Hier in Berlin gibt es auch die ersten Versuche. Dass das nicht sofort super aussieht, ist für mich kein Grund damit aufzuhören. Es ist ein jahrzehntelanger Irrsinn zu glauben, dass es für jeden Autofahrer genug Abstellplätze in der Innenstadt geben kann. Wenn ich die Gewerbetreibenden höre, die sich beklagen, dass jetzt niemand mehr bei ihnen kaufen oder essen würde, frage ich mich, warum es in jedem Kaff mindestens eine Fußgängerzone gibt. Nach deren Logik dürfte dieses Konzept nie funktioniert haben.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
unabhängig davon, dass der kleine präpotente autofahrer in mir jedesmal trotzig quengelt, wenn ich blöd genug war, mit dem auto in die stadt zu fahren, bin ich, sobald ich ausgestiegen bin, hauptsächlich fussgänger, radfahrer, flaneur, cafébesucher oder ähnliches. in diesem sinne: weg mit den muttipanzern, her mit der grünfläche (oder was auch immer)!
Jaja, es ging mir gar nicht darum, den Autoverkehr nicht aus der Innenstadt zu verdrängen, im Gegenteil, von mir aus können sie in Mannheim die komplette Innenstadt zur verkehrsberuhigten Zone machen. Aktuell ist es aber genau das, was Lumich sagt, hässlich und ungemütlich. Deswegen halte ich es für Quatsch, sich da hinzusetzen.
Gegen das Parkplätze abschaffen habe ich natürlich nichts. Ich fahre schon seit Jahren nicht mehr mit dem Auto in die Stadt. Ab und zu mal durch, aber das bereue ich jedes Mal.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Zitat von tenno im Beitrag #5059unabhängig davon, dass der kleine präpotente autofahrer in mir jedesmal trotzig quengelt, wenn ich blöd genug war, mit dem auto in die stadt zu fahren, bin ich, sobald ich ausgestiegen bin, hauptsächlich fussgänger, radfahrer, flaneur, cafébesucher oder ähnliches. in diesem sinne: weg mit den muttipanzern, her mit der grünfläche (oder was auch immer)!
Um hier mal wieder eine "erfrischend andere Perspektive" einzubringen: Der Kampf gegen das Auto (offenbar so eine Art Urinstinkt aller ökosozial eingestellten Menschen), der sich derzeit ja vor allem im Bestreben nach verkehrsfreien Innenstädten zeigt, muss auch die individuelle Lebenssituation berücksichtigen. Wer auf dem Land wohnt, berufstätig ist und sich selbst sowie seinen Kindern nur einen Bruchteil des v.a. kulturellen Freizeitwerts bieten möchte, der Stadtmenschen im Umkreis von 2 Kilometern bzw. fünf Minuten mit dem Nahverkehr entfernt zur Verfügung steht, kommt um ein, besser zwei Familienautos nicht herum. Von der Versorgung mit Lebensmitteln sowie einem ansonsten meist um den Faktor 5 oder längeren Zeitbedarf für den Weg zur Arbeit ganz zu schweigen. Die Vorstellung, Menschen aus ländlichen Regionen könnten ja problemlos per ÖPNV in eine Stadt düsen um dort das (übrigens auch von ihnen mitfinanzierte) kulturelle Angebot wahrzunehmen, übersieht die meist fehlende Anbindung vieler Orte an den nächsten überregionalen Bahnhof. Was nützt mir denn der 15 Kilometer entfernte Bahnhof mit gut getakteter Anbindung nach Düsseldorf, wenn ich ihn nur mit dem Taxi für 40 bis 50 € erreiche und ebendort abends um 22 Uhr wieder strande (wenn wir mal von kompletten Verzicht auf ein Auto als Fernziel ausgehen), dazu kommt eben bei kleinen Kindern oder mehrtägigen Aufenthalten ein nicht unwesentlicher Bedarf an Gepäck inkl. Kinderwagen. Gerne übersehen wird ja auch der Umstand, dass die meisten Bahnhöfe in Deutschland inzwischen Paradebeispiele für Staatszerfall und archaische Parallelgesellschaften sind, bei denen man spätestens ab 18 Uhr schon aus nichtigen Gründen um sein Leben fürchten muss.
Bei dieser Thematik ist sich aber offenbar jeder selbst der nächste und ökologisch verantwortungslos sind natürlich immer die anderen. Selbst bei uns im Ort gibt es diesbezüglich zwei Interessengruppen: Die im historischen Ortskern wohnenden Menschen, die (meist auch altersbedingt) elementar auf einen Parkplatz angewiesen sind und die progressiven einfamilienhausbesitzenden Pärchen im Neubaugebiet, meist mit zwei Garagen und bis zu drei Stellplätzen vor dem Haus, die den Ortskern komplett PKW-frei bekommen möchten, weil "das ja die Zukunft ist".
