Zitat von gnathonemus im Beitrag #66so so, sollte man mit solchen typen lieber feinfühlig und mit verständnis umgehen, hm?
ich glaube, da bessert sich auf lange sicht hin nur etwas, wenn den herren, denen - hehe - nur ein bisschen die wortwahl oder die maus entglitten ist - ordentlich die scheiße um die ohren weht. sie kapieren es einfach sonst nicht.
Ich finde einfach, man sollte nicht aus jeder Mücke einen Elefanten machen, für mich sind das zwei typische Beispiele von "Tugendfuror". Aber wir schweifen ab.
„Tugendfuror“ ist ein fürchterlicher Begriff, der von Leuten wie Harald Martenstein geprägt wurde, der typischerweise von privilegierten Menschen benutzt wird, die dünnhäutig auf kritische Anmerkungen reagieren, denen sie sich aufgrund unsensibler Äußerungen ausgesetzt sehen. Wenn jemand allen Familienvätern nahe legt, sich Medien von und mit Michael Jackson gegenüber abstinent zu halten, kann man dies auch zurückweisen, ohne gleich eine vermeintliche Zeitgeistsünde zu beklagen. Dass von Personen öffentlichen Interesses per se tugendhaftes Verhalten gefordert wird, halte ich für ein Gerücht. Üblicherweise handelt es sich um Fehltritte die jedem und jeder Kritik einhandeln würde.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Es gibt aber solche und solche Kritik. "Finde ich nicht gut" ist etwas anderes als Forderungen nach Rücktritt, Rauswurf, Boykott oder sonstigen Sachen, die schon auch mal bis an die Existenz des Betroffenen gehen können. Ich sprach ja auch nicht von "unberechtigt", sondern von "maßlos überzogen", das ist eben genau dieser Unterschied. Und ich bin schon der Meinung, dass das in den letzten Jahren zugenommen hat.
@Ninja: Ich nehme mir die Freiheit, mir eine Meinung zu bilden, auch wenn ich nicht selbst betroffen bin. Dazu gehört manchmal eben auch die Meinung, dass die Betroffenheit des Betroffenen überzogen ist.
Zitat von Olsen im Beitrag #61 So hoch kann der Anteil pädophiler Männer doch gar nicht sein, dass die Notwendigkeit besteht, sofort alle unter Generalverdacht zu stellen.
hier liegt übrigens einer der hunde in der diskussion um kindesmissbrauch begraben. viele männer und frauen, die kinder missbrauchen, sind nicht pädophil. es ist sogar laut forschung häufig so, dass menschen mit pädophiler neigung viel dafür tun, um sich nicht an kindern zu vergehen. missbrauch ist ein prozessorientiertes machtinstrument und oft unabhängig von sexueller neigung. wie sich die sache bei den hier diskutieren personen verhält, weiß ich nicht.
ich tu mir sehr schwer mit musikern, von denen ich weiß, dass sie übergriffig geworden sind und bin da größtenteils bei marlas meinung zu finden. grundsätzlich bin ich da aber so ambivalent, wie viele von euch. es gibt in der gewaltpädagogik den grundsatz tat und täter zu trennen und ich füge dem auch noch folgendes hinzu: das wort "aber" ist ein problem. wenn wir die diskussion auf der ebene führen "ja, er hat das und das gemacht, aber er ist ein toller künstler", dann führt das nirgendwo hin, wobei das hier eh nicht so plakativ passiert, wie ich es auch schon erlebt habe. als ob künstlerische genialität scheißverhalten wett machen würde. es benötigt hier ein "und": "xy hat das und das gemacht UND ist ein großartiger künstler". dann kann ich das eine würdigen und das andere verurteilen. es ist nicht ganz dasselbe, wie kunst vom künstler zu trennen, geht aber in die richtung, zumal ich auch denke, dass menschen, die tatsächlich eine störung haben, anders gesehen werden müssen, als menschen, die ganz bewusst ihre macht missbrauchen. bei missbrauch beispielsweise gibt es keine trennung von tat und täter, da der missbrauch identitätsstiftend ist. das ist sexuelle gewalt nicht.
ich persönlich gehöre ja zu den frauen, die hier in europa keinerlei angst empfinden nachts auf der straße, ich laufe auch sehr gerne immer wieder mit kopfhörern und alleine rum, und dennoch bin ich froh um die awareness einiger männer, die dann die straßenseite wechseln. ich brauche das zwar nicht, aber viele andere. das ist auch, weil, wenn ich zb am bahnhof bin, ich keine angsteinflößenden ausländer sehe, sondern die klienten, denen ich den schluabschluss abnehme. ich werde sehr häufig überschwänglich und freundlich begrüßt von den jungen männern, die am bahnhof abhängen und so vielen menschen angst machen. ich komme ja gerade aus marokko zurück und war alleine dort, und dort war das schon anders. nicht nur, dass die händler einem wirklich extrem penetrant auf die pelle rücken, auch kopfhörer scheinen kein signal dafür zu sein, nicht angesprochen werden zu wollen, sondern stattdessen festgehalten zu werden. unfassbar unangenehm und übergriffig. als ich dann um 3 uhr früh zum flughafen unterwegs war, habe ich mich schon sehr unwohl gefühlt, bis ich endlich im taxi saß bzw. eigentlich bis ich aus dem taxi ausgestiegen bin und an einem quasi sicheren ort war. es ist schon anders als in europa. alleine, dass dir männer ständig ungefragt den weg zum marktplatz erklären wollen, obwohl du da gar nicht hin willst und überhaupt dein navi dabei hast. diese männer sind offenbar nicht nur der überzeugung, dass sie wissen, wo eine frau, die alleine unterwegs ist, hin will, sondern auch, dass sie nicht alleine hinfindet. das ist ein denkkonstrukt, dass ich echt erschreckend finde und das aber auch in europa oft spürbar wird. zum beispiel, wenn männer erfahrungen von außerhalb ihrer lebenswelt als tugendfuror abtun.
