Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #13Um mich rum wohnen ausschließlich mir fremde Leute, angebettelt wird man hier täglich. Ich seh auch den Mob nicht vorm Rathaus mit Plakaten, auf denen steht "Warum wurden wir nicht ausreichend informiert?". Nein, die stehen vor den Unterkünften und terrorisieren Leute, deren Elend und Not wir uns nicht mal vorstellen können. Dafür gibt es keine Entschuldigung.
Die Informationspolitik soll daran schuld sein? Wenn es zwei Wochen früher angekündigt worden wäre, wären die Flüchtlinge mit offenen Armen empfangen worden?
Ich finde es derart zum Kotzen, dass Leute, die aus einem Alptraum flüchten, hier mit Hass empfangen werden. Es gibt Regionen, in denen bei uns der Nazimob regiert. Nichts, aber auch gar nichts legitimiert das.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #17Die Informationspolitik soll daran schuld sein?
Nein, nicht ursächlich. Die Schuld liegt am latent "rechten Gedankengut", welches man mit einer besseren Informationspolitik zwar nicht aus den Köpfen bekommt, aber die Ausschreitungen eventuell etwas eindämmen könnte.
Natürlich ist eine bessere Vorbereitung der Bevölkerung wichtig. Und natürlich kann man vieles diskutieren: Wieviel kann eine Gemeinde aufnehmen? Was macht man mit den vielen Flüchtlingen aus dem Balkan? etc pp.
Mir geht es nur darum, dass das niemals Legitimation für ein "aber" sein kann (also: "natürlich verurteile ich die Ausschreitungen, aber es wurde auch viel zu spät informiert"). In vielen Regionen in Ostdeutschland ist das rechte Gedankengut ja leider nicht latent vorhanden, sondern ganz offen.
Ich will nichts schönreden, entschuldigen und schon gar nicht für Leute fürsprechen, die mit dieser unsäglichen Hetze und Gewalt auf die Straße gehen. Meine Bedenken gelten den Leuten, die da im Moment völlig überfordert sind mit den aktuellen Gegebenheiten. Ich wurde da an mein schlimmstes Urlaubserlebnis erinnert, als uns in Pisa auf dem Bus-Parkplatz schwarze Straßenhändler derart bedrängten, dass uns Angst und Bange wurde.
Im den neuen Bundesländern- bei einem dermaßen geringen Migrationsanteil einerseits, vielfach verödeten Landschaften andererseits- von Überforderung zu reden erstaunt dann doch etwas. Gleichwohl: M.E. hat die Politik fahrlässiger weise die Infrastruktur für Migration seit den Jugoslawienkriegen massiv zurückgefahren in der Hoffnung auf eine schöne neue Welt und die EU (Dublin, Zaunbau in Ungarn, Situation der Migranten in Griechenland, ungleiche Verteilung der Migration um nur ein paar Beispiele zu nennen) ist ein einziges jämmerliches und schäbiges Trauerspiel, derweil die CSU fröhlich zündelt während die Unterkünfte brennen als hätte es den NSU nie gegeben- nichts dazu gelernt.
Der Ex-Bürgermeister von Tröglitz, der einst dorthin gegangen war um kirchliche Missionsarbeit mit Jugendlichen zu machen: "Gott ist hier toter, als ich dachte." (FAZ von heute)
Die Anwohner wurden einen Abend zuvor per Handzettel über das Entstehen der Zeltstadt für ca. 1100 Flüchtlinge informiert, das dann tatsächlich innerhalb von 24 h aus dem Boden gestampft wurde.
Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #13Um mich rum wohnen ausschließlich mir fremde Leute, angebettelt wird man hier täglich. Ich seh auch den Mob nicht vorm Rathaus mit Plakaten, auf denen steht "Warum wurden wir nicht ausreichend informiert?". Nein, die stehen vor den Unterkünften und terrorisieren Leute, deren Elend und Not wir uns nicht mal vorstellen können. Dafür gibt es keine Entschuldigung.
