Ich habe mit 13 angefangen, Platten zu sammeln. Mit 9 habe ich angefangen, regelmäßig Formel Eins zu schauen, da kreuzte dann zu der Zeit Grandmaster Flash meinen Weg. Lustig, was genau zur richtigen Zeit die Weichen stellt. Womit wir wieder bei den Melvins wären, den "Godfathers Of Grunge" (muahaha). Als ich damals das Nirvana - Video sah und feststellte, daß ich es mochte. wollte ich nur noch an einen Ort, wo Leute dermaßen auf Musik durchdrehen wie in dem Video. Zwei Jahre später schlug Kurt Cobain die Zimbeln auf "Spread Eagle Beagle".
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
platten sammeln ging bei mir erst mit ca. 19 los. vorher hatte ich kein geld dafür (mehr als 30 hatte ich wohl bis dahin nicht). ab da hatte ich dann nebenjobs und hing in plattenläden ab. da nahm das verhängnis seinen lauf.
Haha, die Welt ist klein. Als ich noch in Waldbronn wohnte, radelte ich ab und zu über Grünwettersbach und Hohenwettersbach nach Karlsruhe. Und natürlich auch den umgekehrten Weg, der sich für mich wie die Steigung nach Alp d'Huez anfühlte. Das war aber ein paar Jahre später, Anfang der 90er-Jahre.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Die Covergestaltung ist mal wieder absolut grandios: jemand, dem der Bandname nichts sagt, hat absolut keine Ahnung, welch ein Höllenschlund sich hinter dieser Fünfziger - Jahre - Küchenschürze verbirgt. Will man in die Platte rein, muß man zuerst einmal am hünenhaften Türsteher "Boris" vorbei. Was für eine Chuzpe, solch einen achtminütigen Monolithen als Opener zu plazieren: Gitarre und Baß schrubben in Endlosschleife ein monotones Riff in Superzeitlupe, und King Buzzo singt dazu. Irgendwann setzt die Gitarre zu einem Solo an, dann folgt ein Break, bei dem man bereits denkt, man hätte es überstanden ... bevor Lori Black allein mit dem Baß einsetzt und Buzz ohne Background eine sehr exzentrische Gesangseinlage abliefert, bis der Song einfach irgendwann ausrieselt. Kommerziell erfolgversprechend geht anders. Angeblich hat sich ja die japanische Band Boris nach diesem Song benannt, was einiges über den Einfluß auf nachrückende Musiker aussagt. Danach folgt mit dem treffend betitelten "Anaconda" ein Melvins - typischer Brecher, wie dieses Album auch sonst songorientierter und nicht mehr so fragmentarisch wie die ersten beiden wirkt. Man könnte es auch "strukturierter" nennen; sogar offensichtlich zielloses Getrommel wie am Ende des Closers "Cow" wirkt stimmig und fügt sich in den Gesamtkontext ein. Ansonsten bleibt es überraschend: da wird ein eigentlich lupenreiner Hardrocksong wie "Zodiac" durch nerviges Gitarrengeribbel und Tempoentzug am Ende komplett zerstört und in "Your Blessened" zu spukigen Sounds durch ein absunderliches Songlabyrinth geirrt, durch das ab und zu mal kurz ein Riff walzt. Eine anstrengende Platte; es erfodert viel Arbeit, bis (wenn überhaupt) man entdeckt, wieviele großartige Momente und Ideen sich dahinter verbergen. Aber wenn man das Glück hat, einmal das Gefühl zu haben, alles darauf ergäbe irgendwie einen Sinn, macht sie eine ganze Menge Spaß.
******
"Wer wagt es, Knappersmann oder Ritt'/zu schlunden in diesen Tauch?"
