Die Informationen zu den wirtschafltlichen Rahmenbedingungen und Kennzahlen sind zu gering um ein pro oder contra Argument zu stricken ja . Bitte das Wort „Milchmädchenrechnung“ streichen, da keine Rechnung möglich.
zuerst hab ich überlegt, ob ich diesen beitrag im synchron-thread postiere, aber ich denke, das geht einen großen teil von uns auch direkt an; hierzu zunächst ein beitrag von sascha lobo (der es nach meinem jetzigen wissensstand durchaus auf den punkt trifft:
in meiner branche (tv/rundfunk/hörspiel/hörbuch etc) herrscht mittlerweile nicht geringe angst davor, dass bzw wie die KI in durchaus naher zukunft diverse arbeitsplätze nahezu obsolet machen könnte. diverse unternehmen sondieren bereits den markt, und werben auch schon gezielt mitarbeiter sowohl aus der technischen als auch der "darbietenden" abteilung an; letztere sollen u.a. dazu beitragen, sowohl quasi "rechtsfreie" künstliche stimmen zu generieren als auch deren ausdrucksspektrum zu erweitern. dass in den vorbereitenden arbeitsschritten bereits rege gebrauch von deepL und ChatGPT gebrauch gemacht wird, ist ein offenes geheimnis. noch lässt die qualität durchaus zu wünschen übrig; das tat sie allerdings auch schon vorher häufig, sei es aus zeitdruck oder einfach aus der wurschtigkeit, die aus schlechter bezahlung resultiert. mir ist bewusst, dass die qualität literarischer übersetzungen in den letzten jahren aus ebenjenen gründen auch immer schlechter geworden ist; mir begegnen immer häufiger hier wie dort texte, die die KI vermutlich schon heute mindestens ebeno gut hinkriegen würde.
noch scheinen mir die stärken der KI vornehmlich im eindimensionalen bereich zu liegen - juristische bzw wissenschaftliche texte/übersetzungen, "neutrale" voiceover-stimmen etc. was mich für mein tätigkeitsfeld interessieren würde, ist: inwieweit wird eine KI eines tages in der lage sein, subtexte - ironie, humor, nonverbale botschaften - umzusetzen? kann eine künstlich generierte stimme irgendwann eine text-bild-schere erkennen und einordnen? und wird das publikum eine vom computer erzeugte emotionalität als solche akzeptieren, und sich davon "abgeholt" fühlen? das alles führt natürlich auch zu der philosophischen frage, inwieweit eine KI wirklich kreativ sein kann, oder immer nur - wenn auch auf hohem niveau - kreativität aus versatzstücken erlernter beispiele simulieren wird. hierzu noch mal der durchaus erhellende beitrag von nick cave: https://www.theredhandfiles.com/chat-gpt-what-do-you-think/
ist das in euren gewerken auch schon thema? und was denkt ihr dazu?
Ich habe meinem Sohn schon gesagt, dass er eventuell schnell noch einen handwerklichen Beruf lernen soll. Er ist mit dem Studium fertig und programmiert Webseiten...
Selbst diese stinknormalen FaceApps sind ja mittlerweile recht gut. Das wird ein Riesenproblem, weil Menschen damit diffamiert werden könnten. Und das Hirn sagt: Wieso beschwert er sich? Er war es doch! Man sieht's doch auf einem Bildschirm.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von tenno im Beitrag #1743das alles führt natürlich auch zu der philosophischen frage, inwieweit eine KI wirklich kreativ sein kann,
Das Thema war schon vor einiger Zeit in einem Musiker-Forum da. Dort hab ich geschrieben:
'Ich denke es wird beim Thema KI Kunsthandwerk und Kunst vermengt. KI kann vortrefflich einen Text übersetzen oder ein Spritzgußform im Stil existenter Barlach-Figuren erstellen. Aber KI wird nie eine Barlach Pieta erzeugen, wenn man ihr „Somme + Erster Weltkrieg “ vorgibt. Was der KI fehlt ist die Transferleistung von Anlass zu Darstellung. Und erst dieser Transfer erhebt die Kunst über das Handwerk.'
Ich glaube aber, dass eine KI anhand von Algorithmen in der Lage sein wird, charts-kompatible Musik zu erstellen.
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Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #1749Ich glaube aber, dass eine KI anhand von Algorithmen in der Lage sein wird, charts-kompatible Musik zu erstellen.
Ja, ganz sicher. Bernd Meinunger hat seine Texte schon in den frühen neunziger Jahren mit der Hilfe eines Reimgenerators auf der Basis eines Excel-Sheets erstellt (das weiß ich von ihm selbst). Seit es Sample-CD- und MIDI-File-Anbieter gibt (also seit etwa 35 Jahren), gibt es Monsterhits, die komplett aus solchem Material erstellt wurden. Die nötige "AI" dazu programmiert Dir heute ein Mittelstufenschüler an einem Wochenende.
Die Frage stellt sich dann auch was wir als Kreativität bezeichnen. Ist der zehntausendste Song nach Bluesschema und "I woke up this morning..." Text eine "kreative"(in Anführungszeichen !) Leistung?
Ich mache ja selbst Musik, aber ich sehe das "Gedudel" als handwerkliche Tätigkeit, nicht als schöpferische Leistung.
Ich denke mal, in diesem Forum wird das jeder ähnlich sehen wie du.
