Zitat von Krautathaus im Beitrag #24Die Eisntufung des Vinylhörens als "besonders" kommt weniger vom Vinylhörer (außer jemand fühlt sich deshalb als was Besseres), sondern von 95% der restlichen Musikhörer, die nicht Vinyl hören.
Ich weiß nicht. Immer, wenn ich irgendwo lese, dass Leute sich jetzt Sonderpressung XY von einem Album besorgt haben und das auch noch (oh Gott, kreisch!!!) in Mint oder wie dieser Einstufungscode heißt, dann sind das Vinylsammler. Die Hyperventiliererei und das gegenseitige Abklatschen empfinde ich unter Vinylkäufern extremer als unter anderen Musiksammlern. Und das macht es manchmal (ich betone: manchmal) unsympathisch. Auf der anderen Seite zeigt es aber auch eine große Leidenschaft, die mir über die Jahre einfach abhanden gekommen ist.
Ich bin altersgemäß mit Vinyl und Cassetten aufgewachsen, bin aber kurz nach der Einführung mit fliegenden Fahnen zur CD übergewechselt. Warum? Weil ich im Prinzip schon seit meiner Kindheit Klangfetischist bin. Schon als ich meinen ersten Stereo-Radiorecorder hatte, bin ich mit der Nase genau mittig davor gesessen, um die Stereo-Effekte von "Die Roboter" zu genießen. Und bei weiteren Anschaffungen habe ich immer Wert auf im Rahmen der Möglichkeite bestmögliche Klangqualität geachtet.
Insofern ist immer auch das Format mit der besten Klangqualität mein Favorit. Und das ist nur theoretisch das Vinyl, in der Praxis wurden (abseits vom audiophilen Bereich) die Aufnahmen immer komprimiert, um die Vinyl-Oberflächengeräusche zu übertönen. Erst mit der CD kamen erstmals unkomprimierte Aufnahmen auf den Massenmarkt (vgl. den Kommentar von Heaven 17 bei der VÖ von "How Men Are"). Außerdem habe ich die Empfindlichkeit von Vinylplatten gegenüber kleinsten Krätzerchein seit jeher gehasst. Entsprechend bin ich auch im Besitz eines SACD / DVD-Audio-Players, und habe auch einige dieser Scheiben. Leider konnten sich die Formate nie wirklich durchsetzen, umso mehr freut mich, dass mit Blu-Ray ein verbreitetes, gleichwertiges Format bereitsteht und auch immer öfter genutzt wird.
Was MP3 betrifft: Abhängig von der Musikart sind auch bei 320k klangliche Unterschiede zu hören. Insofern kommt mir in meine Heimanlage nichts unterhalb einer CD, ausnahmsweise auch mal eine Vinyl-Platte. Im Auto genügt mir auch MP3, da ich aber fast nur CDs kaufe, war es für mich die Tatsache, dass BMW keinen CD-Wechsler mehr anbietet, ein Argument auf Audi zu wechseln. Streaming ist für mich komplett uninteressant, ich nutze aber YouTube / Vimeo / Dailymotion / Soundcloud, um in neue Musik reinzuhören. Aber generell höre ich am PC nicht gerne Musik.
Ein weiterer Grund für mich, bei der CD zu bleiben: Ich lese mir auch gerne das Booklet durch. Ich interessiere mich nämlich auch dafür, wer die Songs komponiert und produziert hat, und wer eventuelle Gastmusiker waren.
Zitat von Olsen im Beitrag #31 Ich weiß nicht. Immer, wenn ich irgendwo lese, dass Leute sich jetzt Sonderpressung XY von einem Album besorgt haben und das auch noch (oh Gott, kreisch!!!) in Mint oder wie dieser Einstufungscode heißt, dann sind das Vinylsammler. Die Hyperventiliererei und das gegenseitige Abklatschen empfinde ich unter Vinylkäufern extremer als unter anderen Musiksammlern.
Neue Sonderpressungen sollten sowieso mint, also neu sein. Wenn du meinst, daß man ein lange gesuchtes Album/Single endlich gut erhalten bekommen hat, kann ich die Freude schon nachvollziehen. Für jemand der sich kein Vinyl kauft, mag das elitär erscheinen. Aber die wenigsten wollen sich deshalb über CD Hörer stellen.
Es kann ja jeder lieber Vinyl nutzen (würd ich übrigens auch machen, wenn die Kinder nicht alles kaputt machen würden) oder das Gesamtkunstwerk lieben.
Die ganzen Diskussionen drehen sich nur Sätze wie diesen: "Aber durch Vinyl bekommt Musik wieder einen Wert."
Ja, das war mehr Replik auf die Beiträge insgesamt, weil die Diskussion ohne diese Monstranz, die bei manchen Vinylanhängern vor sich her getragen wird, gar nicht stattfände meiner Meinung nach.
Dich Habe ich verstanden, da war es ein "für mich mehr wert", völlig ok. Wie gesagt, ich werde später sicher auch wieder ab und an Platten hören. Der Anhörakt ist dann auch bei mir bissl konzentrierter.
Ich selbst habe, wie gesagt, über 15 Jahre lang Vinylplatten gekauft. Das waren dann monatlich drei bis fünf Stück. Später erhöhte sich die Zahl auf 10, 15, 20 Tonträger im Monat. Die ersten CDs waren mir zunächst noch zu teuer. Hier genau sehe ich auch ein Problem. Würden Vinyls aktuell um die 50 Euro kosten, wäre dies ja noch ein stärkeres Argument in die Richtung: gezielteres Kaufen, weil Tonträger ja so schweineteuer sind.
Das ist aber eine Sache, mit der ich nichts anfangen kann. Ich kaufe einen Tonträger öfter nicht, weil er mir eben einfach zu teuer ist. Und ansonsten kaufe ich gerne auch einmal günstig ein. Es besteht sonst die Gefahr, dass der Preis für das reine Format die Wertschätzung für den Inhalt mit bestimmt. Ich würde ja einen guten Film auch dann innig lieben, wenn er nur mal so im TV läuft. Mir wäre es Wurst, wenn man mir den Film in vergoldeter Holzschatulle mit ein paar signierten Setfotos verkaufen würde. Was da für mich zählt, ist das, was auf dem Bildschirm zu sehen ist. Der Rest ist Fan-Nerdtum…
Den Wechsel hin zur CD habe ich damals nicht so empfunden, dass ich mich plötzlich als „wahrer Musikfan“ gefühlt habe. Es ist nur meist umgekehrt so, dass man eben zu hören bekommt, was man als CD-Hörer quasi falsch macht! Da fehlt die große Optik, da fehlt die verbindende Haptik, da fehlt der Bezug zur Album-Historie, da knistert es nicht mehr vertraut und mangels Wechsel der Seiten geht die Intensität in der Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk verloren, da kostet die Scheibe viel zu wenig und wird zu beliebig gekauft oder gar ungeliebt oder zum Wegwerfprodukt, etc. etc.
Alles Dinge, die einem Vinylhörer scheinbar vergönnt sind. Und spätestens da muss ich mich fragen, ob bei mir seit dem Mitschneiden von Radiosendungen auf Musikkassette einige Dinge komplett falsch gelaufen sind. Ich fand es damals toll, dass die CDs bei mir weniger Platz beanspruchten und auch nach x Abspielungen ohne Knistern blieben (ich musste mir einige Vinylplatten neu kaufen, weil sie eben mit der Zeit und nach häufigem Verleihen abgenudelt waren). Auf CD gab es lange Tracks und Sinfonien einmal ohne Unterbrechungen und mit etwas Glück ja auch noch Bonustracks. Zudem konnte ich einige Tracks auf CD in der vom Künstler einst gewollten Version hören (mitunter wurde ja für Vinyl die Länge begrenzt, damit alles noch auf die Seiten passte). Und mal schnell einen Track kopieren oder eine Mix-CD erstellen war in Kombination mit dem Computer auch gut möglich. Skippen ebenso. In besonderen Fällen habe ich mir auch Vinyl gekauft. Weniger für das tägliche Hören, als vielmehr aus Sammlergründen.
Für mich ist Vinyl eine nachvollziehbare Leidenschaft, aber sicher kein „Musikstil“ oder gar ein Dogma. Ich erinnere mich an die CD-Box mit dem Orgelwerk von J.S. Bach von Stockmeier. 20 CDs für nur 6 Euro bei amazon. Habe auch die Vinyl-Box für stolze DM 99. Aber ist die Musik auf den CDs deshalb jetzt „weniger wertig“? Nein. Kauft man sich im Laden für 17 Euro noch ein „vernünftiges Album“ und ist es „billiger Kram“ geworden, wenn die Restauflage dann für nur noch EUR 5,99 verhökert wird? Ist es wirklich so viel besser, wenn man sich für 50 Euro drei Alben von Roxy Music kauft statt für 50 Euro gleich alle Alben?