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Wem "Bullhead" schon fast wieder zu eingängig war, der bekommt es hier mal richtig besorgt: 4 Tracks. Die ersten beiden sind dermaßen wirr, daß man nicht genau weiß, wo der eine endet und der andere anfängt. Dann "Hog Leg" mit seinem Kastratengesang und derart nervtötenden Gitarrensounds, daß sie auch noch den ausgeglichendsten Hörer fluchtartig nach dem Ausgang suchen lassen. Der Text soll ja angeblich religionskritisch sein: Like Stee Moanin' Ludlow Rap a tee take a man and send my own Just then my harr harr Take a send and tell it take no dess
Hog Leg-and hog Force fed and maybe stand up stairs She's maybe my one choice Spins nice like a compass pointing north
Aha. Das bedeutet wohl eher, daß wir uns allmählich auf dem Weg zum textlichen Dadaismus der späteren Alben befinden. Auf der B - Seite gibt es dann mit "Charmicarmicat" geschlagene 12:50 monotones Baßgegrummel, nur strukturiert durch rhythmisches Gitarrengeschleife und verhallt aus dem Hintergrund Hereingeschrienes. Also alles in allem eine Platte, die für Neueinsteiger komplett unhörbar ist und die auch Fans der ersten Alben teilweise ratlos zurücklassen dürfte; Arbeitsnachweis einer Band, bei der von da ab klar war, daß ihr einfach alles egal ist und sie einfach macht, was sie will. Das ist doch klasse.
*****
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Erster Beitrag der zeitgleich erschienenen "KISS"- Solo - EP - Serie; so genannt, weil sie sich als Hommage an die gleichnamige Band in Idee und Covergestaltung an deren EP - Vorlagen anlehnen. Ich wollte hier gerade damit beginnen, etwas über das grandiose Schlagzeugintro von "Isabella" zu schreiben, tat aber gut daran, vorher zu googeln:
Osborne recruited Nirvana drummer Dave Grohl for the project. Grohl is credited as "Dale Nixon", in reference to the pseudonym Greg Ginn adopted for playing bass on Black Flag's My War.
Nun wundert mich gar nichts mehr, also nochmal: der sich vor einer dominanten Schlagzeugfigur aufbauende und dann recht kurze Opener "Isabella" ist das Highlight des Albums und hätte auch gut auf "Houdini" gepaßt; das getragene "Annum" ebenso. Dann gibt es noch zweimal experimentelles: das um ein klickendes Maschinengeräusch herummäandernde "Porg" erzeugt immerhin noch sowas wie Spannung, und das rasante "Skeeter" mit dem im Vordergrund mitlaufenden Tonbandmitschnitt irgendeines Erzählers (der vermutlich Skeeter Thompson heißt), der eine bizarre Episode aus Amsterdam zum besten gibt. Warum Skeeter Thompson? Deshalb:
Osborne does not appear on "Skeeter" as it is a remix of the song "Just Another Story About Skeeter Thompson" that Grohl recorded for his Pocketwatch solo album. Skeeter Thompson was the bassist of Grohl's old band Scream.
Mir gefällt die EP recht gut, auch wenn sie sicherlich kein Meilenstein ist:
****
Erster Auftritt Joe Preston, und was für einer:
Joe Preston (EP) (1992)
Kurz und bündig: 90% der Platte sind sturzlangweiliger Dronequatsch und 10 % komplett überflüssig. Braucht eigentlich kein Mensch, und wollte ich die Trilogie nicht auseinanderreißen, flöge die achtkant raus.
**
Dale Crover EP (1992)
Die macht dagegen alle vier Songs lang richtig Spaß. Dabei gefällt mir die doomige B - Seite, deren beide Songs erstaunlicherweise an Crowbar erinnern, sogar besser als Seite A mit dem instrumentalen Opener "Hex Me" und dem melodiösen Rocksong "Dead Wipe", dem irgendwie noch der allerletzte Schliff fehlt. Aber trotzdem:
*****
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Der Hersteller von Lysol wollte seinen Namen nicht auf der Platte sehen und klagte dagegen; bei dem Wikipediaeintrag zu dem Mittel ist die Rubrik "Geschichte" übrigens recht interessant. Daraufhin überklebte das Label (damals noch Boner Records) den Namen auf der Erstauflage mit schwarzem Tape, in den Nachpressungen wurde der Name dann ganz weggelassen. Für ein späteres CD - Reissue behalf man sich mit dem phonetisch ähnlichen Namen "Lice - All". Einigen wir uns aber auf Lysol. Das Merkwürdige an der Platte ist der völlige Vericht auf Songtitel; bemühen wir hier der Einfachheit halber nochmal Wikipedia:
The album was recorded in less than a week, according to the band's official website.The album consists of six separate tracks, which were mastered and assembled as one "megacomposition". It also features covers of Flipper's "Sacrifice" (from the album Gone Fishin') and Alice Cooper's "Second Coming" and "The Ballad of Dwight Fry", both from the album Love It to Death. The album has been credited as an influence on the drone doom genre and the band Sunn O))).
