Ich nicht und deshalb klicke ich das auch nicht an.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Habe gerade mal ein paar Lyrics gelesen, die zum Thema passen. "Sweet Sixteen" von Billy Idol, "Sweet Little Sixteen" von Chuck Berry, "Little Fifteen" von Depeche Mode. Sogar, wenn angedeutet wird, daß Interpret und besungene Figur ein Verhältnis haben (was am wenigsten bei DM der Fall ist), lehnt sich niemand auch nur annähernd so weit aus dem Fenster wie Udo Lindenberg. Davon kann man jetzt halten, was man will. Es erleichtert definitiv die Ekligfindung des Letzteren.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
"You're sixteen, you're beautiful and you're mine" Im Original von Johnny Burnette, aber 1000 mal gecovert, unter anderem auch von Ringo Starr, der zu diesem Zeitpunkt schon 32 war. "Nina" von Lindenberg wäre doch eigentlich schon in Vergessenheit geraten, aber der Forumsschwarm hat ein Gedächtnis wie ein Elefant.
Udo Lindenberg - 16 Jahr (aus "Bunte Republik Deutschland", 1989)
Sie war gerade 16 Jahr', fast noch ein Kind mit weichem Haar, 'ne Frau zum Lieben. Der Sommer ging, als ich sie sah. Die leeren Nächte schon so nah, die mir noch blieben. Ich malte und frisierte mich ein bißchen mehr auf jugendlich, zu imponieren. Als wir uns in die Augen sah'n, hätt' ich doch alles glatt getan, sie zu verführen. Sie war gerade 16 Jahr', und plötzlich stand ich hilflos da, ließ es geschehen. Sie sagte: Süßer, weißte was, ich nehm dich jetzt mal so zum Spaß, du wirst schon sehen. Sie war ganz lässig und ganz schnell, sie zerrte mich in ein Hotel. Dann auf dem Zimmer, ein Lager aus Verlegenheit, ein Himmel voller Seligkeit, doch nicht für immer. Sie war gerade 16 Jahr', das machte sie mir grausam klar, als ich erwachte. Ein kurzer Rausch, ein kurzes Glück, dann kam die Einsamkeit zurück, schneller als ich dachte. Sie zog sich an, sie ging von mir, Ich sagte nicht: Ach, bleib doch hier. Ich ließ sie gehen. Sie sagte: Du warst gar nicht schlecht. Die Jugend gab ihr wohl das Recht, es so zu sehen. Ich malte und frisierte mich ein bißchen mehr auf jugendlich, ganz in Gedanken. Ich hatt' vergessen, ganz und gar, ich war schon zweimal 16 Jahr'.
Ich weiß, man sollte lyrisches Ich und Interpret nicht verwechseln. Gleichzeitig finde ich die Frage danach, was man mit dem Einnehmen von problematischen Positionen per lyrischem Ich eigentlich aussagen will, schon nicht ganz unwichtig bei der Bewertung solcher Texte. Selbst wenn ich diese zwei Personen trenne, bleibt für mich Unverständnis, warum man als Künstler diese Position einnehmen möchte. Um das ok zu finden, braucht es für mich schon irgendeine hinzugefügte Ebene oder ein Element, das mir diese Positionierung einordnet. Sonst weiß ich das nicht anders zu verstehen, als als Ausleben von merkwürdigen Gelüsten per Songtext. Das geht mir auch nicht nur bei Lindenberg und Sex-mit-Minderjährigen-Andeutungen so, sondern auch bei Gewalt- und Mordphantasien.
Urghs. Das letzte Beispiel kannte ich gar nicht. Interessanterweise hat der Text auch stilistisch gar nichts mehr mit dem gemein, was man an Lindenberg durchaus charmant finden konnte, wenn man es denn konnte. "16 Jahr" ist ein durch und durch stereotyper Schlagertext aus der Ecke Drews bis Kaiser. Ansonsten volle Übereinstimmung mit Quork.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Komischerweise finde ich die Mörder-Ich-Perspektive nicht so schlimm. Das ist für mich dann einfach ein starker Ausdruck von Wut und im Besten Fall so, dass man seine moderate Alltagswut geballt in Musik entladen kann. Allerdings konnte ich mit Mord-Phantasien à la Cannibal Corpse bspw. auch nie anfreunden.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Just for the record -- falls das vom Mister genannte Beispiel wirklich niemand kennt, es handelt sich um einen mehr oder weniger gelungenen Perspektivwechsel ausgehend von diesem Schlager:
Für mich trifft es das "War eine andere Zeit" am besten. Das Motiv der Kindfrau war lange Zeit provokativ, bis im Laufe der Siebziger die allgemeine Verklemmtheit langsam gelöst werden konnte. Nicht umsonst wurde dann irgendwann auch im relativ rückständigen Deutschland das "Age of Consent" auf 14 korrigiert, wie vorher schon in vielen europäischen Ländern. Unabhängig vom Geschlecht. In diesem Jahrzehnt ist allerdings eine klare Rückwärtsbewegung statt. Was aufzeigt, dass auch Linke erzkonservativ sein können.
Nun, gerade die Grünen (exemplarisch als bedeutendste linke Bewegung dieser Zeit - in Deutschland) mussten in den 70ern und 80ern lernen, dass die sexuelle Aufbruchstimmung der 60er auch Leute ermutigt hat, die mit befreiter und befreiender Sexualität nichts zu schaffen hatten. Vor diesem Hintergrund muss man die Abwägung zwischen Schutzbedürftigkeit und Selbstverwirklichung eben auch sehen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Das haben die Grünen ja auch längst eingesehen (auch wenn sie von Leuten wie Dobrindt bis heute diffamiert werden). Nur ist zwischen "Kind" und "Jugendlichen" halt auch ein großer Unterschied, und gerade das macht die seinerzeitige sexuelle Befreiung ja auch aus.