Zitat von gnathonemus im Beitrag #192die homophobie war auch immer mein großes problem mit dancehall. ich will mir einfach von bounty hunter und konsorten nicht vorsingen lassen, dass der beste platz für mich das grab ist. schade, denn die musik ist teilweise durchaus großartig.
Im HipHop ist das Problem nicht geringer, zumindest in der US - Variante. Lustigerweise war deutscher HipHop in seinen Anfangstagen eher links besetzt (ich erinnere mich an einen Jam mit freiem Eintritt in Heidelberg 1992 mit Advanced Chemistry, den sehr jungen Absoluten Beginnern und Anarchist Academy, bei dem ein Typ wegen sexistischer Sprüche aus dem Laden geworfen wurde). Seit Aggro Berlin kommt einem das vor wie ein anderer Planet.
Und die krasse Homophobie im Hip Hop ist, in Amerika wie auch in Deutschland, eindeutig rückläufig. Ich hab da auch durchaus Hoffnung, dass sie ganz aus dem Hip Hop verschwindet, trotz Mackertum, denn sie ist nicht grundsätzlich in der Kultur verankert, im Gegensatz zum Reggae, bzw. Rastafari, diese saublöde Ausrede für den Schwulenhass. Dieser Schwulenhass wird dann auch von Leuten wie Gentleman (schlimmster Alman) saudämlich in Schutz genommen, wie man das mal in einem TAZ Interview lesen konnte.
Ganz albern finde ich es, wenn ich - wie vor geraumer Zeit auf dem QUERFUNK - allen Ernstes eine Sendung hören muß, in dem versucht wird, Reggae und Dancehall zu entlasten, weil der Schwulenhaß ja auf die weißen Kolonialisten zurückgeht. Na dann. Wenn Schwarze homophob sind, MÜSSEN ja weiße Europäer daran schuld sein, von allein können die das ja nicht.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Nunja, da ist wahrscheinlich, mit Verweis auf das Christentum, auch etwas dran. Ob das jetzt entlastend eingesetzt werden sollte, ist ne andere Geschichte.
"God made Adam and Eve, not Adam and Steve" ist eh mein Lieblingsargument. Da weiß man gleich, daß man einen Idioten vor sich hat. Nicht nur jemanden mit anderer Meinung, sondern einen Idioten.
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Zitat von Ninja_Hagen im Beitrag #213Nunja, da ist wahrscheinlich, mit Verweis auf das Christentum, auch etwas dran. Ob das jetzt entlastend eingesetzt werden sollte, ist ne andere Geschichte.
Natürlich, wobei das Gegenteil schwer beweisbar ist. Allerdings sollte das kein Hindernis sein, irgendwann einmal selbständig zu denken.
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Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #212Ganz albern finde ich es, wenn ich - wie vor geraumer Zeit auf dem QUERFUNK - allen Ernstes eine Sendung hören muß, in dem versucht wird, Reggae und Dancehall zu entlasten, weil der Schwulenhaß ja auf die weißen Kolonialisten zurückgeht. Na dann. Wenn Schwarze homophob sind, MÜSSEN ja weiße Europäer daran schuld sein, von allein können die das ja nicht.
dass der schwulenhass auf jamaika koloniales erbe ist, daran dürfte es kaum einen zweifel geben. inwiefern das irgendjemanden von irgendetwas entlasten soll, wäre eine andere frage.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich halte das nicht nur für koloniales Erbe, außer jemand liefert mir einen überzeugenden Beweis, daß die Jamaikaner tolerant und weltoffen waren und von den Kolonialisten verdorben wurden.
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ZitatIn vielen Fällen wird Homophobie mit der jeweils eigenen Religion begründet. Die meisten in Jamaika vertretenen und insgesamt vorherrschenden christlichen Konfessionen lehnen zumindest die praktizierte Homosexualität ab. Im Voodoo, das anders als im benachbarten Haiti eine religiöse Minderheit bildet, werden hingegen alle sexuellen Orientierungen einschließlich der praktizierten Homosexualität akzeptiert.[11] (wiki)
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Da sieht man mal, wie wenig mich Jamaika und die damit verbundene Kultur bisher interessiert haben. Ehrlich gesagt, habe ich mich noch keine Minute meines Lebens damit befaßt. Danke für den Hinweis auf meine Bildungslücke, ich werde sie schließen.
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Man sollte im Hinterkopf haben, dass in Jamaika sexuelle Akte zwischen Männern per Gesetz verboten sind. Der „Offences Against the Person Act“ stellt in Artikel 76 das „verabscheuungswürdige Verbrechen des Analverkehrs“ mit Menschen oder Tieren unter Gefängnisstrafe mit Zwangsarbeit von bis zu zehn Jahren. In Artikel 77 werden homoerotische Vorhaben oder Versuche, das Besagte zu tun, mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft. In Artikel 79 wird jede Beihilfe oder Veranlassung zu solchen „groben Sittlichkeitsvergehen“ zwischen Männern mit bis zu zwei Jahren Haft unter Strafe gestellt. Ein grobes Sittlichkeitsvergehen ist in Jamaika bereits das Händchenhalten zwischen Männern.
Schwule oder Personen, die als schwul beschuldigt werden, sind in Jamaika öfter Opfer von grober Misshandlung seitens der Polizei; teils kommt es zu Folterungen. Die jamaikanische People’s National Party sieht in der Schwulenrechtsbewegung eine Verletzung der konservativen und sozialen Werte des jamaikanischen Volkes. Die Jamaica Labour Party (JLP) verwendete im Wahlkampf den Song Chi Chi man von T.O.K., der die Verbrennung und Ermordung von Schwulen zum Inhalt hat. Bruce Golding (JLP) sagte auf der Titelseite des Sunday Herald unter der Schlagzeile „No homos!“, dass Homosexuelle keinen Platz im Kabinett finden würden. Er wurde dabei von Pfarrern und einem Gewerkschaftsvorsitzenden unterstützt. 96 % der Jamaikaner waren 2004 für die Strafgesetze in Bezug auf gleichgeschlechtlichen Verkehr . Sie bezeichnen Homosexualität als unvereinbar mit ihrem christlichen Glauben.
Auch Musiker in Jamaika vertreten die Ansicht, Schwule „haffi dead“.. have to die. Der Musiker Banton verprügelte zusammen mit Helfern einen schwulen Musiker 2004 im Tonstudio, schlug im dabei ein Auge blind… das Verfahren wurde wegen Geringfügigkeit eingestellt. Jamaika hat, auch aufgrund der Homophobie, die höchste Mordrate der Welt. So wurden etwa die Schwulenaktivisten Brian Williamson und Steve Harvey ermordet – und ihr Tod in der Bevölkerung gefeiert. Als 2004 ein Vater erfuhr, dass sein Sohn schwul sei, ließ er ihn in der Schule töten. In Montego Bay wurde ein Schwuler durch eine aufgebrachte Menge gesteinigt, in Kingston ertränkte man einen Schwulen.
Reggae-Musiker wie Banton wuchsen in Slums auf, die von konservativen Kirchen und homophoben Rastafaris dominiert werden. Er ruft in Songs dazu auf, Schwule mit dem Maschinengewehr zu töten oder ihre Haut mit Säure zu verbrennen. Elephant Man sagt, zwei Lesben im Bett sollten eher tot sein und eine Lesbe zu vergewaltigen, sei ok. Rodney Price ruft zum Verbrennen von Schwulen auf. Und die jamaikanische Politik heizt die Stimmung auf, indem Schwule oft nicht nur als unerwünscht, sondern als üble Kriminelle dargestellt werden. Der Schwulenhass ist in Jamaika stark gesellschaftlich verankert und findet sich somit auch in der Musik teils wieder… ach ja, "Unzucht zwischen Männern" war in Deutschland laut Paragraph 175 StGB noch bis 1969 verboten.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
das stimmt. allerdings verhindert die regierung in deutschland nach wie vor die letzten schritte zur gleichstellung von gleich- und verschiedengeschlechtlichen lebenspartnerschaften, und das, obwohl es absehbar ist, dass nach und nach die bestehenden ungleichbehandlungen durch das bundesverfassungsgericht gekippt werden. die zustände in jamaika sind extrem. es sind aber im grunde die gleichen grundeinstellungen, die auch hier nach wie vor wirken.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Einer meiner Freunde hat sich im Internet "Protestsongs" bestellt. Dabei "Woody Guthrie" auf mehreren CDs mit anschließender Dauerrotation, wenn wir Picknicken oder so. Erhabenes Songwriting, klasse Stimme, wirkt aber depressiv.