Es ist halt schwierig, wenn es sich mehr um gefühlte als um durch Zahlen und Fakten belegte Probleme handelt. Es ist ja offenbar so, dass die Abneigung gegen Fremde da am höchsten ist, wo es am wenigsten von ihnen gibt. Wie will man als halbwegs seriöser Politiker diesem Phänomen begegnen, wenn die Zielgruppe resistent gegen Fakten ist und lieber den Hetzern mit ihren schlichten Parolen nachläuft?
Solange Leute latent unzufrieden sind, suchen sie sich dann halt ein anderes Thema., über das sie sich aufregen. Ein be drohliches problem mit Rechtsextrmeismus gibt es in Ostdeutschland ja auch schon seit vor der Flüchtlingswelle.
Aber die Frage ist eben, wie die Politik mit so einem Phänomen umgehen soll. Eine richtige Lösung gibt es da ja nicht, da jedes sachliche Argument gegen eine Wand prallt. Ich bin da genauso ratlos.
ich hab glaub ich schon mal irgendwo geschrieben, dass in meinen augen die afd in etwa die komplementäre rolle der grünen in den achtzigern einnimmt. es geht um die kulturelle hegemonie im land, und der zeitgeist weht in die gegenrichtung. zumindest mir drängen sich die parallelen förmlich auf.
Zitat von akri im Beitrag #209Ich sehe das „Hauptproblem“ eher dadurch gegeben, dass es eine schon länger etablierte Politik gibt, die Probleme mit der multikulturellen Gesellschaft nicht wirklich lösen möchte. Die solche Probleme mitunter ganz ignoriert oder zumindest stärker herunterspielt. Ob etwa Sozialleistungen als Belohnung oder Bestrafung dienen könnten ist da schon eher egal – es geht ja nur um das Problem, dass Kinder ausländischer Familien teils den Schulunterricht boykottieren. Und um die Frage, wie genau man so ein Verhalten sanktionierten oder abändern sollte. Dazu braucht es Lösungsvorschläge!
das führt geradezu zu meinem grössten kritikpunkt an buschkowsky: wir haben ein problem mit schulverweigerern mit (vermeintlich) kooperationsunwilligen eltern. was zur hölle hat die finanzielle bedürftigkeit und/ oder der migrationshintergrund damit zu tun? ist es nicht eher so, dass man diese attribute betont, um diesem problem nicht wirklich begegnen zu müssen? ist es nicht einfacher, mit völlig irrealen forderungen zustimmung zu generieren, als konstruktiv an lösungen zu arbeiten, die höchstwahrscheinlich nicht kostenneutral zu realisieren sind?
ich bin weit entfernt davon zu leugnen, dass es probleme im zusammenleben mit verbschiedenen kulturen gibt. jedoch sind viele dieser probleme, die als "multikultiprobleme" identifiziert werden in wirklichkeit keine, sondern haben deutlich mehr mit bildungs- und chancendefiziten zu tun. diejenigen einwanderer, die diese defizite überwunden haben, zeigen die meisten dieser probleme nicht.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
tenno: Das verharmlost den realen Terror und Rassismus, der hierzulande herrscht und echte Menschen in echt bedroht, aber dann doch etwas zu sehr zugunsten eines Gefühls von "Zeitgeist".
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
es ist nicht nur rassismus, sondern eine insgesamt reaktionäre haltung. eine weitere beliebte baustelle der afd ist z.b. der vermeintliche "genderwahnsinn". die afd bietet denjenigen ein zuhause, die mit gesellschaftlichen veränderungen im allgemeinen nicht zurecht kommen und verspricht implizit ein deutschland vor '68.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Wenn "Multikultiprobleme" eher viel mit Bildungs- und Chancendefiziten zu tun haben, dann wäre es ja an der Zeit – bezogen auf Buschkowsky - viel vehementer gegen eben jene vorzugehen, die ihren Kindern gestatten, nicht mehr zur Schule gehen zu müssen. Oder die meiner Schwester bei ihrem Job als Kindergärtnerin erklären, ihr Sohn hätte sich nicht nach dem zu richten, was eine Erzieherin ihm dort so sagt, sondern es würde zählen, was die Eltern selbst ihm mitteilen.
Zudem klingt mir „Bildungs- und Chancendefizit“ zu weit weg von der Realität. Bei uns (Kleinstadt) agieren am Bahnhof seit gut drei Jahren Nordafrikaner als Dealer, die überwiegend Schüler des nahen Schulzentrums als Kunden haben. In einem nahem Wohnhaus wird gar vom Fenster im Erdgeschoss aus Handel getrieben. Meinst du (Lumich) ernsthaft, irgendwer würde da nun nach mehr Bildung für Dealer rufen, um sie quasi ins bürgerliche Leben umzuschulen? Natürlich nicht… die Diskussion dreht sich eher um mehr Kontrollen, Überwachung, Bürgerwehr, eine neue Polizeistation, etc. – dagegen wirkt die jahrelange Diskussion der etablierten Parteien um den Standort und die Kosten für ein neues Rathaus eher altbacken. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Stimmen die AFD hier bei der nächsten Kommunalwahl erhält. Immerhin hat der Stadtrat ja schon einmal festgestellt, man könne nichts machen, da eine Videoüberwachung des Bahnhofs allein Sache der DB AG sei. Problem gelöst – man macht nichts, weil ja andere zuständig sind, die auch nichts machen.
