Zitat von faxefaxe im Beitrag #15Fremdenfeindlichkeit ist bei uns aber gesellschaftlich auf ganz Deutschland bezogen erstaunlich wenig verankert. Viel weniger als vor 20 Jahren.
Das habe ich mich auch gefragt und wieso der Islamismus für unsere Gesellschaft die größere Gefahr darstellen soll, als dieses rechte Gesocks, ebenfalls.
ich frage mich, warum das eine gegen das andere ausgespielt werden muss. "terror von rechts? halb so wild, der islamisums ist die größere gefahr." "islamismus? das sind doch nur einzelne verwirrte spinner, die rechten sind viel gefährlicher." ist es denn wirklich so schwierig, über fremdenhass zu reden, ohne das ganze durch eine (ob nun reale oder nicht reale) größere gefahr zu relativieren?
in österreich halte ich den rechtspopulisums für ein massives problem. letzte woche klopfte kickl eine pressemitteilung raus, in der er eine änderung der menschenrechtskonvention forderte, um "das hohe gut asyl" zu schützen. ein gut, dass für die FPÖ so hoch ist, dass es keiner bekommen soll. gleichzeitig liegt die FPÖ bei umfragen mit knapp über 30% vorne. mit tendenz nach oben.
Na ja, meine Antwort bezog sich ja nur auf die Feststellung von Cobra, dass die von Rechtsextremen ausgehende Gefahr größer ist. Ich habe dann ja auch begründet, warum das so ist. Da muss man auch nichts gegeneinander ausspielen, ist beides die Pest und in seiner Grundentstehung nicht so weit voneinander entfernt, wie man meinen könnte
ich habe deinen beitrag auch als sehr wertvoll empfunden. wie überhaupt die meisten beiträge in diesem thread. nur: warum das einen am anderen messen? jede extremistische strömung hat mit jeder anderen extremistischen strömung gemeinsamkeiten. den grundstein hat ja schon cobra im ersten post gelegt, als er schrub, er halte den rechten mob für gefährlicher als irgendwelche islamisten. reden wir jetzt über die inzwischen tagtägliche eskalation von rechter gewalt und wie und was dagegen unternommen werden kann und soll oder reden wir über islamismus? oder darüber, was schlimmer ist? oder wo die gemeinsamkeiten respektive unterschiede liegen? ich mag einfach dieses ablenken/ausufern nicht. der thread heißt "terror von rechts" und in 10 von 19 kommentaren geht es um islamismus.
vielleicht bin ich da auch zu kleinlich. ich bin da auch ein wenig durch die politischen diskussionen in österreichischen medien und foren gebrandmarkt, wo z.b. nie darüber gesprochen werden kann, welche inhalte die FPÖ vertritt, ohne dass sofort darauf verwiesen wird, wie böse rot/schwarz sind. das ist für mich eine "ja, aber die anderen sind auch doof"-haltung und hat wenig mit einer auseinandersetzung mit den thema zu tun.
Die Hemmschwelle, rechtsextreme Äusserungen in der Öffentlichkeit zu machen, ist auf jeden Fall gesunken. Was manche Leute -und nicht nur erklärte Pegida Anhänger- von sich geben, wenn sie in ein Mikro sprechen , wäre vor 10 Jahren noch unmöglich gewesen. Gestern ein Interview mit Seehofer gesehen. Ganz weit Aussen rechts und mit der Begründung, dass es gut für den deutschen Bürger ( das deutsche Volk!) sei. Das ist leider legale deutsche Politik.
@beth : Ich gehe mit dir konform, was das Ablehnen der Vergleiche angeht. So wie ich Cobras Beitrag aber verstanden habe, ging es ihm eher darum, die Frage in den Raum zu stellen, warum das eine Problem (Islamismus) seit Jahren damit beantwortet wird, unserern Rechtsstaat nach und nach auszuhöhlen, während das erste öffentliche Wort von Frau Merkel zum anderen Problem (Gewalt gegen Asylbewerber) erst in den letzten Tagen kam, und auch dann nur über den Regierungssprecher.
