Harharhar, dank Halsentzündung (die ich bis morgen loswerden muss) und noch zwei Tage im Urlaub weilender Familie wage ich mich mal an den Showdown meiner liebsten Akte X Episoden im Marathon. Die Reihung mache ich dann am Schluss.
Ice / Eis [Staffel 1, Episode 8] Erstausstrahlung: 05.11.1993 Regie: David Nutter Autoren: Glen Morgan & James Wong
Mulder und Scully werden zusammen mit einem dreiköpfigen Team von Wissenschaftlern verschiedener Forschungsrichtungen beauftragt, das gewaltsame Ableben der kompletten Crew einer abgelegenen Forschungsstation in Alaska zu untersuchen, deren letzte Videobotschaft aus einem kryptischen "We are not who we are" bestand. Natürlich dauert es nicht lange, bis es in dieser kleinen Gruppe zum Verdacht einer tödlichen Infektion kommt...
Eine durchgängig spannende Episode, in der eine kleine Zweckgemeinschaft von Paranoia und Klaustrophobie in mehrere Showdowns getrieben wird, unterbrochen von Momenten der Einsamkeit aber auch Erotik. Neben dem Spannungsbogen lebt die Folge für mich vom gelungenen Wechselspiel der vielfältigen Charaktere, die durchweg exzellent besetzt sind (Xander Berkeley als liebenswert-schrulliger Mediziner Dr. Hodge, Felicity Huffman als tiefgründige Toxikologin Dr. Nancy Da Silva, Steve Hytner als notorisch misstrauischer Geologe Dr. Denny Murphy, Jeff Kober als draufgängerischer Pilot Bear) sowie der Entwicklung der Beziehung zwischen Mulder und Scully, die durch diese Episode schon früh in der Serie deutlich an Tiefe gewann.
Obwohl die Handlung als Einzelfolge funktioniert, finde ich es schade, dass man dieses Drehbuch nicht für den ersten Akte X Spielfilm oder zumindest eine Doppelfolge genommen hat, dann hätte man den Charakteren noch mehr Tiefe geben und den Spannungsbogen bedrohlicher gestalten können.
Beyond the Sea / Die Botschaft [Staffel 1, Episode 13] Erstausstrahlung: 07.01.1994 Regie: David Nutter Autoren: Glen Morgan & James Wong
Der Serienmörder Lee Boggs (Brad Dourif), der in wenigen Tagen hingerichtet werden soll, bietet an, mit Hilfe seiner vermeintlichen übersinnlichen Kräfte (die bei seiner zuvor in letzter Sekunde verschobenen Hinrichtung zu ihm gefunden haben sollen) zum Auffinden eines entführten Teenager-Pärchens beitragen zu können um deren Ermordung zu verhindern, wenn dafür seine Todesstrafe in eine lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt wird. Während Mulder das für ein abgekartertes Spiel und Boggs für den Auftraggeber der Entführung hält, zeigt sich Scully kurz nach dem Tod ihres Vaters empfänglich für die Behauptungen Boggs, der ihr vorgibt, aus dem Jenseits Botschaften ihres Vaters übermitteln zu können. Ein doppelter Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Die Folge offenbart die Stärke der Serie, auch aus vermeintlich vorhersehbaren Storylines beeindruckend starke Momente zu erschaffen: Die vertauschten Rollen von Mulder (der Skeptiker) und Scully (hier aus Trauer dem Übersinnlichen aufgeschlossen) funktioneren als eine Art false narrator und erzeugen eine beständige Unsicherheit, weil die Serie somit ihrer wesentlichen erzählerischen Eckpfeiler beraubt wurde. Hierdurch entfaltet sich das grandiose Spiel von Brad Dourif noch eindrucksvoller und bedrohlicher, der als sich vor dem Todesgang fürchtender Serienmörder die ganze Bandbreite menschlicher Gefühlsregungen durchläuft (oder doch nur vorspielt?). Konsequenterweise überlässt uns Zuschauern das Ende der Folge selbst das Urteil hierüber.
Stärkster Moment: "Don't underestimate my fear of dying and don't downplay my terror of going back to that chair. I know, my hell's goig to be to go on back to that chair over and over again for all time, but in this life, my one and only life, I don't EVER want to go back again, EVER!"
