Ein fabelhaft geschriebener Krimi, der in einer Nervenheilanstalt in der Schweiz spielt. Der Direktor der Anstalt verschwindet, ebenso einer der Patienten, also wird Kommisar Studer zur Ermittlung gebeten und kämpft sich durch einen Wust von Aussagen und Verheimlichungen. Im Mittelpunkt steht weniger der Kriminalfall als vielmehr das Anstaltsleben, was auf Glausers Biografie zurückgeht: Auch er hat Jahre seines Lebens in verschiedenen Kliniken verbracht und lange geplant, etwas über diese Erfahrungen zu schreiben. Die Ausgabe des Unionsverlags ernthält den Roman ungekürzt und mit zahlreichen biografischen Anmerkungen sowie weiteren interessanten Einlassungen zur Geschichte dieses Romans. Eindeutige Empfehlung!
Danke für den Tipp. Die Glausers gibt es als Kindle Edition für Null Euro.
Ein Lieblingsbuch von Barack Obama. Es fängt gar nicht mal so stark an, mir holt es bissl weit au, als es die Kindheit des Mannes erzählt und dann die insgesamt gute Ehe mit einer etwas geheimnisvollen Frau, die erste, an die sich der Frauenheld bindet. Stark wird e durch die zweite Hälfte (Zorn), in der die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird. beeindruckend.
Ein Lieblingsbuch von Barack Obama. Es fängt gar nicht mal so stark an, mir holt es bissl weit aus, als es die Kindheit des Mannes erzählt und dann die insgesamt gute Ehe mit einer etwas geheimnisvollen Frau, die erste, an die sich der Frauenheld bindet. Stark wird es durch die zweite Hälfte (Zorn), in der die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird. beeindruckend.
"Clothes, Clothes, Clothes..." von Viv Albertine habe ich jetzt auch mal gelesen (lese ja quasi nur noch die Empfehlungen hier nach ). Fand ich gut und unterhaltsam, wobei mir der Part nach der Slits-Ära eigentlich fast besser gefallen hat, als die Band-Memoiren. Auf jeden Fall eine sehr interessante Frau, die Dinge zu erzählen hat, die es wert sind gelesen zu werden. Ist bei Biografien ja nicht so selbstverständlich. Mit Biografien geht es jetzt auch weiter: "Futur II" der Gruppe Ja, Panik.
Zitat von RegularJohn im Beitrag #604Fand ich gut und unterhaltsam, wobei mir der Part nach der Slits-Ära eigentlich fast besser gefallen hat, als die Band-Memoiren.
Das kann ich nur unterstreichen. Das Anekdotische und Namedropping, das solche Bücher oft dominiert, ist eher der uninteressantere Teil.
Ein 39-jähriger Sohn jüdischer russischer Einwanderer verliebt sich in eine 15 Jahre jüngere Koreanerin - und das in einem Amerika am Abgrund. Das Buch erschien 2010 und spielt in einer nahen Zukunft, die plötzlich unheimlich nah erscheint. Amerika ist wirtschaftlich am Boden und abhängig von den Chinesen. Es gibt nur noch eine totalitär agierende Partei und das Land hat mit den Nachwirkungen einer sinnlosen militärischen Expedition nach Venezuela zu kämpfen. Die Einwohner sind weitestgehend entpolitisiert, beschäftigen sich vor allem mit Konsum, chatten statt reden und sind permanent damit beschäftigt, ihr eigenes Rating zu verbessern, etwa ihren Fickfaktor. Die Geschichte wird durch Tagebucheinträge des Helden Lenny und den Chatprotokollen seiner Freundin Eunice erzählt. Und das ist richtig gute Satire, die einem den Atem verschlägt, vor allem wenn vor dem Hintergrund der derzeitigen Entwicklungen. Die Zukunftsvision Shteyngarts, die anfangs aufgrund ihrer Überzeichnungen fast lustig erscheint, wirkt im Verlauf des Romans immer realer und bedrückender.
Bei einer Weihnachts-Charity-Auktion gewonnen, deshalb unglücklicherweise mit Widmung – ich werde das Buch also eher nicht aussetzen oder verschenken können ... Es ist trotz brauchbarer Prämisse (Familienvater hat nen Gartenschuppen, in dessen Keller er Frauen gefangenhält und missbraucht) ausgesprochen langweilig. Die Perspektive – nämlich aus der Sicht des Täters – hätte eine interessante Innenschau des Mörders bieten können, stattdessen verliert sich ein dämlicher Verlierer in immer und immer wieder wiederholten Erinnerungen ohne Tiefgang, informativen Wert oder den Hauch von Spannung. Vorhersehbar isses außerdem. Eher keine Empfehlung.
Wirklich fantastische Bandbiografie mit eigenwilligem Konzept (Bandmitglieder durchforsten imaginäre Bandarchive in Berlin und Wien und tauschen sich via Mail über Anekdoten aus). Die Nachrichten von Andreas Spechtl habe ich dabei besonders verschlungen. Er schreibt wundervolle Sätze und schafft es komplexe Gedankengänge mit recht einfachen Worten wiederzugeben. Sollte Autor werden.
Sven Regener - Neue Vahr Süd Auch bei der zweiten Lektüre nach vielen Jahren noch ein ausgesprochen kurzweiliges Buch. Die Veteranen hier werden mir zustimmen, dass die Bundeswehr-Charaktere und Episoden absolut authentisch und feinsinnig dargestellt wurden. Schade, dass die Verfilmung nicht nur die finale Schlüsselszene verbockt hat, sondern neben einem trantütigen Frank Lehmann auch alle Soldaten falsch besetzt hatte, nämlich mit jenen klischeehaften und eindimensionalen Finsterlingen, die der deutsche Fernsehschaffende eben so mit dem (deutschen) Militär quer durch alle Armeen und Epochen assoziiert.
Witzige Anthologie mit sehr unterschiedlichen Geschichten zum Thema Computerspiele - es ist erstaunlich, was den Autoren alles eingefallen ist, um das Thema mal dystopisch, mal nostalgisch, immer kurzweilig zu bearbeiten. Bis auf zwei Totalausfälle und eine oder zwei "egale" Erzählungen sind hier nur Highlights zu finden, die Gamern und Science-Fiction-Fans gleichermaßen gefallen. Zu jeder Geschichte gibt es auch eine Grafik, hochwertig bunt gedruckt. Schönes Buch!
Die derzeit wohl meist diskutierte Neuerscheinung. Vier Freunde in NY, die alle beruflich sehr erfolgreich werden. Einer von ihnen ist als Kind (und später auch als Erwachsener) schwerst misshandelt und missbraucht worden, wir begleiten ihn durch sein lebenslanges Martyrium. Das Buch zieht einen sogartig rein und hinterlässt einen leicht zwiespältig, weil es das Gute wie das Böse nah am Kitsch überzeichnet. Aber schon berührend.
Davon hörte ich (wer auch nicht ...) und hatte Sorge, dass es gut sein könnte - bisher waren die Besprechungen, die ich gelesen habe, so übertrieben jubelnd und bemüht pseudo-literarisch, dass es mir die Lust auf das Buch verdorben hat ...
Für mich traf die Zwiespältigkeit sehr gut die Zeit-Kritik (print, online findet man eine andere). Ich schicke sie Dir mal, übertrieben jubelnd ist sie nicht, sie beschreibt gut die Übertreibungen, die das Buch so schwierig machen (aber zumindest ich kann mich da dann doch nicht entziehen).