Hier Sind Drachen von Husch Josten. Hmm hatte auf noch etwas mehr Philosophie und ein bisschen weniger Beziehungsgeschichte gehofft. Insgesamt aber durchaus nicht übel.
Erst dachte ich "nett, aber die Richtung habe ich doch schon öfter gelesen", irgendwo zwischen Schamoni und Strunk oder so. Reeperbahn in den 70er und 80ern, das unglückliche Liebes- und Leben eines jungen Mannes. Ich habe es dann aber zunehmend gern gelesen. Traurig und lustig und melancholisch und authentisch. Leider starb er ja noch, bevor der erste Roman ganz fertig war.
Hat mir sehr gut gefallen und ich habe es in wenigen Tagen ausgelesen. Inhaltlich fand ich es ganz intensiv und stellenweise emotional schwer zu ertragen. Im Grunde hegt man auch für kaum eine Figur Sympathien (außer vielleicht für Jojo). Ebenfalls angenehm: Winkler bemüht sich, den norddeutschen bzw. hannöverschen Sprech zu treffen und das gelingt ihm auch fast immer. "Kanne" für Flasche kenne ich allerdings nicht aus Hannover. Auch örtlich trifft er den Nagel auf den Kopf (z.B. wenn er davon schreibt, dass rund um den Bahnhof und am Raschplatz Mädels abgeschleppt werden, bei denen man sich aber lieber den Ausweis zeigen lassen sollte).
Christiane Felscherinow - Christiane F. Mein zweites Leben
An Belanglosigkeit kaum zu überbieten. Hinzu kommt ein völlig verklärter Blick auf die Welt. Sie meint, dass sie "99 Luftballons" in den USA durch einen Tipp groß gemacht hat. An anderer Stelle beschwert sie sich, dass sich Mütter über ihre Kinder beklagen, denn sie hätte ja ganz schnell herausgefunden, dass ihr Sohn nachts zwischen 1 und 2 Hunger hat. Und generell haben immer die Anderen Schuld. Danke, reicht.
Deutlich besser:
David Foster Wallace - Der Planet Trillaphon im Verhältnis zur üblen Sache
Sehr anrührige Erzählung über Depressionen von einem Autor, der sich wegen seiner schweren Depressionen das Leben genommen hat. Und ganz großartig von Lars Eidinger gelesen!
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
"So, und jetzt kommst du" von Arno Frank. Oh, was für ein Buch! Ein Flucht-Roadtrip mit der ganzen Familie, der manchmal an die Autofahrten der Kindheit in den Urlaub denken lässt, aber im Grunde etwas völlig anderes ist. Bedrückend, erheiternd, alles. Ausführlicher rezensiert auf IndieRepublik.
Gefällt (mir sehr gut)! Das einzige, was ich (wirklich) nicht so toll finde, sind Texte, die mit Klammern gespickt sind. (Wenn eine Information wichtig ist, schreibt einen neuen Satz. Wenn nicht, dann lasst es doch bitte weg!)
Und mit PapeGo macht das ganze auch unterwegs sehr viel Spaß.
Leicht zwiespältig bin ich, das ist schon manipulativ das Buch (und im Leid nah am Kitsch). Aber kaum ein Buch hat mich zuletzt so bewegt und es ist eindeutig ein echtes Leseerlebnis. Hochinteressant war die Lesung mit ihr.
Frank: So, und jetzt kommst Du. Erst im Nachhinein gelesen, dass das in guten Teilen autobiographisch ist, da schüttelt es einen gleich nochmal. Zunächst eine eher lustige Familiengeschichte (der Teil dauert mir etwas zu lang). Der Vater ein Hochstapler, sie flüchten nach Frankreich und verprassen das Geld. Dann geht es richtig bergab. Starkes Buch.
Eigentlich ja eine tolle Idee: ein muslimisches Mädchen aus London mit türkisch-kurdischen Wurzeln wird Stand-Up-Comedian in Burka. Anfangs funktioniert das total gut, aber je länger das Buch geht, desto mehr verliert es sich in Plattitüden - sprachlich und inhaltlich. Bei ersterem bin ich mir nicht sicher, ob dass daran liegt, dass McCarten oder die Übersetzung keinen Bock mehr hatte. Quintessenz ist jedenfalls: arme Muslima, die sowohl von der westlichen Welt als auch von ihrer traditionell geprägten Familie verstoßen wird. Ohne diese Dramatik im echten Leben kleinreden zu wollen, ist mir das literarisch doch zu monodimensional und fad als dass es mich gut unterhalten könnte.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
"An mancher Stelle macht Sahak wirklich vor keinem Wortspiel und keinem Kalauer halt. Dies wäre ein vielleicht ganz kleines Manko, zumeist fand ich sie aber doch sehr amüsant. An anderen Stelle weist der Witz und die Vorstellungsgabe von Shapira aber geradezu Virtuosität auf - hier darf man auf mehr hoffen. Ich habe überlegt, ob ich die Höchstwertung vergeben soll. Eine derartige humoristische Sensation wie seinerzeit etwa "Fleisch ist mein Gemüse" von Heinz Strunk ist "Das wird man ja wohl noch schreiben dürfen..." sicher nicht. Die künstlerische Relevanz von beispielsweise Stefanie Sargnagel (um eine aktuelle junge Autorin zu nennen, die ebenfalls im weitesten Sinne per Facebook bekannt wurde) besitzt das Werk meines Erachtens auch nicht. Jedoch ist es in großen Teilen eine erfrischende Behandlung eigentlich sehr tragischer gesellschaftlicher Umstände - wobei es wohlgemerkt auch nicht ausschließlich um die Herkunft von Sahak geht. Der Autor behält eine angemessene Balance zwischen Humor, Ernsthaftigkeit und subversiver Schreibweise bei. Letztendlich hat es mich einfach sehr gut unterhalten und bei Laune gehalten. Ich wollte einfach immer wissen, wie es weiter geht und eigentlich noch viel mehr. Das ist denke ich schon mal ein sehr großes Lob an einen Autor und daher gehen die 5 Sterne wohl auch klar."
Eine schöne Geschichte von drei Kindern, die alle einen Verlust erlitten haben, und sich in einem Dorf anfreunden und erwachsen werden. Es geht viel um Familie, Freundschaft, Lebenslügen und die Sprache ist sehr poetisch - manchmal schon fast zu poetisch, das ist ein schmaler Grad wenn es zum hunderdsten Mal über die Brücke über den roten Klatschmohn geht. Aber stilistisch jedenfalls etwas besonderes und das latente Thema, das sich erst spät offenbart, ist auch eines, das mich sehr beschäftigt. Habe ich gern gelesen, auch wenn es sich hingezogen hat.