Zitat von LFB im Beitrag #5061 Um hier mal wieder eine "erfrischend andere Perspektive" einzubringen:
Die Perspektive ist gar nicht so "erfrischend anders", wenn man sich die aktuell ausgesprochen überfüllten Innenstädte ansieht - überfüllt von Autos, wohlgemerkt, nicht von den Menschen, für die diese Innenstädte eigentlich da sind. Außerdem vergisst du, dass man nicht nur die Wahl zwischen "sauteures Taxi zum Bahnhof" und "Parkplatz direkt vorm Kino/ Theater/ Restaurant" hat, sondern es mittlerweile genau für die (berechtigten!) Belange der nicht-städtischen Bevölkerung zahlreiche Park & Ride-Parkplätze gibt, die es ermöglichen, mit Auto und Öffentlichen in die Innenstädte zu kommen. Sicherlich nicht wahnsinnig bequem, aber hey: Versuch mal, ohne Auto (eben weil Innenstadtbewohnerin) für eine größere Party einzukaufen. Auch nicht lustig, aber machbar. Hat halt alles seine Vor- und Nachteile.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Hier war übrigens die ganze Zeit vom Innenstädtischen Raum die Rede, nicht etwa davon, der Landbevölkerung ihr liebstes Vehikel abspenstig zu machen. Der Urinstinkt (Urin stinkt, ich weiß…) der Rechtskonservativen, das Auto zu schützen wie die persönlichen Erbanlagen, greift hier völlig fehl.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Wir wohnen am Stadtrand. Freitag muss ich ausnahmsweise für einen Termin in die City. Ansonsten zieht es mich seit mehreren Jahren immer seltener dorthin, es gibt nettere Stadtteile. Die Innenstadt verliert zunehmend an Attraktivität. Unser Haus liegt so weit von der nächsten Strassenbahn-/Bushaltestelle entfernt, dass ÖPNV für mich keinen Sinn macht. Zudem wären 2 Tickets mehr als doppelt so teuer wie Parkgebühren und ich wäre auch mehr als doppelt so lang unterwegs. Ok, auf die paar Euro kommt es mir persönliich nicht unbedingt an, aber der Zeitfaktor spielt schon eine Rolle. Ich habe mich fürs Fahrrad entschieden, auch wenn es ca. 15 Minuten länger dauert und ich wahrscheinlich leicht durchgeschwitzt ankommen werde.
damit das klar ist: ich habe nix gegen autos (einige meiner besten freunde ... blablabla). ich weiß, dass viele - auch durch fehlgeleitete verkehrsplanung - gezwungen sind, gleich mehrere kisten vorm haus stehen zu haben. dass es keine angebote für leute vom land gibt, ist traurig, genauso wie der zustand vieler bahnhöfe - wobei die geisterbahn, die du hier beschreibst, maßlos übertrieben ist. ja, sie sind öde und überall bröckelt's, aber in die paar alkies und junkies "staatszerfall" und "archaische parallelgesellschaften" hinein zu fantasieren, die nach einbruch der dunkelheit mordend durch die hallen ziehen? geht's noch eine spur dramatischer? die horrorszenarien, die die autohasser malen dürften da kaum mithalten können. also, mach mal halblang.
kannst du das nicht verstehen, dass stadtbewohner keine lust darauf haben, den lieben langen tag auf der straße nix anderes zu sehen, als autosautosautos und es begrüßen, dass hie und da mal ein paar paletten vor den kneipen rumstehen, auf denen die anwohner sitzen und ihr bier trinken dürfen (und sich damit meistens der eigenen parkplätze berauben)? es geht hier nicht um das entweder/oder sondern um das neben- und miteinander und da sind im moment halt immer noch die autofahrer die bevorzugten. warum wird wohl in münchen versucht, den notorisch verstopften mittleren ring soweit wie möglich in den untergrund zu verlegen? weil er die leute krank macht und nicht weil das irgendwelche yuppiekleinfamilien schicker finden. auf dem land die gute luft genießen und die leute in der stadt die abgase aufriechen und den lärm ertragen zu lassen, klingt für mich auch nicht nach solidarischer haltung.
Weiterpolemisierend: Sich am Arsch der Heide günstig zum Großgrundbesitzer aufzuschwingen, um dann die schlechte Anbindung zu kritisieren und den Großstädtern vorzuschreiben, wie der öffentliche Raum vor ihren Türen zu nutzen sei (nämlich als Abstellraum für das eigene Gefährt), ist auch nicht die Krone der Achtsamkeit, oder?
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Zitat von Lumich im Beitrag #5057Hier in Berlin gibt es auch die ersten Versuche. Dass das nicht sofort super aussieht, ist für mich kein Grund damit aufzuhören. Es ist ein jahrzehntelanger Irrsinn zu glauben, dass es für jeden Autofahrer genug Abstellplätze in der Innenstadt geben kann. Wenn ich die Gewerbetreibenden höre, die sich beklagen, dass jetzt niemand mehr bei ihnen kaufen oder essen würde, frage ich mich, warum es in jedem Kaff mindestens eine Fußgängerzone gibt. Nach deren Logik dürfte dieses Konzept nie funktioniert haben.
die gewerbetreibenden waren die lautesten, als wir versucht haben, den platz im herzen des stadtteils autofrei zu bekommen (vorher war er ein parkplatz). das war heiss, es gab geschrei, gewüte und der raum wurde tosend verlassen. dennoch haben wir es geschafft, wir, das heisst eine art bürgerinitiative, die auf stadtteilkonferenzen und -abstimmungen am ende das ziel erreicht hat. heute spielen dort kinder, und ich freu mich jedes mal. und die anwohner parken trotzdem, nicht immer vor der tür, aber das tut bei uns im stadtteil eh niemand (wenn er nicht furchtbares glück hat)