So wahr! Und selbst hier in Europa ist ja nichts, aber wirklich nichts großartig für die Flüchtlinge. In der Zeit wurde ein Flüchtlingscamp auf Lesbos vorgestellt, wurde über Flüchtlinge berichtet, die in Belgien und Frankreich auf LKW springen, um nach England zu kommen, die in wilden Unterkünften leben und eben dieses Leben riskieren...
Wie unendlich gut wir es hier haben, wurde mir erst letzten wieder bewusst. Ich habe meinen Schrank ausgeräumt, wollte alles in einen Altkleidercontainer bringen, der aber überfüllt war. Auf der Suche nach einem anderen Container kam mir dann die Idee, dass es doch schön wäre, wenn die Stücke nicht zu Malervlies verarbeitet würden. Ich bin dann mit dem Wagen zu einer alten Schule gefahren und habe dort drei riesige Plastiktüten abgeladen. Der Heim- Vorsteher/ Verwalter hat mir dann die Unterkunft gezeigt - währenddessen wurden meine Tüten geplündert und die Leute haben sich bei mir bedankt, mir die Hand geschüttelt und mich angestrahlt. Ich habe mir die Zustände nicht vorstellen können und ich wünschte, man könnte das ganze rechte Pack mal durch diese Unterkünfte schleusen. Wer von denen auch nur einen Funken Mitgefühl in sich hätte, würde sein Denken rapide ändern.
____________________________________________ Das rauscht gnadenlos und sehr modern an mir vorbei. (burnedcake, 24.03.2010)
Das ist ja alles richtig. Trotzdem vermisse ich hierzulande ganz schmerzlich eine Diskussion darüber, wie denn nun die berechtigten von den eher unberechtigten Flüchtlingen unterschieden werden können, wie man den Schleuserbanden und ihren oftmals in islamistischen Strukturen versickernden Milliardengewinnen das Handwerk legen kann, wie man dafür Sorge tragen kann, dass vor allem die religiösen Minderheiten und politisch Verfolgten u.a. aus Syrien, Irak und Libyen zu uns kommen und wie man all diese Menschen auf Dauer integrieren möchte. Und irgendwann wird sich auch die Frage stellen, ab welcher Anzahl selbst der "richtigen" und "berechtigten" Flüchtlinge Europa überfordert ist. Dieser elementare Teil der Debatte fehlt fast komplett.
Ich kann es nicht mehr hören und ich habe auch keine Lust mehr, darüber zu diskutieren. Bevor wir die Unterscheidung in berechtigte und unberechtigte Flüchtlinge vornehmen, sollte man verdammt noch mal dafür sorgen, daß die Leute hier anständig behandelt werden und nicht um ihr Leben fürchten müssen. Ich fühle mich von den ganzen Arschlochmobs im Netz und diesen ganzen Freital- Hackfressen mittlerweile mehr bedroht als durch jeden Flüchtling, egal wie kriminell er sein mag.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Das, was der King sagt. Wir vergessen wohl langsam Mensch zu sein und mit Menschen mitzufühlen. Man nennt es, glaube ich, Empathie. Wenn man die "gelebt" hat, dann kann man sich die Gedanken machen, die der LFB angesprochen hat. Die Einwohner griechischer Inseln, bereiten den ankommenden Flüchtlingen Mahlzeiten und zünden nicht die Unterkünfte an.
Ohne dem widersprechen zu wollen, aber das kann ja im Grunde nicht die Antwort auf problematische Aspekte der Thematik sein, die der LFB angesprochen hat. Und so sehr ich auch dafür bin, Leute aufzunehmen und mit Respekt und Offenheit zu behandeln, so interessiert wäre ich auch an einer weiter verbreiteten Ansprache der Sorgen, die bei vielen Menschen in diesem braunen Mist mitschwimmen. Und für einige der Probleme gibt es wahrscheinlich keine ganz bequemen Antworten. Das muss man sich dann aber auch eingestehen.