Zitat von Lumich im Beitrag #105war mir zu viel selbstdarstellung und zu viele starre einordnungen. aber ich hab's nicht bis zum ende durchgehalten, vielleicht wurde es dann besser.
Und zu viel Verallgemeinerung.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
es wurde leider nicht besser, was sehr schade ist. wie quork schon schrob: ein hochinteressanter und notwendiger blickwinkel, leider nahezu ungenießbar gemacht von dieser pseudopoetischen revoluzzersauce.
richtig. und es steht auch eigentlich gar nicht viel neues drin, außer das text queer als beispiel einer existierenden, praktischen utopie darstellt. wie normative heterosexualität funktioniert ist ja schon länger bekannt. trotzdem muss man das den menschen wie den 99 und 99% der männer wohl immer wieder erzählen und da hat der text recht, - denn bis wir das verstehen (wollen) - siehe auch hier - werden noch viele viele viele jahre vergehen.
Es ist nicht so, dass die Regierenden (die Männer) den Regierten (den Frauen) ihre nekropolitische Heterosexualität einfach aufzwingen würden. Viel eher entwickeln Männer und Frauen ihre jeweiligen Rollen und Bestimmungen aus sich selbst heraus, weil sie ein anderes Regime noch gar nicht kennen. ... Das sexuelle Regime und die sexuelle Unterwerfung beruhen also nicht auf Gesetzen. Sie beruhen auf unausgesprochenen Normen, auf einem Austausch von Codes und Gesten, der eine Partition für all das festlegt, was sexuell geht und was nicht. Die Verführung wird ästhetisiert, das Begehren stilisiert. Eine historische, konstruierte Form der Herrschaft stabilisiert das Machtgefälle durch erotische Aufladung. Diese Politik des Begehrens hält das geschlechtliche Ancien Régime am Leben, allen Versuchen der Gleichstellung und des Empowerments von Frauen zum Trotz. Das nekropolitische, heterosexuelle Regime ist genauso erniedrigend und zerstörerisch, wie es das Lehnswesen und die Sklaverei im Zeitalter der Aufklärung waren. (...)
Ich kann die sexuelle Ästhetik eures Ancien Régime nicht genießen. Die Vorstellung, mich irgendjemandem "aufzudrängen", macht mich kein bisschen an. Ich habe keine Lust, meinen sexuellen Frust abzubauen, indem ich einer Frau in der U-Bahn an den Arsch fasse. Der erotisch-sexuelle Kitsch, der euch vorschwebt – Männer nutzen ihre Macht, um andere zu nötigen und sich selbst Befriedigung zu holen –, er macht mich kein bisschen heiß. Die Ästhetik der nekropolitischen Heterosexualität ist grotesk und brutal, sie widert mich an. Sie will mir die sexuellen Unterschiede als natürliche Gegebenheiten verkaufen, sie will den Mann auf die Rolle des Aggressors und die Frau auf die des Opfers festschreiben (das für Schmerz und Belästigung dann auch noch dankbar zu sein hat).
interessant ist ja, dass die menschen immer glauben, so wie es gerade ist, ist es gottgegeben bzw. heute naturgegeben - was aber ja auch nix anderes ist - dabei reicht ein blick in die vergangenheit um diese irrige annahme zu korrigieren. die heute existierenden machtverhältnisse und deren folgen (nicht nur was die normative prägung der geschlechterrollen angeht, sondern alle gesellschaftlichen verhältnisse. remember klimawandel? remember armut in der welt? remember kriege in der welt? remember...) sind genauso wenig naturgegeben wie die des mittelalters oder irgend eines anderen zeitalters.
interessant auch, das stilistische vorbehalte vorgeracht werden als grund für die nichtbeachtung oder das beschweigen des inhaltes des textes.
#metoo ist eine von vielen aktionen, die die gewalt und deren folgen der gegenwärtigen machtverhältnisse ausspricht. diese machtverhältnisse sind nicht naturgegeben, sondern die heutige form, die heutigen strukturen, die das verhältnis zwischen menschen bestimmen und folgen haben, die für einen großen teil der menschheit negativ ist. dagen lehnt sich ein teil der menschheit auf - in unterschiedlicher art und weise und mit unterschiedlichem erfolg. eine änderung dieser strukturen/formen dauert - wie ein blick in die geschichte zeigt.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
interessant auch, das stilistische vorbehalte vorge[b]racht werden als grund für die nichtbeachtung oder das beschweigen des inhaltes des textes.
das ist schon eine kühne interpretation einer kurzen diskussion im rahmen eines forums, das mehrheitlich und überwiegend im bilde sein dürfte über den stand der debatte; gerade weil inhaltlich ja nicht viel neues drinsteht, wie du selbst schreibst. will man hingegen jemandem die argumentation nahebringen, der vielleicht noch an das "gottgegebene" geschlechterverhältnis glaubt, dürfte der stil tatsächlich entscheidend für den voraussichtlichen misserfolg sein. die frage ist: was bringt uns der artikel nun konkret an einsichten?
Ich stimme ja grundsätzlich mit vielen Punkten des Textes überein und finde, die müssen (von mir) nicht unbedingt noch mal referiert werden, sehe die Stil-Frage aber wie tenno. Wenn ich als grundsätzlich zugeneigter Mensch vom Ton dieses Textes schon so derartig irritiert bin, dann frage ich mich, wie viel Sinn so ein Text hat, wenn er am Ende doch nur zu den Leuten spricht, die aus bereits existierendem Konsens heraus über die ersten fünf Schocker hinauslesen.
Zitat von tenno im Beitrag #110die frage ist: was bringt uns der artikel nun konkret an einsichten?
das hängt ja nun primär vom vorwissen des lesenden ab. das kannst du also nur für dich selbst entscheiden.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von Quork im Beitrag #111Ich stimme ja grundsätzlich mit vielen Punkten des Textes überein und finde, die müssen (von mir) nicht unbedingt noch mal referiert werden, sehe die Stil-Frage aber wie tenno. Wenn ich als grundsätzlich zugeneigter Mensch vom Ton dieses Textes schon so derartig irritiert bin, dann frage ich mich, wie viel Sinn so ein Text hat, wenn er am Ende doch nur zu den Leuten spricht, die aus bereits existierendem Konsens heraus über die ersten fünf Schocker hinauslesen.
dem würde ich wiedersprechen. es kommt ja drauf an, an wen sich der text richtet - aber nicht in dem von dir vermuteten sinne. der text richtet sich an eine leserschaft, die geisteswissenschaftlich/philosophisch vorbelastet ist - ansonsten ist der text in teilen nicht einfach so zu verstehen - und das ist nicht gleichbedeutend damit, dass der inhalt des textes von diesen geteilt wird (schön wär's ja!). das soll sicher kein text sein, der ottonormalmensch die problematik in einfachen worten erklären möchte.
solchen lesenden - den geisteswissenschaftlich/philosophisch vorbelasteten - traue ich zu, den inhalt des textes zu erfassen, auch wenn ihnen der stil nicht gefällt, und ebenfalls traue ich ihnen zu, die inhalte zu diskutieren - ich glaube nämlich nicht, das die konsens sind. das fände ich auch viel interessanter als eine "stilkritik". letztere interessiert mich auch gar nicht, was nicht bedeuten soll, dass diejenigen, die das interessiert, es nicht machen können.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
dann fang doch mal an, die inhalte zu diskutieren, anstatt nur die stilkritiker zu kritisieren! letzteres interessiert mich nämlich noch weniger als der stil des pamphlets.
Um die Komplexität ging es mir nicht. Aber wie wir am Beispiel LFB vortrefflich sehen konnten, hören manche Menschen mit dem Lesen auf, bevor sie sehr weit in den Text hineinkommen. Nicht, weil das alles so kompliziert wäre, sondern weil da lauter Schlagwörter fallen, die sofort Warnsignale auslösen. So kommt man mit seinen Ideen nicht an Leute heran, die man von seinem Weltbild überzeugen will. Und dass sich der Text eben nicht an jene richtet, die ihm sowieso zustimmen, ist ja schon deshalb sehr deutlich, da der Autor ständig die heteronormative Gesellschaft direkt anspricht. Natürlich könnten geisteswissenschaftlich/philosophisch vorbelastete Leser es leisten, den Text trotz des Stils zu lesen. Ich habe es ja auch gekonnt. Aber ob sie es leisten möchten ist eine andere Frage, die, und damit komme ich zum Ausgangspunkt meiner Posts zurück, zum Beispiel vom LFB bereits beantwortet wurde.
Und letztendlich ist das eben leider keine reine Stilkritik, denn der Stil trägt ja Inhalt mit sich. Wenn ich die Diskussion über Geschlechternormen und die Fluidität von Geschlechterrollen als Kampf oder Krieg - ja den wichtigsten Krieg überhaupt - bezeichne, dann ist das eben nicht nur abschreckend, sondern auch ein anderes Verständnis der Debatte, als ich es mir wünschen würde. Letztendlich ist das nämlich von ähnlicher Aggressivität, wie die konservative Gegenposition. Ich bin ja ganz dafür, für sexuelle Selbstbestimmung und die auflösung starrer Geschlechterrollen einzutreten, aber der Weg dorthin kann in meinen Augen nur sein, dass mehr und mehr Leute aus Eigeninteresse heraus wahrnehmen, dass die Auflösung starrer Rollen sie aus erdrückenden Corsagen befreit. Und das macht der Text in meinen Augen eben gerade nicht besonders gut: aufzuzeigen warum sein Weltbild für alle Menschen besser wäre und nicht nur für eine Teilgruppe.
Zitat von Quork im Beitrag #116Um die Komplexität ging es mir nicht. Aber wie wir am Beispiel LFB vortrefflich sehen konnten, hören manche Menschen mit dem Lesen auf, bevor sie sehr weit in den Text hineinkommen. Nicht, weil das alles so kompliziert wäre, sondern weil da lauter Schlagwörter fallen, die sofort Warnsignale auslösen. So kommt man mit seinen Ideen nicht an Leute heran, die man von seinem Weltbild überzeugen will. Und dass sich der Text eben nicht an jene richtet, die ihm sowieso zustimmen, ist ja schon deshalb sehr deutlich, da der Autor ständig die heteronormative Gesellschaft direkt anspricht. Natürlich könnten geisteswissenschaftlich/philosophisch vorbelastete Leser es leisten, den Text trotz des Stils zu lesen. Ich habe es ja auch gekonnt. Aber ob sie es leisten möchten ist eine andere Frage, die, und damit komme ich zum Ausgangspunkt meiner Posts zurück, zum Beispiel vom LFB bereits beantwortet wurde.
ich möchte nicht über user sprechen.
meine these ist: wer das nicht möchte, der möchte das nicht, ganz egal in welchem stil ein text gehalten ist. wer seine reflexe nicht reflektieren kann und sich über seine affekte nicht hinwegsetzen kann, der kann das halt nicht. das kann aber mmn nicht durch einen anderen stil eines textes erreichen.
konsequenterweise müsste dann ja jeder seine texte in diversen stilen schreiben, weil sich immer jemand findet, der den einen stil nicht mag, und den anderen bevorzugt, den nächste präveriert einen dritten usw.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
in der konsequenz hieße das, dass es wurst ist, ob man einen text schreibt oder nicht (egal in welchem stil), weil er sowieso nur affirmativ funktioniert.
es gibt auch texte und thesen, mit denen ich nicht übereinstimme, die trotzdem interessant genug sind, dafür 1 bis 2 gedanken zu investieren. es schärft im günstigen fall die eigene argumentation und gibt die gelegenheit, die haltung des anderen zumindest nachzuvollziehen. klar, wer den kopp zumacht, weil seine haltung ihm ein gefühl von heimeligkeit vermittelt, auf die man ungern verzichtet, mit dem kann man reden und schreiben was und wie man will. für alle anderen ist eine inklusive haltung beim schreiben schon hilfreich.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.