Zitat von faxefaxe im Beitrag #5085Ich mache mich in Gesprächen meist nicht beliebt damit, finde es aber weiterhin eher sensationell als Versagen, dass anderthalb Jahre nach Ausbruch einer Pandemie bei uns mehr als 30 Prozent der Menschen geimpft sind.
da bin ich ganz bei dir. ich bin da wirklich überwältigt.
Die Patentfrage ist auch nur ein Teil des Problems. So großartig auch ich das an sich finde, dass wir jetzt bei 30% Erstgeimpften in Deutschland sind, so unsolidarisch und rücksichtslos finde ich das verhalten vieler reicher Industriestaaten, die sich erst einmal einen Löwenanteil der Impfstoffmengen weltweit gesichert haben, während in vielen anderen Ländern nicht einmal das Gesundheitspersonal geimpft ist, von Risikogruppen ganz zu schweigen. Covax funktioniert ja ganz offensichtlich nicht gut genug. Das hängt ja wiederum auch damit zusammen, wie die Impfstoffverträge zustande kommen und wie viel Hebelwirkung die patentinhabenden Firmen da haben. Ich finde, wir können da beim besten Willen nicht von einem echten Erfolg sprechen, nur weil bei uns halt schon viele ihre Dosis bekommen haben. Von der ganz allgemeinen moralischen Keule mal abgesehen ist es ja auch überhaupt nicht im mittel- bis langfristigen Eigeninteresse der reichen Nationen, hier alle einmal durchzuimpfen während andere Nationen kaum Impfstoff zur Verfügung haben.
Wenn ich dann so Nachrichten lese wie die, dass New York darüber nachdenkt, als Lockmittel für Touristen Impfungen an ihren großen Sehenswürdigkeiten anzubieten, dann wird mir ganz anders.
Ja, da bin ich schon bei Dir. Aber gerade deswegen ist der Vorwurf des Impfversagens meiner Meinung nach auch falsch. Die Idee, als EU gemeinsam zu bestellen, damit nicht erstmal Deutschland alles einsackt, und Griechenland oder Rumänien als letztes drankommen, finde ich richtig. Ebenso, dass wir nicht einfach mal bei allen sechs Herstellern jeweils eine Milliarde Dosen bestellt haben.
Bei erstem bin ich bei dir, bei der zweiten Aussage bin ich nicht so sicher, auch wenn das auf den ersten Blick dem widerspricht, was ich eben noch geschrieben habe. Die Frage ist für mich am Ende weniger, wer die Impfstoffe kauft und eher, wo sie verimpft werden. Wenn man also viel gekauft hätte, hätte man ja auch viel weitergeben können. Aber wahrscheinlich sind das realitätsferne Träumereien.
Nun, die EU hat ja soeben weitere 900 Millionen Dosen des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs mit Lieferdatum bis 2023 gekauft. Und sich für weitere 900 Millionen Dosen die Kaufoptionen gesichert. Damit sollen die Impfungen der Erwachsenen aufgefrischt und auch bis zu 80 Millionen EU-Kinder geimpft werden. Dafür sind rund 700 Millionen Dosen nötig und für auftretende Mutationen werden nochmals 640 Millionen Dosen benötigt ( für 70 % der EU-Bevölkerung).
Die Kosten je Dosis sollen bei ca. 19,50 Euro liegen bzw. der Vertrag hat insgesamt ein Volumen von bis zu 35 Milliarden Euro. Gegenüber bisherigen Lieferungen hat sich der Preis erhöht, da es nun auch strengere Liefervereinbarungen, neue Haftungsregeln und Vereinbarungen zur Anpassung des Impfstoffes an neue Virusvarianten gebe. Zudem zahlt die EU kein Geld mehr zur Produktionsförderung.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von Quork im Beitrag #5088Die Patentfrage ist auch nur ein Teil des Problems. So großartig auch ich das an sich finde, dass wir jetzt bei 30% Erstgeimpften in Deutschland sind, so unsolidarisch und rücksichtslos finde ich das verhalten vieler reicher Industriestaaten, die sich erst einmal einen Löwenanteil der Impfstoffmengen weltweit gesichert haben, während in vielen anderen Ländern nicht einmal das Gesundheitspersonal geimpft ist, von Risikogruppen ganz zu schweigen.
Ja, für solche Risikogruppen gilt das, wobei ich glaube, dass inzwischen fast jedes Land der Welt für diesen Personenkreis schon Impfstoff (spendiert) bekommen hat. Andererseits wäre es aber auch nicht zu vermitteln, wenn diejenigen Staaten, welche die gesamte Entwicklung und Produktion eines Impfstoffes stemmen dann nicht auch ihre Bevölkerung zuerst impfen. Der direkte wirtschaftliche und soziale Schaden eines weitgehenden Shutdowns ist in Industriestaaten ja nun einmal auch viel höher als in armen, agrarisch geprägten Regionen, deren Situation noch dazu über Export- und Tourismuseinnahmen sowie den Rücküberweisungen von Arbeitsmigranten in vielen Fällen mehr von einer Normalisierung der Situation in den reichen Ländern als von der Aufhebung von Maßnahmen der eigenen Regierung abhängt. Im Fall Malis glaube ich beispielsweise, dass der Ausfall der Flugverbindungen (v.a. nach Frankreich) größere wirtschaftliche Auswirkungen hat als eine nächtliche Ausgangssperre in Bamako. Dazu kommt, dass in den ärmsten Regionen der Welt Corona aufgrund der Bevölkerungsstruktur auch bei weitem weniger Opfer fordert als in überalterten Industriestaaten.
Wenn ich es mal etwas überspitzt formuliere, werden 2-3 Jahre nach Ausbruch einer Pandemie global ein Großteil der Menschen dsgegen geimpft sein, ohne dass den ärmeren Staaten ein nennenswerter eigener Beitrag hierfür abverlangt wurde (das ist auch richtig so). Die Welt ist diesbezüglich solidarischer, als wir wahrhaben wollen, viele Programme zur Beschaffung von Impfdosen für arme Länder laufen ja auch längst.
Ich fände das ehrlich gesagt schon zu vermitteln, aber da gehe ich vielleicht zu sehr von mir selbst aus.
Was den Schaden angeht, bin ich da ehrlich gesagt unsicher, was ich davon halte: In vielen Ländern gehen im Zusammenhang mit Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der Bewegungsfreiheit sehr weitreichende Folgen einher, die mit denen in reichen Industrienationen nicht zu vergleichen sind. Ich denke da an steigende Zahlen mangelernährter Kinder, fallende Zahlen in der Bereitstellung anderer Standardimpfungen, grundsätzlich stark eingeschränkte medizinische Hilfe, wo sie dringend gebraucht würde. Ob die Menschen in den betroffenen Ländern das ähnlich bewerten würden, dass wieder aufgenommene Flüge mehr bringen als Impfungen vor Ort, weiß ich deshalb nicht.
Hey @zickzack : Es war nun im Nachhinein gut, daß Du Dich gestern NICHT ins Auto gesetzt hast. Wie zu erwarten war, ist die ganze Sache mit der Impfung auf dem Messegelände ziemlich chaotisch gewesen. Bereits 7 (!!!) Minuten nach der offiziellen Öffnung um 8:00 Uhr wurden wieder alle Neuankömmlinge nach Hause geschickt, da die ca. 1600 Termine vergeben waren, bzw. die maximale Anzahl an Personen schon abgezählt war. Das hat man so aber nur mitbekommen, wenn man sich über Twitter informiert hat oder Freunde eine SMS geschickt haben. Da war wohl ein ziemlicher Kommunikation-Fail, denn es irrten wohl noch bis zum Mittag tausende Menschen um das Gelände, die davon nichts mitbekommen haben.
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Ich gehe davon aus, dass du dann auch nicht geimpft bist?
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Stabile Lage, aber leider noch immer auf recht hohem Niveau. Was mich bedenklich stimmt: Teilweise wird schon wieder so getan, als ob die Pandemie praktisch vorbei sei. Ich hoffe, dass sich das nicht dahingehend auswirkt, dass die Leute wieder unvorsichtiger werden.
Ehrlich gesagt, muss ich bei mir selbst das Gefühl unterdrücken, dass die Pandemie gerade am Abklingen sei. Trotz erfreulich sinkender Zahlen ist das noch nicht die Zeit, um alle Vorsicht zu vergessen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.