Was "christliche" oder sonstwie religiöse Inhalte angeht: solange es in Texten gläubiger Künstler eine Rolle spielt, ohne missionarischen Eifer oder Abwertung Andersdenkender, habe ich damit nicht unbedingt ein Problem. Bei Nick Cave komme ich damit klar, David Eugene Edwards ist manchmal aber schon grenzwertig.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #45 lieber cobra, das ist halt aus deutscher position immer noch was dezent anderes als aus der eines anderen staates, so lange wir mit der erinnerung an nazideutschland leben. das sollten auch leute anerkennen, die nichts böses im schilde führen und bitte auch ihre rhetorik entsprechend anpassen. wir sind hier kein fucking normal west european country. wir sind die erben dieser scheiße und wir sind den opfern unserer ahnen verdammt noch mal schuldig, entsprechende demut und respekt zu zeigen.
Davon abgesehen, daß ich auch genug Leute mit offensichtlichem Migrationshintergrund bei Fußballspielen mit Deutschlandfahne sehe, auf die die Definition "Erben" allenfalls pro forma zutrifft, finde ich nicht, daß sich beide Dinge grundsätzlich ausschließen. Man kann auch betonen, was ALLE Menschen hier verbindet (und unter der Fahne einer Fußballmannschaft zuzujubeln, mag der kleinste gemeinsame Nenner sein, aber es ist zumindest einer), anstatt ständig den erhobenen Zeigefinger auszupacken, wie es einige tun. Damit erreicht man gewöhnlicherweise genau das Gegenteil. Diese Diskussion ist seit 2006 präsent, ohne daß bisher ein SA - Fackelmarsch stattgefunden hätte. 1991/92 waren solche Großevents samt Flaggenzeigen noch in weiter Ferne, und trotzdem gab es schon einen Haufen Arschlöcher samt fremdenfeindlicher Übergriffe. Damals erschien mir die ganze Situation bedrohlicher als heute. Nicht nur, weil ich indirekt selbst davon betroffen war, sondern weil die Medienlandschaft mit den "Scheinasylanten" die Stimmung ordentlich vergiftete, die breite Mehrheit Verständnis für die Übergriffe zeigte, der Widerstand dagegen erstaunlich mau war (abgesehen von den üblichen Verdächtigen) und es auch bedeutend weniger Deutsche mit Migrationshintergrund gab, zumindest waren die im öffentlichen Leben nicht so präsent wie heute. Man vergleiche nur die Weltmeistermannschaften von 1990 und 2014 oder bekannte deutschsprachige Musiker damals und heute. Wir haben die moralische Verpflichtung, dafür zu sorgen, daß sich die Vergangenheit nicht mehr wiederholt, aber meine Demut hält sich in Grenzen. Ich habe mich öffentlich eindeutig gegen Rechts positioniert, ich werde das auch weiterhin tun, und wenn ich Lust hätte, eine Deutschlandfahne herumzutragen, würde ich das genau aus diesem Grund auch tun.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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dann halt nicht. ihr lebt wahrscheinlich besser damit. mir wird halt beim anblick von beflaggten auto-korsos mit schwarz-rot-gold-kondomen überm rückspiegel schlecht. klar, mein problem. kammanixmachen.
Ich hab halt nur nicht mehr diesen Beißreflex bei allem, was nach schwarz - rot - gold aussieht, denn meiner Erfahrung nach ist das Ganze zumeist harmlos. Ich spare mir meine Aggressionen lieber für Gestalten wie Höcke auf.
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Will heißen: wer außerhalb der WM ein rechter Vollpfosten ist, nimmt das Fahnenmeer einer Fanmeile vielleicht als Wichsvorlage und tobt sich dort aus, aber keiner wird dort zum Rechten. Im besten Fall beißt jemand, der dort anfängt, sich wie ein Honk aufzuführen, ganz schnell auf Granit. Siehe auch die Sache Gauland - Boateng.
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schön, dass du so ein grundvertrauen in die gesellschaft hast. es stimmt, dass sich in den letzten 20, 30 jahren vieles verbessert hat. aber ich habe gerade das gefühl, dass sich das auch ganz schnell wieder in die gegenrichtung umkehren kann. daher mein misstrauen.
"Grundvertrauen" wäre maßlos übertrieben. Eher sehe ich die Wahrscheinlichkeit, daß manche Sachen unumkehrbar sind, in der demographischen Entwicklung.
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Zitat von gnathonemus im Beitrag #48dann halt nicht. ihr lebt wahrscheinlich besser damit. mir wird halt beim anblick von beflaggten auto-korsos mit schwarz-rot-gold-kondomen überm rückspiegel schlecht. klar, mein problem. kammanixmachen.
das schöne an diesen kondomen ist ja, dass die zur wm-zeit schwarz-rot-gold-rot-weiß-grün-rot-blau-lila sind, auch hier zulande, also in der summe kein zeichen für nationalismus, sondern für diversity sind. wir können natürlich auf jede deutschlandfahne schreiben "übrigens: sorry für den holocaust", ich weiß nur nicht, inwiefern das zweckdienlich sein soll. und wer sich mit der deutschen geschichte auseinandersetzen will, muss sich zwangsläufig erstmal mit dem deutsch sein auseinandersetzen, und dazu gehört nun mal auch diese kackfahne. die ist übrigens pottenhässlich, aber warum sollte meine toleranz bei drei farbigen balken aufhören?
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
der von mir geschätzte johnny haeussler hat ein problem mit dem neuen stück von kraftklub und schrieb einen langen text darüber. ich geb' ihm zum überwiegenden teil recht und finde den track sehr zum fremdschämen. allerdings habe ich prinzipiell kein problem mit der beschimpfung der ex in songtexten. jedes gefühl, dass einen beschäftigt, muss auch besungen werden können. ob das ergebnis dann auch gelungen ist, ist allerdings eine andere frage. mir macht der song auch nicht so viele bauchschmerzen, weil ich kraftklub nie so richtig toll fand. ich hab sie mal live gesehen, und die hatten schon 'nen ordentlichen drive. allerdings kennt man eigentlich alle songs, wenn man einen gehört hat, aber das schweift jetzt ab vom thema des threads.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Herr Häusler muss sich mal mit den Tatsachen abfinden, dass Menschen so übereinander reden im Leben da draußen. Ob das nun toll ist, klar, das kann man thematisieren. Ich kenne mich auch mit Kraftklub nicht näher aus, um beurteilen zu können, inwiefern das nun ein Bruch mit den eigenen Themen ist. Aber mein Gott, wer hat seinen Ex oder seine Ex in den schmerzhaftesten Momenten nicht auch schon mal mit solchen Worten bedacht?
gerade den teil mit der mitgröhlsituation im stadion konnte ich ihm am besten nachfühlen. in dem moment würde ich mich auch weit weg wünschen, würde ich mich bei denen im publikum befinden. ich erinnere mich an begegnungen mit besoffenen bekannten von ganz weit früher, die mit pipi in den augen, arm in arm davon erzählten, wie die onkelz von genau ihrem leben singen würden… man fühlt sich direkt beschmutzt durch die blosse anwesenheit. sehr unangenehm, das.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.