Die Band befindet sich auf dem Album nach wie vor in ihrer besten Phase, die erst nach "Stoner Witch" von 1994 langsam abflauen sollte. Seite A besteht aus einem noch größeren Klotz als "Boris", nämlich einem dahinkriechenden Track, der nicht nur die gesamte Seite einnimmt, sondern dessen Hälfte noch dazu für ein unfaßbar zähes und langsames Intro geopfert wird, aus dem sich langsam der eigentliche Track schält und daß beim ersten Hören die Geduld ernsthaft auf die Probe stellt; ist man mal dahintergestiegen, was das soll, weiß man das aber durchaus zu genießen, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Die B - Seite hat durchaus ein paar erstaunlich melodiöse Passagen, wenn die Coverversionen eingewoben werden; alles fließt ineinander über, und es gibt keine radikalen Brüche, sodaß das Album durchaus als homogenes Kunstwerk funktioniert, das man einfach auf sich wirken lassen kann und das diese Wirkung auch entfaltet. Irgendwie ist diese Platte ein milder Strom, in dem man sich gleiten lassen und auf dem man dann auf dem Rücken liegend dahindümpeln kann, sich seinen eigenen Gedanken überlassend. Und hat man diese Art von Zugang zu der Platte gefunden, ist sie ziemlich großartig. Auch wenn mir Lori Black am Baß trotzdem lieber gewesen wäre.
Trotzdem: Musik + künstlerischer Wagemut =
******
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Hier das unwesentlich veränderte Cover des aktuellen Vinyl - Reissues. Die Neunziger waren schon eine seltsame Zeit; nach der Grunge - Explosion grasten Majorlabels panisch den Markt nach Bands ab, die sie vorher standhaft ignoriert hatten: Helmet, The Jesus Lizard, Unsane, Tad und auch die Melvins, die man auch gleichzeitig als "Godfathers ..." Aber lassen wir das. Im Gedächtnis haften blieb mir die komplett debile Werbekampagne von Atlantic für das Album, die sich auf das Frank - Kozik - Cover bezog: "Schau mal, der Hund. Der ist aber niedlich! - Was? Der hat aber zwei Köpfe!" Aua. Als "Co - Produzent" bekamen die Melvins auf Wunsch des Labels Kurt Cobain auf's Auge gedrückt, was nicht die beste Idee war.
Andrew Earles, who included Houdini on his book Gimme Indie Rock: 500 Essential American Underground Rock Albums 1981-1996, stated that Cobain allegedly slept through most of the sessions. Jonathan Burnside, a collaborator of Melvins and engineer on Houdini remembered: "It's not easy reminiscing about making the album Houdini with Kurt Cobain and the Melvins. Bad communication, drugs, major label profiteering, rehab, schedule blowouts, backstabbing, and album miscrediting... it was a devil's album."
Cobain durfte auch noch unbemerkt auf zwei Tracks mittun, unter anderem auf dem auf dem Vinyl - Reissue durch eine MC 5 - Coverversion ersetzten bizarren Instrumental "Spread Eagle Beagle". Joe Preston wurde vor den Aufnahmen gefeuert,und auf dem Album wird Lori Black wieder als Bassistin gelistet, obwohl sie keinen Ton eingespielt hat; tatsächlich hatte da schon der "Gluey Porch Treatments" - Produzent Mark Deutrom den Baß übernommen.
