bitte ändere den titel. er klingt im moment wie der name einer abstrakten skulptur aus den späten 70er jahren, die keine chance auf das licht der öffentlichkeit gehabt hätte, wenn es nicht die "kunst am bau"-förderung des berliner frontstadtsenats gegeben hätte. ein ehemaliger schulkamerad hat mich unlängst zu seiner fotoausstellung eingeladen. was ich in der broschüre sah, gefiel mir, aber so sehr ich auch wollte - ich konnte nicht hingehen. die ausstellung hieß "symbiosen II", darum.
... und eine weitere Idee, des Kontrastes wegen: nachdem ich für die "Papageienschaukel" mit Bibelzitaten gearbeitet habe, werden hier alle Kapitel nach Zitaten aus deutschen Schlagern der 70er und 80er benannt. Das Vorwort ist ein Zitat aus "Abschied ist ein scharfes Schwert" von Roger Whittaker. Immerhin geht es um das lugubre Ende einer Ehe, da finde ich es spaßig, irgendwelche Seichtheiten von ewiger Liebe zu zitieren.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Zitat von tenno im Beitrag #451er klingt im moment wie der name einer abstrakten skulptur aus den späten 70er jahren
Ich mag ja sowas. Und was die "abstrakte Skulptur aus den 70er Jahren angeht": danke. Das paßt als Erklärung perfekt. Ohne Witz. Zwei Teile, die überhaupt nicht zusammenpassen, aber in den Siebzigern trotzdem vereinigt wurden.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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wahrscheinlich bin ich da als ehemaliger frontstädter neurotisch vorbelastet. wenn du meinst, das passt, dann mach es. aber wundere dich nicht, wenn ich mein exemplar sofort frontseitig abklebe.
"Luguber" bedeutet laut Definition "traurig, düster". Habe das Wort vor Jahren ein einziges Mal in einem Text gelesen und sofort abgespeichert, weil es mir so gefiel.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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So. Hier der Prolog in der jetzigen Form, um mal einen Eindruck zu vermitteln. Keine Ahnung, ob der funktioniert, deswegen sind Kritik und Anregungen sehr willkommen. Bin ziemlich aufgeregt, ob das was taugt; immerhin ist das das erste ernstgemeinte Stück Prosa (abgesehen von den OX - Beiträgen, die aber kein Vergleich sind), das ich seit Jahren geschrieben habe, und ich habe das Gefühl dafür verloren, was die Qualität meiner Arbeit angeht. Mittlerweile bin ich übrigens schon ein gutes Stück weiter.
Prolog
17.05.2001
Die untergehende Sonne durchwirkte die löchrige Decke aus dichtstehenden Schleierwolken mit karminrotem Licht, so daß es aussah, als sei der Himmel mit blutiger Gaze bedeckt. Alle waren weg; auch der mittlerweile leere ICE würde sich bald wieder in Bewegung setzen, wenn ein neuer Fahrer eingetroffen wäre; der vorherige war aufgrund der Ereignisse ziemlich verstört und machte immer noch einen reichlich desolaten Eindruck, wie er da – Zigarette in der einen und einen geriffelten weißen Plastikbecher voll plörrigen Automatenkaffees in der anderen zitternden Hand – um Fassung ringend am Bahnsteig stand und auf die Ablösung wartete. Auch einer der verbliebenen Polizisten, ein durchtrainierter Mann Mitte 30 mit Namen Niklas Franke, der seine grüne Uniformjacke trotz des kühlen Nieselregens ausgezogen hatte, steckte sich nun eine Marlboro in den rechten Mundwinkel, den Blick auf die Stelle am Boden gerichtet, an der seine Kollegin und er den Täter überwältigt, zu Boden gebracht und ihm die Arme auf den Rücken gedreht hatten. Die Tropfen durchdrangen sein Uniformhemd wie feine Nadelstiche, doch er beachtete dies garnicht, immer noch gefangen in den letzten Ausläufern des Adrenalinrausches, den jede Festnahme in ihm auslöste. Angesichts des Aufwandes, den man betrieben hatte, war diese keine allzugroße Sache gewesen. Die Gegenwehr war eher dürftig ausgefallen; wahrscheinlich hatte sich dieses Arschloch schon bei der vorhergegangenen Tat körperlich völlig verausgabt. Seine Kollegin hatte nach dem empfangenen Notruf samt Schilderung des Vorfalls emotional komplett aufgewühlt gewirkt, was sie nur mühsam verbergen konnte, weswegen sie den Täter vielleicht etwas rustikaler als nötig angegangen war; angesichts des Ausmaßes der vorgefundenen Sauerei konnte er ihr deswegen aber nicht einmal einen Vorwurf machen. Heike war zwar zehn Jahre jünger und fast zwei Köpfe kleiner als er, besaß aber eine geradezu respektgebietende Verbissenheit, was ihr auf dem Revier den liebevoll gemeinten Spitznamen „Kampfhamster“ eingetragen