Der deutsche ESC-Vorentscheid für 2018 macht ein Ende mit der alleinigen Auswahl des deutschen Beitrages durch die Fernsehzuschauer. Neben den Fernsehzuschauern gibt es noch ein Europa-Panel und zudem eine internationale Experten-Jury.
Im Europa-Panel befinden sich 100 ausgewählte Personen, die quasi den Musikgeschmack der internationalen Fernsehzuschauer repräsentieren sollen. Die Mitglieder des Panels entscheiden mit über die Vorauswahl aller Kandidaten (erst 20, für das Finale 5) und stimmen dann auch über den deutschen Beitrag mit ab.
Die internationale Experten-Jury wird aus 20 bis 25 Personen bestehen, die in der Vergangenheit in ihren Heimatländern Mitglieder der nationalen Jury waren. Sie vergeben Punkte unter den Teilnehmern des deutschen Vorentscheids.
O-Ton Thomas Schreiber (ARD Koordinator Unterhaltung): "Mit der richtigen Mischung aus Leidenschaft, Verstand und Analyse wollen wir gemeinsam für den ESC in Deutschland diesen Neuanfang starten. Unser Ziel ist, den internationalen Publikumsgeschmack und die internationale musikalische Fachkompetenz - von der ersten Kandidaten-Auswahl bis zum deutschen Vorentscheid - konsequent zu berücksichtigen und international wiedererkennbarer, kantiger und erfolgreicher zu werden.“
Der NDR wird für jeden der fünf Teilnehmer des Vorentscheids „auf Grundlage vorher definierter musikalischer Genres“ mit Komponisten, Produzenten und Labels nach einem authentischen, besonderen Lied suchen und den dazu passenden Auftritt entwickeln.
Bei so viel Leidenschaft und Analyse kann ja gar nichts mehr schiefgehen! Germany $%§ points.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von akri im Beitrag #1Der deutsche ESC-Vorentscheid für 2018 macht ein Ende mit der alleinigen Auswahl des deutschen Beitrages durch die Fernsehzuschauer. Neben den Fernsehzuschauern gibt es noch ein Europa-Panel und zudem eine internationale Experten-Jury.
Hä? Die besten Erfahrungen hat man doch mit der Auswahl durch die Zuschauer gemacht. Möchte man wieder so einen Skandal wie im Fall LaBrassBanda generieren? Oder macht die Plattenfirma von Cascada Druck?
Ich hab die Sendung jahrzehntelang so gerne gesehen (die Hauptshow), aber allmählich hab ich keinen Bock mehr. Immer internationaler, immer glatter, immer formatierter.
Zitat von Olsen im Beitrag #4Was für ein Skandal denn, was habe ich verpasst?
LaBrassBanda wurden vom TV-Publikum auf den ersten Platz gevoted, von der Jury auf den letzten. Die setzte dafür Cascada auf den ersten Platz. Am Ende landete Cascada vor LaBrassBanda, das Abschneiden beim ESC ist bekannt. Später kam heraus, dass der Großteil der Juroren bei der gleichen Plattenfirma wie Cascada unter Vertrag stand.
Wie dem auch sei, die Erfahrung zeigt, dass die Jury-Wertungen meist weit am Publikumsgeschmack vorbeigehen und ein verheerendes Abschneiden beim ESC mit sich bringen.
Kürzlich agierte ein 60-köpfiges „Eurovisions-Panel“ in Hamburg, München und Bonn. Man hat 200 potenzielle Kandidaten für den deutschen Vorentscheid bewertet. In Köln haben 40 der Mitglieder „stellvertretend für das deutsche Publikum“ diese 200 Künstler bewertet. Zum Eurovisionspanel zählen 100 ESC-Fans, die sich dafür beworben haben.
Letztlich hat man aktuell erst einmal 20 mögliche Kandidaten für den Vorentscheid ausgewählt.
