Vergessen wird gern, dass der Nationalismus - dessen Rückkehr jetzt von einigen gefeiert wird - uns vor allem Kriege beschert hat. Ich nenne das immer Wohlstandsverwahslosung, dass die Leute sovieles bei uns (Meinungsfreiheit, Pressepluralismus, europäische Einigung) nicht mehr zu schätzen wissen.
Man will halt die Vorzüge des globalen, grenzenlosen Kapitalismus (Reisefreiheit, Warenfluss) genießen und die vermeintlichen Nachteile (z.B. Migration) mit einem überkommenen Nationalstaatskonzept von sich fernhalten. Das funktioniert nicht. Aber das einer Mehrheit zu vermitteln, ist eine sehr komplexe Aufgabe, und das funktioniert (noch) nicht.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #31Habe mal versucht, mich darüber zu informieren, was sich nun ändern wird. Vieles ist noch reine Spekulation. Viel mehr als "zurücklehnen und beobachten" bleibt momentan nicht zu tun.
Gestern im Radio haben Musiker und Veranstalter über die praktischen Folgen berichtet, mit denen Bands konfrontiert werden wenn UK dann wirklich mal raus ist: gewaltiger zusätzlicher Papierkram wenn eine englische Band in Deutschland spielen will (Einreisepapiere, Arbeitserlaubnis, Mitbringen von Equipment, Sicherheitsleistungen beim Zoll, etc.). Für Paul Simon und Metallica sicher kein Problem, kleinere Bands und Indie-Interpreten haben da schon einiges an Mehraufwand. Und wie Phillip Boa mal eben mit dem Mastertape im Handgepäck nach London fliegen, um im Abbey Road Studio das Endmastering fürs neue Album zu machen, geht auch nicht mehr. Und Joe Jackson und Travis überlegen schon, ob sie nicht Berlin zum Hauptwohnsitz machen sollen (bevor sie mit ihrem Zweitwohnsitz als Nicht-EU-Bürger zurückgeschickt werden).
Andererseits werden die quengeligen & großmäuligen Brit-Touristen jetzt am Flughafen alle in der Non-EU-Schlange stehen!
------------------------------ "Be good to your neighbor, and you have better neighbors." (Ernest Tubb)
Nun fühle ich mich schlecht, da ich 2014 allen in meiner "zweiten Heimat" von einem Votum für die schottische Unabhängigkeit abgeraten habe, unter anderem eben gerade weil sie so sehr pro-europäisch sind. Meine Argumentationslinien waren damals die unvorhersehbaren rechtlichen und ökonomischen Probleme, die bei der Auflösung einer politischen Union innerhalb eines supranationalen Staatengebildes auftreten können, besonders wenn parallel dazu auch noch jahrelange Verhandlungen für die Wiederaufnahme in selbige folgen sollten. So wie es seit heute aussieht, sind solche Widrigkeiten nicht umschifft, sondern lediglich in die Zukunft verlagert worden, zuzüglich der Zeit, die bis zu einem neuen Referendum in den 2020ern verstreichen werden. Es ist ja nicht so, daß meine Freunde auf mich gehört hätten, dennoch bin ich schuldig im Sinne einer nicht erhobenen Anklage.
Drum: LEAVE THEM - JOIN US
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist
Alles Scheiße. Direkte Demokratie kann echt gefährlich sein. In den wichtigen Fällen sollten wirklich nur die Profis randürfen. Ausgerechnet Noel Gallagher hat was Schlaues dazu gesagt:
I see politicians on TV every night telling us that this is a fucking momentous decision that could fucking change Britain forever and blah, blah, blah. It’s like, okay, why don’t you fucking do what we pay you to do which is run the fucking country and make your fucking mind up....What are you asking the people for? 99 percent of the people are thick as pig shit.Link
Zitat von zickzack im Beitrag #38Das Pfund ist noch zu stark. Die gerade versuchte CD Bestellung, macht finanziell noch keinen Sinn.
Als eine der wenigen positiven Folgen, neben einem möglichen verringerten Einfluss der britischen Banken auf die EU-Gesetzgebung, hätte ich auch sinkende Preise für Plattenbestellungen aus dem UK gesehen. Aber, toll, der Sturz des Pfundes ins bodenlose, von dem jetzt allerorts die Rede ist. Von €1.30 auf €1.23! Damit kostet die neue Teenage Fanclub LP (£18.99 + £5.00 Porto) ja nur noch €29.51 statt 31.19 wie gestern. Das nenne ich Schnäppchen!
Ja es gäbe viele ernsthaftere Sachen zum Thema zu sagen, z.B., das die Mehrheit der Briten recht hat, dass die EU scheiße ist, dabei aber verkennt dass Nationalstaaten noch mehr scheiße sind. Dass es konsequenter ist, den Verein zu verlassen, als, wie z.B. die gegenwärtigen ungarischen und polnischen antieuropäischen Regierungen, sehr gerne von den den Vorteilen zu profitieren, ohne bock zu haben, sich an gemeinsamen Aufgaben zu beteiligen. Dass man jetzt träumen könnte, es würde ein Weckruf für die EU, um demokratisch, bürgernah und effizient zu werden... Demnächst.
Das wird nicht britains heilsbringung sein, aber genau so wenig ist das ein reiner nazi-populisten-vote. Ich sehe in diesem entscheid so viel linkes, eure apodiktische einstellung ist auch nicht gerade reizvoll
Und vielleicht hätte jemand den britischen Rauchern sagen sollen, dass sie in Zukunft dann nur noch eine Stange Zigaretten aus Spanien mitnehmen dürfen. Da spart man dann fast nichts mehr, wenn man den Preis fürs Flugticket miteinrechnet.