Die Hand Die Verletzt / Satan [Staffel 2, Episode 14] Erstausstrahlung: 27.01.1995 Regie: Kim Manners Autoren: Glen Morgan & James Wong
Auch die letzte vom Duo Morgan & Wong geschriebene Folge vor deren vorübergehenden Ausstieg (um mit "Space: Above & Beyond" eine eigene, leider nur kurzlebige Serie zu produzieren, sollte ich vielleicht trotzdem mal reinschauen) spielt gekonnt mit den Erwartungshaltungen des Publikums. Die Satanskult-Hysterie der ländlichen USA der späten 80er/frühen 90er thematisierend geht es in "Die Hand Die Verletzt" (Im Original mit deutschsprachigem Titel, in der deutschen Fassung schnöde "Satan" getauft, wtf) zunächst um einen Todesfall eines Schülers nächtens in einem Wald sowie seltsamen Vorkommnissen an dessen Highschool. Wie es sich für ein konservatives Städtchen in Neuengland gehört, ist zumindest für die Lehrkräfte schnell klar, dass dahinter finstere satanische Rituale stecken müssen. Wie sich herausstellt, sind die Dinge aber ganz anders, als sie scheinen.
Erkennbar als Parodie auf organisierte Religionen sowie zur oberflächlichen Routine verkommenen Religionsausübung gedacht und mit Insider-Gags des Autorenduos gespickt, fängt die Folge eher humorvoll an, entwickelt dann aber durch den Auftritt des Beelzebubs höchstselbst in einer unerwarteten Verkörperung eine finstere und furchteinflößende Dramatik, einige Szenen sind dabei sicher nicht jugendfrei. Dieser unerwartete Plot- und Atmosphärentwist ist für mich die eigentliche Stärke dieser Folge.
Humbug / Der Zirkus [Staffel 2, Episode 20] Erstausstrahlung: 31.03.1995 Regie: Kim Manners Autor: Darin Morgan
Die erste von Darin Morgan (dem Bruder von Glen Morgang) geschriebene Folge ist zugleich die erste durchgängig humoristische der Serie, viele weitere ebenbürtige Beiträge sollten von ihm noch folgen. Was auch zum "Jumping the shark"-Moment der Serie hätte werden können, erwies sich aber als Glücksgriff. Während die Episode über unerklärliche Morde im Schausteller-Milieu zwar keine sonderlich raffinierte Handlung bietet und Scully sowie Mulder teilweise eher wie Statisten in "ihrer" eigenen Serie wirken, sind die Jahrmarkt-Charaktere (u.a. der früh verstorbene Schlacks Vincent Schiavelli) allesamt sehr liebenswert und erfreulich tiefgründig dargestellt. Der wahre Reiz der Folge liegt aber natürlich darin, dass man voyeuristisch darauf wartet, in kurzen Momenten einen Blick auf den unschuldigsten Mörder der ganzen Serie zu werfen.
Clyde Bruckman's Final Repose / Der Hellseher [Staffel 3, Episode 4] Erstausstrahlung: 13.10.1995 Regie: David Nutter Autor: Darin Morgan
An dieser großartigen, mit zwei Emmys prämierten Folge führt bei so einer Auflistung von Lieblingsepisoden wohl nicht nur für mich kein Weg vorbei. Interessanterweise wurde sie durch zwei meiner hier bereits aufgeführten Lieblingsfolgen maßgeblich beeinflußt: Zum einen ist es nach "Humbug" die zweite von Darin Morgan geschriebenen Episode, der sich vornahm, im Gegensatz zum allzu skurrilen "Humbug" diesmal ingesamt näher am düsteren Charakter der Serie zu bleiben und die Folge deshalb so finster wie möglich zu halten, selbstverständlich ohne die humoristischen Aspekte zu vernachlässigen. Zum anderen wurde die Idee zum Skript durch den vermeintlich mit übersinnlichen Fähigkeiten ausgestatteten Todeskandidaten in "Beyond the sea" inspiriert.
