Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #6043Ich halte noch durch, laufe hier aber auch schon mit Kapuzenpulli herum.
Ich wünschte, ich hätte die Wahl. Bei Außentemperaturen von 11 Grad (und Innentemperaturen von 17) hat meine Hausverwaltung diese Woche verlauten lassen, die Zentralheizung dann am 1.10. anstellen zu wollen.
habe den Verdacht, dass bei mir die Heizung schon wieder gegen meinen Willen heizt. Bei Außentemperaturen von 11 Grad ist die Innentemperatur 21 Grad. Beim Heimkommen, also ohne PC- und Körperwärme. Und es roch irgendwie nach Heizung. Tja, Neubau, moderne Technik.
...habe noch nie so fassungslose Menschen in einer Kirche gesehen wie eben beim Elternabend zur Erstkommunion.
Der Pastor macht nun alles neu. Es gibt keinen festen Kommunionstermin mehr, vielmehr ist es eine Mischung aus: Die Kinder müssen bereit sein, und deshalb bringt er ihnen höchstselbst vor den Messen alle zwei Wochen den Katechismus bei, und: die Eltern bestimmen einen Termin und dann darf das Kinder in der ersten Reihe sitzen und erhält seine erste Kommunion. Nach den Herbstferien geht es los, im Januar könnte man mal Zwischenbilanz ziehen und sehen, ob das Kind bereit ist. Nach Ostern könne man einen Termin vereinbaren.
Was man gemerkt hat: Ihm passt es nicht, dass die Kirchen leer sind und er will nun dafür sorgen, dass die Kinder, die zur Erstkommunion gehen, regelmäßig bis dahin in die Kirche gehen. Er habe letztes Jahr Kinder gehabt, die er noch nie in der Kirche gesehen hatte (das Argument "Wir hatten eine Pandemie und deshalb sind die Kinder zu Hause geblieben" zählte nicht). Der Mann wirkt sehr frustriert.
Ihm gehe es um eine Gemeinschaft mit Gott und Jesu Christi und die könne man eben nur in der Kirche erfahren. Die Kinder sollen mit offenen Herzen das Gotteshaus betreten.
Ich habe der Ex-Frau vorgeschlagen, dass wir eine Kirchenaustrittsparty mit den Kindern machen. Sie hatte zumindest kurz überlegt. Immerhin hatte sie mich vorgewarnt über den Abend, weil das im Dorf, in dem die Kinder leben, zum Glück etwas anders läuft, weil der Gottesdienst sonntags schon um 9 Uhr ist...
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Gut, der Ansatz ist seltsam, aber prinzipiell ist das Ansinnen ja nicht verkehrt, die Kinder in dem halben Jahr vor der Kommunion irgendwie in die Kirche zu bekommen. Bei uns lief das über ein Stempelheftchen, da hatten die Kinder auch Spaß dran, schlag ihm das doch vor. Und natürlich ist ein zentraler Termin ja auch für die Kinder und die Kirchengemeinde schöner.
Der war von nichts abzubringen. Beim Großen gab es ein paar Pflichttermine so alle drei bis vier Wochen, gemeinsamen Unterricht am Nachmittag und auch einen Ausflug zur Oblatenbäckerei - gut, dass die Feier damals zu Pandemiebeginn etwas anders war, als gedacht, lag eben an Corona. Sie wurde aber perfekt gelöst.
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Zitat von LFB im Beitrag #6049Bei uns lief das über ein Stempelheftchen, da hatten die Kinder auch Spaß dran
oder wie wär's mit einer stechuhr? wer soundsoviel stunden in der kirche abgesessen hat, bekommt das ersehnte papierbrot (beichte bringt sonderpunkte). wäre auch zusätzlich eine vorbereitung aufs arbeitsleben, also win-win.
Das ist kein Papierbrot! "Und auch kein heiliges Brot! Das ist der Leib Christi." (Originalzitat von eben)
(Wenn es das zum Abschneiden geben würde, so mit Brotmesser: Wäre es dann der Laib Christi?)
