Zitat von gnathonemus im Beitrag #118klar, wir machen so weiter und zeigen kindern, dass das halb so schlimm ist, jemandem eine reinzuzimmern, wenn wir uns beleidigt fühlen.
Siehe meinen Beitrag vorher. Darum äußere ich mich auch nicht weiter. Und ja, hätte ich ein Kind, würde ich ihm beibringen, rückhaltlos für das einzustehen, was ihm wichtig ist, statt mit jedem Arschloch noch ein empathisches Gespräch führen zu wollen. Meiner Lebenserfahrung nach führt das zu mindestens 90% nirgendwohin. Aber ich habe kein Kind, also ist alles im grünen Bereich.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
ich weiß, dass ich darauf keine antwort mehr bekomme, aber gewaltanwendung führt nochmal zu welchem prozentsatz irgendwohin (wo es für vernunftbegabte menschen sinn ergibt)?
Zitat von gnathonemus im Beitrag #122ich weiß, dass ich darauf keine antwort mehr bekomme, aber gewaltanwendung führt nochmal zu welchem prozentsatz irgendwohin?
Da betreten wir ein ganz weites Feld. Wollen wir das wirklich? Beschränken wir uns auf diese Aktion.
Mein Fazit: eine verbale Klatsche hätte gereicht, ich werde Will Smith aber trotzdem deswegen nicht an den Pranger stellen, denn ich kann seine Motivation nachvollziehen. Dabei will ich es belassen. Gute Nacht.
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Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #111Die erste Reaktion war ja erst mal ein Lachen.
Halte ich für nachvollziehbar, weil man bei solchen Veranstaltungen damit rechnet, aufgezogen zu werden, während alle Kameras und Augen auf einen gerichtet sind. Das reflexhafte Lachen hat man also als erste Reaktion schon gedanklich vorbereitet. Jede(r), der oder die schon mal einem örtlichen Karneval beigewohnt hat (gut, außer mir hier vermutlich niemand), kann das nachempfinden.
Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (auch verantwortlich für die Oscars) hat in einem Statement mitgeteilt, dass sie "die Handlungen von Mr. Smith bei der Show verurteilt".
Es wurde offiziell eine formale Überprüfung des Vorfalls eingeleitet. Man wird Maßnahmen und Konsequenzen in Übereinstimmung mit der Satzung, den Verhaltensstandards und dem kalifornischen Gesetz prüfen. Die Untersuchung kann dazu führen, dass Smith aus der Academy ausgeschlossen wird oder dass er eine Suspendierung von der Organisation und ihren Veranstaltungen (einschließlich der Oscars) erhält.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Bedenklich am Gesamtvorgang war, dass Millionen Zuschauer gesehen haben, wie Will Smith dort körperliche Gewalt ausübt und dies dann scheinbar ohne jede Konsequenz bleibt.
Eigentlich hätte die Academy Will Smith sogleich bitten müssen, den Ort zu verlassen. Statt dessen erhält er aber seinen Oscar und bekommt Standing Ovations.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von akri im Beitrag #128Bedenklich am Gesamtvorgang war, dass Millionen Zuschauer gesehen haben, wie Will Smith dort körperliche Gewalt ausübt und dies dann scheinbar ohne jede Konsequenz bleibt.
Eigentlich hätte die Academy Will Smith sogleich bitten müssen, den Ort zu verlassen. Statt dessen erhält er aber seinen Oscar und bekommt Standing Ovations.
Auf der anderen Seite: Wieviele Filme wurden bereit mit Oscars prämiert, in denen ein solches Verhalten völlig unkritisch gezeigt wurde?
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
neenee, den weg mag ich nicht einschlagen. bitte nicht fiktives und reales handeln durcheinanderwerfen. "killerspiele" sinds auch nicht und metal in all seinen spielformen noch weniger.
Zitat von Olsen im Beitrag #112Was ich den ganzen Tag sage. Er hatte Zeit, drüber nachzudenken, er hatte noch eine Strecke zu gehen bis zu Rock, es ist Vorsatz.
Gewalt ist fast immer Vorsatz bzw. eine Entscheidung. Die Geschichte von der Affekthandlung erzählt man sich zwar gerne, aber am Ende macht sie einen sehr geringen Teil aller Gewalthandlungen aus. Es ist allerdings viel einfacher, Gewalt als etwas "was passiert" oder wofür andere (meist das Opfer selbst) verantwortlich sind, darzustellen, um sie zu ertragen, denn dann entfällt die Auseinandersetzung damit und mit dem eigenen Handeln. Im Gewaltkreislauf nach Lempert wäre das die Phase Schuldabwehr.
Dass Affekthandlungen nur bei einem geringen Teil von Gewaltanwendungen eine zentrale Rolle spielen widerspricht aber nicht der Feststellung, dass es Konstellationen geben kann, die Affekthandlungen begünstigen (z.B. ein Witz über die Erkrankung des Partners/der Partnerin). Daraus folgt keinesfalls, dass man dadurch die Handlung moralisch rechtfertigt oder eine Steuerungsmöglichkeit ausschließt. Selbstverständlich hätte Will Smith Zeit gehabt, sich vor dem Schlag noch zu besinnen und es beispielsweise bei einem Zwischenruf zu belassen. Es ist aber eben ein Unterschied, ob man ihm einfach niedere Instinke (Ehrverletzung, Machogehabe) als Motivation einer bewussten Gewalteskalation unterstellt oder zumindest das grundsätzliche Risikopotential dieser speziellen Konstellation als begünstigenden Faktor in Erwägung zieht.
Zitat von BadBrain im Beitrag #130neenee, den weg mag ich nicht einschlagen. bitte nicht fiktives und reales handeln durcheinanderwerfen. "killerspiele" sinds auch nicht und metal in all seinen spielformen noch weniger.
Da verstehst du mich nicht richtig. Ich meine, dass es schon etwas merkwürdig ist, wenn man über lange Zeit immer mal wieder Filme ausgezeichnet hat, die ein affirmatives Verhältnis zur Gewalt kommunizieren (und das ist nochmal was anderes als die bloße Darstellung) und gleichzeitig so zu tun, als wolle man mit Gewalt nichts zu tun haben.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich wollte mich ja eigentlich dazu nicht äußern, denn ich finde diese Sache insgesamt irgendwie zu groß für das, was sie ist.
Aber ich finde, zwischen echter Gewalt und Filmen mit einem „affirmativen Verhältnis zur Gewalt“ besteht ebenfalls ein großer Unterschied. Filme, die ein fast schon lustvolles Verhältnis zu Gewalt haben (zum Beispiel viele Science-Fiction-, Superhelden- und Kriegsfilme, Krimis, Thriller) können ein inneres Ausleben von aggressivem Potential ermöglichen, das Menschen beim Umgang mit inneren Spannungen helfen kann. Vieles, was man innerlich auslebt, wird man los und muss man nicht in die Tat umsetzen. Ich finde die Linie zwischen „affirmativem Verhältnis“ und echter Ohrfeige deutlich zu linear. Aber vielleicht missverstehe ich dich auch.