Kernthema ist das Aufeinanderprallen uralter philosophischer Konzepte vor dem Hintergrund des ewigen Menscheitsdilemmas zwischem Determinismus und freiem Willen, jeweils verkörpert durch die Protagonisten der Folge. Während der ohne Schuldgefühle tötende Mörder (angemessen irre gespielt von Stuart Charno) den fatalistischen Determinismus personifiziert, vertritt sein mit übersinnlichen Fähigkeiten ausgestatteter unfreiwillige Gegenspieler, der einsame Versicherungsmakler Clyde Bruckman (hervorragend tragisch-komisch gespielt von Peter Boyle) dessen resignative Interpretation. Im Gegensatz dazu müssen Scully und Mulder schon von Berufs wegen den freien Willen und die Idee der Beeinflussbarkeit der Zukunft verkörpern. Dass dieser ehrgeizige Ansatz keine Sekunde überambitioniert wirkt, sondern in einer sehr kurzweiligen und unterhaltsamen, gleichermaßen witzigen, todtraurigen und spannenden Folge aufgeht, beweist für mich einmal mehr, warum diese Serie absolut zu Recht TV-Geschichte schrieb. Dass das grundlegende Dilemma ungelöst bleiben muss bleibt angesichts der Leichtigkeit der zentralen Szene (Bruckman erklärt dem Mörder beim Showdown den Grund für seine Taten) verkraftbar.
Hat Elon Musk die Macher eigentlich schon verklagt? "Akte X" geht ja vermutlich jetzt nicht mehr als Name. Aber wäre eine schöne Headline für Spiegel und Co. "Akte X - Wie Elon Musk dem Vogel den Hals umdrehte"
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Wenn ich das richtig verstanden habe, hält Elon Musk schon seit Jahrzehnten die Rechte an „x“ als Markennamen. Denke nicht, dass jegliche Verwendung des Buchstabens in anderen Kombinationen darunter fällt
Jose Chung's From Outer Space / Andere Wahrheiten [Staffel 3, Episode 20] Erstausstrahlung: 12.04.1996 Regie: Bob Rowman Autor: Darin Morgan
Die insgesamt vierte und (bis zum Relaunch mit Staffel 10) letzte von Darin Morgan geschriebene Folge ist die bis dato (und vielleicht insgesamt) experimentellste und skurillste der Serie überhaupt. Mit Hilfe eines zwischengeschalteten Erzählers, des Erfolgsautors Jose Chung (Charles Nelson Reilly) der Scully und einige Zeugen einer vermeintlichen Entführung eines Teenager-Pärchens durch Außerirdische für sein nächstes Buch interviewt, werden die Ereignisse durch gleich zwei Ebenen unzuverlässiger Erzähler so verzerrt, dass die Wahrheit komplett hinter subjektiven Eindrücken, klischeehaften Anekdoten, Stereotypen und falschen Erinnerungen verschwindet. Sagen die Zeugen jeweils die Wahrheit? Gibt Chung die Aussagen der Zeugen sowie deren Aussehen und Verhalten überhaupt korrekt wieder oder wird seine Schilderung durch seine offene Abneigung gegen die UFO-Thematik verzerrt? Während man als Zuschauer/-in vergebens nach der Wahrheit hinter den Schilderungen und dem Gezeigten sucht, reiht sich eine absurde Szene an die andere, oft hervorgerufen durch die gemeinsame Abneigung von Chung und Scully gegen Mulders UFO-Gläubigkeit.
Ein gewagter Ansatz, der so manchen frühen Fan der Serie verschreckt haben dürfte, aber letztlich funktioniert die Folge nicht nur als urkomische Parodie auf die UFO-Enthusiasten-Szene, sondern auf die Serie und ihre Protagonisten selbst. Das besondere Kunststück dabei ist allerdings, dass sie dabei die Mythologie der Serie nicht einmal zerstört, denn auch die Sichtweise Mulders, dass es sich um reale Ereignisse um eine Verschwörung des US-Militärs handelt, Chung aber durch sein bewusst die Schilderungen und Zeugen diskreditierendes Buch die Aufklärung selbiger verhindern soll, bleibt eine in sich schlüssige Interpretation der Folge.
Zitat von Quork im Beitrag #42Wenn ich das richtig verstanden habe, hält Elon Musk schon seit Jahrzehnten die Rechte an „x“ als Markennamen. Denke nicht, dass jegliche Verwendung des Buchstabens in anderen Kombinationen darunter fällt
Das wäre gut, dann muss ich ja nicht mehr alle 5 Minuten Prime refreshen um sicherzugehen, dass X Faktor noch online ist.
Kann der Elmo nicht mal ein magentafarbenes X verwenden? Dann gäbe es Zoff mit der Telekom. Aber sorry für das Off-Topic.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed