Zitat von Nachtkrabb im Beitrag #45Einstandsposting:
Curtis Harding im Karlstorbahnhof, Heidelberg, Enjoy Jazz Festival
Letzte Woche erst entdeckt, weil mir beim Durchhören, wer so aufs Enjoy Jazz Festival kommt, das lässige Cover ins Auge fiel. Bluesig-schmutzige, und trotzdem soulige, 60ies atmende, Mischung aus Soul, Funk und Punk, lklingt nach Curtis Mayfield meets TV on the Radio aber auch der frühe Lenny Kravitz drängt sich auf, super Stimmspektrum, Iggy Pop und seine Mudder finden's gut. Ich hatte beim Anhören, obwohl das der Erstling und zudem etwas sperrig ist, das Gefühl, dass das mal wer werden könnte, dass er eigentlich für größere Bühnen gemacht sei, als für die vom Karlstorbhf. Aus dem gefälligen Album ragt jetzt kein Song so richtig raus, aber is ja Wurst.
Und so das Konzert. Rappelvoller Karlstor, gemischtes Publikum. Curtis war zu Beginn spürbar angepisst von den Karlstor-Sound-Amateuren (dazu dufte Bühnen-Visuals wie aus dem Media Player - während dem Konzert ging dem Visual-Depp gleich zweimal die Laptop-Sperre an und musste das Passwort eingeben) und war am Anfang nicht so motiviert. Später aber die erwartet großen Gesten, der Sound wurde auf einmal gut, stimmlich und von der Ausstrahlung und den Ansagen ist das ja schon ein Mordstyp, Gitarrensoli im fliegenden Wechsel mit tanzbar und funky. Bissn kurz, aber der hat ja erst ein Album. Wenn auch soundtechnisch etwas glatt und mir etwas viel Pop- und Trucker-appeal, war das schon ein gelungener Abend.
Ich wäre auch gerne dabei gewesen, hat leider nicht geklappt. Und mit Kamasi Washington wird es auch nichts, der ist nämlich inzwischen ausverkauft.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
@nachtkrabb: hey! cool das du jetzt auch hier bist! hoffe, ich schaffe es in 2016 mal in den bahnhof
Lieblingsalben zur Zeit: Fyfe - Control / Here We Go Magic - Be small / Iron Maiden - The book of souls Letztes Konzert: Wire / Gebäude 9 Letzter Kinofilm: Er ist wieder da (von David Wnendt)
Nach vielen gescheiterten Versuchen hat es endlich geklappt, die mal live zu sehen. Teen Dream war mein Album des Jahres 2010, und mit jeder verlässlich guten bis tollen neuen Platte haben sich Beach House den Status einer Lieblingsband erarbeitet. Einer Lieblingsband allerdings, deren Songs – ähnlich wie bei Mogwai – sowohl auf Platte, aber vor allem auch live nur schwer voneinander zu unterscheiden sind. Nur die ganz großen Hits (Myth, Sparks, The Traveller) kann ich direkt zuordnen, alle anderen verschwimmen im Sound. Was nicht negativ gemeint ist, aber das heißt natürlich schon, dass man bei Beach House entweder drin ist oder draußen. Ich war vollkommen drin und, soweit ich das beurteilen kann, der Rest des Publikums im fast ausverkauften Gloria auch. Victoria Legrand ist eine imposante Bühnenerscheinung – gleichzeitig herzlich und unnahbar wirkend. Gelegentlich schwingt sie divamäßig ihre Arme, ab und zu schüttelt sie die Mähne. Und dann diese unvergleichliche Stimme! Manchmal schmerzten die Ohren etwas vom Feedback, ansonsten war das sehr angenehm abgemischt. Und die Setlist ging querbeet durch die Bandgeschichte (leider ohne Norway, Take Care oder Gila), einzig Devotion scheinen sie etwas über zu haben. Mit den letzten drei Tracks vor der Zugabe (Sparks – One Thing – Myth) kann man nix falsch machen. Irene wummerte extrem laut dann als letzter Song. Für mich der Höhepunkt (überraschend im Programm, denn die Tage zu vor hatten sie das nicht gespielt) war The Traveller, mein Lieblingssong von Thank Your Lucky Stars. Da wurden auch die Äuglein kurz feucht.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Zitat von tenno im Beitrag RE: Euer nächstes Konzertich habe keine ahnung, wer scott matthews ist, aber ich werde heute abend zu ihm ausgeführt. he better be good!