"Auf deinem Shirt steh‘n die Dinge, Die du gerne wärst, nicht die du bist, Was im Grunde völlig in Ordnung ist. Nur: Wir können alle lesen Und du bist nie ein Dreckstück gewesen."
Woran machst du das fest? An einem subjektiven Gefühl? Ich könnte es für mich gar nicht sagen, aber ich fühle mich momentan wieder so befremdet in Deutschland wie ich mich zu Zeiten von Rostock-Lichtenhagen auch gefühlt habe. Die ganze gesellschaftliche Atmosphäre (und da reden wir nicht von unseren netten Internetblasen, sondern von der Mitte) ist momentan derart aufgeladen, dass ein Streichholz reichen würde, um das Ganze explodieren zu lassen. Glücklicherweise sind viele Deutsche weiterhin nur Laberköpfe, die ihren Hass und ihre Angst nicht in Taten umsetzen.
Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #23So wie ich Cobras Beitrag aber verstanden habe, ging es ihm eher darum, die Frage in den Raum zu stellen, warum das eine Problem (Islamismus) seit Jahren damit beantwortet wird, unserern Rechtsstaat nach und nach auszuhöhlen, während das erste öffentliche Wort von Frau Merkel zum anderen Problem (Gewalt gegen Asylbewerber) erst in den letzten Tagen kam, und auch dann nur über den Regierungssprecher.
Es ging mir ganz sicher nicht darum, Probleme gegeneinander auszuspielen. Ich habe auch ganz bewusst vom größten Problem für "unsere Gesellschaft" geschrieben, das ist nicht gleichbedeutend mit "Leib und Leben". Ich sehe einfach die Gefahr, dass die Gesellschaft von gegenseitigem Misstrauen, Geringschätzung bis hin zum Hass vergiftet und zersetzt wird. Ich nehme mich davon auch keineswegs aus, schließlich bin ich der festen Meinung, auf der guten Seite zu stehen, und fühle mich den Vertretern der anderen Seite geistig und moralisch überlegen.
Davon lasse ich mich aber auch nicht abbringen, und ich finde die Entwicklung verhängnisvoll, dass die Rassisten praktisch mit jedem Tag selbstbewusster und schamloser auftreten, wahrscheinlich im Glauben, die schweigende Mehrheit zu vertreten. Hier wäre es wichtig, dass unsere "Eliten" Führungsqualitäten zeigen, auch durch Vorbildfunktion. Und da gilt mein Respekt dann schon eher Leuten wie Till Schweiger, die ganz ohne Perfektionsanspruch einfach mal machen, anstatt nur keine Angriffsfläche anbieten zu wollen.
"Woran könnte das liegen, und was wäre nötig, um diesem erschreckenden Phänomen erfolgreicher als bislang zu begegnen?
Bei der Beantwortung könnten drei Erkenntnisse aus der Forschung über den Umgang mit Gewalttätern helfen, die bislang im öffentlichen Diskurs kaum vorkommen.
1. Menschen neigen zu einem Verhalten, das ihnen Vorteile bringt. 2. Verhaltensveränderungen sind folglich dann zu erreichen, wenn mit dieser Veränderung ein Nutzen verbunden ist. 3. Aggressives Verhalten lässt sich auf Dauer nicht mit Gewalt, sondern nur durch Aufbau von Selbstwertgefühl und anderen positiven Ressourcen reduzieren. "
Ich bin erstaunt, was in der deutschen Öffentlichkeit im Moment so alles gesagt oder nicht gesagt wird. Und was so alles getan wird, ohne dass noch viel mehr Ausnahmezustand ist, als so schon. Bombendrohungen, Überfälle auf die Schweiger-Residenz, brennende Heime, Straßenschlachten. Dieses Land dreht gerade ziemlich am Rad.