Zitat von Marla Singer im Beitrag #146Komischerweise finde ich die Mörder-Ich-Perspektive nicht so schlimm. Das ist für mich dann einfach ein starker Ausdruck von Wut und im Besten Fall so, dass man seine moderate Alltagswut geballt in Musik entladen kann.
Diese Assoziation habe ich gar nicht, aber da merkt man, dass wir in unterschiedlichen Stilen zu Hause sind. Um im Beispiel von the Cure zu bleiben (tatsächlich auch eine der wenigen Bands, bei der ich mich halbwegs tiefgängig mit den Texten beschäftige, deshalb bietet sie sich hier an), da werden das Töten und die Mordlust eher subtil als Facetten der sexuellen Lust thematisiert und auch bewusst die Grenzen vage gehalten. Das angesprochene "The 13th" erschließt sich in der Bedeutung (ein Mörder schildert den Mord an seinem 13.Opfer) erst, wenn man um den Hintergrund des Textes weiß (ansonsten könnte man es als musikalisch gut gelaunte Ode an ein sexuelles Abenteuer deuten). "Watching me fall" beschreibt vordergründig ebenfalls nur ein sexueller Abenteuer (in Tokyo, mutmaßlich mit einer Prostituierten), aber der im Text beklagte totale Kontrollverlust lässt in Kombination mit den sehr stürmischen Gitarren auch eine andere Interpretation zu, wobei man dazu wissen muss, dass der sexuell aufgeladene, zweisame Mord oder Freitod in der japanischen Kultur und Literatur manchmal als höchste Stufe der sexuellen Lustauslebung romantisiert wird. Auch "Plainsong" bleibt so schön rätselhaft (auch wenn es nicht direkt um einen Mord geht) und bringt den Tod oder gar Todeswunsch in einen romantischen Kontext: "I think it's dark and it looks like it's rain", you said "And the wind is blowing like it's the end of the world," you said "And it's so cold, it's like the cold if you were dead" then you smiled for a second.
Zitat von CobraBora im Beitrag #150Das haben die Grünen ja auch längst eingesehen (auch wenn sie von Leuten wie Dobrindt bis heute diffamiert werden). Nur ist zwischen "Kind" und "Jugendlichen" halt auch ein großer Unterschied, und gerade das macht die seinerzeitige sexuelle Befreiung ja auch aus.
Zwischen "Kind" und "Erwachsensein" liegt aber eine sensible Übergangsphase. Abgesehen davon sehe ich die Errungenschaft der sexuellen Befreiung am ehesten darin, neben der Thematisierung der Sexualität an sich, die Ächtung ausser- und vorehelicher Sexualität, mitsamt der Doppelnmoral, die damit einherging, zu überwinden. Die Altersfrage spielt, zumindest für mein Empfinden, eine eher untergeordnete Rolle.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Vielleicht nicht unbedingt „inhaltlich“ problematisch (der Inhalt wird wahrscheinlich auch dieses Mal nicht im Vordergrund stehen), aber formell sicherlich fragwürdig ist der neue Rammstein-Teaser. Wenn es um Provokationen geht, lassen sich Rammstein nicht durch Faktoren wie Geschmack oder Anstand einschränken. Möglicherweise ist alles wieder so gestrickt, dass man sich am Ende wieder falsch verstanden und zu Unrecht verurteilt fühlen darf. Die Masche ist so effektiv wie sie lahm ist.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #153Vielleicht nicht unbedingt „inhaltlich“ problematisch (der Inhalt wird wahrscheinlich auch dieses Mal nicht im Vordergrund stehen), aber formell sicherlich fragwürdig ist der neue Rammstein-Teaser. Wenn es um Provokationen geht, lassen sich Rammstein nicht durch Faktoren wie Geschmack oder Anstand einschränken. Möglicherweise ist alles wieder so gestrickt, dass man sich am Ende wieder falsch verstanden und zu Unrecht verurteilt fühlen darf. Die Masche ist so effektiv wie sie lahm ist.
Ja, vor allem Letzteres. Wäre wohl eine ordentliche Überraschung geworden, hätten sie einen inhaltlichen Kontext dazu gesetzt
Hab das Video inzwischen gesehen. Eine perfekte Symbiose aus Roland Emmerich und Uwe Boll. Der Song inhaltlich so dünn wie erwartet. Mit Holocaustbildern für diesen hochpolierten Dünnpfiff zu werben ist tatsächlich noch schamloser als alle vorherigen Provo-Effekte dieser Band. Die Szenen für sich genommen sind schon schamlos, aber ausgerechnet diese Bilder noch für Werbezwecke zu verbraten, da fehlen mir echt die Worte. Dummprollige Kackband!
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Mir gefällt er ausgesprochen gut. Ich finde ihn auch inhaltlich gar nicht so problematisch. Das Video ist natürlich ein bisschen auf Provokation aus, aber das kennt man ja von ihnen.
Für mich immer noch eine Band, die ihre musikalische Durchschnittlichkeit bezüglich dem Recyceln alter Riffs von Prong und Ministry samt textlichen Nullnummern meisterhaft zu verkaufen weiß. Trotzdem finde ich sie scheiße. Zur Abwechslung von Morys Seite mal Musik, mit der sie mich aus der Wohnung treiben kann.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Als im Mai 2005 von JULI die Single „Regen und Meer“ vorgestellt wurde, empörte sich sogleich die Bild-Zeitung mit der Schlagzeile „Juli schockt mit Terror-Video“. JULI hatten im Video ein Liebeslied mit einer Entführungsgeschichte verwoben. Es ging um eine an sich unmögliche Liebe am Beispiel des Stockholm Syndroms; also die Beziehung zwischen Entführer und Entführtem. Am Ende werden die Entführer verhaftet und die Geisel befreit.
Das Stockholm-Syndrom - Opfer baut positive emotionale Beziehung zum Geiselnehmer auf - wird im Video umgekehrt, da Sängerin Eva Briegel sich als Kopf der Entführer in die Geisel verliebt. Alles ist jedoch im Modestil der 70er Jahre gehalten … und in der Folge wurde gemutmaßt, dass im Video die Taten der RAF ( etwa Entführung und Ermordung Hans Martin Schleyers) beschönigt und verniedlicht würden mitsamt einer politischer Wertung. Auch würde der Gebrauch von Waffen durch JULI im Video verharmlost - ok, bei einer Band, die immerhin ausschließlich aus anerkannten Kriegsdienstverweigerern besteht.
Ach ja, im Video wird der 5. September 1977 als Aufnahemdatum der Szenen eingeblendet - auch Hanns Martin Schleyer wurde am 5. September 1977 durch die RAF entführt...
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Ähm ... irgendein Lied mit irgendwelchen bewegten Bildern. Das war ein Aufreger? Nie von gehört ....
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist