Als Mann auf einer Bank im Park an einem Spielplatz sitzen? Dafür brauchst du heute ein dickes Fell, denn du wirst vorwurfsvolle Blicke ernten. Ich finde diese Entwicklung sehr bedenklich.
wir bewegen uns zwar gerade in sehr großen schritten vom thema weg (auf manche kommentare gehe ich lieber gar nicht ein), aber hier würde mich trotzdem interessieren, ob das so schlimm ist. ich wechsel zum beispiel nachts die straßenseite, wenn eine frau vor mir läuft, ich kann gar nicht mehr anders, auch wenn viele wutschnaufend mit #notallmen fuchteln. irgendwie ist es naürlich erst einmal komisch, aber wenn sich andere dadurch besser und sicherer fühlen? mir ginge es als elternteil vermutlich kaum anders.
Sowas hängt aber ja wohl schon immer sehr vom Einzelfall ab. Wenn da mehrere Kinder auf einem Spielplatz wären und ich setze mich da als einziger Erwachsener dazu und beobachte die Kinder: Also ich würde mich da selbst nicht wohl fühlen. Mit ein wenig Feingefühl spürt man einfach, wenn man wo fehl am Platz ist und sich andere vielleicht dadurch unwohl fühlen könnten. Das würde ich aber auch nicht mit "Hysterie" betiteln, sondern eher mit einer Sache des Feingefühls und der Rücksichtsnahme
Zitat von CobraBora im Beitrag #58Und, was soll mir das jetzt sagen?
Nun ja, unabhängig davon wie glaubwürdig man den Mann einordnen möchte, auf dessen Aussagen sich die Doku in der Hauptsache zu stützen scheint, gibt es genügend Hinweise, dass MJ ein bedenkliches Verhältnis zu Minderjährigen pflegte, dass man schon recht viel ignorieren muss, um seine persönliche (nicht strafrechtliche) Unschuldsvermutung aufrecht zu erhalten. Es gab ausreichend Schilderungen innerhalb der Gerichtsverhandlungen, die nicht beanstandet wurden, die mindestens die Gewissheit zulassen, dass da etwas gehörig nicht stimmt. Was der Forbes-Artikel an Zweifeln säen möchte ist in Teilen wirklich lächerlich. Er zählt Leute auf, die keine Belästigung durch MJ beanstandet haben und ähnliches… also bitte. Cosby und R. Kelly finden bestimmt auch Frauen, die sie nicht belästigt haben.
Und wie legitim es ist, manche Debatten als "Tugendfuror" zu diffamieren, sei mal dahingestellt. Zumindest in einem Zusammenhang wie diesem, geht es nicht darum, ob jemand eine Tüte mit Kacke brennend vor jemandes Haustür hinterlassen hat, sondern schon um Dinge, die sich weit jenseits der "Tugendhaftigkeit" befinden.
Ich will gar nicht so tun, als ob es objektive Grenzen gäbe, nach denen man Kunst vom Künstler trennen kann oder auch nicht. Ich entscheide da auch intuitiv und vielleicht nicht immer schlüssig. Ich bin mir zumindest der Ambivalenzen sehr bewusst und kann auch einen Roman Polanski nicht ohne Bedenken feiern, wie ich es aufgrund seiner grandiosen Filme gerne würde. Es gibt allerdings Extremfälle, bei denen mir das Verständnis fehlen würde. Würde mir jemand von Jimmy Saville vorschwärmen, weil er/ sie "Top of the Pops" so toll fand, würde ich schon stark am Verstand/ Integrität derjenigen Person zweifeln.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Oder ein Typ wie Ian Watkins (Lostprophets). Dessen Verbrechen sind so ziemlich das Ekelhafteste, was ich überhaupt jemals gelesen habe. Befasst euch nicht detailliert damit, ich warne eindringlich.
Beim Fall Jackson kann man sich schlussendlich nur entscheiden, ob man der einen oder der anderen Seite glauben möchte. Rein rational würde ich mich für Jackson entscheiden, weil ich auch nicht glauben kann, dass jahrelange Prozesse und Durchsuchungen nichts Justiziables zutage gefördert haben sollen. Dennoch finde ich sein Verhältnis zu Kindern auch alles andere als normal.
Als Mann auf einer Bank im Park an einem Spielplatz sitzen? Dafür brauchst du heute ein dickes Fell, denn du wirst vorwurfsvolle Blicke ernten. Ich finde diese Entwicklung sehr bedenklich.
wir bewegen uns zwar gerade in sehr großen schritten vom thema weg (auf manche kommentare gehe ich lieber gar nicht ein), aber hier würde mich trotzdem interessieren, ob das so schlimm ist. ich wechsel zum beispiel nachts die straßenseite, wenn eine frau vor mir läuft, ich kann gar nicht mehr anders, auch wenn viele wutschnaufend mit #notallmen fuchteln. irgendwie ist es naürlich erst einmal komisch, aber wenn sich andere dadurch besser und sicherer fühlen? mir ginge es als elternteil vermutlich kaum anders.
