Almut Klotz erzählt ihre Liebesgeschichte mit Christian Dabeler und ist dabei so herrlich unromantisch und realistisch und ehrlich, dass man das Ganze am liebsten auswendig lernen und immer vor sich hersprechen mag. Ein Fragment nur, denn sie starb, ehe sie fertig war, aber ein schönes Fragment, das immerhin schon so weit gediehen war, dass der Leser versteht, warum sie und ihr Reverend im Endeffekt eben doch glücklich waren, trotz aller Streitereien und der verschiedenen Lebenswelten, die so gar nicht zu passen scheinen. Berührend und traurig und wirklich, wirklich schön.
Jäger: Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod.
Geht in die Richtung Das finstere Tal und Die unsichtbare Grenze. Also ein enges Bergdorf, in das ein Fremder kommt. Das Setting mit der Geschichte in der Geschichte und den bewusst altmodischen Stil möchte ich erst nicht so, aber habe ich dann doch gern gelesen.
Lüscher: Kraft. Ein Rhetorik-Professor will seine (Ehe- und anderen) Probleme lösen, in dem er an einem Wettbewerb teilnimmt, in dem er erklären soll, warum die Welt gut ist und immer besser wird. Die erste Hälfte ist mir fast zu satirisch, aber schöne Sprache wieder, gut erzählt.
Vasquez: Das Geräusch der Dinge beim Fallen. Nach der Mexiko-Reise war es schön, ein Buch eines lateinamerikanischen Autors zu lesen. Ein stilles Buch über Kolumbien und die Drogenkriege und was das aus den Menschen gemacht hat.
Ich hatte mir viel von dieser Autobiografie versprochen und habe noch mehr bekommen. Speziell das erste Drittel, in dem Springsteen die 50er und 60er schildert, ist teilweise von einer wilden, kraftvollen Poesie. Seine Sprache erinnert mich manchmal an Jack Kerouac, aber er schreibt fokussierter. Er ist selbtreflektiert, zeichnet sich nicht nur in einem positiven Licht und erzählt sehr fesselnd. Stimmungsmäßig schwankt sein Buch zwischen lustig und ernsthaft hin und her. Wirklich sehr zu empfehlen, auch wenn man keinen Bezug zu seiner Musik hat. (Er selbst lässt auch seine beiden umstrittenen Alben Human Touch und Lucky Town aus, würde mich sehr interessieren, warum.)
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Mehr ein kleiner Roman, aber ein guter: Ausgehend von einem fast schon kafkaesken Bild - Schostakowitsch stellt sich jeden Abend im Mantel mit Koffer an den Aufzug und wartet darauf, abgeholt zu werden - erzählt er, wie schwierig es ist, als Künstler in einer Diktatur in Würde zu überleben.
Was für ein Monster von Buch. Gesellschaftsporträt, Krimi, Familiensaga, Kulturgeschichte, Panorama, Wimmelbild und auf jeden Fall ein Erlebnis. Es gibt eigentlich keinen der Protagonisten, aus deren Perspektive der Roman erzählt ist, dessen Geschichte ich nicht mochte. Klar ist manches zu geschwätzig, die fast 1100 Seiten hätte es nicht gebraucht, aber so erlebt man den Kampf, den die Figuren mit sich und den ihnen Nahestehenden ausfechten, intensiv mit. Und irgendwie entschuldigt sich dann doch alle Opulenz mit der Stadt
Ich bin davon kolossal enttäuscht. Im Anhang wird einem klar, wie überambitioniert das Ganze war, aber dafür hat er nichts wirklich Packendes zu erzählen. Ein großer Teil ist geschwätzig, manche Spannungsbögen werden dadurch geshreddert, daß er Teile der Handlung durch ungeschickte Einschübe in ein Prequel verwandelt und ihnen dadurch völlig die Luft rausläßt, einige Passagen sind GRAU - EN - HAFT langweilig (beispielsweise dieses ganze Post - Humanismus - Gequatsche), und wenn er sich am Herumphilosophieren versucht, wird das Ganze vollends zum Gefasel. Davon abgesehen, daß seine Art, Metaphern zu konstruieren, bei mir nicht funktioniert und das Ganze auch zu 97% komplett humorfrei ist. Das klingt jetzt alles böser, als es gemeint ist, immerhin hab ich es ja komplett gelesen, weil ich am Schicksal einzelner Figuren doch Anteil nahm und mich auch phasenweise gut unterhalten fühlte, aber 500 Seiten wären besser gewesen als 1070. Da überwiegt dann doch der Teil, der mir auf den Sack ging.
