Sehe ich anders. Trotz vieler Besucher ist das Primavera mit Sicherheit eines der entspannntesten Festivals in Europa. Nahezu keine Festival-Assis und die allermeisten Leute sind tatsächlich in erster Linie wegen der Musik da. Und gerade das breite Angebot an Genres ist für mich der Hauptgrund überhaupt dorthin zu gehen. Ich brauche Vielfalt und in der Konsequenz bietet mir das kein anderes Festival.
Gerade im Internet die Aufzeichnung von Angel Olsen gesehen. Ich meinte erkennen zu können, dass es ihr mehr spaß machte an einem schönen Frühsommerabend am Mittelmeer im Sonnenuntergang vor einigen tausend gut gelaunten Leuten zu spielen als erkältet an einem regnerischen Novemberabend in der münchner Kranhalle vor drei Männern und einem Hund. Wobei ich etwas Mitleid mit ihrer Band habe, die in Anzughosen stecken, die aussehen als würden sie im Schritt zwicken.
Zwischenzeitlich missbrauche ich diesen Thread einfach weiter für Fernsehtipps: Auch heute streamt arte.tv wieder, was ich ohne die primaverasound-Facebook-Meldungen nie erfahren hätte: Auf der beschissenen, offensichtlich von Affen entwickelten, neuen Arte-Website gibt es keinerlei Hinweis, nicht mal auf der primaverasound-Sonderseite: concert.arte.tv/de/nos-primavera-sound-livestream-am-9-juni
Zitat von Anorak Twin im Beitrag #36Interessiert mich auch. Falls ja, einschließlich Details.
Zwischenzeitlich missbrauche ich diesen Thread einfach weiter für Fernsehtipps: Auch heute streamt arte.tv wieder, was ich ohne die primaverasound-Facebook-Meldungen nie erfahren hätte: Auf der beschissenen, offensichtlich von Affen entwickelten, neuen Arte-Website gibt es keinerlei Hinweis, nicht mal auf der primaverasound-Sonderseite: concert.arte.tv/de/nos-primavera-sound-livestream-am-9-juni
u.a.: 20:50 Angel Olsen 22:00 Teenage Fanclub
Wenn man ein bisschen rumsucht auf der ARTE-Website, findet man ein paar Videos. Nämlich hier. Und es gibt auch einen Hinweis auf die Livestreams. Aber intuitiv ist das nicht. Mal sehen, ob sie noch ein paar Viedos auf die Seite dazu packen.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Zitat von RegularJohn im Beitrag #35Hat der Nachtkrabb das Festival überlebt?
Ja, wo bleibt das Update???
Morgen fliege ich zurück. Dann nehm ich mir die Zeit, mein angetrunkenes Whatsapp-Geschreibsel zu redigieren. Vorab: Freitag war der längste Tag, war um 8 Zuhaus , von daher war der Samstag der kürzeste , Sonntag der verpeilteste
Tja, ich lag leider die letzten Tage flach. Die Heimreise (hab noch nen ausgewanderten Ex-Kommilitone auf seiner Finca in der katalanischen Pampa besucht) dauerte 15 h, mit 2 Taschen in beiden Händen bei 35° durch die pralle Sonne. Ordentlicher Sonnenstich und Mandelentzündung am nächsten Tag. Immerhin: Rechtzeitig zum Maifeld Derby weitesgehend fieber- und schmerzfrei, Yippieh.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #30geht mir genauso. selbst das überschaubare berlin-festival empfand ich bei all den überlappungen als ziemlichen stress.
Die zeitlichen 1:1 Überschneidungen von Künstlern hielten sich in der Theorie in Grenzen, aber durch die weiten Wege musste man teilweise die letzten Songs knicken, um noch einen geeigneten Platz beim nächsten Act zu kriegen. Bei den ganzen Big Names hat man auf dem Primavera nicht wirklich die Chance, Neuentdeckungen zu machen. Aber aus mir spricht ja auch ein gut informiertes Nerd-Foren-Mitglied...
Ich hab erst in der Primavera-Nachlese mitbekommen, dass bis zu 200.000(!) Menschen gleichzeitig auf dem Festivalgelände rumstrolchen. Das verteilte sich dann aber ziemlich gut. Nur freitags bei The XX und anschließend Run the Jewels auf den 2 großen Bühnen gegenüber, stand ein Knäuel von garantiert 100.000 Menschen auf der Fläche von 2-3 Fußballfeldern rum.
The XX waren für mich ein wenig witzlos, zu spät dran und ca 100m von der Bühne weg gestanden. Ook, kann ich mir auch noch ein Bier holen. Während ich so am Bierstand stand, spielten sie unverhofft die ersten drei Songs. Da das schon meine Favoriten waren (Islands, Crystalized, Say Something Loving) konnte ich getrost wieder abhauen. Bin eh kein Riesenfan und meine Laune war gedämpft, da ich vorher ne Gruppe Mädels verloren und auf dem Gelände nicht wieder gefunden hab. Vor Run the Jewels mal kurz bei Kornel Kovacs und den Swans (half der Launeaufbesserung nur begrenzt) vorbei geschaut.
Run The Jewels haben die Laune aber ganz schnell gehoben. Mega Spaß gemacht mit dem Publikum. Der Sound wird mir daheim manchmal irgendwann zu stressig, aber live sehr geil. Bei einem minutenlangen Stromausfall wurde erstmal rumgekaspert und als der Strom wieder da war, ging's rund:
Nach RTJ hätte gegenüber Jamie XX gespielt, aber den hab ich angesichts der mir entgegen kommenden Menschenströme gähnend geknickt und mir lieber einen premium Sitzplatz bei Flying Lotus gesichert. So um 4 morgens, total verstrahlt (hatte schließlich mehr als 10 Stunden Musik angeschaut), hatte das Set eine berauschende Wirkung, die weirden Visuals und die fetten wabernden Bässe haben nicht nur mich, sondern auch meine Handykamera endgültig zerlegt.
