Eine im positiven Sinn verstörende Novelle. Ein Mann, der eigentlich wichtigere Termine hat, folgt einer unbekannten Frau, verfolgt sie 36 Stunden lang und stürzt dabei ab. Zurecht schreiben alle, dass dieser Ausbruch an Stamms Über das weite Land erinnert. Das Ende ließ mich verwirrt zurück, ich habe aber recherchiert: ich bin damit nicht allein.
ein schmales bändchen, das man mal eben zum frühstück lesen kann und mit dem forster im jahre 1909 überwachungsstaat und internet (und zugehörige entfremdung unter den menschen) erfunden hat. großartig.
Zitat von zickzack im Beitrag #632Ich lese gerade:
und bin in der Mitte des Buches. Beklemmend.
Ich kann leider nur bestätigen, was Faxe befürchtet: Die Grundidee des Buches ist an sich ganz interessant und es wird einem durchaus klar, welch weitreichende Konsequenzen so ein Blackout haben kann - beispielsweise das Melkproblem. Leider trägt das dann doch nicht über einen 800-Seiten-Roman. Die Story ist schlechte Dutzendware, die Figuren von der Stange. Ich hatte eigentlich schon nach der Hälfte kein Interesse mehr daran, wer denn nun eigentlich für das Chaos verantwortlich ist.
Ortheil: Was ich liebe und was nicht. Ortheil mag man - vom Stil her und seiner gewissen Selbstbezogenheit her - oder nicht. Das kann man wunderbar erzählt finden (mich erinnert es an Peter Kurzeck, in den bissigeren Momenten an Max Goldt) oder bissl schwadronierend. Ich mag ihn. Wenn er sich zb beklagt, dass sich im ICE die meisten leider "übertrieben detailliert" mit ihren Gesprächspartnern unterhalten, kann ich mich über diese Formulierung den Rest des Tages freuen - ich kenne auch einige, die leider immer "übertrieben detailliert" reden. Meine Verlagsfreundin hat natürlich recht, dass auch Ortheil übertrieben detailliert schreibt (hier über alles: Züge, seine Kindheit, Reisen, Essen, Trinken, Freunde, Kirchen, etcpp), aber ich höre ihm gern zu.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #634Ich habe es bislang nicht gelesen, weil der Stil nicht gut sein soll, der Inhalt aber packend. Findest Du das auch oder ist es schön zu lesen, zz?
Ich weiss nicht, was mit dem schlechten Stil gemeint sein soll. Ich lese es gerne, würde also sagen, es ist schön zu lesen.
Nach dem eleganten, aber leicht prätentiösen Ortheil war das eine sehr schöne Abwechslung. Klassisches Coming-of-Age, der Stil hat mir gefallen, glaubwürdig, aber ohne in überzogene Jugendsprache zu verfallen. Inhaltlich klassisch: Sie weiß nicht, ob sie vielleicht doch in ihren besten Freund verliebt ist, bekommt einen (Selbstmord-)-Abschiedsbrief von ihm.
Farrell: Singapur im Würgegriff. Abschluss einer Trilogie (von unabhängigen Romanen) über den Untergang des britischen Empires. Nach 40 Jahren erstmals auf deutsch, der Stil und Aufbau sind entsprechend ein wenig altmodisch, aber angenehm zu lesen und historisch sehr interessant. Auch, weil das Thema Kolonialismus und seine Folgen noch immer so aktuell ist.
Thommie Bayer: Vier Arten, die Liebe zu vergessen.
Sein Stil kommt mir anfangs immer etwas trivial vor. Auch wenn es der Zeit geschuldet ist, tue ich mich schon schwer mit Protagonisten, die Michael, Bernd, Wagner und Thomas heißen. Andererseits ist das von der Thematik her - älter gewordene Männer und Liebes- und Beziehungsthemen - schon meins. Kann man gut lesen.
Roman aus Remarques Nachlaß. Es geht um die Geschichte eines deutschen Emigranten in New York kurz vor Kriegsende, um Probleme der Einsamkeit und Entwurzelung samt dem Versuch, irgendwie über die Runden zu kommen und im Verbund mit anderen Emigranten die erlittenen Traumata zu bewältigen. Angereichert ist das Buch mit der Geschichte einer verkorksten Beziehung, die mir jetzt nicht sonderlich viel gibt, aber abzüglich davon enthält dieses Buch Sätze für die Ewigkeit und geschilderte Situationen, bei denen man sofort das Gefühl hat, daß sie genau so und nicht anders gewesen sein MÜSSEN. Sehr beeindruckendes Buch, daß ich innerhalb einer Woche einfach so heruntergelesen habe. Remarque wäre für mich auch über jeden Zweifel erhaben, wenn mir seine Bücher nicht gefallen würden, davon mal ganz abgesehen.
*edit* Ich vergaß: vorwerfen kann man ihm natürlich eine Passage, die man durchaus als Homophobie deuten kann, sowie ein teilweise archaisches Frauenbild. Auch, wenn jemand von den Nazis verfemt war, ist er nicht gleich perfekt. Fände es interessant, mit jemandem darüber zu diskutieren, der das Buch auch gelesen hat.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Ziemlich beeindruckend. Hab lange nichts mehr so schnell runtergelesen, das 1600 Seiten hat. Die Geschichte zieht einen aber schnell rein und man will wissen, wie sie weitergeht. Wie nicht anders zu erwarten, bleiben mir einige Dinge unklar. Asien halt. Da dies auch mein erster Murakami war, habe ich keine Vergleichmöglicheiten. Muss aber sagen, ich hatte mir seinen Sprache etwas literarischer vorgestellt. Oft schreibt er doch ein wenig plump. Oder vielleicht ist naiv das bessere Wort. Und ein bisschen voyeuristisch. Tut der Sache aber keinen Abbruch.