naja, soviel dazu. diese diskussion ist so breit und bedürfte so vielerlei aufdröselung der themen auf unterschiedlichen ebenen, dass ich gerade gar nicht mehr weiter weiß. irgendwie haben hier alle ein bisschen recht.
Zitat von beth im Beitrag #72alleine, dass dir männer ständig ungefragt den weg zum marktplatz erklären wollen, obwohl du da gar nicht hin willst und überhaupt dein navi dabei hast. diese männer sind offenbar nicht nur der überzeugung, dass sie wissen, wo eine frau, die alleine unterwegs ist, hin will, sondern auch, dass sie nicht alleine hinfindet.
aus eigener erfahrung kann ich zumindest sagen, dass dabei kein unterschied zwischen mann und frau gemacht wird.
"The eloquent and straightforward “Leaving Neverland” was made for no other reason than to give shape to a nebulous cloud of rumors, many of which were floated in public before they were silenced behind settlements, and none of which a jury was able to prove beyond a reasonable doubt. In the wake of Reed’s film and the shattering interview footage that it exists to share with us, there’s no longer a reasonable doubt. There’s no longer any doubt at all. Not only do the documentary’s two main subjects perfectly corroborate their separate accounts in all of the most tragic of ways, but they do so with a degree of vulnerability that denies any room for skepticism."
lief also heute auf pro7 und nein, nach ansicht dieser tour de force habe ich keinen zweifel mehr. jackson war ein widerwärtiges dreckschwein, der seine machtposition gnadenlos ausgenutzt hat, um seine gelüste zu befriedigen und genau wusste, wie er die betroffenen dahingehend manipulieren kann, damit sie ihn sogar über seinen tod hinaus verteidigen. aber es hat dann doch nicht ganz funktioniert. ich bin froh, dass ich keinen einzigen tonträger von ihm besitze und nicht darüber entscheiden muss, was ich damit jetzt anfangen soll. kaufen werde ich ganz bestimmt keinen mehr.
ich schau die doku gerade in der mediathek. ich finde sie unfassbar gut gemacht, auch weil sie eben genau das aufzeigt, was missbrauch eigentlich ist, nämlich das:
Zitat von gnathonemus im Beitrag #74 der seine machtposition gnadenlos ausgenutzt hat, um seine gelüste zu befriedigen und genau wusste, wie er die betroffenen dahingehend manipulieren kann, damit sie ihn sogar über seinen tod hinaus verteidigen.
Zitat von Der Lokus im Beitrag #metooEin Artikel zum Thema, speziell mit Blick auf die Musikszene und der Ausblendung fragwürdiger Vorgänge in unserer Heldenverehrung:
wir haben "leaving neverland" vor zwei wochen auch gesehen und ich wollte nur noch kotzen. wenn mir noch ein idot erzählen möchte, dass er aber doch "thriller" 111elf und "bad" 111elf etc. tue ich es wirklich. die welt ist schlecht und mj war es umso mehr.
edit: hab' mal einen eigenen thread daraus gemacht. zu sehen gibt's das ganze derzeit in deutschland bei 7tv und im original im lichtspielhaus internet.
Danke für den Thread, ich hatte das vorher irgendwie verpasst, finde aber die Diskussion - besonders die Einlassungen von beth zu Übergriffigkeit & Missbrauch - sehr interessant. Werde mir wohl den Film auch noch ansehen müssen.
Zitat von G. Freeman im Beitrag #55wir haben "leaving neverland" vor zwei wochen auch gesehen und ich wollte nur noch kotzen. wenn mir noch ein idot erzählen möchte, dass er aber doch "thriller" 111elf und "bad" 111elf etc. tue ich es wirklich. die welt ist schlecht und mj war es umso mehr.
Zitat von G. Freeman im Beitrag #55wir haben "leaving neverland" vor zwei wochen auch gesehen und ich wollte nur noch kotzen. wenn mir noch ein idot erzählen möchte, dass er aber doch "thriller" 111elf und "bad" 111elf etc. tue ich es wirklich. die welt ist schlecht und mj war es umso mehr.
??
Es geht dem Freeman um diejenigen, die Jackson aufgrund seiner musikalischen Leistungen weiterhin verehren und dabei nicht sehen, was er laut Doku (die ich nicht gesehen habe) für ein perverses krankes Arschloch war.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von McDermott im Beitrag #58Werde meine Zeit nicht damit verschwenden. Sollen sich die beinharten MJ Fans und SJWs auf Twitter deswegen gegenseitig zerfleischen.
Du cooler Typ.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?