scott matthews, volksbühne / grüner salon, berlin
es erweist sich zunehmend als großartiges rezept, sich einfach von irgendwem auf irgendwelche konzerte mitschleppen zu lassen, ohne von den darbietenden künstlern je gehört zu haben (siehe auch st vincent, neutral milk hotel, etc.). nach einem soliden, aber nicht sonderlich inspirierten support act (eddie brown, offenbar ein ehrenwerter straßenmusiker) kommt der junge herr auf die bühne und hat gleich zu anfang ärger mit seinem abgerauchten amp - ein klassischer lackmus-test für künstler und publikum, der hier humorvoll-sympathisch gelöst wird und in wohlwollender-intimer wohnzimmeratmosphäre mündet (sowas ist ja eh meine baustelle). und dann fängt er an, und erweist sich als der gemeinsame sohn von jeff buckley und roy harper mit ein paar spritzern thom yorke und mark hollis in der stimme. zunächst beeindruckt, dann begeistert, und schließlich beseelt sitz ich da und gänsehaute so vor mich hin. zwischendurch leistet ihm ein alter kumpel gesellschaft, der sich sich spontan bereiterklärt hat, ein paar songs auf einem ebenso spontan zusammengebastelten schlagzeug zu begleiten (eine djembe als bassdrum, darauf muss man erst mal kommen!), ansonsten trägt der kerl den abend alleine mit seiner ziemlich unfassbaren stimme und ebensolchen präsenz. falls jemand in der schweiz dies liest, könnte er ihm vielleicht für zürich, luzern oder veyvey einen verstärker borgen?
Kamasi Washington - Das Haus, Ludwigshafen / Enjoy Jazz Festival
Aus dem Abend konnte wirklich alles werden. In "das Haus" war ich vor zwei Wochen zum ersten Mal, beim vermutlich schlechtesten Konzert meiner Karriere (Tony Allen mit zwei antiquierten Teschno Hanseln) - Es versprüht den Charme eines Pfälzer Dorfgemeinschaftshauses (nicht dass ich je in einem war...) mit Turnhallencharakter und Sparkassen-Willkommens-Banner. Ich hätte mir auch vorstellen können, dass Kamasi Washington auf der Stelle kehrt macht. Zudem hatte sich mir The Epic noch nicht komplett erschlossen, es hätte also auch ein Konzert werden können, das, beim Versuch das 3-Stunden-Monster auf die Bühne zu bringen, völlig an mir vorbeiläuft,
Zweifel... sowas von unbegründet. Das erste Stück war zwar für meine Ohren ein genauso sperriges Jazzgegniedel wie befürchtet und die Sängerin nervte mit dem seltsamen Ausdruckstanz. Aber dann: übertrug sich langsam die Energie. Die ganze Posse auf der Bühne war einfach saumäßig cool und symphatisch, man merkte dass die schon über 20 Jahre zusammen Musik machen und dicke Freunde oder/und verwandt sind. Jeder bekam ausreichend Raum für Soli. Klingt erstmal anstrengend, aber das sind alles wahnsinnig begnadete Musiker. Solo trifft es nicht ganz, sagen wir lieber, es wurde jedem während des zweistündigen Konzertes ein persönlicher Slot inklusive Scheinwerferbeleuchtung gewidmet (Props an "das Haus" hierbei). Als Keyboarder Coleman bei seinem sehr guten Part auf der Keytar mit wahnsinniger Energieleistung immer weiter und weiter machte (15 Min waren es wohl), und immer noch einen draufsetzte, hat man gemerkt wie baff selbst die Bandmitglieder waren. Mit dem Enthusiasmus, der Art und Weise wie die sich gegenseitig abgefeiert haben und für einander gestorben sind, haben sie mich total eingewickelt. Bassist Miles Mosley hat dann mit seinem Part wohl die beste Live-Performance abgeliefert die ich je gesehn habe. Als er nach 5 Minuten Intro noch überraschte, mit viel Soul in der Stimme zu schmettern, und als danach die zwei Drummer (Thundercats Bruder) und die drei Bläser perfekt on-point einsetzten, bin ich spontan ausgerastet. Danach wieder 5 Minuten Gefiedel wie vom Teufel besessen, ich wusste vorher gar nicht, wieviel man aus so einem Kontrabass holen kann. Überhaupt bemerkenswert, wie die sich gegenseitig blind fühlten und trotz all der Improvisation immer on-point waren (vor allem Kamasi und der Trompeter).
