro Kandidat mehrere Hundert Mitarbeiter landesweit tätig.
Es gibt einen „campaign manager“ als Gesamtkoordinator und daneben „consultants“ für die Strategie und „department directors“ für spezielle Aspekte der Kampagne. Sie alle lassen weitere „deputies“ für die Details arbeiten. In jedem department gibt es zudem „coordinators“. Daneben gibt es noch die „interns“ und die „volunteers“… Es gibt z.B. ein „field department“, ein „communications department“, ein „Political field department“ ein „fundraising department“, ein „legal department“, ein „technology department“, ein „scheduling and advance department“.
Im „field departmentment“ sind etwa tätig: State Chairperson State Finance Chairperson Congressional District Chairperson County Chairperson State Director State Deputy Director for Volunteer Operations (Grassroots) County Coordinator Precinct Captain Coalitions Coordinator State Deputy Director for Administration Scheduling and Advance Coordinator Payroll Coordinator State Policy Director Legislative Advisor State Communications Director Volunteer Coordinator Deputy Directors (für jede county bzw. die „local organizations“) Field Organizers (für den direkten Kontakt zu den Wählern) GOTV ("Get out the vote") coordinators (für die letzten Monate der Kampagne)
Manche Kandidaten mussten ihr Team teils um ein Drittel kürzen, weil die Kosten aus dem Ruder liefen. Anders als in Deutschland muss in den USA ja jeder Kandidat alles selbst finanzieren, also das Team, das Material, Werbespots, etc. Unterstützung gibt es durch Political Action Committees (PACs), also Lobbygruppen, die ebenfalls spenden bzw. Spenden sammeln und „ihre Kandidaten“ dann nicht direkt, aber indirekt im Wahlkampf unterstützen dürfen. Allein die US-Öldynastie der Koch-Brüder will gut 900 Millionen für die Wahl 2016 ausgeben. Für ihr Geld wollen die PAC-Spender zumeist auch Mitspracherechte etwa bei der Wahlkampagne. Normalbürger haben als Kandidat wohl kaum eine Chance, denn sie müssten in öffentlichen Vorwahldebatten beweisen, dass sie genug Mittel für eine Präsidentschaftsbewerbung haben (und würden ein Jahr lang kein Gehalt beziehen).
Zum Vergleich: die Wahlkampfkosten für alle deutschen Parteien im Bundestag zusammen betrugen bei der Wahl 2009 rund 80 Millionen Euro. In den USA waren es 2012 satte 5,8 Milliarden Dollar…
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Kevin Spacey über "Präsidentschaftskandidaten" via DWDL:
Was sage er zur realen Politik in den USA, will ein Journalist wissen. Spacey schmunzelt kurz. „Wir müssen dran denken, dass Francis Underwood ein fiktionaler Charakter ist“, sagt er und macht eine kurze Pause. „Einige der Kandidaten im Präsidentschaftsrennen wirken allerdings auch wie fiktionale Charaktere.“ Spacey weiter: „Mehr als nur einmal bin ich nach den Dreharbeiten, in denen wir eine neue Storyline angestoßen haben, ins Hotel gefahren und habe mich gefragt: ‚Sind wir diesmal zu weit gegangen? Haben wir den Rubikon überschritten? Fühlt sich etwas unecht an; ist es schwer zu glauben? Zu verrückt?‘ Und dann schalte ich den Fernseher ein, schaue die Nachrichten und denke mir: ‚Wir sind nicht weit genug gegangen.‘“
Das alles ist unfassbar.
____________________________________________ Das rauscht gnadenlos und sehr modern an mir vorbei. (burnedcake, 24.03.2010)
nein, auf solche Ideen wagt man sich als armer Drehbuchschreiber nicht zu kommen. Einen Kandidaten wie Trump hätte man höchstens in einer extrem überzogenen Komödie bringen können.