Ich verschenke es übrigens. Bei Interesse pn an mich, wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
*edit*
Ist weg.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Wien, fiktiv - es gibt einen verheirateten Erzbischof und den Beruf des "Bullshit-Dolmetschers", der das übliche Geschwurbel in deutliche Sprache übersetzt und entsprechend für Vertragsverhandlungen und vor Gericht eingesetzt wird. Ganz lakonisch wird die Geschichte von Amanda erzählt, einer der besten ihrer Zunft, die in die Machenschaften der Kirche - Hardliner gegen Liberale - gezogen wird und sich plötzlich mit unangenehmen Geschichten in der Regenbogenpresse wiederfindet. Ein Frauenroman, ja, aber witzig und abgeklärt und mit erstaunlich promiskuitiver Hauptperson. Also vielleicht doch kein klassischer Frauenroman. Aber irgendwie eben doch. Trotzdem eine Empfehlung für jedermann.
Wer im Zug unterwegs ist, liest auch mal peinlichen Mist, der als witzig empfohlen wurde. Wer immer mal wieder mit erotischer Literatur arbeiten muss (oder - selten - darf) schreckt auch nicht vor Dingen zurück, die als "Geekrotica" vermarktet werden. Was ich aus der glücklicherweise sehr kurzen Geschichte von Tara & Ryon gelernt habe: "Geekrotica" ist nur so halb lustig und ein "Geek" wie diese Leute will ich wahrlich nicht sein - auch wenn ich Science Fiction, Star Wars und Comic-Superhelden ziemlich großartig finde und durchaus mein eigenes Brot backen kann. (Wenn das schon reicht, um ein langweiliger Hipster-"Geek" wie diese Figuren zu werden, dann gibt es vermutlich sowieso kein Entkommen ...) Es geht ein bisschen arg schnell zur Sache, aber in einer Erotik-Novelle hat man nun mal nicht viel Zeit zu verlieren. Der Sex ist okay, wenn auch nicht aufregend, das Setting ganz niedlich, die Witze funktionieren nicht und der "dramatischen Verwicklung" fehlt es massiv an Dramatik. Muss man nicht lesen.
Hat sich für die Dicke (1200 Seiten) erstaunlich leicht gelesen. Buch zum reinlegen sgae ich immer, wenn man es immer wieder gern aufklappt und weiterliest.
Bei meinem schlechten Gedächtnis war es hilfreich, paar Notizen zu machen, welcher Ferguson gerade dran ist. Auf Seite 800 weiß ich sonst nimmer, ob .4 mit Amy zusammen kam oder nicht. Im Grunde eine "was wäre gewesen, wenn"-Geschichte und man denkt dann gern über die eigenen Kreuzungen nach.
das Auster Buch reizt mich auch. Bislang haben mich aber die 1.200 Seiten ein wenig abgeschreckt, aber nachdem was du hier schreibst, wird das dann vielleicht doch ein Kandidat für den Sommer
(Der große Bergsteiger) Boukreev kam in Krakauers berühmten Buch schlecht weg, dies ist die Tragödie aus seiner Sicht. Nicht so literarisch wie Krakauer, aber auch packend, wenn man sowas mag.