Einer meiner Lieblinge. Der Stiefpapa von Neneh mit einer großartigen Mischung Spiritual Jazz aus Elementen indischer, arabischer und afrikanischer Musik. Charlie Haden spielt einen wundervollen Bass und das Soundbild ist sehr funky und für Cherry Verhältnisse außerordentlich zugänglich für die Ohren. Clips sind in Deutschland nicht verfügbar, aber den Kick gibt es sowieso nur im Gesamtpaket. Toll auch die von Cherry selbst gesungenen Mantras für den buddhistischen Bodhisattva Avalokiteshvara
Ich stöbere gerade in Archiven und finde einen Artikel im Jazz Podium, April 1956, mit dem Titel "Nicht für voll genommen?". Es geht um Frauen und den Jazz, und die "Jazz-Kritikerin" Madeleine Gautier schreibt:
Was ich festgestellt habe ist, daß Männer über die Musik, die sie hören, sprechen, was die Mädchen niemals tun. Frauen sind ängstlich, ihr Gefühl über die Musik, die sie hören, auszudrücken, während die Männer gewöhnlich ihre Meinung zum Ausdruck bringen – sei es vielleicht auch weniger darüber, was ihre Gefühle anbetrifft als vielmehr präzise Fakta wie den Namen der Band oder Musiker, die Spielen; das Aufnahmedatum, die Anzahl der Takte und Chorusse; und so weiter. (…) Ich glaube, daß Jazz vorwiegend (nicht ausschließlich) eine männliche Angelegenheit ist, denn a) wird Jazz meist an Plätzen gespielt wo es für einen Mann einfacher ist hinzugehen als für eine Frau; b) im allgemeinen sind Frauen, die solche Häuser besuchen, nicht so aufgeschlossen wie Männer, denn sie lassen sich leicht von außermusikalischen Dingen ablenken – oder sie vergessen die Musik ganz zu Gunsten der Männer, die diese Musik spielen! c) viele Frauen sind egozentrisch und in sich selbst verliebt – so sehr, daß sie sich mit nichts beschäftigen können, was über ihre eigene kleine Person hinausgeht – und sie hören nicht, was vor sich geht, und sie werden es niemals lernen...
------------------------------ "Be good to your neighbor, and you have better neighbors." (Ernest Tubb)
Das sind ja ein paar steile Thesen! Ich akzeptiere das mal als "zeithistorisches Dokument" ... so sahen dass vielleicht einige 1956
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist
Zitat von Der Lokus im Beitrag #18Das sind ja ein paar steile Thesen! Ich akzeptiere das mal als "zeithistorisches Dokument" ... so sahen dass vielleicht einige 1956
Zeitdokument sicher – aber daß das ausgerechnet von einer Kritikerin kommt… und sie sich selbst offenbar für einen Sonderfall hält!
------------------------------ "Be good to your neighbor, and you have better neighbors." (Ernest Tubb)
Na ja, der Argumentation kann ich nur beding folgen- Punkt a damals noch am ehesten, schließlich war auch der Jazz eine Subkultur man denke an die Beatniks etc., wo er her kam (aus den Vergnügungs-/Bordellvierteln in New Orleans), ganz drogenfrei war er damals wohl auch nicht und vielleicht gab es auch damals "Groupies". Das Jazz eher männerdominiert ist scheint mir jetzt nicht so abwegig- sieht man mal von den Jazzsängerinnen ab. Gründe gibt es sicherlich diverse wie Vereinbarkeit Auftrittszeiten/touren und Familie, typisch "männliche" Cliches wie technische Beherrschung der Umwelt/des Instruments, männliche Netzwerke in den Frauen schlicht nicht eindringen oder ernst genommen wurden und werden etc.
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist
Als hätte er "A Love Supreme" weiter gedacht und mit dem verknüpft, was Trane in den Jahren darauf veröffentlichte. Kernstück ist das 32-Minütige "The Creator Has A Masterplan", das sich auf eineinhalb Plattenseiten erstreckt. Das einleitende Bassmotiv entspricht im Prinzip "Acknowledgement", ist lediglich tonal leicht verschoben. Im Laufe der folgenden Minuten entwickelt sich eins mächtiges und heiteres Thema immer weiter in Richtung Free Jazz und zur Mitte hin zerfällt der Beat in seine Bestandteile, um dann wieder zum Thema zu finden, mit dem das Stück ausklingt. Obendrein gibt es als Highlight noch den Gesang von Leon Thomas, der vom sanften Gesang dazu übergeht, seine Stimme zu einem Saxophon werden zu lassen und sich mit Sanders zu duellieren. Große Platte, die mir in den Free Jazz Passagen deutlich besser gefällt als eben "Free Jazz" von Ornette Coleman
Das Cover scheint vom selben Künstler zu sein, der auch "Bitches Brew" entworfen hat, und das trifft es ziemlich gut auf den Punkt, denn Hancock löst die dort erkennbaren Songstrukturen auch mithilfe elektronischer Sounds soweit auf, daß sie nur noch von einem dünnen, roten Faden zusammengehalten werden. Teilweise ist das völlig surrealer Hirnfick, der sich erst nach zwei oder drei Durchgängen erschließt, und die muß man erst mal schaffen. Es flirrt, kreischt und spukt, manchmal sogar den angesprochenen roten Faden mal kurz kappend, der meist durch den Rhythmus gespannt wird. Mittlerweile mag ich das Album, aber man braucht Geduld. Oder Drogen. Oder beides.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Erwähnen möchte ich, dass Robert Springett das Cover zu Herbie Hancocks „Sextant“ gestaltet hat. Er machte auch das Coverbild für das Album „Thrust“ oder für ein Album von Van Morrison…
Das Coverbild zu „Bitches Brew“ wurde von Mati Klarwein gestaltet, von dem auch das Cover zu „Abraxas“ von Santana oder zu Alben von Earth, Wind and Fire oder Mooney Suzuki stammt.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Archie Shepp kann Feuer spucken. Er kann aber auch so, wie er es hier macht. Man hätte Shepp exakt das vorwerfen können, was einige Washington heute manchmal vorwerfen, weil er ein stilistisches Jazz-Potpourri mit Big Band liefert. Thematisch geht es um den Gefängnisaufstand in Attica im Jahr 71, als Häftlinge für ihre Rechte kämpften. Musikalisch bietet er Big Band Soul, der deutlich von James Brown beeinflusst ist, in den beiden Teilen von "Steam" ein Streichorchester und Anleihen an "My Favourite Things" unter Einsatz des Sopransaxophons. Es gibt Gospel und Funk und kaum einen atonalen Moment. Eine Herausforderung ist lediglich das letzte Stück, "Quiet Dawn", auf dem die siebenjährige Tochter des Komponisten Cal Massey singt. Viele bringen Archie Shepp hauptsächlich mit "Fire Music" in Verbindung, aber "Attica Blues" steht dem qualitativ in nichts nach, und ist deutlich leichter zu hören.
ich bin ja immer noch anfänger. bisschen miles davis hier, bisschen coltrane dort, dazu je eine chet baker, art blakey, billie holiday, dexter gordon, donald byrd, sun ra und damit hat sich's dann auch schon. aber mit der werde ich jetzt erstmal ne weile beschäftigt sein: