Ich bringe es endlich einmal hinter mich, mich davon zu trennen, nachdem ich auch im vierten Anlauf am Versuch, es durchzuhören gescheitert bin:
Ich mag eh fast keine Livealben, und das hier zählt zu seinen besten, warum auch immer. Die Show war mit Sicherheit echt wild, auf Platte rockt das aber keinen Halben. Es gniedeln die Gitarren zum Steinerweichen, und bei der gefühlt 47minütigen Version von "Heroin" (sowieso ein Kacksong, wie wir heute wissen) verläßt es mich jedesmal. Tödlich langweilig.
Falls de jemand möchte; guterhaltene alte Pressung, ein Zehner plus VK, pn an mich.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Dasselbe, das ich mit "White Rabbit" habe: es hat tatsächlich eine Menge Leute dazu verleitet, zur Spritze zu greifen. Bei "White Rabbit" war es LSD; zwei Dinge, deren einseitige Glorifizierung heute niemand mehr braucht.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Sehe ich auch so. Wer nachdem er das Lied gehört hat zur Spritze gegriffen hat, der hätte das ziemlich sicher auch ohne das Lied getan. Ambivalent hätte ich vielleicht noch durchgehen lassen.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Ich mag "Heroin", weiß gar nicht, wie man das mit so einem moralistischen Rant abtun kann. Eine bessere künstlerische Annäherung an das Thema - aus dieser Zeit! - gibt es imho nicht. Abgekoppelt vom Inhalt hat das Teil auch einfach eine großartige Dramaturgie und da ist imho kein Ton zuviel.
Wir können aber auch über Afroman diskutieren oder über die moralistisch zweifelhaften Biographien diverser Blues/Jazz Künstler, was genauso ins Nichts führt.
Just a MF from hell.
Rotation:
Cindy Lee - Diamond Jubilee | Being Dead - Eels | Shellac - To All Trains
Zitat von burnedcake im Beitrag #323Ich mag "Heroin", weiß gar nicht, wie man das mit so einem moralistischen Rant abtun kann. Eine bessere künstlerische Annäherung an das Thema - aus dieser Zeit! - gibt es imho nicht. Abgekoppelt vom Inhalt hat das Teil auch einfach eine großartige Dramaturgie und da ist imho kein Ton zuviel.
"White Rabbit" ist ebenso grandios. Für mich gehören beide ohne Zweifel zu den besten Songs aller Zeiten. Drogen gehören seit jeher zu unserer Gesellschaft, dass hierüber auch künstlerische Annäherungen und Anspielungen existieren, folglich auch. Wie man auf der einen Seite genau dies anprangern, auf der anderen Seite aber völlig zugedrogte Arschlochpenner gut finden kann, da weigere ich mich strikt, diese Ambivalenz zu akzeptieren.
Just a MF from hell.
Rotation:
Cindy Lee - Diamond Jubilee | Being Dead - Eels | Shellac - To All Trains
Ich habe nichts gegen die Qualität der Songs gesagt, wohlgemerkt. Beides finde ich musikalisch gut. Aber: ein bißchen was hat das auch von der Diskussion mit dem Frauenbild, das um diese Zeit transportiert wurde; oder mit dem Inhalt von Gangsta Rap vor 30 Jahren. Die Zeiten waren damals andere, und die Wahrnehmung von Inhalten hat sich geändert. Die Drogenaufklärung begann so richtig erst in den 70ern; bis dahin fanden es Leute wie Grateful Dead durchaus noch lustig, Ahnungslosen Trips ins Glas zu werfen und sich über die Folgen zu amüsieren (siehe auch die Biographie von Billy Graham). Mittlerweile weiß man sehr gut, wie sich beides auswirken kann; ich arbeite selbst mit Leuten zusammen, die auf Halluzinogenen hängengeblieben sind. Wer heutzutage anfängt zu spritzen oder Trips zu werfen, weiß ausreichend über die Risiken bescheid; wenn er es trotzdem tut: sein Problem. Allerdings heute noch beide Songs zu covern, finde ich problematisch. Für mich sind das Produkte eines überholten Zeitgeistes, ebenso wie beispielsweise "She Swallowed It" von N.W.A.; damals eine pure Provokation, aber wenn ich mir das Frauenbild im Rap anschaue, hat das mit Sicherheit seine Wurzeln in solchen Texten. Ich kann den Track heute noch gutfinden (was mir mittlerweile immer schwerer fällt), aber ihn deswegen abfeiern? Ihn gar noch ernstgemeint covern?
