ich möchte euch jetzt etwas ausführlich von meiner neuen lieblingsband erzählen. ich möchte schwärmen. und teilen. vielleicht habt ihr ja lust, mir zuzuhören.
kapitel 1:
damit fing alles an. ein beach-fossils-konzert im herbst 2017.
Zitat von G. Freeman im Beitrag So war's[...]Die Vorband Nervous Conditions btw, hat mich ziemlich umgehauen. Ein rotziger, wüster Jazz-Post-Punk, der dann wirklich mal "anders" (brrr) gewesen ist, dabei aber ziemlich knallte.
viel zu viele leute, noch mehr instrumente, streicher, bläser, synths, gitarren, tosende, so selten gehörte musik, eine wahnsinnige energie. natürlich gab es zu dem zeitpunkt keine songs, lediglich ein paar weitere live-aufnahmen. eine allerdings in so guter qualität, dass ich sie mir später als ep zusammengeschnitten und heruntergeladen hatte.
wahnsinn. aus denen wird mal was. was soll schon passieren.
dann habe ich sie aus den ohren verloren, nicht mehr an sie gedacht. wie es nun der zufall so wollte, erinnerte ich mich im januar wieder an die band und wollte schauen, was aus ihnen geworden ist. in den knapp anderthalb jahren kann man doch wohl mal ein paar singles oder eps veröffentlicht haben, oder? nope. der sänger entpuppte sich anfang 2018 als übergriffiges arschloch, belästigte frauen in seinem umfeld und war zu beginn der vielversprechenden karriere der gang das aus für eben jene. er flog raus, nc löste sich auf. na, danke.
kapitel 2:
aber kann es das etwa gewesen sein. all diese unfasslich talentierten jungen menschen irgendwo zwischen 20 und mitte 20, die so viel energie in diese musik gepumpt haben, die müssen doch weitermachen? zumindest teilweise. sie hatten ja jetzt ein ganzes jahr zeit dafür gehabt. also tat ich, was jeder normale mensch in dieser situation getan hätte. ich zog meine digitalen wanderstiefel an und watete durch das netz; durch kleine blogs, kommentarspalten, facebok-veranstaltungen, subreddits und londoner gigportalen. und ich fand einen kommentar. ein typ hat da wen gesehen, es war ein pub in südlondon, da geht gerade was, da spielte eine merkwürdige band, die stieg empor aus der asche von nervous conditions, einige der girls und boys wollten unbedingt weitermachen und haben sich neu aufgestellt. sie heißen: black country, new road.
und ich verspürte dieses famose gefühl dieses entdeckerrausches, was mir einfach nur musik geben kann. fein, es gibt sie noch. also weiter. und wieder gab's nichts anderes als live-videos. aber da merkte ich, dass die richtung immer noch stimmt. mehr noch, sie sind noch besser als "damals". zynischer spoken-word-existenzialismus, jugendkultur-abriss-poesie. sich überschlagende songs, die immer - immer - unverhersehbar in das nächste kapitel abwandern. wer dringend referenzen braucht (die nicht wirklich existieren können): slint, the pop group, talking heads - alle im mixer.
und aus irgendeinem grund erinnerte ich mich genau zur richtigen zeit an sie, denn nur eine woche später erschien ihre erste 7" über speedy wunderground. das label, das alle paar monate einen innerhalb von wenigen stunden aufgenommenen und gemischten song veröffentlicht. das passt.
ich darf vorstellen, mein song des jahres.
athens, france
ich habe den jetzt sicher schon 70+ mal gehört, leider nur habe ich eine der 250 7"s verpasst. wie sich hier in so kuzer zeit alles auflöst, verändert. ich fühle das. so. sehr. vor drei wochen saß ich dann motiviert bis aufgeregt vor dem rechner/radio, weil sie live ein paar songs bei marry ann hobbs spielen sollten. es wurden nur zwei, aber immerhin konnte ich jetzt einem anderen song mal einen titel zuordnen. es war das großartige "sunglasses". direkt mitgeschnitten und hochgeladen.
Ich brüte noch dran, ob und wie sehr mir das gefällt. Mit dieser Art von weinerlichen/zitternden Gesang oder wie immer man das bezeichnen mag, hab ich immer wieder Schwierigkeiten. Aber ich werde mal auf die achten
vom feinsten, wenn das überhaupt geschieht. der thread war seit wochen "geplant", aber ich hatte nie die zeit das irgendwo angemessen umzusetzen. es ist einfach immer noch ein tolles gefühl, sowas von beginn an mitzumachen oder lust zu haben, den ganzen nebenherkram zu machen und für sich selbst geschichte aufzubauen.
live geht's erst einmal nur weiter durch das uk, aber das muss enorm sein.