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Leider nein. Da halten viele das Berliner Schule Gedudel aus ihren gekauften Geräten für ihren Beitrag zum Kulturgut, denken aber dass der Dominantsept-Akkord, was mit Königs-Utensilien im SadoMaso-Stüberl zu tun hätte.
Die Linie, die zwischen Kunst und Kunsthandwerk verläuft, ist ja leider mehr als unklar gezogen.
Ist es Kunsthandwerk wenn es sich um Auftragsarbeit für den Broterwerb handelt? Ist also der Impetus des Künstlers („Ich will meine Gefühle ausdrücken“) entscheidend? Oder handelt es sich bei Kunsthandwerk um künstlerisch gestaltete Alltagsgegenstände, egal wie emotional ausdrucksstark sie sind? Ist also ein schön geschnitzter Löffel Kunsthandwerk, aber eine Holzskulptur im Garten, die als Auftragsarbeit entstanden ist, ist Kunst? Oder geht es um die Qualität oder Einzigartigkeit der Arbeit („der xte Bluessong ist keine Kunst weil wenig schöpferische Leistung darin steckt“).
Am Ende ist es wohl wieder eher eine Arbeitsmarkt-Frage, die hinter dieser Diskussion steckt, und es geht mehr um kreative Berufe als um Kunst. Denn Kunst ist und bleibt ja deshalb spannend, weil Menschen ihr Innerstes zum Ausdruck bringen. Natürlich kann das eine KI per Definition nicht komplett ersetzen. Es braucht schon immer noch den Menschen - aber welches Werkzeug der zur Erstellung seiner Kunst einsetzt, wird sich möglicherweise schon drastisch ändern.
Irgendwelche Elfen, die als Werbeanimation für ein Fantasy-Handyspiel im Internet benutzt werden, muss aber in fünf Jahren wahrscheinlich niemand mehr aktiv gestalten. Dabei ist dann aber doch auch wieder mehr Kreativität gefragt, als man so denkt, denn nur weil die KI umsetzen kann, worum ich sie bitte, erstellt sie mir noch lange kein interessantes Bild. Vielleicht sind die guten Kunsthandwerker von morgen die, die gute KI-Prompts schreiben können und dann aus zehn Angeboten das richtige aussuchen. Ob wir das dann künstlerisch finden?
Ich habe übrigens neulich Midjourney verwendet, um mir ein Motiv für einen Linolschnitt erstellen zu lassen. Ob das Kunst ist, sei mal dahingestellt, aber ich würde schon sagen, dass da kreative Energie im Spiel war, denn die KI hat nicht entschieden, welches Motiv ich erbeten habe, welche Kombination aus Effekten und Stilen ich ausgewählt habe und welches der vier vorgeschlagenen Motive ich ausgewählt habe (von der eigentlichen Arbeit der Verwandlung des Motivs in eine reduzierte Vorlage zum Schneiden, das Schneiden des Linols an sich sowie der Farbauswahl beim Drucken mal ganz zu schweigen). Um die Kunst mache ich mit angesichts der KIs keine Sorgen. Um irgendwelche Designer von Massenware vielleicht schon.
Zitat von Quork im Beitrag #1753Um irgendwelche Designer von Massenware vielleicht schon.
Naja, das ist immer schon der Diskurs bei Technik. Ende des 19ten Jahrhunderts gab es öfter mal Proteste/Streiks von Hufschmieden, weil sie Automobile verboten wissen wollten, da sie befürchteten, dass die Automobile Ihnen die Arbeit wegnehmen würden.
Wie das mit den Hufschmieden und den Autos ausgegangen ist, muss ich wohl nicht erwähnen....
Technische Fortschritt ist (leider) ein Faktum - kein Prozess, über dessen Ausführung man per Diskussion und Abstimmung entscheiden könnte. Ist nicht immer schön, aber es ist so.
Ich glaube, Quork trifft es gut: Kunst und Kunsthandwerk/ Design ist nicht dasselbe. Die KI macht, so scheint mir, in erster Linie den Leuten Angst, die um ihre Jobs bangen - und das womöglich zu recht tun. Natürlich will ich nicht, dass all den hart arbeitenden Menschen in der Kreativbranche im weitesten Sinne die Lebensgrundlage entzogen wird. Ich bin ja auch eine von ihnen und ja, es gibt auch bereits Systeme, die irgendwann Lektor*innen überflüssig machen könnten. (Darf ich vorstellen: Die Textanalyse-Software Lisa.) Dennoch glaube ich, dass es Jobs gibt, die eine KI übernehmen kann, und zwar besser als der Mensch. Zuallererst natürlich das massenhafte Abgleichen von Daten, die Suche in schier unendlichen Datenbanken oder das rein logische Entscheiden, ob A oder B besser ist. Aber eben mittlerweile auch das Anbieten von möglichen Lösungen, wenn es keine klare Antwort gibt. Oder - siehe ChatGPT - das Erstellen von kleineren Texten oder eben Bildern. (Wobei die meisten, die ich bisher gelesen habe, nicht besonders gut sind bzw. sich die Bilder doch sehr ähneln. Aber das kann ja noch werden.) Nennt mich naiv, aber ich hoffe, dass die Menschen die großartigen Möglichkeiten guter KI-Systeme nutzen werden, um nervige Handlangerarbeiten auszulagern und so selbst mehr Zeit für kreatives und vor allem künstlerisches Schaffen zu gewinnen. Das wäre doch toll für alle.
You all want the whole world to be changed so you will be different.