Danach (!) hätten noch die Priests (!) gespielt. Hätte sie gern gesehen, aber deren Surf Punk war für mich um so ne "Bock-auf-Frühstücks"-Zeit nicht mehr vorstellbar...Puh
Apropos 10h - am frühen Abend gab's den ersten garstigeren Konflikt - Mitski, Whitney, Weyes Blood.. Da ich erstere beide auf dem Maifeld Derby noch sehen würde,... Anschließend Sampha. Ziemlich entspanntes Konzert, Sonnenuntergang mit Bierchen und gutem Sitzplatz inklusive netter Sitzplatznachbarin.. so lässt es sich gut aushalten. Wurde dann zu meiner Lieblingslocation. Aber übermäßig gepackt haben mich Samphas Songs mich, wie ja auf Platte auch, nicht.
Ist zwar schon fast verjährt, aber ich will das Tagebuch dann doch nicht so unfertig stehen lassen...
Der Samstag: So ein verdödelter Tag. Ich wollte eigentlich "schon" zu Angel Olsen da sein, aber es kam ein wenig dazwischen. Erst mein Kater vom Vortag, als ich erst um 8 ins Bett kam, dann wurde es am frühen Abend ungeahnt heißer und ich mit langer Hose fast eingegangen, dachte auf halber Strecke, "ach noch mal kurz heim, und kurze Hose anziehen.. klappt ja wohl innerhalb vonner Stunde!" ...Nu, Samstags halt nicht. Gut, so wurde der erste Konflikt des Abends entschieden, Angela Olsen zeitgleich mit Joey Purp und Metronomy: einfach mal alle nicht. Später noch ein bisschen ärger: Arcade Fire vs. King Krule vs. Wild Beasts vs. Gas.. Da ich die Beasts schon paarmal gesehn hatte und die noch aufs Maifeld Derby kommen würden, konnte ich nach ein wenig Grace Jones bestaunen, die mit 69(!) Jahren noch beneidenswert die Hüfte schwang, mit gutem Gewissen zu...
Arcade Fire. Angesichts meiner Erwartungshaltung und fehlender Energie konnte ich eigentlich nur enttäuscht werden. Es war natürlich großartig, aber richtig und durchgehend genießen konnte ich das Konzert nicht. Mittlerweile hab ich mich ja einigermaßen an die neuen Songs gewöhnt. Im Primavera-Set wirkten die schlageresken Abba-Songs oder die etwas pofigen Elektronummern aber wie Fremdkörper zwischen all den Hymnen. Nee nee. Weiß gar nicht, warum alle Indie-Bands die mir mal wichtig waren, neuerdings so auf elektronisch und tanzbar machen, anstatt auf gute Songs. Die Hits von den älteren Alben wurden aber allesamt famos vorgetragen. Wohlige Schauer. Wurden mir nur ein wenig vom mittlerweile stärker anwesenden, verdrogten Event-Publikum verleidet. Kam mir vor wie im Stadion bei deutschen Länderspielen. Die Oh-oohooo-ooohoho-Chöre, die ja auf Platte einen Teil des Charmes ausmachen, klangen unkoordiniert gegröhlt eben nicht ganz so euphorisierend. Seit Seven Nations Army hab ich außerdem eine Aversion gegen große Gruppen, die Instrumente mit"singen".
Trotzdem ein Erlebnis! Danach war bei mir allerdings der Akku leer und ich hab mir nur noch die offenbar gute zweite Hälfte von den Preoccupations reingetan.
Der Sonntag war noch verplanter. Da die Konzerte am letzten Tag nicht mehr auf dem Festivalgelände stattfanden, sondern, bei fast 30°, nur noch in Konzertlocations mit Dach, beschloss ich kurzerhand, keine Lust mehr auf Musik zu haben. Bei einem wunderschönen Nachtspaziergang durch die ganze Stadt, wollte ich mal bei einer alten Wohnung in Raval (gammeliges, aber charmantes "Multi-Kulti-Viertel", gleichzeitig sozialer Brennpunkt als auch Epizentrum für alternative, künstlerisch mehr oder minder begabte Menschen) vorbeischauen, und stellte dabei, über den Namen Apollo stolpernd ("moment, Apollo...? Ist das nicht...?"), fest, dass ich damals keine 100 Meter von der Location wohnte, in der gerade die Abschlusskonzerte stattfanden. Barcelona ist ein Dorf. Plötzlich war ich angefixt. Sleaford Mods spielten allerdings schon. Angestellt. Und dass es zwei Sääle gab, sagte mir keiner. Man hatte mich in den kleineren Saal geschleust, in dem nur eine, allerdings ganz interessante, DJane auflegte, die sich bei einigen Tracks an Live-Schlagzeug setzte oder sonstwie organische Sounds erzeugte. Nachdem sich aufklärte, dass die Mods hier nicht auftauchen würden, musste ich mich draußen nochmal in eine Schlange einreihen. Mittlerweile waren die Japandroids dran. Ich bin aber wieder im kleinen Saal gelandet und dann irre lachend nach Hause. Trotz des dämlichen Endes will ich nächstes Jahr sowas von wieder kommen! Ab Montag Early Bird