Zitat von akri im Beitrag #29Es gehört gerade beim Thema "Inhaltlich problematische Musik" für mich mit dazu, auf den Vorwurf der "Deutschtümmelei" einzugehen, der ja bei MIA einst im Gespräch war. Daher ja auch mein "wer immer dies denken mag"... Und für doof halte ich MIA oder Miezekatz nicht...
Diese Schwachsinns-Aussagen kommen doch eh immer nur von vermeintlich "Besserhörenden".
Der Text von "Was Es Ist" ist doch eindeutig Deutschtümelei - und hat dieses gruselige "lass und wieder geile Deutsche sein"-Gefühl, das unmittelbar mit dem "Schlussstrich ziehen" zusammen hängt und das spätestens 2006 allgemein herrschte vorweg genommen. Deutschtümelei und sich "irgendwie gegen Nazis" engagieren, ist übrigens überhaupt kein Widerspruch, daher verstehe ich nicht ganz, was dieses Aufzählen von Wikipedia-Facts für ein Argument sein soll.
Deutschtümelei, my ass, wenn ich das Wort schon sehe... Ich werde nach etlichen Diskussionen damals dieses Fass nicht mehr aufmachen. Aber in Deutschland hat man ein echtes Problem zu differenzieren zwischen einem Bezug zu seinen Wurzeln und der Überhöhung der eigenen Herkunft. Ich würde mich nie als etwas Besseres empfinden als ein Brite/Franzose/Türke etcpp., aber dennoch bin ich geprägt durch meine Herkunft und spüre auch eine Verbindung und !Zuneigung! (damit hier bloß keiner auf Stolz anspringt) zu meinem Land, meiner Gegend und, Achtung noch so ein böses Wort, meiner Heimat. Das alles sind zwar nicht so enge Strukturen wie z.B. die einer familiären Gemeinschaft, aber es sind dennoch vorhandene Strukturen. Das ist in Zeiten in denen der "gute Deutsche" Deutschland selbstverständlich Scheiße finden muss, natürlich nicht unproblematisch. Aber der "rechte Topf" ist ja groß und da kann man großzügig und sinnlos alles rein schmeißen, was einem nicht in den Kram passt (Interessante und bekannte Herangehensweise aus schlimmeren Zeiten btw.).
Wie gesagt keine Diskussion meinerseits (dass die zu nichts führt habe ich mühsam lernen dürfen) nur ein kurzes Statement. Bedankt!
€: und auch wenn ich in diesem leben wohl kein mia-fan mehr werde - mieze katz freut sich über die auseinanderschreibung ihres künstlernamens sicherlich genauso wie bobdylan oder jeanettebiedermann.
Ja ne, ich muss die Diskussion auch nicht nochmal führen, fand aber die Erkenntnis, dass jemand, der sich gegen Rechts engagiert der Deutschtümelei (nichts anderes ist es, Nazivorwürfe gab es zumindest hier ja nicht) freizusprechen ist eher schlicht. Wie geil ihr Deutschsein findet juckt mich nicht die Bohne. Wer aber mit der linken Szene kokettiert, seine Codes verwendet usw. und dann ein Liebeslied an Deutschland raushaut, darf sich nicht über Gegenwind wundern.
genau diese ungeheure kleingeistigkeit bezüglich irgendwelcher codes und angeblicher "geil-find"-interpretationen hat dazu geführt, dass ich mich nach vielen jahren der linken szene-zugehörigkeit nun abseits von ihr wesentlich wohler fühle. und nun aber gut.
Zitat von tenno im Beitrag #37genau diese ungeheure kleingeistigkeit bezüglich irgendwelcher codes und angeblicher "geil-find"-interpretationen hat dazu geführt, dass ich mich nach vielen jahren der linken szene-zugehörigkeit nun abseits von ihr wesentlich wohler fühle. und nun aber gut.
Danke.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
ich hab die kritik an mia damals übrigens ganz anders wahrgenommen. ich dachte immer, dass es da nur um das video ging, in dem sich die band mit deutschlandflagge gezeigt hat. lächerlich bleibt natürlich der versuch, die band deshalb in die rechte ecke zu stellen.
