es hat also mit allen benefiz-, crowdfunding-, etc. -bemühungen tatsächlich wieder geklappt. und man ist von den kammerspielen ins volkstheater gezogen (schon letztes jahr, aber da habe ich ausgesetzt). das hat zwar nicht die athmosphäre des altehrwürdigen jugendstiltheaters, aber logistisch vereinfacht es die sache enorm, da alle 3 bühnen in einem haus untergebracht sind, d.h. man kann viel schneller von einer zur anderen wechseln. und das riesige foyer verhindert das elende gedränge, das zu stoßzeiten herrschte, zudem ist platz für mehr getränkestände, was die wartezeiten verkürzt und einen größeren merch-stand. also fast nur vorteile.
los ging's für mich mit den orielles, auf die ich mich schon sehr gefreut habe und die mich nicht enttäuscht haben. der sound ist live um einiges härter als auf konserve, der gitarrist hat zeitweise wie ein irrer auf den saiten herumgeschrubbt und auch keine angst vor feedback gehabt. trotzdem blieb der sound transparent, sodass glücklicherweise auch der gesang mit ausnahme eines stückes gut vernehmbar war, denn der ist elementar für ihre musik. schwerpunkt lag auf stücken vom letzten album ("tableau" von 2022), aber es wurden auch neue stücke gespielt und die waren allesamt so gut, dass man sich schon auf ein nächstes freuen darf. perfekter auftakt!
dann wollte ich eigentlich zur hochzeitkapelle, aber bühne 3 war wegen überfüllung geschlossen und es warteten auch noch zig leute auf einlass. dann eben mitten ins set von nout aus frankreich auf bühne 2. sagten mir nüscht und fast hätte ich mich von dem heftigen hardcore-getrommel, das mich da empfing, abschrecken lassen. was die beiden anderen damen an querflöte und harfe da machten war nicht ganz klar, weil man sie sowie nicht hörte. aber dann verließ die schlagzeugerin die bühne und es erklang eine gar zarte weise, die im verlauf jazzig ausfranste und immer irrer wurde, aber eben auch ziemlich interessant. in der folge zeigt die band dann was man mit effekten alles aus diesen klassischen instrumenten rausholen kann. mal klang die harfe nach e-gitarre oder synthi, mit der flöte wurden drones erzeugt oder es wurde hineingesungen bzw. eher geschrien. und die schlagzeugerin war eh eine wucht und konnte durchaus mal dezenter, als der anfang befürchten ließ. eine schöne entdeckung war das. schade, dass sie nur eine überteuerte ep zum kauf anboten.
nächster progammpunkt: the meridian brothers, eine cumbia/salsa/bossa-band aus kolumbien. ich hatte vorher mal in ihr letztes album reingehört und war nicht besonders optimistisch, dass mir das gefällt, aber weit gefehlt. vom ersten augenblick an war es total mitreißend, ging schnurstracks ins tanzbein und zauberte mir ein dauergrinsen ins gesicht, vermutlich angesteckt von der einzigen meridian sister, die gummiballartige percussionistin, deren mundwinkel fast ständig zu den ohren zeigten (forderungen nach "more cowbell" übrigens unnötig - davon gab's mehr als genug). gegen ende wurde das ewige gerappel und getrommel zwar ein wenig monoton, aber dann schalteten sie mit den letzten stücken dankenswerterweise einen halben gang zurück, bevor ein eventueller overkill eingetreten wäre. fazit: als dauerbeschallung taugt mir das nicht, aber so als einstündigen festival-slot lass ich mir das gerne gefallen.
und zum schluss das nostalgie-programm: console spielen ihr debut-album "rocket in the pocket" in voller länge, nachdem sie seit 10 jahren nicht mehr aufgetreten sind. für mich perfekt, weil ich sie tatsächlich noch nie live gesehen habe und der sound auch nach 26 jahren noch prima funktioniert. und als kirsche obendrauf gab's als zugabe noch die non-album-single "14 zero zero", der überhit der band, der den saal komplett ausrasten ließ. danach konnte ich kaum noch stehen und ließ den anschließenden soundclash (u.a. mit fehler kuti) soundclash sein. war ja auch so schon ein toller abend.
Ich wäre ja so gerne auch gekommen und hätte mich auf 13 & God und Astrid Sonne gefreut, aber mir fehlte dieses Jahr komplett die Energie. Dafür hätte es zeitlich diesmal funktioniert. Ich wäre ihnen sehr dankbar, wenn sie das Festival endlich mal aus dieser beschissenen Vorweihnachtszeit raus verlegen würden.
Porridge Radio, 10.12.24, Berlin, Columbia Theater (Support: Ebbb)
Die Vorband "Ebbb" ist ein Trio aus London (Schlagzeug, Laptop und Sänger), die ich zu einem Drittel uninteressant, zu einem Drittel furchtbar und zu einem Drittel (Schlagzeug) interessant fand. Beim Sänger rufen die 80er an und wollen ihre Hackfresse zurück. Es gab echt seit 40 Jahren keine so hässliche Generation mehr wie Gen Z. Was man damals vorwiegend in Fußballstadien und Spielotheken in tristen Kleinstädten vorgefunden hat, ist zur Zeit der Chic, mit dem ich auf Konzerten belästigt werde. Schnauzbärte waren damals scheiße und sie sind es heute nicht minder.
Porridge Radio hingegen entschädigten für alles. Gutgelaunt, trotz turbulenter Tour, bei die Keyboarderin nach einem Unfall ausscheiden musste. Ein adäquater Tour-Ersatz wurde zum Glück gefunden, und ich staune immer wieder, wie schnell sich professionelle MusikerInnen sich in so ein Set einfuchsen können.
Das etwa 70minütige Set umfasste zum allergrößten Teil das aktuelle Album, das, bis auf einen Song, komplett aufgeführt wurde. Ich mag diese Band, aber deren Alben höre ich tatsächlich nur sehr selten. Live finde ich sie einfach viel besser. Manche Musik braucht einfach die Bühne.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #1430Porridge Radio, 10.12.24, Berlin, Columbia Theater (Support: Ebbb)
Beim Sänger rufen die 80er an und wollen ihre Hackfresse zurück. Es gab echt seit 40 Jahren keine so hässliche Generation mehr wie Gen Z. Was man damals vorwiegend in Fußballstadien und Spielotheken in tristen Kleinstädten vorgefunden hat, ist zur Zeit der Chic, mit dem ich auf Konzerten belästigt werde. Schnauzbärte waren damals scheiße und sie sind es heute nicht minder.
Aber aber, das ist ja schon so ein bisschen "old man yells at cloud". Ich hab mir die mal angeschaut und finde, die sehen doch ganz gut aus! Und der Schnauzbart ist jawohl schon seit locker 15 Jahren (mal mehr mal weniger aber konstant) einfach da, oder?! Jetzt höre ich gleich auch mal rein.
den schnauzbart finde ich auch nicht so schlimm. aber als old man hat man dennoch jedes recht, at clouds zu yellen. mach ich auch gerne und mit genuss.
Find ich nicht okay, dass die euch mit ihrem "Chic" so belästigen. Kann man da nicht was machen? Petition?
I'm a septic tank half full kind of guy / got a twinkle in my eye / that I've been told is just astigmatism / I've got a s-skip in my step like / the undead half risen