"So schlimm" ist das nicht, nein, aber es macht mich auch nicht gerade glücklich. So hoch kann der Anteil pädophiler Männer doch gar nicht sein, dass die Notwendigkeit besteht, sofort alle unter Generalverdacht zu stellen. Die Straßenseite wechsle ich mitunter auch schon mal, wenn ich das Gefühl bekomme, die Dame vor mir fühlt sich verfolgt. Aber trotzdem gilt dieses "andere fühlen sich besser" auch in beide Richtungen. Und ich würde mich besser fühlen, wenn diese Angst überall wieder abnehmen würde. Oder geht es in Großstädten inzwischen wirklich so schlimm zu? Ich wohne ja auf dem Land, hier habe ich nicht den Eindruck, dass man mit mehr Kriminalität und Verbrechen zu tun hat. Also wo kommt diese Angst her?
Zitat von Lumich im Beitrag #60Und wie legitim es ist, manche Debatten als "Tugendfuror" zu diffamieren, sei mal dahingestellt. Zumindest in einem Zusammenhang wie diesem, geht es nicht darum, ob jemand eine Tüte mit Kacke brennend vor jemandes Haustür hinterlassen hat, sondern schon um Dinge, die sich weit jenseits der "Tugendhaftigkeit" befinden.
Den "Tugendfuror" habe ich ja beim Thema "maßlos überzogene Forderungen" ins Spiel gebracht. Ich finde es ziemlich schräg, welche moralischen Ansprüche heutzutage an Personen des öffentlichen Lebens (Musiker, Schauspieler, Politiker, Sportler...) gestellt werden. Kein Wunder, dass sich kaum mehr jemand was Substanzielles zu äußern wagt. Und dass man von manchen schon schief angeschaut wird, nur weil man ein Mann ist, ist erstens erschreckend und zweitens nicht akzeptabel.
Was die Angst betrifft: Die Faktenlage gibt keine Begründung dafür her, aber sie wird ja von mehreren Seiten bewusst geschürt. Angst vorm bösen schwarzen Mann, oder vorm Mann an sich. An Leute, die Angst haben, lässt sich Populismus gut verkaufen.
Was sind denn die maßlos überzogenen Forderungen, die an Personen des öffentlichen Lebens gestellt werden?
Ich habe auch manchmal Angst, wenn ich nachts alleine irgendwo langgehe und ein Mann lange hinter mir geht. Nicht, weil ich Angst vor allen Männern habe, sondern weil jede eben Erfahrungen im Leben gemacht hat, wo sie in irgendeiner Form belästigt wurde. In dem Moment weiß ich ja nicht, ob es einer der 98% anständigen Männer ist oder nicht.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Zitat von Lumich im Beitrag #60Und wie legitim es ist, manche Debatten als "Tugendfuror" zu diffamieren, sei mal dahingestellt. Zumindest in einem Zusammenhang wie diesem, geht es nicht darum, ob jemand eine Tüte mit Kacke brennend vor jemandes Haustür hinterlassen hat, sondern schon um Dinge, die sich weit jenseits der "Tugendhaftigkeit" befinden.
Den "Tugendfuror" habe ich ja beim Thema "maßlos überzogene Forderungen" ins Spiel gebracht. Ich finde es ziemlich schräg, welche moralischen Ansprüche heutzutage an Personen des öffentlichen Lebens (Musiker, Schauspieler, Politiker, Sportler...) gestellt werden. Kein Wunder, dass sich kaum mehr jemand was Substanzielles zu äußern wagt. Und dass man von manchen schon schief angeschaut wird, nur weil man ein Mann ist, ist erstens erschreckend und zweitens nicht akzeptabel.
Äh, also eigentlich war der Auslöser für den "Tugenfuror" ja ein anderer, nämlich meine Ablehnung der Empörung darüber, dass es "immer noch Familienväter gibt, die Platten von Michael Jackson auflegen", was ich als Forderung aus mehreren Gründen überzogen finde (zum einen, weil die Anschuldigungen zwar widerlich und im Gesamtkontext auch plausibel sind, andererseits aber trotzdem unbewiesen, der für mich wichtigere ist aber, dass man in diesem Fall für sich durchaus eine Trennung von Werk und Interpret vornehmen kann, u.a. weil seine hörenswerten Platten ja zeitlich weit vor dem Zeitraum der ersten Anschuldigungen stammen). Dass man von Personen des öffentlichen Lebens erwartet, keine anderen Menschen oder gar Kinder sexuel zu missbrauchen, ist natürlich vollkommen richtig und kein "Tugenfuror", aber ich glaube, darauf wolltest du nicht hinaus?
Zitat von CobraBora im Beitrag #62 Was die Angst betrifft: Die Faktenlage gibt keine Begründung dafür her, aber sie wird ja von mehreren Seiten bewusst geschürt. Angst vorm bösen schwarzen Mann, oder vorm Mann an sich. An Leute, die Angst haben, lässt sich Populismus gut verkaufen.
