Herrliche Übertragung des gruseligsten Kinderbuch-Klassikers EVER. Vermutlich hat der Struwwelpeter mich zur Horror-Autorin gemacht: Wir selber hatten das Buch nie, wohl aber eine Freundin aus Grundschultagen, auf deren Geburtstag ich es zu sehen bekam. Konnte nach diesem Erstkontakt eine Weile nicht schlafen... Mark Twain hat die Verse wunderbar treffend übertragen und mit ein paar amüsanten Fußnoten gleich noch die Übersetzungsproblematik thematisiert.
Mir hat diese Geschichte in der Geschichte in der Geschichte-Konstruktion sehr gefallen. Vieles war da so gut erzählt, dass man zeitweise fast vergessen konnte, dass diese ganze Chinareise nur erfunden war.
Michael Connelly - Neun Drachen
Nach langer Zeit mal wieder mit der Geschichte um Bosch weiter gemacht. Und positiv überrascht worden, da mich das Thema (Triaden) eigentlich nur mäßig interessiert. Und was Connelly dem Hauptprotagonisten quasi im Vorbeigehen widerfähren lässt, hat mich dann sogar ein wenig überrascht.
Als nächstes dann "Der Mitarbeiter des Monats" beenden und dann endlich an die "Passage" Trilogie ranwagen.
Hm. Insgesamt hat es mich schon sehr gut unterhalten. Eine Familiengeschichte, die auf "die große Katastrophe" zusteuert, die erst ganz am Schluss aufgelöst wird. Aber hat sowohl vom Stil her als auch inhaltlich etwas teflonartiges (glatt, schwarz-weiß, konstruiert). Daher keine große Literatur.
Ich bin ehrlich gesagt nicht begeistert von dem Buch. 700 Seiten lang gab es ultralangsames Erzähltempo (kein Kritikpunkt) und dann läuft in den letzten 50 Seiten plötzlich alles im Zeitraffer ab. Erweckte bei mir den Eindruck, dass jetzt alles schnell fertig und aufgelöst werden muss. War mir zu hastig. Ich konnte auch zu den ganzen Charakteren (von Tick abgesehen) keinen wirklichen Zugang finden. Waren mir entweder zu oberflächlich oder zu klischeehaft dargestellt. Der Hauptcharakter Miles ging mir aber am meisten auf die Nerven. Der war dermaßen phlegmatisch, dass ich für seine Probleme und Ängste gar kein Mitgefühl aufbringen konnte.
2016 habe ich peinlicherweise kein einziges Buch gelesen, blöderweise habe ich aber munter weiter Bücher gekauft und langsam sollte ich mal den Stapel weglesen. Ich taste mich langsam voran... Ja, ich habe es wegen des Covers gekauft. Schöne Geschichte, schöne Bilder, wobei ich an der einen und anderen Stelle gedacht habe, dass die Lösungen vielleicht etwas zu einfach sind, aber andererseits: Es ist eine Fabel.
Ein Psychiater, der im Notdienst bei Suizidversuchen arbeitet, muss seine Mutter pflegen. Der Ton des Buches hat mir sehr gut gefallen, die Geschichte vor allem in der ersten Hälfte (die Akternativtherapie in der zweiten kommt mir etwas unglaubwürdig vor, da muss ich mal meine Psychiaterfreundin fragen). Ein eigenartiges Buch, im positiven Sinne.
Boyle: Die Terranauten. Ich hatte etwas leicht anderes erwartet, die ökologischen und philosophischen Aspekte dieses Biospheren-Elements stehen nicht so im Mittelpunkt, das ist mehr Kulisse für eine Art gehobenes Dschungelcamp. Es ist aber unterhaltsam geschrieben, wird immer besser und gefiel mir insgesamt besser als das letzte.
Das ist wieder sehr schön, unaufgeregt erzählt (wie Die Interessanten). Eine Frau ist immer hinter ihren Mann, ein berühmter Schriftsteller, zurückgetreten und will sich jetzt von ihm scheiden lassen. Die Wende am schluss ist nicht ganz so überraschend, aber ich habe es gern gelesen. Mehr ein Frauen-Buch sage ich mal (die ich aber oft gern lese).
Ein fabelhaft geschriebener Krimi, der in einer Nervenheilanstalt in der Schweiz spielt. Der Direktor der Anstalt verschwindet, ebenso einer der Patienten, also wird Kommisar Studer zur Ermittlung gebeten und kämpft sich durch einen Wust von Aussagen und Verheimlichungen. Im Mittelpunkt steht weniger der Kriminalfall als vielmehr das Anstaltsleben, was auf Glausers Biografie zurückgeht: Auch er hat Jahre seines Lebens in verschiedenen Kliniken verbracht und lange geplant, etwas über diese Erfahrungen zu schreiben. Die Ausgabe des Unionsverlags ernthält den Roman ungekürzt und mit zahlreichen biografischen Anmerkungen sowie weiteren interessanten Einlassungen zur Geschichte dieses Romans. Eindeutige Empfehlung!
So ganz verstehe ich den Hype ja nicht. Andererseits habe ich auch den zweiten Band wieder gern gelesen (fand ihn einen Tick besser als den ersten). Ist von der Anlage her eher ein Frauen-Buch, wenn die Kategorie erlaubt ist, aber das ist ja oft was für mich. Die Freundschaft zwischen den beiden Protagonistinnen ist eine sehr fragile, schwierige. Die leicht kitschigen Titelbilder treffen das nicht gut.
Neulich "Empire Falls" von Richard Russo gelesen. Wurde hier ja schon ein paar Mal thematisiert, daher nur kurz: mir hat es sehr gefallen und ich finde auch die Entwicklung zum Schluss hin nicht überhastet. Etwas herausfordernd waren komplett kursiv gedruckte Kapitel, damit tu ich mich immer schwer. Und warum Russo zwischendurch in eine andere Zeitform wechselt, verstehe ich auch nicht.
Glück gehabt. Alle Artikel, die zur Vorgeschichte der Handlung gehören, sind in der englischen/amerikanischen Taschenbuchausgabe kursiv gedruckt. Vielleicht haben sie das generell in den übersetzten Ausgaben weggelassen. Aber Russo wird sich vermutlich irgendwas dabei gedacht haben.