Mir wird zumindest klar, WARUM manche nicht unbedingt „rechte“ Wähler eine Partei wie die AFD wählen. Phrasen wie „Wir müssen Bildungschancen für Migranten erhöhen“ lösen im Hier und Jetzt fast kein konkretes Problem. Es geht ja eben nicht nur um das vielfach beschwafelte (langfristige) Beseitigen von Ursachen, sondern auch um den (kurzfristigen) Umgang mit deren Auswirkungen. Da müssen Ideen und Lösungen für das Hier und Jetzt ebenso her wie für noch kommende Zeiten… die Politik ist da oft wie eine Feuerwehr, die über vorbeugenden Brandschutz informiert, während die Hütte gerade lichterloh brennt…
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von akri im Beitrag #220Wenn "Multikultiprobleme" eher viel mit Bildungs- und Chancendefiziten zu tun haben, dann wäre es ja an der Zeit – bezogen auf Buschkowsky - viel vehementer gegen eben jene vorzugehen, die ihren Kindern gestatten, nicht mehr zur Schule gehen zu müssen. Oder die meiner Schwester bei ihrem Job als Kindergärtnerin erklären, ihr Sohn hätte sich nicht nach dem zu richten, was eine Erzieherin ihm dort so sagt, sondern es würde zählen, was die Eltern selbst ihm mitteilen.
Zudem klingt mir „Bildungs- und Chancendefizit“ zu weit weg von der Realität. Bei uns (Kleinstadt) agieren am Bahnhof seit gut drei Jahren Nordafrikaner als Dealer, die überwiegend Schüler des nahen Schulzentrums als Kunden haben. In einem nahem Wohnhaus wird gar vom Fenster im Erdgeschoss aus Handel getrieben. Meinst du (Lumich) ernsthaft, irgendwer würde da nun nach mehr Bildung für Dealer rufen, um sie quasi ins bürgerliche Leben umzuschulen? Natürlich nicht… die Diskussion dreht sich eher um mehr Kontrollen, Überwachung, Bürgerwehr, eine neue Polizeistation, etc. – dagegen wirkt die jahrelange Diskussion der etablierten Parteien um den Standort und die Kosten für ein neues Rathaus eher altbacken. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Stimmen die AFD hier bei der nächsten Kommunalwahl erhält. Immerhin hat der Stadtrat ja schon einmal festgestellt, man könne nichts machen, da eine Videoüberwachung des Bahnhofs allein Sache der DB AG sei. Problem gelöst – man macht nichts, weil ja andere zuständig sind, die auch nichts machen.
Mir wird zumindest klar, WARUM manche nicht unbedingt „rechte“ Wähler eine Partei wie die AFD wählen. Phrasen wie „Wir müssen Bildungschancen für Migranten erhöhen“ lösen im Hier und Jetzt fast kein konkretes Problem. Es geht ja eben nicht nur um das vielfach beschwafelte (langfristige) Beseitigen von Ursachen, sondern auch um den (kurzfristigen) Umgang mit deren Auswirkungen. Da müssen Ideen und Lösungen für das Hier und Jetzt ebenso her wie für noch kommende Zeiten… die Politik ist da oft wie eine Feuerwehr, die über vorbeugenden Brandschutz informiert, während die Hütte gerade lichterloh brennt…
um bei deinem bild mit dem feuer zu bleiben: was nützt es, ein feuer zu löschen, wenn die ursache des feuers weiterhin für brände sorgen wird? das ist aber genau die art von knüppel-aus-dem-sack-lösungen, die die rechten politiker anbieten. das hat den schönen nebeneffekt, dass das wieder auflodernde feuer deren existenzgrundlage auch weiterhin sichern.
wir beide, als nicht-afd-wähler, sind uns doch erstmal einig, dass es kurzfristige lösungen für jahrzehntelang gewachsene probleme nicht gibt. was das beispiel mit den nordafrikanern angeht, stellen sich doch folgende fragen: entsteht die nachfrage nach illegalen drogen erst, wenn es in reichweite migranten gibt, die den vertrieb übernehmen? ist es also wirklich ein migrantenproblem? was treibt junge menschen dazu, sich ihr geld auf illegale weise zu beschaffen? welche alternativen haben sie und warum werden diese offenbar nicht als attraktiv oder überhaupt durchführbar angesehen?
mir ist klar, dass ich damit keinen afdler überzeuge. wie man das macht, hätte ich auch nicht den blassesten schimmer. nur alle denen, die am zweifeln sind, kann ich versuchen den blick in eine richtung zu wenden, aus der sie die lage zuvor nicht betrachtet hatten. wir haben zuvor über die medienblasen gesprochen, in denen sich ausschliesslich meinungshomogene gruppen gegenseitig hochschaukeln. hier haben wir, so gesehen, eine sehr kleine, aber durch seine heterogenität sehr spannende communitiy, in der verschiedene sichtweisen aufeinanderprallen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
wer immernoch daran zweifelt, dass es sich bei der afd um eine rechte bis rechtsextreme partei handelt, darf mal einen blick darauf werfen, welche verbindungen funktionäre der berliner afd pflegen. ich bin mir sicher, das lässt sich auf jedes beliebige bundesland übertragen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich finde es ja selbst langweilig immer nur sachen zu zitieren, und dann auch noch meistens aus der selben ecke, aber das hier ist wiedermal ein bericht den jeder gelesen haben sollte: http://www.zeit.de/2016/37/landflucht-eu...rnachlaessigung Während alle darüber streiten ob der afd wähler reich, arm, akademiker, tellerwäscher, millennial, redneck, ist...