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Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #6052Das ist kein Papierbrot! "Und auch kein heiliges Brot! Das ist der Leib Christi." (Originalzitat von eben)
Das ist nicht nur ein Originalzitat, sondern eben in der Tat die offizielle katholische Glaubenslehre (und bekanntermaßen auch der Grund, warum es kein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten geben darf). Ich finde das so unlogisch wie ich die Dreifaltigkeit verwirrend finde, aber das macht für mich den Charme aus.
Zitat von LFB im Beitrag #6049Bei uns lief das über ein Stempelheftchen, da hatten die Kinder auch Spaß dran
oder wie wär's mit einer stechuhr? wer soundsoviel stunden in der kirche abgesessen hat, bekommt das ersehnte papierbrot (beichte bringt sonderpunkte). wäre auch zusätzlich eine vorbereitung aufs arbeitsleben, also win-win.
Das war durchaus kein Absitzen, sondern eine schöne und entspannende Zeit, die ich gerne mit meinem Sohn erlebt habe und er mit mir. Er hat bei jeder Gelegenheit freiwillig etwas vorgetragen (was eigentlich gar nicht seine Art ist), dazu gab es meist im Anschluss an den Gottesdienst noch Gesprächsrunden, Spiele und lehrreiche theologische Vorträge des Pfarrers, das war alles eine runde Sache. Er glaubt jetzt trotzdem nicht, dass es einen Gott gibt, aber er findet zumindest die Vorstellung sympathisch, das reicht doch. Wenn man die Erstkommunion nicht auf eine kurze Tortenrunde mit der buckeligen Verwandtschaft reduziert, dann sollte einleuchten, dass eine theologische Grundlagenvermittlung und Beteiligung an Gottesdiensten dazugehört.
ich versteh das ja irgendwie, weil ich damals genauso tickte und das für mich auch eine gewisse magie hatte. die entzauberung fand dann allerdings auch in rekordgeschwindigkeit statt. die firmung habe ich noch mitgemacht, weil das halt dazu gehörte, aber im grunde genommen war das thema religion und kirche für mich damals schon durch. konnte ich nicht ernst nehmen, aber ich will auch niemandem was nehmen, wem das was gibt.
Ich habe ja eh mittlerweile die Einstellung: Die Kommunion ziehen wir noch durch, danach trete ich aus der Kirche aus. Ich bin ja der Meinung: Glaube hat nichts mit dem Ort zu tun. Und einen Apparat zu finanzieren, der zwar auch Gutes tut, aber eben auch Sexualstraftäter deckt und Spielschulden von Priestern im sechs- oder siebenstelligen Bereich finanziert, gehört nicht unbedingt unterstützt.
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Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #6057Ich habe ja eh mittlerweile die Einstellung: Die Kommunion ziehen wir noch durch, danach trete ich aus der Kirche aus. Ich bin ja der Meinung: Glaube hat nichts mit dem Ort zu tun.
Die Kirche ist ja auch nicht vorrangig ein "Ort", sondern eine Glaubensgemeinschaft und ein theologisches Konstrukt. In der theoretischen Betrachtung gehören für mich Glaube, Theologie und Kirche zusammen, denn ohne Theologie landet man fast zwangsläufig bei einem naiven, von jeglichem Kontext und Sinngehalt befreiten Kinderglauben, gleichzeitig bedingt Theologie für mich eine konfessionelle Bindung, weil es ja im Grunde keine "neutrale" Theologie gibt. In der Realität interessieren theologische Details 99% der nominellen Christen aber sowieso nicht mehr und entsprechende Aussagen oder Weisungen haben unabhängig von der Kirchenzugehörigkeit ihre Bindungskraft verloren, ich nehme mich da selbst nicht aus. Ob die Leute dann auch formell aus der Kirche austreten ist an sich bedeutungslos, wenn man von den Einnahmenausfällen absieht. Diese ganze Entwicklung ist vermutlich unumkehrbar und hat auch ihre guten Seiten, in kultureller Hinsicht halte ich diese komplette Säkularisierung und Entchristlichung inklusive einer überzogenen Dämonisierung der Kirchen und der Kirchengeschichte aber für einen großen Verlust.