Ich möchte da nicht falsch verstanden werden, aber die „Wertschätzung“ eines Albums ist doch sicherlich HAUPTSÄCHLICH dem Musikinhalt geschuldet. Es gab auch im Forum Zeiten, da war ein Wehklagen über zu hohe Tonträgerpreise zu vernehmen. Nun klingt es fast so, als würde mit sinkenden Preisen überall die Beliebigkeit einziehen. Dann bitte aber 50 Euro für alle Vinylalben als Minimum! Damit man sich vor dem Kauf auch mal so richtig Gedanken macht. Sorry, klingt etwas zu ironisch jetzt…
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von akri im Beitrag #37Was da für mich zählt, ist das, was auf dem Bildschirm zu sehen ist. Der Rest ist Fan-Nerdtum…
Dir ist schon klar, dass angesichts der Ting-Tings-, Jeanette- und hundert anderer Exzesse, diese Worte aus deinem Mund vollkommen absurd klingen, oder?
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Durchaus möglich, aber seine "mir ist die Musik wichtig, das Format ist mir egal, ich brauche keine Holzbox, da besteht nur die Gefahr, dass Form über Inhalt gestellt wird"-Rede wirkt auf mich leicht befremdlich aus dem Mund eines Mannes, der irgendwelche Ting-Tings-Singles vierzehnmal zu Hause hat, weil sie alle zwei Wochen denselben Song mit neuen Farbspritzern auf dem Cover veröffentlicht haben. Darauf, dass schlechte Musik durch eine tolle Verpackung nicht zu guter Musik wird, können wir uns hier vermutlich alle einigen.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Zitat von akri im Beitrag #37In besonderen Fällen habe ich mir auch Vinyl gekauft. Weniger für das tägliche Hören, als vielmehr aus Sammlergründen.
Ich streite gar nicht ab, dass ich mir durchaus auch diverse Formate gekauft habe, bei denen das reine Musikhören gar nicht so sehr im Vordergrund stand. Es ist ja durchaus so, dass ich mir etwa von den Tings Tings Tonträger mit identischem Musikgehalt in diversen Formaten, Farben, Varianten, etc. gekauft habe. Das darf man dann auch gern Nerdtum nennen. Sehe ich selbst ja kaum anders... allerdings beschränkt sich dies auf eher sehr wenige Ausnahmen/Künstler.
Es ist - und da geht es um meine DVDs und um mind. 97% der Tonträger - ansonsten so, dass ich eben die Filme und die Musik im Regal bereit stehen habe. Und weniger ein spezielles Format X, dass für mich noch eine weitere besondere Bedeutung hätte. Die Vinylplatten stehen sogar friedlich inmitten der CDs mit im Regal. Wenn es jemand schön finden würde, sich einen Film in einer besonders aufgemachten Kassette zu kaufen - meinetwegen. Kritisch würde es erst, wenn diese Person dann der Meinung wäre, nur so sei der Film wirklich voll zu genießen. Oder gar "wertiger". Ich könnte bezogen auf die Vinyldiskussion auch sagen, dass mir da manche Dinge einfach "too much" sind. Ich kann verstehen, wenn man alles optisch größer und schöner findet oder von der Handhabung her haptischer oder der Vorgang das Musikabspielens "kultiger" wirkt. Aber wenn dann alles so weit geht, dass jemand bei preiswerten Tonträgern (hier: CD) die "Wertschätzung" der Musik anzweifelt... dann helfen wirklich nur noch goldbedampfte Vinylplatten mit Signatur zu Minimum 5 % des Nettolohns, um die Käufer vom beliebigen Massenkonsum fortzuführen hinein in den Olymp einer (elitären?) Liebhaberei.
Ich habe es mitsamt rund 700 Vinylplatten bislang geschafft, Musik zu hören und zu genießen, ohne dabei je das Format noch eigens betonen zu müssen. Ich habe auch nicht alle Vinyls erneut auf CD gekauft. Bei Singles etwa mag ich CDs nicht so sehr, da habe ich mir gern auch weitere 7"-Scheiben gekauft. Auch deshalb, weil sie problemlos in den Briefkasten passen und kaum je neu auf CD erschienen sind. Und natürlich oft schöner sind als so ein CD-Sampler. Aber das sind eben alles nur Ausnahmen. Ähnlich wie beim Grammophon und altem Schellack. Der ganze Bohei um die Formate - nun denn. Ich habe kaum einmal bei "CD/Vinyl-Neuerwerbungen" etwas gepostet. Dafür lieber bei "Ich höre gerade...". Es geht ja auch nicht um das Kaufen und das Format, sondern eher um die Musik, das Musikhören. Irgendwie bin ich ja auch froh, dass die CD überflüssig wird und immer mehr ihre CDs verhökern. So ist wohl bis zum Lebensende ein preiswerter Tonträgerpool gesichert. Und die Vögel im Garten kann ich mit den billigen Glitzer-CDs zur Not immer noch erschrecken...
