Schon aufgrund ihres Namens wird die 1984 gegründete niederländische Dark Wave & EBM Band um den immer noch sehr adretten und agilen Ronny Moorings vermutlich oft in falsche Schubladen gesteckt oder präventiv ignoriert. Das zeigte sich auch gestern Abend, als ich kurzfristig eine "Ersatz"-Begleitung für diesen Konzertabend suchte und eigentlich jede Absage aus dem Namen der Band herleitbar war ("kenne ich nicht, aber das ist sicher definitiv nichts für mich" etc.) Glücklicherweise fand sich dann doch noch eine sehr nette Begleitung und ich musste mich nicht alleine durch den sehr vollen Kulttempel schieben. Aus der Masse ähnlich klingender Acts einer Szene, die vordergründig nicht gerade durch Selbsironie, musikalische Abwechslung und Innovationsfreude besticht, hebt sich die Band für mich diesbezüglich zumindest "auf Platte" positiv ab, sicher auch, weil die Melodien einfach mehr Pop-Appeal bieten als die überwiegend hüftsteife Konkurrenz. Schade, dass die Band diesen Charme live inzwischen allzusehr hinter einem stromlinienförmig technoid-wummernden Electrosound versteckt, der leider bei jedem Einsatz die Gitarren und den Gesang weitgehend verschluckt. 2-3 Songs lang klingt dieser Wall of Sound beeindruckend, aber auf Dauer dann doch recht ermüdend, insbesondere weil die (kurzfristig als Ersatz eingesprungene) Vorband Days of Sorrow im Grunde genauso klang, nur noch weniger Abwechslung im Sound bot. Ging offenbar nicht jedem so, eine junge Dame neben uns ging bis zum letzten Ton, der erst um Mitternacht erklang, komplett steil, es sei ihr vergönnt. Was soll's, war trotzdem ein okayer Konzertabend, dazu trug auch der Humor von Ronny Moorings bei, der von einem gemeinsamen Bandspaziergang durch das eher strukturschwache Oberhausen offenbar so schockiert war, dass er daraus zu Songtiteln wie Exodus, Loneliness oder Suffer jeweils eine provokante lokale Herleitung fand, das hämische Gelächter der von auswärts Angereisten überbot dabei eindeutig das Gegrummel der örtlichen Goth-Szene.
okay, so ein richtig gelungener abend war das nicht, aber das war mir irgendwie schon vorher klar. eine gute freundin hatte mich geburtstagshalber eingeladen, weil: the scratch (da hatte ich sie letztes jahr hingeschleppt, und sie war hin und weg). und weil mein jüngster auf die dropkicks steht, hab ich ihm dann meinerseits noch ne karte besorgt. note to myself: die max-schmeling-halle ist einfach keine gute location, das wusste ich bereits. aber der einlass war diesmal derart lahmarschig, dass wir tatsächlich fast eine stunde vor der halle in der schlange rumrutschen mussten (gut, dass ich warm angezogen war), und wir deswegen the scratch genau verpassten, die tatsächlich schon punkt sieben angefangen hatten. der jugendliche strunzkopf, der direkt hinter uns seine nicht minder strunzigen kumpels von der seriosität der AfD überzeugen wollte, machte die warterei nicht besser. schließlich bezogen wir unsere sitzplätze in den rängen; weniger rock'n'roll geht kaum, aber laut einem insider-bekannten meiner kumpelin sollte dort wenigstens der sound mit am besten sein. was sich mit gogol bordello bereits als makulatur erwies - so richtig schlimm klang es nicht, aber halt nach max-schmeling-halle, was einfach eher schmaddereintopf als dreisterneküche ist. die band selbst ist beeindruckend energetisch, aber auch von allem irgendwie zu viel - ich habe 9 leute auf der bühne gezählt, die alle hinterher gewusst haben werden, was sie getan hatten (streckenweise sah es aus der vogelperspektive aus wie ein sehr lautes schulsportfest). der anscheinend einzige song klang wie ein serbischer eurovisionsbeitrag, der als kind in einen topf mit sex pistols gefallen ist - auf einem mixtape hätte ich damit für 5 minuten viel spaß gehabt, aber auf eine dreiviertelstunde war das schon eher zermürbend. immerhin bot der blick von oben auf den moshpit anlass zur selbstvergewisserung, mit den sitzplätzen doch eine gute wahl getroffen zu haben (die anzahl der fußpilse in der schlange auf die gesamtzuhörerschaft hochgerechnet hatte bereits zu befürchtungen anlass gegeben). okay, und dann der hauptact. ich hatte es schlimmer erwartet, allerdings nicht viel schlimmer. meinen begeisterten begleitern zuliebe hielt ich immerhin bis "rose tattoo" durch, dann ging ich einfach schon mal vor die tür, die ohren lüften. das konzertjahr hat also noch viel luft nach oben.
Schade. So viel verschenkte Zeit und dazu noch nicht mal gute Musik für Dich. Hatte von den tourenden Dropkicks irgendwo gelesen und mich für die Hardcore Fans gefreut, da ich mal einige im Umfeld hatte. Wenn auch nicht Du, so hatten ja scheinbar zumindest die Leute im Moshpit ihren Spazz.
je nun, zumindest hab ich damit das soziale bonding-level wieder ein bisschen nach oben getrieben. :) und in einem kleineren club hätten mir zumindest GB schon mehr spaß gemacht als in diesem monster von halle. die dropkicks werden in diesem leben nicht mehr meins - 90 min laut und stumpf fand ich zuletzt mit ca 16 jahren gut.
Als "Vorband" gabs einen DJ, der eigentlich ganz interessant auflegte, aber optisch üble DJ-Klischees verbreitete: "heiße Knöpfe"-Gehampel und flankenfreies Muscle T-Shirt muss einfach nicht sein. Sein Auftreten wirkte dann noch etwas seltsamer, weil für Coopers Video-Projektion am vorderen Bühnenrand ein Projektionsflächen-Vorhang hoch bis zur Decke gespannt ist, hinter dem dann die Tische mit dem Equipment der beiden standen, und hinter ihnen wieder eine Leinwand aufgespannt war. Man sah ihn also nur hinter diesem Gaze-Schleier rumhampeln.
Max Cooper trat dann deutlich entspannter, wenn nicht gar unauffällig auf. Das was ich bisher von Max Cooper kannte war mir eigentlich musikalisch etwas zu harmlos, zu kommerziell. Aber offensichtlich kannte ich zu wenig. Das war wirklich großteils interessante elektronische Musik. Die Drum&Bass-Wurzeln kommen großenteils durch, aber es gibt auch immer wieder Anleihen bei Trap oder ein andermal bei irgendwelchen arabischen(?)/westafrikanischen(?) polyrhythmischen Beats und Licks.
Das wohl zentrale Element bei Cooper sind ja die Video-Sachen, und sowohl die als auch seine Musik sind großteils vorgefertigt. Ähnlich wie bei Underworld reduziert sich sein Auftritt aufs live Mischen, bzw live VJ-ing (dass es live war, merkte man daran, dass sich seine VJ-ing-Software einmal aufgehängt hat). Das optisch Gebotene war dann aber auch wirklich enorm beeindruckend. Dabei ist das Ampere als 300-Zuhörer Club eigentlich genau das Gegenteil von den Monster-Locations, die Cooper normalerweise bespielt. Sehr sympathisch fand ich nicht nur, dass er zum Schluß wie bei einem Film-Abspann sämtliche an der Produktion beteiligten Leute auflistete. Als das Licht anging, räumte er erst mal seinen Tisch auf und stellt sich nachdem er drei Stunden durchgespielt hatte einfach neben die Bühne und quatschte noch eine halbe Stunde mit den Besuchern. War ein guter Abend.
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11.01.2025 12:15
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der jugendliche strunzkopf, der direkt hinter uns seine nicht minder strunzigen kumpels von der seriosität der AfD überzeugen wollte, machte die warterei nicht besser. 
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