mit erheblicher verspätung ging der konzerte-herbst für mich auch mal los (nachdem ich für international music meinen hintern nicht hochgekriegt hatte und die nerven mich mit ihrem neuen album - nein, nicht genervt - aber auch nicht vom hocker gehauen haben). das vorprogramm bestritten tim kinsella & jenny pulse. ersteren kenne ich entfernt von cap'n jazz und joan of arc, die ja irgendwie legenden-status erlangten, was ich nie so ganz nachvollziehen konnte. zu hören gab's peitschende elektrobeats, dazu gitarrengeklimper von kinsella und abwechselnden gesang von beiden, wobei ich ihr hauchen klar seiner nicht gerade treffsicheren deklamation vorzog. anfangs war das noch recht unterhaltsam, ab der hälfte aber zusehends eintönig und dann kam's ganz dicke: erst rezitierte kinsella ein gedicht, mit dem ich nix anfangen konnte und dann - au weh - eine karaoke-version von "under pressure" unter einbeziehung des publikums. grau-en-haft! na ja, wenigstens ging's schnell vorbei. diiv wurden dann mittels eines videos angekündigt, in dem ein komischer knülch eine völlig außerweltliche erfahrung, erleuchtung, erweckung und was nicht alles versprach. und dann brach der krach los. zachary cole smith bewegte den mund, ja - zu hören war davon so gut wie nichts. mein erster gedanke: unfähiger soundmann, aber mit zunehmender spieldauer und dem begleitenden videomaterial wurde klar: da sind ein paar leute dermaßen angepisst, das muss so (und bei den etwas ruhigeren stücken wie "brown paper bag" war dann doch was gesangsähnliches zu vernehmen). dann war ich drin und es war nur noch herrlich. dazwischen gab's immer wieder ein paar fake verbittert/lustige werbe-clips, die den eindruck der angepisstheit noch verstärkten. genau mein ding und zum abschluss dann noch "blankenship". hach, besser geht's nicht.
jessica pratt (21.11.2024, black box, münchen)
bedingt durch frühe anreise bekamen wir sogar noch was vom vorprogramm mit. keine ahnung was das soll, den beginn für 20:00 uhr anzukündigen und dann platzt man um 19:35 mitten rein. nun ja, einen einblick ins schaffen des protagonisten namens jack j bekamen wir trotzdem noch. seine band hatte er zwar nicht dabei, aber was er da an gitarrenminiaturen und angenehmem, an erlend oye erinnernden gesang zum playback zum besten gab, war doch recht ordentlich. tja, aber natürlich nix gegen ms pratt. verzauberung vom ersten moment an. die stücke, hauptsächlich vom aktuellen album, aber auch einige ältere, wurden zwar ziemlich werkgetreu aufgeführt, aber es war diese unglaubliche intimität, die sie und die band verströmten, die die faszination ausmachte. sehr viel mehr muss man dazu gar nicht sagen. man muss es einfach mal erlebt haben. man hat zwar absolut nichts davon mitbekommen, aber sie ist wohl z. zt. stimmlich etwas angeschlagen, so dass sie schon nach einer stunde schluss machen musste. was natürlich schade war, nichtsdestotrotz verließen wir das spektakel wunderbar beseelt. eine wahre künstlerin!
Hansa 48 war vor 40 Jahren einer von mehreren Brennpunkten der Kieler Hausbesetzerszene, heute ein alternativer Kulturveranstaltungsort, wunderbar saniert und mit diversen großartigen Angeboten ein tolles Projekt im alten städtischen Wohngebiet in Uninähe. Niels Frevert wird hier übrigens in Kürze spielen...ausverkauft (Menno).
Hamburg Spinners - ausverkauft. Die Band freut sich des Umstands. Herrlich. Ein sehr sympathisches Publikum begrüßt die gut gelaunte Band, hier im Norden ja quasi ein Heimspiel. Die ersten Songs vom neuen Schwarzwaldalbum ohne große Ansagen, später folgen herrliche Pingpongdialoge zwischen Carsten und dem sehr vielseitigen Gitarristen Dennis Rux. Ganz versiert und beeindruckend am Bass David Nesselhauf und ebenso am Schlagzeug Lucas Kochbeck. Alle vier Musiker tauchen bei den verschiedensten Bands und Projekten im Hamburger Raum (und demzufolge auch in meinen Tonträgerregalen) immer wieder auf. Sehr spannende und lebendige Szene.
Das Konzert ließ keine Wünsche für das Fanherz offen. Mod-Jazz, Lounge, Beat, sehr groovy und tanzbar. Einmal quer durch alle drei Alben, und als dann auch noch Green Onions von Booker T & The MGs gespielt wurde, war ich im siebten Musikhimmel.
Ich hatte mein Ticket bereits seit Monaten und eine Kollegin von mir wollte mit ihrem Mann dort hin. Sie waren jedoch verhindert, so dass ich eine Karte für meinen Bruder übernahm und eine dort vor Ort verschenken konnte. Mein Bruder kannte die Band nicht, hatte ihm lediglich einen Appetizer verlinkt. Nach dem Konzert resümierte er, dass ihm 3/4 sehr gefallen hätte, der kleine Rest wäre ihm zu jazzig gewesen. Und, er wäre wieder am Start, bei nächster Gelegenheit. Mein Bruder hat Geschmack ♥️
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Ich muss einfach Werbung für die Spinners machen. So cooler Stoff.
leider haben wir uns im timing vertan und sind erst zum nominellen beginn angekommen. ergo: rammelvoll und der vorprogramm-mensch hatte bereits angefangen. war kein schaden. langweilige stampf-beats, theatralisches gefuchtel, wichtigtuerische texte/vocal-samples. demnächst auf invada records. ich bin mäßig interessiert.
in der umbaupause konnte ich meine position geringfügig verbessern, sodass ich statt nur hinterköpfe auch manchmal den keyboarder sehen konnte. geoff barrow und die anderen hatten es sich leider auf stühlen bequem gemacht. naja, ich war ja wegen der musik da und die war so wie sie sein musste. nämlich großartig. gerade auf den letzten beiden alben hatten sie die vermählung von experiment und p!o!p! zur perfektion gebracht und darauf lag der schwerpunkt bei ihrem set. die gitarrren waren sehr viel härter als auf tonträger, was in dem zwischenruf "yeah, slayer" resultierte, welcher barrow sehr wohlwollend aufnahm. seine ansagen und dialoge mit der band waren übrigens sehr amüsant. der hat ein talent zum comedian. vielleicht das, was er nach seinem ausstieg bei beak> macht? letzteres ist wirklich sehr traurig, denn sie waren wirklich eine meiner absoluten lieblingsbands der letzten jahre. aber ok, schauen wir mal was kommt. das war auf jeden fall ein grandioser schlusspunkt!
14 Monate warten nach dem Kauf der Tickets hatten gestern ein Ende: ich durfte mit Niedecken's BAP die Zeitreise nach 1981/1982 antreten. Ein paar Erinnerungen an den Mai 1982 kamen hoch, als ich bei einem Abendspaziergang auf dem Weg zurück in mein Hotel in Mannheim-Käfertal am dortigen Kulturzentrum vorbei kam. Die Türen waren an dem lauen Frühsommerabend offen, die Musik klang gut, also mal rein geschaut und erfreulicherweise BAP gesehen.
Gestern in der Nürnberger Meistersingerhalle dann eine Neuauflage der kompletten Alben "Für usszeschnigge" und "Von drinne noh drusse" plus ein paar ältere Songs sowie ein paar Covers. Dank dem Dasein als Rentner (muss ja auch mal Vorteile haben!) konnte ich mir Plätze in Reihe 1 sichern, was bei Wolfgang Niedecken durchaus seinen Vorteil hat. Um 20:02 Uhr ging es los und ohne Pause bis 23:16 Uhr. Setlist macht sogar 3:15 Stunden draus (https://www.setlist.fm/setlist/bap/2024 ... fac2f.html). Das Publikum war ebenso wie ich absolut begeistert.
Ein großartiger Abend mit dem längsten Konzert meines Musiklebens. Beim Weg aus der Halle kam uns noch ein älterer bis über beide Ohren strahlender Ordner entgegen, der meinte: "Was für ein wunderbarer Abend, ich habe mich 45 Jahre jünger gefühlt".
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Ich war Dienstag im Konzert. Roedelius begann mit einem Gedichtvortrag, dann gab es etwa vierzig Minuten Improvisation am Flügel. Musikalisch "nett", harmonisch großteils seeeehr eingängig, zwanzig Minuten hätten mir persönlich von dem einen Stück genügt, dann hätte ich gerne noch ein etwas anderes Klavierstück gehört. Danach gab es ein "elektronisches Stück". Defacto war das Abfeuern von Samples auf dem iPad von irgendwelchen, irgendwie synthetisierten Klänge, meist eher Abteilung Effekt-Klang. Ganz selten war mal was Tonales dazwischen. Das "Stück" dauerte etwa eine Viertel Stunde, und wurde von ihm relativ rüde beendet. Da war er offensichtlich mit sich selbst nicht zufrieden.
Zum gesamten Auftritt lief ein Video in dem ein "Thing Ballet" (Hände hantieren mit einem Holzkästchen) in vielfachen Kacheln lief, die dann jeweils mit verschiedensten Effekten wie Video-Delay, Farb-Invertierung, Spiegelungen verändert waren. Das war sehr schön anzuschauen, und es ist gut vorstellbar dass es die Musik großartig ergänzt, wenn denn die Musik mithalten kann. Beim Klavierstück war das noch einigermaßen der Fall (und ich hab auch absichtlich fünf Minuten die Augen zugemacht, um wirklich nur die Musik zu hören, und sie nicht nur als akustische Illustration des Videos wahrzunehmen), aber bei der elektronischen Sektion hatten Bild und Ton so wenig miteinander zu tun, dass es fast störte. Das Video hat wohl seine Tochter gemacht
Insgesamt muss man wissen, dass Hans-Joachim Roedelius immer schon nur improvisiert. Sowohl früher, als er noch mit "konventioneller" Elektronik aufgetreten ist, als auch heute, wo das akustische Klavier eine große Rolle spielt. In einem Interview vom März weist er auch darauf hin, dass ihm seine so improvisierten Konzerte mal besser mal schlechter gelingen. Und das Konzert in München was wohl eines aus eher der zweiten Kategorie.
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(die Bilder stammen von der Webseite von Rosa Roedelius und sind nicht vom von mir besuchten Konzert)