Zitat von faxefaxe im Beitrag #59Willst Du damit sagen, dass Du für eine deutschquote im Radio bist?
Ich will damit sagen eine Deutsch-Quote im Radio ist mir komplett schnurz (schon allein, weil mir Radio völlig schnurz ist), aber wenn ich gezwungen würde abzustimmen, würde ich mit Nein stimmen. Aber nicht aus irgendwelchen Nationalgründen, sondern weil Qualität nicht durch eine Quote gefördert wird.
Hab auch mal nachgeschlagen und eines meiner Lieblingslieder gefunden.
Zeugnistag
Ich denke, ich muß so zwölf Jahre alt gewesen sein, Und wieder einmal war es Zeugnistag. Nur diesmal, dacht‘ ich, bricht das Schulhaus samt Dachgestühl ein, Als meines weiß und häßlich vor mir lag. Dabei war‘n meine Hoffnungen keineswegs hoch geschraubt, Ich war ein fauler Hund und obendrein Höchst eigenwillig, doch trotzdem hätte ich nie geglaubt, So ein totaler Versager zu sein.
So, jetzt ist es passiert, dacht‘ ich mir, jetzt ist alles aus, Nicht einmal eine 4 in Religion. Oh Mann, mit diesem Zeugnis kommst du besser nicht nach Haus, Sondern allenfalls zur Fremdenlegion. Ich zeigt‘ es meinen Eltern nicht und unterschrieb für sie, Schön bunt, sah nicht schlecht aus, ohne zu prahl‘n! Ich war vielleicht ‘ne Niete in Deutsch und Biologie, Dafür konnt‘ ich schon immer ganz gut mal‘n!
Der Zauber kam natürlich schon am nächsten Morgen raus, Die Fälschung war wohl doch nicht so geschickt. Der Rektor kam, holte mich schnaubend aus der Klasse raus, So stand ich da, allein, stumm und geknickt. Dann ließ er meine Eltern kommen, lehnte sich zurück, Voll Selbstgerechtigkeit genoß er schon Die Maulschellen für den Betrüger, das mißrat‘ne Stück, Diesen Urkundenfälscher, ihren Sohn.
Mein Vater nahm das Zeugnis in die Hand und sah mich an Und sagte ruhig: „Was mich anbetrifft, So gibt es nicht die kleinste Spur eines Zweifels daran, Das ist tatsächlich meine Unterschrift.“ Auch meine Mutter sagte, ja, das sei ihr Namenszug. Gekritzelt zwar, doch müsse man versteh‘n, Daß sie vorher zwei große, schwere Einkaufstaschen trug. Dann sagte sie: „Komm, Junge, laß uns geh‘n.“ Ich hab‘ noch manches langes Jahr auf Schulbänken verlor‘n Und lernte widerspruchslos vor mich hin Namen, Tabellen, Theorien von hinten und von vorn, Daß ich dabei nicht ganz verblödet bin! Nur eine Lektion hat sich in den Jahr‘n herausgesiebt, Die eine nur aus dem Haufen Ballast: Wie gut es tut, zu wissen, daß dir jemand Zuflucht gibt, Ganz gleich, was du auch ausgefressen hast!
Ich weiß nicht, ob es Rechtens war, daß meine Eltern mich Da rausholten, und wo bleibt die Moral? Die Schlauen diskutier‘n, die Besserwisser streiten sich, Ich weiß es nicht, es ist mir auch egal. Ich weiß nur eins, ich wünsche allen Kindern auf der Welt, Und nicht zuletzt natürlich dir, mein Kind, Wenn‘s brenzlig wird, wenn‘s schiefgeht, wenn die Welt zusammenfällt, Eltern, die aus diesem Holze sind.
Ob das Deutschtümelei war, darüber kann man geteilter Meinung sein (und ist sicher auch unter den verschiedenen Quoten-Befürwortern nicht ganz einheitlich). Auf jeden Fall war es wirtschaftlicher Protektionismus unter dem Banner der Deutschtümelei, weshalb die Teilnahme von Bands wie Wir sind Helden schon ein bisschen verwunderte. Mia hatten zusätzlich doch noch ihren "Was es ist"-"Skandal", da war der Vorwurf der Deutschtümelei mE gar nicht so weit hergeholt. Aber das führt jetzt sehr weit weg.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Ja, und Virginia Jetzt! hatten, auf dem übrigens großartigen Album Anfänger die Zeile "Das sind mein Land meine Menschen" und schwupp schon wird man in eine Ecke gestellt. Das hat meine Meinung zu der (selbsternannten) deutschen Musik-Intelligenzia rund um Tocotronic, Knarf Rellöm, Zitronen und Co. damals schon deutlich getrübt.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #59Willst Du damit sagen, dass Du für eine deutschquote im Radio bist?
Ich will damit sagen eine Deutsch-Quote im Radio ist mir komplett schnurz (schon allein, weil mir Radio völlig schnurz ist), aber wenn ich gezwungen würde abzustimmen, würde ich mit Nein stimmen. Aber nicht aus irgendwelchen Nationalgründen, sondern weil Qualität nicht durch eine Quote gefördert wird.
Hat hier in der Diskussion irgendeiner was anderes gesagt in Bezug auf Reinhard Mey und die Quote?
Diese Deutsch-Quote wird seit Jahren in nahezu jeder Diskussion Jedem, der damals dafür war, aufs Brot geschmiert. Das finde ich so grotesk übertrieben, dass ich da einfach widersprechen möchte. Und bevor ich jetzt auf eine weitere deiner Frage nicht adäquat antworte, lassen wir es gut sein. Sagen wir einfach, mich nervt in so einer Diskussion ein Verweis auf irgendeinen Quotenmist von annodazumal, der nichts mit der Musik an sich zu tun hat, aber eine wunderbare negative Konnotation in den Austausch bringt.
Wahrscheinlich jahrelanger Kampf, um meine persönliche Deutsch-Quote ;-). Kann man wahrscheinlich nur verstehen, wenn man die Diskussionen im Nachbarforum erlebt hat (wie bigW in einer seiner Inkarnationen dort). Da wird man dann wahrscheinlich irgendwann reflexartig bissig (sicher auch mal ungerechtfertigt).
Ich würde mich freuen, wenn mir jemand drei bis fünf unverzichtbare Reinhard-Mey-Songs auflisten würde, mit denen ich mich dem Herrn mal nähern kann. Ich habe in meinem Leben eine einzige Reinhard-Mey-Platte gehört und das war am Frühstückstisch eines von mir nicht gemochten Onkels, gefolgt von einer CD, die er von so einem Indianerhäuptling aus der Einkaufsstraße gekauft hatte. Meine Abneigung Mey gegenüber ist daher vermutlich größtenteils umstandsbedingt und ich würde sie gerne einem Realitätscheck unterziehen.