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
Zitat von Dick Van Dale im Beitrag #39…lächerlich bleibt natürlich der versuch, die band deshalb in die rechte ecke zu stellen.
dieser versuch hat irgendwie immernoch nicht stattgefunden. bei aller hysterie, die ich damals wahrnahm, ist mir dieser konkrete vorwurf nicht begegnet. ich sehe eher, dass auf die harsche kritik, der man in form und inhalt einiges entgegen setzen hätte können, mit einer konstruierten opferhaltung geantwortet wurde und wird.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Dick Van Dale im Beitrag #39…lächerlich bleibt natürlich der versuch, die band deshalb in die rechte ecke zu stellen.
dieser versuch hat irgendwie immernoch nicht stattgefunden.
da lesen sich die vorigen posts aber anders. vom boykott von öffentlichen veranstaltungen ist da zu lesen. erinnert doch sehr an den umgang mit frei.wild. und ich kann mich vage erinnern, dass das video zumindest bei der antifa für einige hochrote köpfe gesorgt hat.
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
nun, antifas (plural, weil kein homogener verein!) haben in der mehrzahl einen chronisch hochroten kopf, und trotzdem besteht noch ein unterschied zwischen "rechter ecke" und kritik an deutschtümelnder symbolik/ schlusstrichdebatte. ich habe diese kritik vielfach als überholt empfunden, aber auch ich sehe, dass sich mia in sachen abgrenzung nicht sehr geschickt (um nicht zu sagen "doof") angestellt haben.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich stelle fest, daß das Thema für mich nie ein Problem war. Ausgehend davon, daß "inhaltlich problematisch" sowas wie homophober Scheiß, Rassismus, Gewaltverherrlichung, Antisemitismus, Christenkacke (Fachbegriff! ) oder ähnliches bedeutet, dann stelle ich immer wieder fest, daß diese strunzdummen Botschaften auch tendenziell in Musik verpackt sind, die ich selbst oft musikalisch als unhörbar einordne, noch bevor der Text bei mir ankommt (und das gilt für Links wie Rechts im politischen Spektrum). Weitaus häufiger kommt es vor, daß die Musik selbst harmlos ist, aber ich mich dann schäme etwas vom Interpreten zu spielen, weil er sich privat oder in Interviews zur Wurst gemacht hat ... aber das ist natürlich eine andere Frage.
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Ich finde ja, dass man sich nicht krampfhaft abgrenzen muss, nur um ja nicht in den Verdacht der Nationaltümelei zu kommen. Es ist für mich auch vollkommen unverfänglich, wenn jemand gern Deutscher ist oder mit einer Deutschlandfahne posiert, das ist in fast allen Ländern der Welt vollkommen normal. Und man sollte auch Künstlern zugestehen, sich so zu positionieren, speziell wenn nichts in ihrer Haltung auf Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz oder Überhöhung des Deutschtums hindeutet.
Ich jedenfalls habe kein Problem damit. Bei mir selber ist es so, dass ich mich vor allem als Bayer sehe. Deutscher bin ich natürlich auch, das ist für mich aber keine Volks- sondern eine Staatsangehörigkeit. Ich finde es beileibe nicht schlecht, Deutscher zu sein, es hat ja viele Vorteile. Nur ist es für mich nicht emotional, sondern eher sachlich, wie ein Vertragsverhältnis. Es ist für mich aber kein Problem, wenn jemand das emotionaler sieht, solange er sich nicht deshalb als was besseres ansieht.
Zitat von CobraBora im Beitrag #44Ich finde ja, dass man sich nicht krampfhaft abgrenzen muss, nur um ja nicht in den Verdacht der Nationaltümelei zu kommen. Es ist für mich auch vollkommen unverfänglich, wenn jemand gern Deutscher ist oder mit einer Deutschlandfahne posiert, das ist in fast allen Ländern der Welt vollkommen normal. Und man sollte auch Künstlern zugestehen, sich so zu positionieren, speziell wenn nichts in ihrer Haltung auf Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz oder Überhöhung des Deutschtums hindeutet.
lieber cobra, das ist halt aus deutscher position immer noch was dezent anderes als aus der eines anderen staates, so lange wir mit der erinnerung an nazideutschland leben. das sollten auch leute anerkennen, die nichts böses im schilde führen und bitte auch ihre rhetorik entsprechend anpassen. wir sind hier kein fucking normal west european country. wir sind die erben dieser scheiße und wir sind den opfern unserer ahnen verdammt noch mal schuldig, entsprechende demut und respekt zu zeigen.