Ab Mitte Dezember landen diese 20 Künstler in einem Trainingslager (Tonstudio). Dort gibt es dann einen musikalischen Leiter, einen Vocalcoach und eine Choreografin. Von allen Künstlern werden auch Videos gedreht. Es werden dann fünf Teilnehmer des Trainingslagers für den deutschen Vorentscheid ausgewählt. Und zwar durch das Eurovisions-Panel und die internationale Jury im Abstimmungsverhältnis 50:50.
Und ja, eine „Publishing Taskforce“ mit Mitarbeitern vobn BMG, Sony, etc. unter Leitung von Lars Ingwersen (Managing Director bei California Sunset Records) schaut sich alles an und arbeitet von Ende Dezember bis Mitte Februar mit den fünf Kandidaten an den Songs. Die „Taskforce“ bearbeitet Lieder der Künstler, berät sie bei der Songauswahl oder verpasst den Acts ggf. neue Songs.
Im deutschen TV-Vorentscheid werden die fünf Teilnehmer dann mit jeweils nur mit einem Song antreten.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Schweden hat 2017 übrigens die Nr. 3 vom Zuschauer-Televoting dank 11 speziellen ESC-Jurymitgliedern letztlich auf Platz 1 nominiert - er wurde beim ESC in Kiew 5.
Erwähnen möchte ich noch, dass der deutsche TV-Vorentscheid voraussichtlich Ende Februar 2018 in Köln oder Berlin stattfindet.
Ralph Siegel sagte einmal, ein Lied müsse ja nicht hauptsächlich dem deutschen Publikum gefallen, sondern eben den Leuten, die dann beim ESC abstimmen. Und da wir hier in Deutschland unseren Kandidaten nur die Daumen drücken, nicht jedoch für sie abstimmen können, hat er damit wohl recht.
Wie man so sagt: der Wurm muss letztlich dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von gnathonemus im Beitrag #8mit so einem generalstabsmäßigen plan muss das ja mal was werden
... mit dem vorletzten platz.
Hmm, könnte klappen: Ein Grantler mit Vollbart und komischem Helm (für die skandinavischen Punkte), der auf einer Akustikgitarre eine Liebesballade singt (für die französischen und rumänischen), dazu eine ältere Dame am Klavier (für die belgischen) mit witziger Brille (für die niederländischen), ein Kinderchor (für die britischen), ein Saxofonsolo (für die irischen), ein Eurodancebeat (für die kaukasischen), leicht bekleidete Tänzerinnen (für die polnischen und türkischen), davon zwei etwas rustikalere (für die dänischen), acht Trommler in Fantasiekostümen (für die spanischen und slowakischen), die im Refrain irgendwelche Silben rufen (für die baltischen) und Kleinwüchsige mit Flöten, die durch einen Feuerreif springen (für die Punkte vom Balkan).
Zitat von gnathonemus im Beitrag #8mit so einem generalstabsmäßigen plan muss das ja mal was werden
... mit dem vorletzten platz.
Hmm, könnte klappen: Ein Grantler mit Vollbart und komischem Helm (für die skandinavischen Punkte), der auf einer Akustikgitarre eine Liebesballade singt (für die französischen und rumänischen), dazu eine ältere Dame am Klavier (für die belgischen) mit witziger Brille (für die niederländischen), ein Kinderchor (für die britischen), ein Saxofonsolo (für die irischen), ein Eurodancebeat (für die kaukasischen), leicht bekleidete Tänzerinnen (für die polnischen und türkischen), davon zwei etwas rustikalere (für die dänischen), acht Trommler in Fantasiekostümen (für die spanischen und slowakischen), die im Refrain irgendwelche Silben rufen (für die baltischen) und Kleinwüchsige mit Flöten, die durch einen Feuerreif springen (für die Punkte vom Balkan).
Das mit dem Wurm stimmt schon. Nur sitzen in den typischen deutschen Jury-Gremien wohl hauptsächlich Angler, die vom Fisch wenig Ahnung haben.