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Ich habe gerade einen Jekyll und Hyde- Moment, war ich doch Teil einer Diskussion rund ums Thema "Buch oder eReader" und da hatte ich eine klare Position.
Ich würde so gerne ins Camp David einladen und euch befrieden. Im Endeffekt ist es doch total egal von welchem Medium die Musik abgespielt wird. Jeder wie er mag, denn jedes Argument gilt. Am Ende besprechen wir (wenn überhaupt) hier nicht die Cover- Maße, sondern die Musik an sich.
Ich bin weit davon entfernt tausende CDs zu haben, denn schon recht früh habe ich angefangen bei iTunes zu kaufen bzw. zu laden. Ein Weg, der gerade auch immer schmaler wird. Wann ich mir zuletzt Musik gekauft/ geladen habe: Keine Ahnung, ist lange her. Ich bin da im Team Faxe: "Kaufen, um zu besitzen" hat für mich keinen Mehrwert mehr. Dass andere diesen Mehrwert sehen, glaube ich gerne. So oder so: Viel Spaß bei jeder erdenklichen Form Musik auch nur irgendwie hören zu können.
____________________________________________ Das rauscht gnadenlos und sehr modern an mir vorbei. (burnedcake, 24.03.2010)
Zitat von JulianLopez im Beitrag #42Ich bin weit davon entfernt tausende CDs zu haben
Da hat sich bei mir im Laufe von 40 Jahren auch so einiges angesammelt. Vermutlich könnte ich die Hälfte von dem Zeug derweil auch mal gleich wieder vergessen, wenn als Motto ins Spiel käme: jeder Tonträger, der seit x Jahren nicht mehr abgespielt wurde, kann/sollte aus dem Regal entfernt und verkauft werden...
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von JulianLopez im Beitrag #42Ich bin weit davon entfernt tausende CDs zu haben, denn schon recht früh habe ich angefangen bei iTunes zu kaufen bzw. zu laden. Ein Weg, der gerade auch immer schmaler wird. Wann ich mir zuletzt Musik gekauft/ geladen habe: Keine Ahnung, ist lange her.
Heißt das, du streamst nur noch?
Dazu habe ICH dann wiederum eine glasklare Meinung.
meine position ist hier schon ganz klar vom freeman und insbesondere von krolock umrissen worden. der inhalt ist mir natürlich das wichtigste, aber er ist nicht das einzige. und er kommt besser zur geltung, wenn er im richtigen rahmen in der richtigen verpackung erscheint. eine schöne frau ist auch in turnschuhen eine schöne frau, aber in jenen rotwein-kerzen-momenten kann ein tolles kleid sie zur unglaublich schönen frau machen. und wenn ich im auto gerne mal nebenher mp3s vom stick höre, möchte ich zuhause gerne etwas schönes aus einer schönen hülle holen, und ihm ganz zugetan sein. über haptik, dramaturgie, und all die anderen weichen faktoren haben sich andere berufene hier schon ausgelassen. ich bin der musik schlicht und einfach zugewandter, wenn ich sie von platte höre. anderen geht es anders, hey.
im übrigen ist das mit der klangqualität nicht so pauschal zu sagen. ich habe mir ein paar fehlkäufe geleistet (wie zB die erste portishead), die schlecht gemastert sind, oder einfach von vornherein gar nicht für vinyl gedacht waren. andere produktionen klingen auf platte fantastisch; bei den beatles musste man zB bis zum letzten remaster warten, bis die digitalen versionen da rankamen. und die klassischen aufnahmen, die in den achtzigern auf cd veröffentlicht wurden, klingen großenteils zum weglaufen und erbrechen. wenn ich auf dem flohmarkt in alten klassiksammlungen stöbere, greife ich fast immer zu, auch weil klassik auf vinyl preislich bislang nicht in den hypestrudel geraten ist.