hatte. Deshalb erschien es ihm geradezu als Fügung, daß er ihr als Partner zugeteilt war. Er war mit einer viel jüngeren Schwester aufgewachsen, um die er sich schon früh kümmern mußte, da seine Mutter alleinerziehend gewesen war, was ihm schon als Kind einen dauerhaften Beschützerinstinkt Frauen gegenüber eingepflanzt hatte, auch wenn Heike beim besten Willen keinen tapferen großen Bruder benötigte; im Gegenteil, hätte sie seine diesbezüglichen Gedanken erahnt, hätte sie ihm ohne Umschweife deutlich gemacht, was sie davon hielt. Wahrscheinlich „halt mal den Ball flach, Cowboy“, wie immer, wenn er allzu offensichtlich ohne Not den starken Mann markierte. Trotzdem: bei einem derartigen Sittich, wie sie ihn vorhin hochnahmen, konnte er manchmal nur mit sehr viel Mühe den schier unüberwindlichen Drang bezähmen, ihm ordentlich eins auf die Fresse für den Weg mitzugeben. Die Festnahme war dennoch vergleichsweise unspektakulär verlaufen, auch wenn die ganze Szenerie momentan den Eindruck vermittelte, Schauplatz eines SEK – Einsatzes gewesen zu sein. Und der Polizist Niklas Franke würde in den nächsten Tagen feststellen, daß er ein paar Tage lang Probleme haben würde, mit seiner Verlobten zu schlafen, da beim zartesten Beginn sexueller Aktivität ständig das Bild des Tatorts vor seinem geistigen Auge auftauchen und seine Libido schlagartig abtöten würde wie ein Bolzenschußgerät. Aber soweit wollen wir nun doch nicht vorgreifen, immerhin geht es hier nicht um den Polizeibeamten Niklas Franke. Sondern um das spektakuläre Ende einer reichlich betulichen Ehe.
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Ich habe es eher überflogen. Aber ich finde: Streich den ersten Satz. Der ist mir zu schwülstig. Ich wäre am liebsten ausgestiegen. Es gilt ja unter Journalisten: In den meisten Fällen beginnt man damit, übers Wetter zu schreiben, wenn man sonst nichts zu sagen hat.
Stattdessen finde ich als ersten Satz: "Alle waren weg. Auch der ..." (und zwar ohne Semikolon, sondern mit Punkt) direkter und besser.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #459Streich den ersten Satz. Der ist mir zu schwülstig.
Ich mag ja solch pathetischen Vergleiche, wenn sie Ausnahmefälle bleiben. Aber ist registriert, ich denke darüber nach. Dein Vorschlag hat durchaus was für sich.
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Ich finde deinen Texteinstieg grundsätzlich erst einmal spannend und mag auch einige sprachliche Eigenheiten daran. Jacks Gedanken zum Texteinstieg schließe ich mich an, würde aber den Teil zum Wetter nicht unbedingt streichen, da da ja schon einige Symbolik drinsteckt. Zwei Dinge würde ich empfehlen: Ersetze deine Semikolons durch Punkte, vielleicht sogar auch das eine oder andere Komma. Bandwurmsätze geben dem Text aus meiner Sicht nicht viel, machen eher Mühe beim Lesen. Und dann würde ich vielleicht die Wetterlage nochmal genau visualisieren: Deine sonnendurchwirkten Schleierwolken beißen sich in der Bildwirkung (und möglicherweise auch meterologisch?) mit dem Nieselregen. Und Nieselregen durchdringt in der Regel auch Hemden in meiner Erfahrung nicht wie Nadeln. Da würde ich nochmal genau hinschauen, damit es sich noch etwas realistischer liest.
Insgesamt aber spannend, und mehr als ich je aus meinen Ideen für fiktive Literatur gemacht habe - also Daumen hoch und weiter so!
Zitat von Quork im Beitrag #462Und dann würde ich vielleicht die Wetterlage nochmal genau visualisieren: Deine sonnendurchwirkten Schleierwolken beißen sich in der Bildwirkung (und möglicherweise auch meterologisch?) mit dem Nieselregen.
Danke! Ist mir zuerst gar nicht aufgefallen. Hatte mich im ersten Satz festgebissen und später eine komplett andere Szene im Kopf. Das mit den Nadelstichen erschien mir auch als schwaches Bild. Aber wie gesagt,ich neige ja eh dazu, jede Seite 5 - 25mal zu überarbeiten, bis ich mich zwinge, die Bremse zu treten. Insofern steht das noch nicht in Stein gemeißelt, aber danke für die Rückmeldung; habe offenbar einen Start erwischt, der neugierig macht. Bandwurm - und Schachtelsätze, ich bin dafür geboren. Manchmal bremse ich mich selbst, manchmal ist mir das egal.
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Entscheidung ist heute morgen gefallen: der Einstiegssatz wird gestrichen, der Prolog überarbeitet. Das vorläufige Endergebnis poste ich dann nochmal. Danke für die Rückmeldungen, das macht grad Spaß!
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