Und ja, man kann zugedrogte Arschlöcher gutfinden; die Frage ist, ob man es heutzutage Miles Davis oder Lou Reed noch durchgehen ließe, wenn sie zugekokst Frauen verdreschen. Das ist nur hinfällig, weil beide tot sind; aber auch hier wird es aufgearbeitet und aufgezeigt, während das früher eher ignoriert wurde. Sprich: alles ist im Wandel, die ganze Art, Dinge wahrzunehmen und zu bewerten. Das ist mit Sicherheit kein Rückschritt.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Zitat von Johnny Ryall im Beitrag #322Sehe ich auch so. Wer nachdem er das Lied gehört hat zur Spritze gegriffen hat, der hätte das ziemlich sicher auch ohne das Lied getan.
Noch was dazu: es findet sich für alles Nachahmer. Wenn jetzt jemand in einem Songtext dazu aufruft, Frauen zu vergewaltigen, gibt es auch bestimmt zehn Typen, die es tun und das als Auslöser nehmen. Neun dieser zehn hätten es wohl auch irgendwann sowieso getan; der zehnte, der - aus welchen Gründen auch immer - so sozialisiert war, daß er die Konsequenzen dieser Entscheidung nicht überblicken konnte, vielleicht nicht. Was ist dann höher zu bewerten: daß dies ein großartiger Song ist (nehmen wir mal an, er wäre es) oder das, was er ausgelöst hat?
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Aus meiner Sicht, und damit bin ich offensichtlich nicht alleine, wird in dem Song nicht dazu aufgerufen, sich Heroin zu spritzen. Insofern hinkt dein Vergleich.
Die eigentliche Diskussion, die aus meiner Sicht hinter deiner Frage steckt, ist aber schon alt. Rufen (Anti-)Kriegsfilme dazu auf, zu den Waffen zu greifen? Rufen "Killerspiele" dazu auf, Schulmassaker zu begehen? Ruft jedes durchschnittliche Rapalbum zur Gewalt auf? Sollten die Themen Sex, Drogen, Gewalt einfach ausgespart bleiben, weil es das, was man nicht sieht, nicht gibt?
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Zitat von Johnny Ryall im Beitrag #328Aus meiner Sicht, und damit bin ich offensichtlich nicht alleine, wird in dem Song nicht dazu aufgerufen, sich Heroin zu spritzen.
Es braucht ja keinen offensiven Aufruf.
ABER: die (sehr interessante) Diskussion sprengt den Rahmen dieses Threads. Würde an dieser Stelle mal abbrechen und die in den geeigneten Thread ("Musik mit problematischen Inhalten") verschieben, falls ich das gerade zeitlich noch hinkriege. Wenn nicht, morgen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Finde das Thema sehr interessant, mach gerne einen Thread auf!
Ich bin da, was persönliche Biografien von Künstlern angeht, eher strikt und höre zum Beispiel auch gar nichts mehr von Burger Records, seitdem rauskam, dass dort mit Methode junge Mädels missbraucht wurden. Abgesehen von denen, die maßgeblich an der Aufklärung beteiligt oder da nicht mitgemischt haben (was halt die wenigsten sind). Michael Jackson kann ich auch nicht hören. Ich kann da Mensch und Künstler nicht voneinander trennen. Gehört für mich auch in so einen Thread rein, das Thema.
Just a MF from hell.
Rotation:
Cindy Lee - Diamond Jubilee | Being Dead - Eels | Shellac - To All Trains