Zitat von victorward im Beitrag #2Mit dieser Art von weinerlichen/zitternden Gesang oder wie immer man das bezeichnen mag, hab ich immer wieder Schwierigkeiten. Aber ich werde mal auf die achten
Mir gefällt, oder richtiger, gefiel dieser doch extreme Ausdruck wirklich selten, aber wenn, dann so richtig, durch und durch. Vergleichbar expressive Musik hat mich in jüngeren Jahren - ich behaupte mal, mit steigendem Alter geht das zwangsläufig verloren - auch manchmal gepackt, beispielsweise Saccharine Trust mit „A Human Certainty“ oder Hüsker Dü, wenn Bob Mould zu Zen Arcade/ New Day Rising-Zeiten komplett losgelassen hat. Insofern kann ich die Euphorie von Herrn Freeman begreifen und festhalten, dass mir die Musik der Band gefällt, ich aber mittlerweile rausgealtert bin.
Zitat von victorward im Beitrag #2Mit dieser Art von weinerlichen/zitternden Gesang oder wie immer man das bezeichnen mag, hab ich immer wieder Schwierigkeiten. Aber ich werde mal auf die achten
Geht mir genau so. Das ist auch genau der Grund, warum ich in der Punk-Ecke meistens bei Hardcore lande und mit Emo (und ich meine jetzt nicht so schreckliche Panic! At The Disco-Sache, sondern durchaus die Untergrund-Geschichten, die ansonsten musikalisch fein wären) nicht allzu viel anfangen kann. Das muss schon richtig, richtig gut gemacht sein, damit es mir taugt - siehe @violvoics Hinweis auf Hüsker Dü.
Ich habe mir mal "Athens, France" angehört. Hat mich jetzt beim ersten Hören nicht komplett begeistert, aber hängen geblieben ist es trotzdem. Wurde erstmal in die Heavy Rotation-Playlist zur weiteren Begutachtung verschoben.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Per Instagram erfahren, dass "Sunglasses" tatsächlich die nächste Single wird (Der Producer hat sich verplappert) und im herbst gibt's die erste kleinere Uk-Tour (inkl. eines Festival-Besuches in Hamburg). Könnte auch bedeuten, dass vielleicht sogar eine EP im Anmarsch ist. Hach, das wäre so so so wunderbar.
Wie es der Zufall so wollte wurde Sunglasses gestern dann auch bereits veröffentlicht und die 7" zur Pre-Order freigegeben, außerdem wurde bei BBC6 sogar nicht nur eine EP, sondern gar das Album angekündigt Sollte das tatsächlich noch 2019 kommen, ist echt alles vorbei. Schlagenheim und das BCNR-Album würde ich im selben Jahr kaum aushalten. Was macht ihr da mit mir?
Die Studio-Version, die wieder Carey übernommen hat, klingt fast identisch zu der oben selbst aufgenommenen Live-Version, ist aber nochmal 2 Minuten länger.Ich fand den Song ja immer irgendwo noch eine Spur faszinierender als Athens, France und der ist ja eigentlich schon Song des Jahres. Die zweite Hälfte ist einfach so so großartig.
Jedes der 500 Bilder des Videos ist übrigens eines der Cover der insgesamt 500 Singles.
Erscheint Anfang September und ist mittlerweile ausverkauft, hab aber meine noch bekommen.
Zitat von victorward im Beitrag #11Mein Schweigen liegt am Nicht-Schweigen des Sängers ... ich weiß nicht recht, ob ich mich an den Gesang gewöhnen werde
Kleiner Exkurs: bei Threads wie diesem bin ich eigentlich immer neugierig. Obwohl ich aus der Erfahrung weiß, dass ca. 92,75 % davon ganz und gar nicht meine Baustelle sind. Hier kam noch hinzu, dass eine Band eine 7" + Compact-Cassette (!) auf den Markt wirft. Sowas ist sehr selten in der heutigen Zeit und schaut auf der Website schon ziemlich schick aus. Und ganz am Rande: was wahrscheinlich Freeman eher weniger, dafür mich umso mehr interessiert, wäre zu erfahren, ob diese Compact-Cassette qualitativ gehobenen Ansprüchen genügt oder eher ein "Gutzje" aus billigem Ferro-Band ist. Aber wie gesagt, das nur ganz am Rande....und jetzt wird es ein wenig undiplomatisch: bei der Musik und dieser wundervollen Stimme ist das wohl eh ziemlich wurscht. Sorry.
Ich bin jetzt kein early adapter mehr, aber großer Fan. Besonders die zweite Hälfte erinnert mich an irgendwas von Slint und damit überzeugt man mich sowiesowieso.