Kehlmann: Du hättest gehen sollen. Feine Fingerübung im Stil von "Shining" oder E.T.A. Hoffmann (dafür mit 15 Euro aber schon teuer), eine Gruselgeschichte.
Was für ein Monster von Buch. Gesellschaftsporträt, Krimi, Familiensaga, Kulturgeschichte, Panorama, Wimmelbild und auf jeden Fall ein Erlebnis. Es gibt eigentlich keinen der Protagonisten, aus deren Perspektive der Roman erzählt ist, dessen Geschichte ich nicht mochte. Klar ist manches zu geschwätzig, die fast 1100 Seiten hätte es nicht gebraucht, aber so erlebt man den Kampf, den die Figuren mit sich und den ihnen Nahestehenden ausfechten, intensiv mit. Und irgendwie entschuldigt sich dann doch alle Opulenz mit der Stadt
Ja, das habe ich auch gern gelesen. Mir hat das Ende nicht ganz so gut gefallen, und Du hast recht, dass man es hätte kürzen können, aber insgesamt schon ein großer New-York-Roman.
Teju Cole - Known and Strange Things Sammlung von Essays, u.a. erschienen im "New Yorker". Der Titel entstammt einem Gedicht von Seamus Heaney, und viele Texte behandeln Coles Liebe zur Poesie und Literatur. Er geizt darin auch nicht mit exzessivem Namedropping. Über sein Treffen mit V.S. Naipaul habe ich aber doch gerne gelesen. Ebenfalls stark vertreten sind Texte über Fotografie - die musste ich dann doch häufig mangels Interesse überblättern. Spannend fand ich vor allem seine Essays, die in der guten Tradition von gesellschaftskritischer Literaturwissenschaft stehen - etwa wenn er in dieselbe Schweizer Kleinstadt reist, die James Baldwin 1953 in seinem Text "Stranger In The Village" beschrieben hat, und das Gefühl, dort der einzige Schwarze zu sein, nachzuvollziehen versucht. Auch super der Text über den (vermeintlichen?) Widerspruch von Obamas Liebe zur Literatur und seinem überzeugten Einsatz von Kriegsdrohnen, oder die Beschreibung der heute immer noch starken Lynchmobtradition in Nigeria, der Heimat seiner Eltern.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Von Mory übersetzter Kriegsroman über zwei US-Soldaten, die im winterlichen Südafghanistan nach dem Absturz ihres Flugzeugs so mancher Gefahr ins Auge sehen müssen und trotzdem zunehmend von Gejagten zu Jägern werden. Manchmal klischeehaft, manchmal vorhersehbar, die Figuren bleiben unnahbar, andererseits doch sehr kurzweilig, geradlinig und spannend. Ich fand's gut.
Zitat von LFB im Beitrag #560Tom Young - Der Sturm des Mullahs
Von Mory übersetzter Kriegsroman über zwei US-Soldaten, die im winterlichen Südafghanistan nach dem Absturz ihres Flugzeugs so mancher Gefahr ins Auge sehen müssen und trotzdem zunehmend von Gejagten zu Jägern werden. Manchmal klischeehaft, manchmal vorhersehbar, die Figuren bleiben unnahbar, andererseits doch sehr kurzweilig, geradlinig und spannend. Ich fand's gut.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #558Ja, das habe ich auch gern gelesen. Mir hat das Ende nicht ganz so gut gefallen, und Du hast recht, dass man es hätte kürzen können, aber insgesamt schon ein großer New-York-Roman.
Nachdem ich mit Frank Witzel gerade nicht weiterkomme, lege ich den weg und nehme mir stattdessen das vor. Ihr habt mich überzeugt.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Jake und Kay unternehmen einen Roadtrip zum abgelegenen Landhaus von Jakes Eltern. Aus Kays Sicht erzählt, wird die Fahrt zu einer Beziehungsanalyse, deren Schluss allerdings vermutlich schon festeht: Sie wird die Beziehung beenden. In kurzen Einschüben wird bereits angedeutet, dass etwas Schreckliches passieren wird. Spätestens bei der Ankunft bei den Schwiegereltern verstärken sich die seltsamen Details. Alles wirkt irgendwie schräg, unangenehm, kaum erklärlich. Und wird bis zum irren Finale immer schwerer zu greifen. Anfangs war ich noch gefesselt, aber zum Ende hin wird klar, dass sich die gesamte Erzählkonstruktion auf ganz dünnem Eis bewegt und für mich einfach nicht aufgeht. Schade, denn Banks' Debüt ist voller kleiner guter Beobachtungen über Einsamkeit und die Frage, was wir uns eigentlich von Zweierbeziehungen erhoffen.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
"Du schaffst das" von Dirk Bernemann und Jens Goldbach. Die Geschichte von Samuel Koch, verfremdet und erzählt in Zeitungsartikeln, Interviews, Briefen, Protokollen und Tagebucheinträgen. Den Kommentar der Autoren zu der ganzen Nummer muss man der eigenen Interpretation entnehmen, ich finde das aber relativ eindeutig. Ganz kurzweilig, aber kein großer Wurf. Muss man nicht lesen.
Dietl: A bissel was geht immer. Unterhaltsam, auch stilistisch gut zu lesen. Vor allem den Kindheits- und Jugendteil und das Nachwort von Süßkind habe ich gern gelesen.
Schade dass es nicht fertig geworden ist. Allerdings, vorsichtig hochgerechnet, wäre er bei 2000 Seiten gelandet!😀
Ist jetzt keins zum ganz schnell durchlesen, habe etwas gebraucht, aber natürlich sehr gut. Ein autobiographischer Roman um die Gründung Israels, den Selbstmord seiner Muttee, etc. Lehrreich auch. Ich mochte ja auch Judas sehr.
Habe von ihm nur "Morbus Kitahara" gelesen, und das fand ich ziemlich gut. Finde auch seine Arbeitsweise gut, dem Vernehmen nach muß er ja ein komplett Besessener sein.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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