Das Album ist um einiges eingängiger als das Frühwerk und verkaufte sich auch erstaunlicherweise wie geschnitten Brot, was nicht heißen soll, daß es schlecht wäre: immerhin enthält es zwei meiner all - time favourites, nämlich "Night Goat" (was für ein Baßlauf) und "Joan Of Arc" (was für eine Walze). Allgemein ist die erste Seite überaus gelungen: der Einstieg mit dem als Single ausgekoppelten Rocker "Hooch" füllte damals die Tanzflächen in den Alternativeclubs meiner Jugend. Immerhin hatte er einen Haken. Zu einem relativ eingängigen Song wird folgender Text intoniert: Los ticka toe rest Might like a sender doe ree Your make a doll a ray day sender Bright like a penalty Exi-tease my ray day member Half lost a beat away Purst in like a one way sender War give a heart like a fay
[Chorus] 'Cause I can ford a red-eed Only street a wide a re-land Diamond make a mid-evil Bike a sake a like a re-caste
'Cause I can ford a red-eed Only street a wide a re-land On a re-land, find a re-land
You sink a my swan Rolly a get a worst in Maybe minus way far central Poor forty duck a pin Milkmaid dud bean Master a load a head Pill pop a dope a well run General hash pump a gonna led
[Chorus] 'Cause I can ford a red-eed Only street a wide a re-land Diamond make a mid-evil Bike a sake a like a re-caste
'Cause I can ford a red-eed Only street a wide a re-land On a re-land, find a re-land
Das ist nicht nur fast Beefheart - verdächtig; auch, wenn ich mir einbilde, halbwegs englisch zu können, verstehe ich da so gut wie kein Wort. Unter anderem gibt es noch eine Kiss - Coverversion ("Goin' Blind") und mit "Honey Bucket" eine weitere Single und zudem damit einen Song, der völlig konfus beginnt, um dann zu einem mächtigen Rocker in feinster Stoner - Manier zu mutieren. Auf jeden Fall keine Ausfälle; leider ändert sich das auf der zweiten Seite, wo es einige schwächere Momente (beispielsweise das lahme "Set Me Straight") gibt. Auf jeden Fall ist das definitiv eine gelungene Platte für Einsteiger, denen die alten Sachen zu schräg sind und die sich auf diesem Weg mal an die Band herantasten wollen.
*****
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Das läuft hier tatsächlich gerade, auch, wenn ich nicht weiß, warum. Die Melvins hatten noch irgendwelche Gefälligkeiten an Amphetamine Reptile zu leisten, obwohl sie zu der Zeit noch bei Atlantic unter Vertrag standen; deswegen setzten sie ihren Namen in Spiegelschrift auf's Cover, so daß es teilweise auch als "Snivlem" gelistet ist. Mal kurz Wikipedia zum Hintergrund des Albums befragt:
The album displays a distinctly experimental quality, with an eclectic selection including field recordings, electronic effects and loops, band jam sessions, a stereotypical drum solo that segues into an archetypal heavy metal guitar solo, and a track that's introduced as "pure digital silence"—followed by silence for a minute. Singer/guitarist Buzz Osborne has stated that Prick is "a total noise crap record we did strictly for the weirdness factor. Complete and utter nonsense, a total joke."
The band claimed that they wanted to call the album Kurt Kobain but changed it after Cobain's death to eliminate the possibility of people mistaking it for a tribute record. They implied that Cobain, a friend and collaborator since their teenage years in rural Washington, was actually the titular "prick", because he died and therefore forced them to change the album's name.
So ist es, und bei allem künstlerischen Wagemut ist das großteils unhörbarer Scheiß. Lustigerweise fand sich bei der SPEX wie bestellt ein Apologet, der diesem Album tatsächlich künstlerische Relevanz entnahm, nach dem Motto: "Keiner versteht dieses Album, aber ich erkläre euch, warum das große Kunst ist". Tatsächlich ist das teilweise zufällig auf der Straße mitgeschnittener Quatsch, gemischt mit einer Runde Distortion und einer Minute "Pure Digital Silence". Kein Mensch kann mir erzählen, daß er abends von der Arbeit heimkommt und denkt "hach, ich köpfe jetzt eine Flasche Bier und lege mal wieder 'Prick' auf". Die Melvins sind zwar hochempfindlich, wenn niemand ihre "Kunst" versteht (siehe King Buzzos heftige Reaktionen auf die negativen Kritiken zu der einstündigen Feedbackorgie "Colossus Of Destiny"), aber damit muß ich leben. Das ist - abgesehen von kurzen, unterhaltsamen Momenten - eine Platte, die man sich kauft, um sie ins Regal zu stellen, weil es nunmal immer noch eine Melvins - Platte ist. Und sie dort zu vergessen.
**
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Nach der Gurke "Prick" legten die Melvins wieder auf Atlantic ihr bis dato ausgereiftestes, songorientiertestes und zugänglichstes Werk vor, auf dem Mark Deutrom nun auch offiziell den Baß übernommen hat (den Vorgänger zähle ich hier mal nicht mit).