Naja, beim Thema sexueller Missbrauch, Belästigungen und Vergewaltigungen gibt es dann schon eine frappierende Zunahme in den letzten Jahren und eine zigfache Überrepräsentation bestimmter Gruppen, die sehr wohl statistisch belegbar ist. Und nein, das sind nicht Einbeinige oder Linkshänder und das hat auch nichts mit dem Schüren von Ängsten zu tun, hier hat sich die Sicherheit gerade für Frauen im öffentlichen Raum vielerorts deutlich verschlechtert, diesbezüglich sollte man den Kopf nicht zu sehr in den Sand stecken, auch wenn es mit dem eigenen Weltbild nicht konform geht. Dass zusätzlich die Verfügbarkeit und Reichweite von Nachrichten größter ist als früher, ist absolut richtig, das trägt natürlich auch zum veränderten Sicherheitsempfinden bei. Diverse Fake-Stories (beispielsweise über finstere Osteuropäer, die Kinderorgane in der Gegend herumfahren), kommen noch dazu, ich halte die Anzahl der Menschen, die so einen Stuss glauben aber für überschaubar, außerdem ist das ja auch kein neues Phänomen (der Bogen lässt sich über Geschichten von vermeintlich kindermordenden Juden im Mittelalter bis hin zu so mancher Paranoia unserer Kindheitstage (Alkohol in Milchschnitten, Kindern auflauernde Sektenmitgliedern von Kindergärten etc.)) spannen.
Zitat von Marla Singer im Beitrag #63Was sind denn die maßlos überzogenen Forderungen, die an Personen des öffentlichen Lebens gestellt werden?
z.B. kein Steak in Goldfolie essen und den darauf folgenden Shitstorm in der gleichen Sprache zu beantworten, denn das muss mit Berufsverbot geahndet werden
Mir ist seinerzeit auch die Brüderle-Geschichte sehr sauer aufgestoßen, als der wegen eines schlüpfrigen Spruchs praktisch öffentlich hingerichtet wurde. Das fand ich maßlos überzogen.
so so, sollte man mit solchen typen lieber feinfühlig und mit verständnis umgehen, hm?
ich glaube, da bessert sich auf lange sicht hin nur etwas, wenn den herren, denen - hehe - nur ein bisschen die wortwahl oder die maus entglitten ist - ordentlich die scheiße um die ohren weht. sie kapieren es einfach sonst nicht.
und ein bisschen weniger opferhaltung und drama in deiner vokabelauswahl, lieber cobra, würde dir auch besser zu gesicht stehen.
Zitat von LFB im Beitrag #64 Naja, beim Thema sexueller Missbrauch, Belästigungen und Vergewaltigungen gibt es dann schon eine frappierende Zunahme in den letzten Jahren und eine zigfache Überrepräsentation bestimmter Gruppen, die sehr wohl statistisch belegbar ist. Und nein, das sind nicht Einbeinige oder Linkshänder und das hat auch nichts mit dem Schüren von Ängsten zu tun, hier hat sich die Sicherheit gerade für Frauen im öffentlichen Raum vielerorts deutlich verschlechtert, diesbezüglich sollte man den Kopf nicht zu sehr in den Sand stecken, auch wenn es mit dem eigenen Weltbild nicht konform geht.
wobei auch gerne mal der kopf in den sand gesteckt wird, wenn argumente angeführt werden, die die überrepräsentation dieser "bestimmten gruppen" (wir wissen, wen du meinst) relativieren (und auch hier weißt du, was gemeint ist: nämlich der anteil junger männer - ca. das dreifache der hiesigen bevölkerung). weiterhin wurde ja 2016 das strafrecht entsprechend der maxime "nein heißt nein" verschärft und somit auch sexuelle belästigung zum straftatbestand (so was wie begrapschen, z.b.). der sprunghafte anstieg in den kriminalstatistiken von 2016 und 2017, den du wahrscheinlich meinst, ist also hauptsächlich damit zu erklären und nicht etwa, dass die bestimmten gruppen (die ja hauptsächlich 2015 und 2016 hier ankamen) auf einmal mehr bock auf vergewaltigungen hatten.
mir ist klar, dass das ein schwacher trost für die opfer ist und dass sich da dringend was ändern muss, aber das eben im gleichen maße unter den hier geborenen wie in den "bestimmten gruppen".
mich würde im gegenzug mal die kriminalstatistik einer anderen "bestimmten gruppe" bzgl. sexuellen missbrauchs (gerade von kindern) interessieren. sie hält normalerweise an sonntagen salbungsvolle ansprachen an ihre schäfchen und viele eltern zögern keine sekunde, ihre kinder in deren obhut zu übergeben. aber ich fürchte, dieser wunsch wird mir verwehrt bleiben und es wird auch weiterhin kein mensch auf die idee kommen, ihrem verein mal sanktionen anzudrohen, wenn ihm außer vetuschung und halbherzigen entschuldigungen nichts einfällt, was zu ändern.