Da war für mich sehr viel schönes dabei, viel Soul. Wohl aufgrund der fehlenden Wiedererkennungswerte/Songs nicht das beste Konzert aller Zeiten, aber musikalisch gesehn vielleicht schon..
Ich hab mich ein bisschen gefragt, warum das Ensemble denn Kamasi Washington hieß, fiel jener in Relation zu den anderen Virtuosen in meinen Augen fast etwas ab. Vermutlich ist er aufgrund der Ausstrahlung, der Sprüche und der Bühnenshow der Leader. Ich hab nur Fragmente von The Epic wiedererkannt (muss nix heissen), ansonsten war es eigentlich eine gleichberechtigte Show. Wie ich verstanden habe, wurden in einer Session 190 Songs aufgenommen, genug Material um für alle Mitglieder ein eigenes Album zu basteln. Die vermutlich der Reihe nach releaset werden. Quasi der Wu-Tang Clan des Soul/Jazz
Zum dritten Mal habe ich gestern Tocotronic live gesehen. So genial wie 2007, als sie an gleicher Stelle (im E-Werk in Köln) mit "Kapitulation" tourten, war es bei weitem nicht. Aber besser als der mittelmäßige Auftritt 2010 bei Rock am Ring (an den ich nur noch rudimentäre Erinnerungen hatte, aber ich wusste, dass ich sie schon mal "Bitte osziliieren sie" live habe spielen hören). Dirk von Lowtzow war im Gegensatz zu früher sehr redselig, das war manchmal natürlich lustiger Blödsinn (als er erzählte, auch sie seien verkleidet - als Tocotronic, die Frisuren seien besonders schwer hinzubekommen, die echten Tocotronic seien am Ende). Aber mit einem Satz gab es dann auch ein Statement zur Flüchtlingskrise ("Öffnet die Herzen und alle Grenzen, um Liebe zu geben"). Ich mag ja das neue Album sehr, aber live waren die nicht mehr ganz so schnellen Songs dann doch ein wenig Tempodrücker. Übrigens: "Freiburg" gab es ausnahmsweise mal nicht zum Ende. Geschlossen wurde das Konzert mit "Pure Vernunft..." Vorher gab es noch zum Ende des ersten Zugabenblocks ein ohrenbetäubendes "Explosion". Was für ein geiles Stück - immer noch. Aber das führte nicht dazu, dass ich gestern Abend nichts mehr hörte, dafür hat die Frau neben mir gesorgt, die unfassbar laut auf ihren Fingern gepfiffen hat - in Ohrhöhe.
Vielleicht schreibt der LFB auch noch was dazu. Allerdings waren er und thunderbird ein wenig derangiert - und einige der wenigen im Saal, die kostümiert waren.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Die Musik an sich war nicht das Problem. Das war laut, aber nicht grenzwertig (auch wenn thunderbird sich im lautesten Teil von "Explosion" die Ohren zugehalten hat). Aber die pfeifende Frau hätte ich gerne durch den Saal getrümmert.
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Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #55Aber die pfeifende Frau hätte ich gerne durch den Saal getrümmert.
Volles Verständnis. Oh Mann, solche Leute habe ich gefressen! Man kann viel mit mir machen an einem Konzert. Auf die Füsse treten, Bier über den Kopf schütten, rumschubsen, auf die Hose reiern ... solche Dinge passieren eben im Gedränge. Aber den Nachbarn ins Ohr pfeiffen .... das ist Körperverletzung, kapieren aber einige nicht
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist
Finde Furzen noch schlimmer. Hatte in Köln bereits mehrere unangenehme Dönerfurzer in der Nähe. Das ist die Hölle, und das kannte ich aus Baden-Württemberg nicht.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)