Die komplette erste Seite wirkt wie aus einem Guß und enthält trotzdem alles, was man an der Band schätzt: den kurzen, noisigen und extrem brachialen Opener "Skweetis" und den - ähnlich wie "Lizzy" auf "Houdini" - weitausholenden Stampfer "Queen", dessen Refrain dazu angetan ist, Zimmermobiliar zu zerspanen. Es gibt die ultimative Slo - Mo - Walze ("At The Stake", einer meiner liebsten Melvins - Songs überhaupt) und tatsächlich einen veritablen Hit namens "Revolve", der auch problemlos auf einem Rockradiosender zwischen Metallica und QUOTSA laufen könnte ... und das mit einem komplett dadaistischen Text, den - ich hab nachgegoogelt - tatsächlich kein Schwein kapiert. Auch melodiös ruhige Töne werden angeschlagen, die sich in diesen Kontext nahtlos einfügen. Die B - Seite ist etwas experimenteller; mit "Magic Pig Detective" (bester Songtitel) und "Lividity" gibt es zwei anstrengende Instrumentals, denen mit dem fluffigen "June Bug" ein fast schon Easy - Listening - taugliches gegenübergestellt wird. Doch komischerweise stört es nicht, daß das Album so bleiern dem Ende zumäandert; irgendwie ist man durch die äußerst kurzweilige A - Seite gegen alle Widrigkeiten gefeit. Ein Album, das mir mittlerweile um einiges besser gefällt als mein früherer (und deshalb wohl auch etwas totgespielter) Favorit "Houdini": und noch ein ideales Einstiegsalbum für Neulinge.
******
Auch, wenn ich es schonmal gepostet habe: hier nochmal "Revolve".
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Ach, das ist eigentlich so ein typischer "dümpelt über Monate bei 246 Zugriffen dahin, ohne daß noch etwas relevantes passiert" - Thread, und ich habe es geschafft, ihn fast über 1000 zu dreschen. Da bin ich ein bißchen stolz auf mich.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Es ist erstaunlich, daß ein Album, das im Melvins - Kosmos und bei den meisten Fans als "experimentell" gilt, ebenfalls ein hervorragender Einsteigertip ist. Das letzte Album auf einem Majorlabel (hier wieder mit Mark Deutrom am Baß) ist eine derartige Wundertüte, daß es fast unmöglich ist, eine Kurzrezension zu schreiben, ohne jeden einzelnen Song aufzudröseln. Natürlich gibt es wieder die bandtypischen verzerrten Lärmwände, aber sie sind in der Unterzahl; dazwischen mischen sich eine Menge ruhiger, fast zarter Klänge, denen der kakophonische, monotone Wahnsinn älterer ruhiger Melvinsmomente gänzlich fehlt, untypische Instrumente (Slidegitarren! Bongos! Sitar! ein Moog!) und tatsächlich zwar einige schräge, aber durchaus kontemplative Klänge, die interessant wirken, ohne wehzutun. Es gibt Anklänge an die Residents ("Soup") und Ween ("Skin Horse" mit seinem Chipmunk - Gesang), dahingroovende, gedämpfte Lärmattacken früherer Manier ("Buck Owens"), ruhige Balladen mit kurzen, eruptiven Ausbrüchen, die hervorragend funktionieren ("Tipping The Lion" ... bester Songtitel, wie ich finde), trippig - verhalltes wie das seltsame "Sterilized" und typischen Melvins - Humor wie die fröhliche Ballade "Black Bock", in der Buzz Osborne zu lustigem Gepfeife über die Freude singt, die es macht, einen Ziegenbock zu schächten. Herausragend das bläsergetriebene "Bar - X - The Rocking M", das trotz aller Weirdness (und einem durchgeknallten Video, das irgendein Bizarr - Pornoregisseur gedreht hat, der gerne in seinen Filmen Menschen in Latex - Kakerlakenkostümen in OP - Sälen ficken läßt ... sein Name ist mir allerdings entfallen) einen gewissen Ohrwurmfaktor entwickelt (und deswegen wohl als Single ausgekoppelt wurde). Alles in allem: eine Wundertüte von Album, in der es viel zu entdecken gibt, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen. Hat bei mir eine zeitlang gebraucht, doch mittlerweile vergebe ich
*****
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Noch was: die drei Majoralben gibt es ja als Vinyl - Rereleases. An "Stag" ist da auch nichts auszusetzen, aber vom Kauf von "Houdini" und "Stoner Witch" würde ich vorerst abraten. Die Pressungen sind hundsmiserabel; anscheinend ist da eine tschechische Firma schuld, die schon öfter mal durch Staub und Plastikspäne versaute Vorlagen einfach ungereinigt auf Platte gepreßt hat und dafür mittlerweile recht berüchtigt ist (meine "Baduizm" von Erykah Badu klingt genauso scheiße). Beide LPs knistern auch im Mintzustand schon extrem, und ich warte auf eine bessere Pressung, um beides zu entsorgen. Man hört zwar irgendwann hindurch, aber schön ist das trotzdem nicht.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Wenn wir gerade den Wald der Wirrnis durchwandern, auch gleich:
Honky (1997)
Im "Ich höre gerade" - Thread hab ich es meiner Ansicht nach gut auf den Punkt gebracht:
Wären die Melvins Pink Floyd, wäre das vermutlich LP 2 von "Ummagumma". Eine Mischung aus geisteskrankem Gesäge (siehe "Lovely Butterfly") und Vollnarkose. 1997 konnte ich damit herzlich wenig anfangen und die CD verrottete seltenstgehört im Regal, aber so langsam finde ich das glaube ich ziemlich klasse.
Zuerst muß man mal die ausufernden Songtitel nennen:
1. "They All Must Be Slaughtered" 8:17 2. "Mombius Hibachi" 1:58 3. "Lovely Butterfly" 2:10 4. "Pitfalls in Serving Warrants" 3:36 5. "Air Breather Deep in the Arms of Morphius" 12:12 6. "Laughing with Lucifer at Satan's Sideshow" 2:16 7. "HOW --++--" 3:26 8. "Harry Lauder's Walking Stick Tree" 3:17 9. "Grin" 4:11 10. "In the Freaktose the Bugs Are Dying" (4:20 without lacuna) 29:23
Und, um das Feld von hinten aufzurollen, erwähnen, daß die CD - Version am Ende mit 25:03 Minuten kompletter Stille vollgemacht ist. Auf dem ersten Album, nachdem sie von Atlantic gedroppt wurden, landeten sie zuerst einmal wieder bei Amphetamine Reptile, an dem Buzz Osborne heutzutage ja beteiligt ist und das mittlerweile ein reines Raritätenlabel für Kleinstauflagen ist (und damit meine ich wirklich limitierte Singles in Siebdruckcovers mit 350 Exemplaren und ähnliches Nerdgewichse). Das Album ist sehr seltsam, aber eigentlich "Stag" und "Lysol" in einen Topf geworfen und kräftig geschüttelt ... es gibt dahinmäandernde Tracks wie den Opener, auf dem rein gar nichts passiert; mit "Mombius Hibachi" den typischsten Melvins - Song und demzufolge auch die Single, dazu ein komplettes Trashvideo; mit "Lovely Butterfly" einen extrem fiesen Plombenzieher und mit "Laughing with Lucifer at Satan's Sideshow" das ultimative "Fuck You" an ihr Majorlabel, in dem sie Anrufbeantworterbotschaften der Atlanticmitarbeiter, die ihnen erklären, warum sie gedroppt wurden, über seltsames Casiogeklimper legen, wie es auch in "Grin" nochmal auftaucht. Auch In an interview, frontman Buzz Osborne said that album cost $3,000 to make, three days rehearsal, and six days recording kann man durchaus als erhobenen Mittelfinger Richtung Atlantic sehen. "Pitfalls In Serving Warrants" klingt tatsächlich extrem nach Pink Floyd, während "Harry Lauder"ein beulig mutiertes Countrystück ist. Ich behaupte mal freiweg: wer "Stag" mag, wird auch damit klarkommen, denn viel anstrengender ist es auch nicht ... aber auch nicht weniger. Mittlerweile hab ich das Album öfter gehört, als ich jemals gedacht hätte, und kann ihm mindestens ebensoviel abgewinnen wie dem Vorgänger. Übrigens das letzte Album mit Mark Deutrom am Baß und einem Gastauftritt von Kat Bjelland von Babes in Toyland im Opener.
Da es vier Songs enthält, die ich sehr gerne höre, vergebe ich trotz einiger Längen ebenfalls
*****
Nochmal, weil's so schön war:
Und natürlich
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.